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„Prokon ist nur die Spitze des Eisberges“ – Ulrike Brendel, Verbraucherzentrale Bremen
Die Verbraucherzentrale Bremen betreibt Anlegerschutz. Dabei beschäftigen sich die Verbraucherschützer unter anderem mit nachhaltigen Geldanlagen. Aktuell erschien eine Studie der Verbraucherzentrale über die Nachhaltigkeitskriterien „grüner“ Investmentfonds (ECOreporter.de berichtete über die Studie und eine Reaktion des Forums Nachhaltige Geldanlage). Im Interview spricht Ulrike Brendel, über Chancen und Risiken nachhaltiger Investments, die Bestrebungen der Bundesregierung den Anlegerschutz zu verbessern und darüber wie die Pleite von Prokon den nachhaltigen Finanzmarkt verändert hat.
Die Verbraucherzentrale Bremen ist Aussteller der Messe Grünes Geld in Hamburg. Ulrike Brendel nimmt dabei an der Podiumsdiskussion „Grün oder grün gewaschen? Sicher oder riskant? Wie Sie nachhaltige Geldanlagen beurteilen können“ teil. Die Messe samt dieser Podiumsdiskussion und einem umfangreichen Vortragsprogramm rund um nachhaltige Investments ist komplett kostenlos. Neueinsteiger können sich ebenso wie Finanzprofis ein Bild von aktuellen Trends, Entwicklungen und Angeboten am nachhaltigen Finanzmarkt machen. Damit Eltern und Großeltern sich entspannt informieren können, bietet die Messe zudem ein ebenfalls kostenloses Kinderprogramm an (mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier).
ECOreporter.de: Ein Schwerpunkt der Verbraucherzentrale Bremen liegt auf ethisch und ökologisch einwandfreien Geldanlagen. Wie arbeitet ihr Team zu diesem Thema?
Ulrike Brendel: Unser Ziel ist es, Verbrauchern Orientierungs- und Entscheidungshilfen für den sehr unübersichtlichen Markt der ethischen und ökologischen Geldanalagen zu geben. Da es in diesem Bereich – im Gegensatz zu der ökologischen Lebensmittelbranche – keine gesetzlichen Mindeststandards gibt, kann jeder seine Finanzprodukte als „nachhaltig“, „grün“ oder eben als „ethisch-ökologische“ bewerben. Was aber wirklich dahinter steckt, ist für private Anleger häufig nur schwer erkennbar. Neben der Veröffentlichung von Marktübersichten und Informationsmaterialien bieten die Verbraucherzentralen daher eine unabhängige und individuelle Geldanlageberatung zu diesem Thema an.
ECOreporter.de: Gab es eine Initialzündung, die dazu führte, dass Sie sich dem Thema Nachhaltige Geldanlage zugewandt haben?
Brendel: Das Themengebiet Geldanlage ist generell ein Schwerpunkt der Verbraucherzentrale Bremen, und immer mehr Anleger interessieren sich dabei auch für die ethischen und ökologischen Auswirkungen ihrer Geldanlage. Im Rahmen von Projekten der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums ist es uns in den letzten Jahren ermöglicht worden, zu dem Thema intensiv zu arbeiten und zu beraten. So koordiniert die Verbraucherzentrale Bremen seit 2012 das bundesweite Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“. Andererseits liegt den Verbraucherzentralen auch das Thema privater Klimaschutz am Herzen. Wir bieten beispielsweise Verbrauchern Energiechecks in ihren Häusern und Wohnungen an und informieren zu klimafreundlicher Ernährung und Mobilität. Es war also ein logischer Schritt, auch das Thema nachhaltige Geldanlage aufzugreifen.
ECOreporter.de: Wie haben die Pleiten die von Prokon den Markt für nachhaltige Geldanlagen und Ihr Engagement verändert?
Brendel: Durch die Medienöffentlichkeit rund um die drohende Prokon-Insolvenz haben unsere Warnungen vor riskanten Umweltinvestments mehr Gehör als zuvor gefunden. Die Verbraucherzentralen halten Finanzprodukte wie beispielsweise die Genussrechte von Prokon, aber auch geschlossene Fonds und Direktinvestments aufgrund der Komplexität und des Risikos eines Totalverlustes generell für private Kleinanleger nicht geeignet. Und das nicht erst seit Prokon. So haben die Verbraucherzentralen und das Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“ schon vorher vor solchen Produkten gewarnt. Prokon ist nur die Spitze des Eisberges. In unsere Beratungen zu gescheiterten Geldanlagen kommen nicht nur Prokon-Anleger. Im Moment haben viele Probleme mit ganz unterschiedlichen Anbietern von Umweltinvestments.
