Wachhund

Pleiten, Pech und Kommunikationspannen - Warum ist die Bio-Aktie der BPRe nicht zu empfehlen?

Als ein „überragendes ethisches, ökologisches und wirtschaftliches Geschäftsmodell“ bezeichnet die seit kurzem börsennotierte BPRe Biopower Renewable Energies Inc. ihr Geschäft. Die 2003 gegründete US-amerikanische Aktiengesellschaft hat ihren Sitz im US-Bundesstaat Oregon. Die BPRe ist nach eigenen Angaben spezialisiert auf regenerative Energien, mit Fokus auf Biomasse. Sie will „ein effektives Netzwerk zwischen den Erzeugern von Energiepflanzen und Transportunternehmern sowie Logistikern und den Anbietern von Biomassekraftwerken, den Energiekunden und den Investoren“ schaffen und die gesamte Wertschöpfungskette der Energieerzeugung aus Biomasse abdecken. Der entstehende Verbund „bietet ein wesentlich größeres Potenzial, als es die Unternehmen einzeln erbringen könnten“, hofft das Unternehmen. Seine geschäftlichen Aktivitäten konzentriere es gegenwärtig auf Deutschland, da hier „die Technologieführerschaft in der Umwelttechnik“ sei. .Die deutsche Niederlassung befindet sich in Bad Nauheim. Seit Juni werden Aktien der BPRe im Freiverkehr der Frankfurter Börse gehandelt. ECOreporter.de war es zunächst nicht gelungen, Antworten auf Fragen zu dem Unternehmen zu bekommen, die wir ihm aus Anlass der Börsennotierung gesandt hatten. Auf der Homepage wird als Kontakt lediglich eine 01805er Telefonnummer angeboten. Nach mehreren Versuchen erreichten wir schließlich eine Ansprechpartnerin. Sie empfahl, eine Mail mit Fragen zu senden, die dann beantwortet werde. Erst nach mehrmaliger Nachfrage erhielten wir die Antworten der Direktoren Hans-Theodor Bedburdick (Präsident und CEO) und Friedrich Krämer (2. Direktor).

Wie ECOreporter.de erfuhr, verfügt die BPRe bislang noch über kein Biogas-Projekt, das Energie erzeugt. „Unsere bisherigen Aktivitäten dienten dem Zweck, ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell zu entwickeln“, hieß es von Seiten der BPRe. Parallel dazu habe man „bereits mit der Vermarktung von Kraftwerkspaketen begonnen“. Laut den Angaben der Vorstände war deren Projekt-Status Anfang Juli folgender: sechs Biogas-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4,1 Megawatt (MW) befinden sich im Genehmigungsverfahren; 38 Biogas-Kraftwerke in der Planungsphase, und 33 Biogas-Kraftwerke stehen vor Vortragsabschluss. Im vergangenen Jahr war der Erwerb von fünf Biomasse-Kraftwerke in den brandenburgischen Orten Kirchmöser und Darmsdorf gescheitert. Laut der BPRe Inc. hatte ihr die brandenburgische BTB Ltd. im Frühjahr 2006 per Letter of Intent (LOI; Absichtserklärung) 32 Kraftwerks-Standorte zugesichert. „Geliefert wurden fünf, bei denen sich im Rahmen der Abwicklung ernsthafte Projektierungsmängel herausstellten, die eine Realisierung verhinderten“, so die Vorstände gegenüber ECOreporter.de. Wir konfrontierten die BPRe-Vorstände mit dem von der BTB verbreiteten Vorwurf, dass die BPRe Ihrer Vertragspflicht innerhalb der gesetzten Frist nicht nachgekommen sei, dass sie ein Aktienpaket bei der Deutschen Bank nicht hinterlegt habe und dass zugesagte Termine auch vorher nicht eingehalten worden seien. Die BPRe-Vorstände wiesen die Vorwürfe zurück: „Die von der BTB aufgestellten Behauptungen sind sinnentstellt. Die Deutsche Bank musste vor Hinterlegung eines Aktienpaketes eine Treuhandverpflichtungserklärung abgeben, deren Beschaffung die BTB notariell zugesagt hatte. Diese notarielle Erklärung seitens der BTB ist bis heute nicht erfolgt, daher ist es zu keiner Abwicklung gekommen. Zur BTB gibt es keinerlei Rechtsbeziehungen mehr, wir haben aus den BTB-Projekten dagegen noch Ansprüche an Sublieferanten der BTB, die wir derzeit durchsetzen.“

