Fonds / ETF

Preisgünstige Angebote mit Makel: ETFs mit Fokus auf Erneuerbare Energien

Der weltweite Boom der Branche der erneuerbaren Energien ist ungebrochen. Anleger können über Investmentfonds auf Aktien aus dem Sektor setzen. Auch ETFs (Exchange Traded Funds) mit Fokus auf alternative Energien sind auf dem Markt. In unserer Artikelserie über nachhaltige ETFs stellen wir in zwei Teilen Erneuerbare Energie-ETFs vor. Per Mausklick gelangen Sie zu unseren Beiträgen über Opens external link in new windowbreit streuende nachhaltige ETFs, über Opens external link in new windowWasser-ETFs, über Opens external link in new windowSolar-ETFS und über Opens external link in new windowKlima-ETFs.

Gute Wachstumsaussichten für den Sektor

Trotz einer globalen Wirtschaftskrise ist der Ausbau der erneuerbaren Energien 2009 weiter vorangeschritten. Weltweit stiegen zum Beispiel die Windkraftkapazitäten um 31 Prozent, im Bereich der Photovoltaik betrug das Plus 13 Prozent. Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Experten der Bank Sarasin prognostizieren, dass die Photovoltaik in 2010 weltweit trotz drastischer Absenkungen der Einspeisevergütungen in Deutschland und Spanien ein starkes Wachstum von rund 50 Prozent zeigen wird. Das würde einer neu installierten Menge von 10,6 GW entsprechen. Für die Windkraft sagt die Bank bis 2015 ein durchschnittliches Jahreswachstums um 13 Prozent voraus. Somit werde 2015 eine Leistung von 76 GW neu installiert und die weltweit in Betrieb genommene Windstromkapazität über 500 GW erreichen. „Der Sektor entwickelte sich vom Nischen- zum Massenmarkt“, stellt dazu Matthias Fawer von der Bank Sarasin Sustainable Investment fest. Zum einen stünden mittlerweile ausgereifte Technologien zur Verfügung, zum anderen erleichterten die mittlerweile angesammelte Erfahrung und der günstige Kostenaufwand die Umsetzung von Wind- und Solarprojekten.

Neben Aktienfonds mit dem Schwerpunkt auf alternative Energien gibt es auch ETFs, die diese Branche weltweit abdecken. Der Vorteil dieser Produkte liegt in den vergleichsweise niedrigen Kosten für den Anleger. Ein ETF bildet für gewöhnlich einfach einen bestimmten Index ab. Folglich fallen keine Verwaltungsgebühren für ein aktives Fondsmanagement an. Auch sind die Kosten, die beim Erwerb eines ETFs über die Börse anfallen - etwa für die Orderprovision oder die Maklercourtage - im Vergleich zu den Ausgabeaufschlägen klassischer Investmentfonds äußerst gering. Zudem werden ETFs hauptsächlich über das Handelssystem Xetra gehandelt, wo die Courtage entfällt. Vor allem auf lange Sicht bringen diese Kosteneinsparungen Anlegern deutliche Renditevorteile.

ETFX DAXglobal Alternative Energy (ISIN: DE000A0Q8M94)

Beim ETFS DAXglobal® Alternative Energy Fund beträgt die jährliche Managementgebühr 0,65 Prozent. Der ETF der in London ansässigen ETFS Fund Company Plc bildet die Wertentwicklung des DAXglobal® Alternative Energy Index der Deutschen Börse AG nach. Der DAXglobal® Alternative Energy Index bildet die Performance der fünfzehn weltweit größten Unternehmen im Bereich alternative Energien ab. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen muss über einer Million Dollar liegen, was viele prominete Unternehmen aus dem Bereich der alternativen Energien ausschließt. Aus den fünf Energie-Teilsegmenten Wind, Solarenergie, Erdgas, Ethanol sowie dem zusammengefassten Bereich Geothermie, Wasserkraft und Batterien werden jeweils drei Unternehmen für den Index ausgewählt. Alle fünf Segmente werden gleich stark gewichtet. Innerhalb dieser Teilsegmente werden Unternehmen auf der Grundlage ihrer Marktkapitalisierung sowie ihres durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens ausgewählt. Bei der Titelselektion kommen Nachhaltigkeitskriterien nicht zur Geltung.