ECOreporter.de: Die Regierung plant, den Anlegerschutz mit einem neuen Gesetz zu verbessern. Unter anderem soll Werbung für Geldanlagen stark eingeschränkt werden. Was ist von diesen Plänen zu halten?
Brendel: Bessere Gesetze sind unbedingt in diesem Bereich notwendig. Die Werbung für riskante Investments wie Genussrechte, geschlossene Fonds etc. einzuschränken, ist sicherlich einer der vielen notwendigen Schritte in Richtung Anlegerschutz. Gerade im Bereich der Umweltinvestments werden private Kleinanleger nicht nur durch hohe Zinsversprechen gelockt, sondern auch noch mit dem Versprechen, mit der Geldanlage könnten sie etwas Gutes tun. Da lenken Bilder von schönen Wäldern oder der Klimaschutzgedanke schnell von den eigentlichen Produkteigenschaften wie hohes Risiko und lange Laufzeit ab. Die klare Sicht wird so nicht nur durch die Rendite-Brille, sondern auch noch durch eine „grüne“ Brille erheblich getrübt.
ECOreporter.de: Ein Teil der Energiewende in Deutschland wird mit Anlegergeld finanziert. Sind große Wind- und Solarparks für Kleinanleger geeignet, oder sind solche Geldanlagen zu riskant und sollten institutionellen Großinvestoren vorbehalten sein?
Brendel: Direkte Beteiligungen an Wind- und Solarparks sind für Kleinanleger generell nicht geeignet. Wir wenden uns aber gegen die Argumentation, das Gesparte der Bürger sei für die Energiewende notwendig und müsse daher in riskante Umweltinvestments fließen. Hier werden zwei Themen gegeneinander ausgespielt. Keine Frage, wir brauchen die Energiewende und die muss finanziert werden. Doch kann es nicht sein, dass Anleger dafür ihre Altersvorsorge oder ihre finanzielle Absicherung aufs Spiel setzen. Sollten sich private Kleinanleger in großem Stil an dem Ausbau der Erneuerbaren Energie beteiligen, muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, die das ohne zu hohes Risiko für die Anleger zulässt. Übrigens, auch schon jetzt gibt es wesentlich weniger riskante Geldanlagen in diesem Bereich wie beispielsweise klimafreundliche Sparanlagen oder ethisch-ökologische Investmentfonds.
ECOreporter.de: Aktien gelten als schwankungsanfällig und deshalb riskant. Wie sollten sich nachhaltig orientierte Kleinanleger dem Aktienmarkt nähern, direkt, über Investmentfonds oder lieber gar nicht?
Brendel: Aufgrund der Wertschwankungen, aber auch wegen des Einzelwertrisikos sind Aktien riskant und nicht für jeden Anleger geeignet. Ob Investmentfonds oder gar Einzelaktien für die Vermögensbildung eines Anlegers sinnvoll sind, hängt unter anderem von der Risikotragfähigkeit eines Anlegers und einer Vielzahl weiterer Faktoren ab. Dies ist bei ethisch-ökologischen Aktienfonds nicht anders als bei konventionellen. Wenn sich Anleger für einen breit gestreuten Investmentfonds entscheiden, ist das eine weniger riskante Alternative im Vergleich zu Aktien. Aber auch Investmentfonds unterliegen Wertschwankungen. Kleinanleger sollten daher generell nie mehr Risiken eingehen, als sie tragen können und auch nur Produkte kaufen, die sie verstehen.
ECOreporter.de: Anleger, die besonders naturnah investieren möchten, denken nicht selten über Holz- und Waldinvestments nach. Was bewerten Sie diese Anlageklasse?
Brendel: Es gibt in dem Bereich zudem kein Angebot, das nicht ein erhebliches Verlustrisiko beinhaltet. Waldinvestments sind in der Regel lang laufende und spekulative Investitionen. Wie sich bis zum Ablauf des Investments die Holz- und Grundstückspreise entwickeln, ist schwierig vorherzusehen. Außerdem: Viele Investitionsobjekte liegen in außereuropäischen Ländern, so dass Auslands- und Währungsrisiken hinzukommen.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Hamburg präsentieren und was erwarten Sie von der Veranstaltung?
Brendel: An unserem Stand gibt es Informationen und Tipps zu allen Formen der klimafreundlichen und ethisch-ökologischen Geldanlagen. So haben wir Marktübersichten zu klimafreundlichen Sparanlagen, zu nachhaltigen Banken und zu ethisch-ökologischen Investmentfonds veröffentlicht. Natürlich erfahren Interessierte auch, was sie bei unserem persönlichen Beratungsangebot in den Verbraucherzentralen rund um die ethisch-ökologische Geldanlage erwartet. Durch die Podiumsdiskussion und die Anwesenheit von Verbraucherschützern auf der Messe Grünes Geld bekommen Anleger auch unabhängige Informationen rund um das Thema nachhaltige Geldanlage.