Einen weiteren Rückschlag für die BRPe brachte der Einstieg bei der DLO Deutsche Logistik Outsourcing AG. Laut einer Mitteilung vom März dieses Jahres sollte sie im Rahmen des Netzwerkes der BPRe für die Logistik der Biomasseverteilung zuständig sein, „von der Beschaffung der Biomasse über deren Aufbereitung bis hin zur Befüllung der Biogasanlagen“. Doch kurz darauf musste die DLO Insolvenz anmelden. Und nicht nur das: die DLO machte auch noch Zahlungsansprüche gegen die BPRe geltend und blockierte aus diesem Anspruch heraus Gelder der Gesellschaft. Wie die Direktoren Hans-Theodor Bedburdick und Friedrich Krämer uns auf Nachfrage mitteilten, wurde die BPRe von der Insolvenz der DLO überrascht, „weil das vorgelegte Zahlenwerk, das die Vertragsgrundlage bildete, nicht den Realitäten entsprach“. Da man noch beteiligt sei und es sich noch um ein schwebendes Verfahren handle, könne man zu den Gründen für die Insolvenz der DLO keine Angaben machen. „Die DLO hatte zu keiner Zeit Zahlungsansprüche, sondern Ansprüche aus einem Darlehensvertrag, der jedoch an Bedingungen gekoppelt war. Diese wurden seitens der DLO nicht erfüllt“, so die Direktoren. Sie verwiesen darauf, dass der Geschäftsbereich Logistik der Unternehmensgruppe nun in den Geschäftsbereich der a.i.s. AG integriert worden sein. Die aus der vormaligen Lösch Umweltschutz AG hervorgegangene a.i.s. hatte lange mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Im April 2005 war eine drohende Insolvenz abgewendet worden. 2006 hatte die Spezialistin für Salzschlackerecycling, Agor AG, vergeblich versucht, ihre 45,1 Prozent der Aktienanteile der a.i.s zu verkaufen. Im Januar 2007 übernahm dann BPRe die Mehrheit der Stimmrechtsanteile an a.i.s.

Mit einer weiteren Übernahme wartete die Gesellschaft kurz vor dem Listing an der Frankfurter Börse auf: Ende Mai wurde der Erwerb aller Stammaktien der G.I.B. Global Intelligence Board, Inc. mitgeteilt. Das US-amerikanische Beteiligungsunternehmen solle zum einen mit Hilfe von Rechten und Lizenzen Investitionen in Forschung und Entwicklung verwerten. Zum anderen übernehme die G.I.B., Inc. die Verwaltung der Kraftwerke, die von der BPRe Group betrieben werden. „Für den Fall, dass die Kraftwerksimmobilien selbst im Besitz der Gruppe verbleiben, gehen diese auf die GIB, Inc. über“, hieß es weiter. Wir fragten die BPRe-Direktoren Bedburdick und Krämer nach dem Grund für die Akquisition, über deren Preis laut Unternehmensangaben Stillschweigen vereinbart worden ist. „ Da die BPRe reiner Kraftwerksbetreiber und eine Beteiligungsholding ist, war eine entsprechende Gesellschaft zu strukturieren, um die langfristige Werterhöhung und damit letztlich die Unternehmenswerterhöhung zu sichern“, lautet die Antwort. Bei der G.I.B. ist es 2005 nach eigener Darstellung zu „unrechtmäßigen Aktienverkäufen“ von einem für Beteiligungskäufe hinterlegten Aktienpaket gekommen. Im vergangenen Jahr hatte sie die Bekanntgabe von Zahlen für das Geschäftsjahr 2005 mehrmals verschieben müssen. Im letzten Geschäftsjahr habe sie „ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt“, erklärten die Direktoren der BPRe.