Insgesamt kann die Auswahl und Gewichtung der Positionen aus Nachhaltigkeitssicht nicht überzeugen. Zum einen ist es mehr als fragwürdig, Unternehmen aus dem Erdgassektor der Branche der erneuerbaren Energien zuzuschlagen. Das Verbrennen von Erdgas ist zwar klimaschonender als das Verbrennen von Kohle, aber es ist definitiv nicht regenerativ. Auf Akteure aus der Gas- und der Ölbranche entfallen fast 20 Prozent des Fondsvolumens. Ein weiteres Manko: Die Aktie des US-Großkonzerns Archer Daniels Midland (ADM) stellt die größte Position des ETFs dar. Der Agrarmulti betreibt die Produktion von Biotreibstoffen jedoch nur als Nebengeschäft, zudem ist deren Nachhaltigkeit umstritten. Ferner steht das Unternehmen unter anderem wegen seiner Palmöl-Aktivitäten in der Kritik von Umweltschützern. Die nächstgrößte Position des ETFS DAXglobal® Alternative Energy Fund ist die japanische Hokuriku, also in erster Linie ein ganz herkömmlicher Energiekonzern. Überhaupt stellen Energiekonzerne das Schwergewicht im Portfolio dieses Fonds dar, reine Erneuerbare Energie-Unternehmen wie Vestas und First Solar sind zwar enthalten, spielen aber eher eine Nebenrolle.

Mit einem Kurs von 12,5 Euro notiert der ETFS DAXglobal® Alternative Energy Fund heute unter dem Startkurs bei der Auflage Ende 2008. 2009 zeigte er noch starke Wertschwankungen von unter 11 bis über 14 Euro. Seit einem Jahr pendelt er um die Marke von 13 Euro, auf Sicht von zwölf Monaten beträgt der Wertverlust rund drei Prozent.

Lyxor ETF New Energy (ISIN: FR0010524777)

Der Lyxor ETF New Energy bezieht sich auf den World-Alternative-Energy-Index (WAEX) der französischen Société Générale. Dieser enthält die 20 größten Firmen der Welt vertreten, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind. Verantwortlich für die Indexzusammensetzung ist die auf nachhaltige Entwicklung spezialisierte SAM Group, die bei der Titelauswahl nach dem Prinzip des best-in-class vorgeht. Für jeden Sektor werden dabei die Nachhaltigkeitsbesten ausgewählt. Eine Voraussetzung für die Aufnahme in den Index ist zudem, dass die Unternehmen auf Basis ihrer Marktkapitalisierung zu den größten ihrer Branche gehören. Kein Unternehmen darf mehr als zehn Prozent des jeweiligen Index ausmachen.

Bei diesem ETF bilden folglich Wertpapiere von Unternehmen mit eindeutigem Fokus auf alternative Energien den Anlageschwerpunkt. Zu den größten Positionen zählen zum Beispiel die Windturbinenbauer Gamesa und Vestas und die Solarkonzerne Renewable Energy Corporation (REC) und SolarWorld. Die Energiekonzerne unter den Top 10. der österreichische Verbund und die spanische Iberdrola, sind überaus stark im Bereich der regenerativen Energieerzeugung engagiert.

Für den im Oktober 2007 von der französischen Lyxor Asset Management aufgelegte Lyxor ETF New Energy wird eine jährliche Managementgebühr von 0,6 Prozent erhoben. Auf Jahressicht hat der Fonds zwölf Prozent an Wert verloren. Seit dem Start verbilligte er sich von 45 auf 18,3 Euro.

EasyETF BNP Paribas Global Renewable Energy (ISIN: FR0010748343)

An der Euronext in Paris wird der von der französischen Großbank BNP Paribas aufgelegte EasyETF BNP Paribas Global Renewable Energy gehandelt. Er gehört zu einer ganzen Gruppe von nachhaltigen Indices, die das Unternehmen in den letzten Jahren auf den Markt geworfen hat. Guillaume Dolisi leitet mit BNP Paribas EasyETF das ETF-Geschäft der Bank. Er verweist auf die großen Wachstumsaussichten des Grünstromsektors in Europa: “Die EU-Staaten haben das Ziel ausgegeben, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieversorgung bis 2020 auf 20 Prozent zusteigern.”