ECOreporter.de: Vielen Dank für das Gespräch Frau Brendel.
Die Verbraucherzentrale Bremen ist Aussteller der Messe Grünes Geld in Hamburg. Ulrike Brendel nimmt dabei an der Podiumsdiskussion „Grün oder grün gewaschen? Sicher oder riskant? Wie Sie nachhaltige Geldanlagen beurteilen können“ teil. Die Messe samt dieser Podiumsdiskussion und einem umfangreichen Vortragsprogramm rund um nachhaltige Investments ist komplett kostenlos. Neueinsteiger können sich ebenso wie Finanzprofis ein Bild von aktuellen Trends, Entwicklungen und Angeboten am nachhaltigen Finanzmarkt machen. Damit Eltern und Großeltern sich entspannt informieren können, bietet die Messe zudem ein ebenfalls kostenloses Kinderprogramm an (mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier).
ECOreporter.de: Ein Schwerpunkt der Verbraucherzentrale Bremen liegt auf ethisch und ökologisch einwandfreien Geldanlagen. Wie arbeitet ihr Team zu diesem Thema?
Ulrike Brendel: Unser Ziel ist es, Verbrauchern Orientierungs- und Entscheidungshilfen für den sehr unübersichtlichen Markt der ethischen und ökologischen Geldanalagen zu geben. Da es in diesem Bereich – im Gegensatz zu der ökologischen Lebensmittelbranche – keine gesetzlichen Mindeststandards gibt, kann jeder seine Finanzprodukte als „nachhaltig“, „grün“ oder eben als „ethisch-ökologische“ bewerben. Was aber wirklich dahinter steckt, ist für private Anleger häufig nur schwer erkennbar. Neben der Veröffentlichung von Marktübersichten und Informationsmaterialien bieten die Verbraucherzentralen daher eine unabhängige und individuelle Geldanlageberatung zu diesem Thema an.
ECOreporter.de: Gab es eine Initialzündung, die dazu führte, dass Sie sich dem Thema Nachhaltige Geldanlage zugewandt haben?
Brendel: Das Themengebiet Geldanlage ist generell ein Schwerpunkt der Verbraucherzentrale Bremen, und immer mehr Anleger interessieren sich dabei auch für die ethischen und ökologischen Auswirkungen ihrer Geldanlage. Im Rahmen von Projekten der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums ist es uns in den letzten Jahren ermöglicht worden, zu dem Thema intensiv zu arbeiten und zu beraten. So koordiniert die Verbraucherzentrale Bremen seit 2012 das bundesweite Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“. Andererseits liegt den Verbraucherzentralen auch das Thema privater Klimaschutz am Herzen. Wir bieten beispielsweise Verbrauchern Energiechecks in ihren Häusern und Wohnungen an und informieren zu klimafreundlicher Ernährung und Mobilität. Es war also ein logischer Schritt, auch das Thema nachhaltige Geldanlage aufzugreifen.
ECOreporter.de: Wie haben die Pleiten die von Prokon den Markt für nachhaltige Geldanlagen und Ihr Engagement verändert?
Brendel: Durch die Medienöffentlichkeit rund um die drohende Prokon-Insolvenz haben unsere Warnungen vor riskanten Umweltinvestments mehr Gehör als zuvor gefunden. Die Verbraucherzentralen halten Finanzprodukte wie beispielsweise die Genussrechte von Prokon, aber auch geschlossene Fonds und Direktinvestments aufgrund der Komplexität und des Risikos eines Totalverlustes generell für private Kleinanleger nicht geeignet. Und das nicht erst seit Prokon. So haben die Verbraucherzentralen und das Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“ schon vorher vor solchen Produkten gewarnt. Prokon ist nur die Spitze des Eisberges. In unsere Beratungen zu gescheiterten Geldanlagen kommen nicht nur Prokon-Anleger. Im Moment haben viele Probleme mit ganz unterschiedlichen Anbietern von Umweltinvestments.
ECOreporter.de: Die Regierung plant, den Anlegerschutz mit einem neuen Gesetz zu verbessern. Unter anderem soll Werbung für Geldanlagen stark eingeschränkt werden. Was ist von diesen Plänen zu halten?