Eine positive Wirkung auf die Geschäft der G.I.B. hatte jedenfalls ein Großauftrag, den sie im Dezember 2006 gemeldet hatte. Ein ungenannter Kunde hatte sie demnach mit dem „Aufbau eines Strom aus Biomasse produzierenden Unternehmens bis zur Kapitalmarktreife beauftragt“ worden. Das es sich dabei um die mittlerweile an die Börse gebrachte BPRe handelt, wurde ECOreporter.de auf Nachfrage von dem Unternehmen bestätigt. Im Investorenbrief der G.I.B. vom März 2007 heißt es, die BPRe werde auf ihren Vorschlag hin an die Frankfurter Börse gebracht. Der CEO der G.I.B. bezeichnete die mit der Übernahme verbundene Umstrukturierung als „eine Chance, dass die G.I.B., Inc., einen gesicherten Platz innerhalb der BPRe Group einnehmen kann“. Was nicht überrascht, ist dieser CEO doch zugleich auch Präsident und CEO der BPRe: es handelt sich um Hans-Theodor Bedburdick. Und beide Unternehmen sind in Aloha, Oregon 97006 ansässig. Inzwischen wurde die G.I.B. zur BPRe asset management, Inc. umfirmiert. Als deren „wesentliche Funktion“ nennt die BPRe Group: die Verwaltung des Gruppenvermögens. Die Anteile an der G.I.B. hat die BPRe von einer anderen US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft erworben, die früher ihren Sitz ebenfalls in Oregon hatte, inzwischen aber nach Kalifornien verlegt hat: die Associated Energy Ventures Inc. (AEV) aus Sacramento. Deren Homepage ist wenig aussagekräftig. Laut den BPRe-Direktoren ist die AEV Hauptaktionärin der BPRe Inc., hält sie 100 Prozent der Stamm-Aktien und 80 Prozent der Vorzugs-Aktien. Mehr wurde uns nicht über die AEV mitgeteilt.

Für die Notierung im Freiverkehr (open market) an der Frankfurter Wertpapierbörse und in dem Handelssystem XETRA waren maximal 20 Prozent und damit 3.500.000 Names-Vorzugsaktien von der Gesellschaft freigegeben worden. Die erste Kursnotierung von lag bei 22,00 Euro, aktuell (26.7.2007, 9:00 Uhr) notiert das Wertpapier mit 21,50 Euro leicht darunter. Mit dem Einstiegskurs und der Marktkapitalisierung von rund 77 Millionen (laut Unternehmensangaben) zeigte sich die Führung der BPRe gegenüber ECOreporter.de zufrieden. „Wir haben mit dieser „stillen“ Börsennotierung kein klassisches IPO vorgenommen, sondern werden künftige Kapitalbeschaffungsmaßnahmen an dem an der Börse notierten Wert orientieren. Wir sind der Ansicht, dass wir hiermit mittelfristig erfolgreicher Kapital beschaffen können“, sagten die Direktoren Bedburdick und Krämer. Wenige Wochen nach der Herausgabe der Aktien meldete die Gesellschaft den Erwerb von vier Biogas-Kraftwerken in Hessen. Als Investitionssumme wurden „etwa 20 Millionen Euro“ genannt. Bildhinweise:
Als Biomasse zählen zum Beispiel Holzreste / Quelle: BMU;
Bioassekraftwerk der farmatic AG, die vor Jahren Insolvenz anmelden musste / Quelle: Unternehmen;
unser Wachhund Pino hat wieder einmal angeschlagen / Quelle: ECOreporter.de
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