Doch der Index, den der EasyETF BNP Paribas Global Renewable Energy spiegelt, enthält nicht nur Aktien von Unternehmen, die in Europa Geschäfte machen. Zu den größten Positionen zählen etwa der US-amerikanische Windkraftausrüster, der vor allem chinesische Kunden beliefert, und die brasilianische Ethanolproduzentin Cosan. Eine Auswahl auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien erfolgt nicht. Entscheidend ist die Zugehörigkeit zu einem alternativen Energie-Sektor und eine ausreichende Liquidität der Aktie. Der deutsche Hersteller von Wechserichtern für Solaranlagen, SMA Solar Technology, ist die größte Position dieses ETFs. Ebenfalls stark gewichtet sind etwa der chinesische Solarkonzern Yingli Green Energy und die amerikanische First Solar, der weltweit führende Anbieter von Dünnschicht-Solarmodulen. Auf Aktien von Energiekonzernen wie die spanische Acciona entfällt nur knapp ein Viertel der Anteile.

Die jährliche Managementgebühr für den EasyETF BNP Paribas Global Renewable Energy beträgt 0,6 Prozent. Der Fonds ist erst im Mai 2009 gestartet. Auf Jahressicht hat er 18 Prozent auf 25 Euro an Wert verloren.

Market Vectors Global Alternative Energy ETF (ISIN: US57060U4076)

Der Market Vectors Global Alternative Energy ETF bildet den Ardour Global IndexSM (Extra Liquid) nach. Dieser Index enthält Unternehmen aus aller Welt, deren Schwerpunkt auf den Bereichen Wasser und alternativen Energien liegt. In dem ETF sind Firmen vertreten. Deren Nachhaltigkeit wird nicht überprüft. Zu den Top-Positionen unter den insgesamt 30 Aktien im Index zählen etwa Vestas und First Solar, die japanische Wasserspezialistin Kurita und die Solarwaferproduzentin MEMC Electronic Materials aus den USA.

Der Vermögensverwalter Van Eck Global hat den Market Vectors Solar Energy ETF Market Vectors Global Alternative Energy ETF im März 2007 unter dem Kürzel GEX an die New Yorker Stock Exchange gebracht. Das Unternehmen ist selbst in New York ansässig und hat etliche weitere ETFs lanciert. Dazu zählen Produkte mit Ausrichtung auf alternative Energien ebenso wie Produkte auf nicht nachhaltige Branchen wie die Atomenergie. Die jährliche Managementgebühr liegt auch bei diesem ETF bei 0,6 Prozent. Seit dem Start hat der Fonds über 22 Prozent an Wert verloren, in den letzten zwölf Monaten allein 17 Prozent.

Schwache Wertentwicklung trotz großem Wachstumspotential

Die starken Wachstumsaussichten der Erneuerbaren Energien stehen in auffälligem Gegensatz zu der schwachen Wertentwicklung dieser vier ETFs. Wie ist das zu erklären? Sarasin-Experte verweist für den Bereich Photovoltaik auf die lange Diskussion über die deutsche Solarförderung und Spekulationen über eine mögliche rückwirkende Kürzung der Photovoltaiktarife in Spanien. Derartige Diskussionen seien Gift und hätten die Unsicherheit über die weitere politische Unterstützung des Sektors geschürt.

„Eine weitere Erklärung dafür könnte sein, dass die Zeit der riesigen Margen vorbei ist“, meint der Analyst. Das Volumen des regenerativ erzeugten Stroms werde weiter stark wachsen, sich aber nicht entsprechend in den Margen der Unternehmen niederschlagen. Es sei „nur“ noch mit Margen von 8 bis 12 Prozent zu rechnen, wie sie in traditionellen Industriebranchen wie dem Anlagen- und Maschinenbau erzielt werden. Die besten Aussichten sieht er für Unternehmen mit einer tiefen Kostenstruktur und einer internationalen Positionierung, die dadurch mögliche hohe Rentabilität sei überlebenswichtig.

Um die Aktien solch viel versprechender Unternehmen zu ermitteln, ist bei einem Fonds jedoch ein aktives Fondsmanagement erforderlich. Das spricht gegen die lediglich einen Index abbildenden ETFs und für aktiv gemanagte Investmentfonds mit Fokus auf den Bereich der regenerativen Energien. Diese werden wir in einem weiteren Beitrag unserer Reihe den ETFs gegenüber stellen. Der Artikel erscheint in der kommenden Woche und wird weitere ETFs mit Fokus auf Unternehmen aus dem Sektor der alternativen Energien vorstellen.

Bildhinweis: ADM verwendet Getreide wie Mais als Rohstoff für die Produktion von Biotreibstoff. / Quelle: Raiffeisen; Referenzanlage von SolarWorld. / Quelle: Unternehmen
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