Brendel: Bessere Gesetze sind unbedingt in diesem Bereich notwendig. Die Werbung für riskante Investments wie Genussrechte, geschlossene Fonds etc. einzuschränken, ist sicherlich einer der vielen notwendigen Schritte in Richtung Anlegerschutz. Gerade im Bereich der Umweltinvestments werden private Kleinanleger nicht nur durch hohe Zinsversprechen gelockt, sondern auch noch mit dem Versprechen, mit der Geldanlage könnten sie etwas Gutes tun. Da lenken Bilder von schönen Wäldern oder der Klimaschutzgedanke schnell von den eigentlichen Produkteigenschaften wie hohes Risiko und lange Laufzeit ab. Die klare Sicht wird so nicht nur durch die Rendite-Brille, sondern auch noch durch eine „grüne“ Brille erheblich getrübt.
ECOreporter.de: Ein Teil der Energiewende in Deutschland wird mit Anlegergeld finanziert. Sind große Wind- und Solarparks für Kleinanleger geeignet, oder sind solche Geldanlagen zu riskant und sollten institutionellen Großinvestoren vorbehalten sein?
Brendel: Direkte Beteiligungen an Wind- und Solarparks sind für Kleinanleger generell nicht geeignet. Wir wenden uns aber gegen die Argumentation, das Gesparte der Bürger sei für die Energiewende notwendig und müsse daher in riskante Umweltinvestments fließen. Hier werden zwei Themen gegeneinander ausgespielt. Keine Frage, wir brauchen die Energiewende und die muss finanziert werden. Doch kann es nicht sein, dass Anleger dafür ihre Altersvorsorge oder ihre finanzielle Absicherung aufs Spiel setzen. Sollten sich private Kleinanleger in großem Stil an dem Ausbau der Erneuerbaren Energie beteiligen, muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, die das ohne zu hohes Risiko für die Anleger zulässt. Übrigens, auch schon jetzt gibt es wesentlich weniger riskante Geldanlagen in diesem Bereich wie beispielsweise klimafreundliche Sparanlagen oder ethisch-ökologische Investmentfonds.
ECOreporter.de: Aktien gelten als schwankungsanfällig und deshalb riskant. Wie sollten sich nachhaltig orientierte Kleinanleger dem Aktienmarkt nähern, direkt, über Investmentfonds oder lieber gar nicht?
Brendel: Aufgrund der Wertschwankungen, aber auch wegen des Einzelwertrisikos sind Aktien riskant und nicht für jeden Anleger geeignet. Ob Investmentfonds oder gar Einzelaktien für die Vermögensbildung eines Anlegers sinnvoll sind, hängt unter anderem von der Risikotragfähigkeit eines Anlegers und einer Vielzahl weiterer Faktoren ab. Dies ist bei ethisch-ökologischen Aktienfonds nicht anders als bei konventionellen. Wenn sich Anleger für einen breit gestreuten Investmentfonds entscheiden, ist das eine weniger riskante Alternative im Vergleich zu Aktien. Aber auch Investmentfonds unterliegen Wertschwankungen. Kleinanleger sollten daher generell nie mehr Risiken eingehen, als sie tragen können und auch nur Produkte kaufen, die sie verstehen.
ECOreporter.de: Anleger, die besonders naturnah investieren möchten, denken nicht selten über Holz- und Waldinvestments nach. Was bewerten Sie diese Anlageklasse?
Brendel: Es gibt in dem Bereich zudem kein Angebot, das nicht ein erhebliches Verlustrisiko beinhaltet. Waldinvestments sind in der Regel lang laufende und spekulative Investitionen. Wie sich bis zum Ablauf des Investments die Holz- und Grundstückspreise entwickeln, ist schwierig vorherzusehen. Außerdem: Viele Investitionsobjekte liegen in außereuropäischen Ländern, so dass Auslands- und Währungsrisiken hinzukommen.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Hamburg präsentieren und was erwarten Sie von der Veranstaltung?
Brendel: An unserem Stand gibt es Informationen und Tipps zu allen Formen der klimafreundlichen und ethisch-ökologischen Geldanlagen. So haben wir Marktübersichten zu klimafreundlichen Sparanlagen, zu nachhaltigen Banken und zu ethisch-ökologischen Investmentfonds veröffentlicht. Natürlich erfahren Interessierte auch, was sie bei unserem persönlichen Beratungsangebot in den Verbraucherzentralen rund um die ethisch-ökologische Geldanlage erwartet. Durch die Podiumsdiskussion und die Anwesenheit von Verbraucherschützern auf der Messe Grünes Geld bekommen Anleger auch unabhängige Informationen rund um das Thema nachhaltige Geldanlage.
ECOreporter.de: Vielen Dank für das Gespräch Frau Brendel.