Erneuerbare Energie

Preisbarometer: Solarmodule in Europa wieder billiger

Die Preise für Solarmodule sind im Juni weitgehend stabil geblieben. Lediglich in Deutschland beziehungsweise Europa gingen die Preise im Juni 2015 im Vergleich zum Vormonat um 1,7 Prozent zurück. Dort kosten sie derzeit 0,59 Euro pro Watt peak. Am teuersten sind Solarmodule weiterhin in Japan mit 0,65 Euro pro Watt peak. Es folgt Europa vor China mit 0,56 Euro pro Watt peak. Schlusslicht bleiben Südostasien und Taiwan mit 0,49 Euro pro Watt peak. Das  meldet die Handelsplattform pvXchange in ihrem aktuellen Preisbarometer.

In seinem monatlichen Kommentar bezieht Martin Schachinger von pvXchange Stellung zum Photovoltaik-Handelskrieg zwischen China auf der anderen Seite und Europa sowie den USA auf der anderen Seite. Schachinger spricht sich gegen die geltenden Importbeschränkungen für chinesische Solartechnik nach Europa aus. Dabei verwendet er ein interessantes Bild: er vergleicht die aktuelle Auseinandersetzung zwischen den Handelsmächten mit dem Kampf Gut gegen Böse im Sience-Fiction-Epos Star Wars.   

In Kooperation mit dem Partner pvXchange berichtet ECOreporter.de monatlich über die Entwicklung der Preise auf dem Markt für Solarmodule. pvXchange stellt dafür ein „Preisbarometer“ zur Verfügung. Dieses soll einen schnellen Überblick auf die Trends im Solarmarkt ermöglichen.

Marktkommentar von pvXchange für Juni 2015

Das Imperium schlägt zurück – eine Gruppe europäischer Solarunternehmer möchte eine Verlängerung der Mindestimportpreisregelung nicht kampflos hinnehmen.

Schwarz und Weiß, Gut und Böse sind in der Realität – anders als in der Star-Wars-Saga – nicht immer klar gegeneinander abgrenzbar. Dies zeigt sich in der aktuellen Auseinandersetzung um Anti-Dumping-Zölle und in den ungewollten Effekten der daraus resultierenden Marktbeschränkungen in Europa.
Zunächst erschien den meisten Solarinteressierten die Initiative der Vereinigung EU Prosun rund um Frank Asbeck und seine Firma SolarWorld gegen vermeintliche Dumpingpreise aus China als durchaus begrüßens- und unterstützenswert. Durch die Instrumentalisierung der EU-Kommission sollte verhindert werden, dass der europäische Photovoltaikmarkt und damit die ansässigen Firmen von staatlich gestützten chinesischen Unternehmen überrollt werden. Ganz (Jedi-)ritterlich stellte man sich der dunklen Seite der Macht entgegen und erreichte, dass die imperialen Invasoren den Rückzug antreten oder sich den europäischen Preisen unterordnen mussten.

Weiteren Angriffen in Form von Umgehungsversuchen der asiatischen Konkurrenz wurde geschickt pariert. Die EU-Kommissare wurden laufend auf vermeintliche Missstände hingewiesen und in der Folge die Abwehrmaßnahmen immer weiter verstärkt, der Mindestpreis angehoben. Die Rebellen schienen das Photovoltaikuniversum vor der Übermacht des Imperiums erfolgreich bewahrt zu haben – Klappe, Abspann ...

Doch irgendetwas passt nicht bei diesem Ende der PV Trade Wars Story…
Ach ja, dummerweise ist der Markt und damit auch ein Großteil der europäischen Firmen – quer durch die gesamte Wertschöpfungskette – in dieser Auseinandersetzung auf der Strecke geblieben! Solarinstallationen bringen ein hohes Maß an regionaler Wertschöpfung, selbst wenn außereuropäische Module verwendet werden. Doch ohne bezahlbare Module keine Solarinstallationen, keine Wertschöpfung und keine Arbeit. Und da Europa nicht das Zentrum der Galaxie ist, hat die Solarraumschiffflotte längst wieder abgehoben und ist lukrativeren Regionen entgegen geflogen.

Haben wir also wirklich die richtige Seite unterstützt, als wir uns den Rebellen anschlossen? Niemand kann ernsthaft daran zweifeln, dass nicht auch Herr Asbeck vor allem im eigenen Interesse handelte, als er mit einer Handvoll gleichgesinnter Unternehmer Klage bei der EU-Kommission einreichte und die Untersuchungen und daraus resultierenden Schutzmaßnahmen ins Rollen brachte. Der Mindestimportpreis hat bis heute vor allem SolarWorld das Überleben gesichert und wird bei Fortbestehen dafür sorgen, dass das Bonner Unternehmen in Europa seinen Marktanteil deutlich ausbauen und eine Vormachtstellung einnehmen kann, als einer der wenigen noch existierenden Zell- und Modulhersteller hierzulande - der „Sonnenkönig“ festigt sein Reich.

