Die Bedingungen für Solaranlagen in Tschechien und der Slowakei verschlechtern sich deutlich. / Foto: Photon Energy

  Nachhaltige Aktien, Anleihen / AIF

Photon Energy: Gesetzesänderungen in Tschechien und Slowakei belasten das Geschäft

Der niederländische Solarkonzern Photon Energy erwartet durch Gesetzesänderungen in Tschechien und der Slowakei negative Auswirkungen auf Einnahmen und den Wert seines Anlagenbestands. Das gab das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung vom Mittwochabend bekannt.

Die regulatorischen Änderungen werden ab dem 1. Januar 2022 in Kraft treten. Konkret erwartet das Unternehmen folgende Probleme:

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Tschechien

Die tschechische Regierung hat, wie es Photon Energy in seiner Mitteilung ausdrückt, "eine lange Tradition von rückwirkenden regulatorischen Änderungen für Photovoltaik-Kraftwerke, die während des Solarbooms zwischen 2008 und 2010 in Betrieb genommen wurden". In der Vergangenheit führte das Land bereits Abgaben auf Einspeisevergütungen sowie Solarabgaben ein.

Im September 2021 wurde in Tschechien nun ein Gesetz verabschiedet, das künftigen Regierungen vor allem zwei Möglichkeiten gibt, Erneuerbare-Energien-Kraftwerke stärker zu belasten. So kann für die verschiedenen geförderten erneuerbaren Energiequellen eine maximale interne Projektrendite (IRR) in einer Spanne von 8,4 Prozent bis 10,6 Prozent festgelegt werden. Das bedeutet: Gewinne, die oberhalb dieser "erlaubten" Rendite liegen, werden vom Staat mutmaßlich abgeschöpft.

Zusätzlich wurde für Solarkraftwerke, die in den Jahren 2009 und 2010 in Betrieb genommen wurden, eine Erhöhung der Solarabgabe um 10 Prozent genehmigt. Kraftwerke des Jahrgangs 2009 müssen damit künftig eine Abgabe von 10 Prozent abführen, Kraftwerke des Jahrgangs 2010 20 Prozent – für Letztere hatte Tschechien nämlich bereits 2014 eine Abgabe in Höhe von 10 Prozent beschlossen. Diese verdoppelt sich nun.

Vorbehaltlich der Unterzeichnung durch den tschechischen Präsidenten wird das neue Gesetz am 1. Januar 2022 in Kraft treten. Zwar dürfte der Umsatz in Tschechien laut Photon Energy von der erhöhten Solarabgabe unberührt bleiben. Allerdings erwarte das Unternehmen für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 2022 bei gleichbleibender Produktion ein Minus von bis zu 1 Million Euro.

Photon Energy beabsichtigt allerdings, die tschechischen Kraftwerke 2022 in das alternative grüne Bonussystem des Landes zu überführen, in dem der Solarstrom zu Marktpreisen verkauft wird. Die Einnahmen aus diesen Verkäufen sollen einen Teil der Abgaben kompensieren, Voraussetzung ist allerdings eine positive Entwicklung der Strompreise. Der Tilgungsplan für die Finanzierung der tschechischen Solaranlagen ist von den Maßnahmen laut Photon Energy nicht betroffen.

Slowakei

Das slowakische Parlament hat eine Änderung des Energiegesetzes verabschiedet, mit der die Einspeisevergütung für PV-Kraftwerke, die zwischen 2009 und 2011 in Betrieb genommen wurden, von ursprünglich 15 Jahren auf 20 Jahre verlängert wird. Gleichzeitig werden die Einspeisetarife allerdings gesenkt – wie stark, wird für jedes einzelne PV-Kraftwerk individuell ermittelt. Berücksichtigt werden sollen dabei die durch die Laufzeitverlängerung entstehenden zusätzlichen Investitionskosten und höheren Betriebs- und Wartungskosten. Wie hoch die künftige Einspeisevergütung ausfällt, wurde Photon Energy eigenen Angaben zufolge noch nicht mitgeteilt.

Die angepassten Einspeisetarife können in der Slowakei 2022 laut Unternehmen zu einem Rückgang sowohl des konsolidierten Umsatzes als auch des EBITDAs um bis zu 1 Million Euro führen. Aufgrund der Verlängerung der Einspeisevergütung um fünf Jahre sei eine potenzielle Erhöhung der Bankfinanzierung bei Verlängerung des Tilgungsplans möglich.

Erhöhte Risiken bei Aktie und Anleihe

Die Kraftwerke in beiden Ländern werden zudem künftig voraussichtlich mit insgesamt bis zu 4 Millionen Euro niedriger bewertet werden. Das konsolidierte Eigenkapital 2021 wird daher um dieselbe Summe sinken. Das Photon Energy-Management geht allerdings davon aus, dass die Eigenkapitalquote weiter solide im Zielkorridor von 25 bis 30 Prozent bleibt.

Die Photon Energy-Aktie verlor im nachbörslichen Handel am Mittwoch etwa 0,6 Prozent an Wert. An der Börse Frankfurt kostet sie aktuell zum Vortag unverändert 1,66 Euro (Stand: 30.9.2021, 9:03 Uhr). Seit ihrem Handelsstart in Frankfurt im Januar 2021 hat die Aktie etwas mehr als die Hälfte ihres Werts eingebüßt.

Von Photon Energy gibt es zudem eine Unternehmensanleihe 2017/22, deren Kurs am Mittwoch um 1 Prozent nachgab. Allerdings notiert sie wie auch in den letzten Monaten weiter über ihrem Nominalwert, derzeit steht sie bei 100,25 Prozent (Börse Tradegate, 30.9.2021, 10:49 Uhr). Ein Grund für die robuste Kursentwicklung ist der hohe Nominalzins der Anleihe von 7,75 Prozent pro Jahr.

ECOreporter hat bereits in der Vergangenheit bei Photon Energy vor politischen und wirtschaftlichen Standortrisiken gewarnt, auch im für das Unternehmen wichtigen Solarmarkt Polen. Photon Energy schreibt nach wie vor rote Zahlen. Aktuell rät die Redaktion vom Einstieg in die Aktie ab. Auch bei der Anleihe bestehen erhöhte Investitionsrisiken.

Photon Energy Anleihe 2017/22: ISIN DE000A19MFH4 / WKN A19MFH

Photon Energy N.V. Aktie: ISIN NL0010391108 / WKN A1T9KW

Verwandte Artikel

03.09.21
 >
11.08.21
 >
10.06.21
 >
14.05.21
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x