Kann es denn gut sein für einen Markt, wenn Vielfalt stirbt, wenn Preise künstlich hochgehalten werden, obwohl sie ohne Schwierigkeiten 10 bis 15 Prozent niedriger sein könnten, was sich im Preisniveau der angrenzenden freien Märkten manifestiert? Wem nützt ein Preisniveau, bei dem größere Photovoltaikanlagen nicht mehr wirtschaftlich errichtet werden können, aufgebautes Projekt-Knowhow abwandert oder verloren geht? Seit Einführung der Mindestimportpreise ist der europäische Markt bereits signifikant geschrumpft, da zum Gegensteuern keine darauf abgestimmten Maßnahmen ergriffen wurden. Der deutsche Markt bewegt sich bereits seit geraumer Zeit unterhalb des von der Politik gewollten Ausbaukorridors. „Commander – unsere Hilfsaktion war nicht erfolgreich, der Planet wurde zerstört!“

Nun formiert sich mit SAFE also eine Solar Allianz Für Europa aus vorwiegend deutschen Unternehmen – nennen wir sie auch „Freunde des Imperiums“, um der drohenden Auslöschung des lokalen Photovoltaikmarktes die Stirn zu bieten und den Kampf gegen eine fortdauernde Marktbeschränkung aufzunehmen - Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Asiatischen Unternehmen soll wieder Raum geschaffen werden, sich auch in und mit Europa zu entwickeln, der Trend ansteigender Preise gestoppt und die sich abzeichnende Monopolstellung einer Firma namens „SolarWelt“ verhindert werden. Eine erste Pressekonferenz fand am Mittwoch, dem 15. Juli statt, bei der eine umfangreiche Argumentationskette gegen Mindestpreise und Strafzölle formuliert, Forderungen an die Politik vorgebracht wurden. Doch dies sei erst der Auftakt gewesen, heißt es, weitere Aktionen würden folgen – möge die Macht mit ihnen sein!



Hinweise zur Darstellung:

1. Es werden nur Netto-Preise für Photovoltaik-Module angezeigt.
2. Die Preise sind keine Endkundenpreise. Für eine durchschnittliche schlüsselfertige Solaranlage muss der Wert in Deutschland etwa mit dem Faktor 2 - 3 multipliziert werden.
3. Die Preise stellen die durchschnittlichen Angebotspreise auf dem europäischen Spotmarkt dar (verzollte Ware).

Erläuterung zur Grafik:

Die bunten Pfeile veranschaulichen die Entwicklung, der Bezug zum Vormonat oder zum Anfang des Jahr es verdeutlicht auftretende Schwankungen auf dem Markt. Das Barometer zeigt ausschließlich die Nettopreise pro Watt-Leistung für den gewerblichen Handel mit Photovoltaik-Modulen, Endkundenpreise werden nicht genannt. Als Faustregel gilt dennoch: Für eine durchschnittliche schlüsselfertige Solaranlage mit kristallinen Modulen muss der Wert in Deutschland etwa mit 1,8 multipliziert werden. Das Barometer zeigt immer den arithmetischen Mittelwert eines gesamten Monats für Module einer Technologie sowie der Herstellerregion an.

Die Angaben für Europa enthalten nach Angaben von pvXchange fast ausschließlich die Module von deutschen Firmen. Die wenigen spanischen, italienischen und skandinavischen Angebote seien statistisch nicht mehr relevant. Daher sei das Barometer zum 1. Januar 2011 entsprechend angepasst worden. Japan und China sind zwei weitere wichtige Herstellernationen. Sie werden getrennt aufgezählt, da die PV-Preise der beiden asiatischen Länder in der Regel in Europa sehr unterschiedlich sind. Wie pvXchange erläutert, werden die Daten nicht über Hochrechnungen oder Umfragen erhoben. Die Preise würden stattdessen hunderte von realen Angeboten widerspiegeln, die jeden Monat auf dem internationalen Spotmarkt für Photovoltaik-Module, pvXchange, veröffentlicht werden. Zur möglichst exakten Darstellung der Preisstruktur eines Monats würden nur die Offerten hinzugezogen, bei dem die Module in dem entsprechenden Monat ausgeliefert werden. Die Preise würden sich zudem nur auf gehandelte Modulkontingente zwischen 5 und max. 999 kWp beziehen, da größere Abnahme-Mengen die Preise für gebräuchliche Anlagen verfälschen.

Bis September 2013 erfasste der Preisbarometer auch ähnliche Dünnschicht-Solarmodule. Dabei waren ähnliche Technologien zusammengefasst dargestellt. Die Preiserhebung für Dünnschichtmodule wurde jedoch eingestellt. Mangels verfügbarer Produkte ist eine repräsentative Erhebung für pvXchange in diesem Bereich nicht mehr möglich. Um der Entwicklung am asiatischen Markt gerecht zu werden, hat pvXchange einen neuen Preispunkt mit dem Titel „Südostasien“ eingeführt. Dazu zählen unter anderem Thailand, Indonesien und - geografisch gesehen nicht ganz korrekt - Indien. Aus wirtschaftlicher Sicht macht die Umstellung laut pvXchange Sinn. Denn den für diese Gruppe angegebenen durchschnittlichen Marktpreis kann man pvXchange zufolge für chinesische Module ansetzen, die nicht in die EU eingeführt werden müssen – er bildet also den Weltmarktpreis für asiatische Ware allgemein ab. Die bisherige Preiskurve für chinesische Module wird repräsentativ für EU-Importe weitergeführt.
Die Daten werden mit freundlicher Unterstützung von pvXchange zur Verfügung gestellt. pvXchange wurde 2004 gegründet und ist eigenen Angaben zufolge der weltweit größte markenunabhängige Marktplatz für Solarmodule und Wechselrichter im Geschäftskundenbereich.

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