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Pennystock mit Potential? - Emission Power Solutions bietet Umwelttechnologie für die Automobilbranche




Seit Oktober ist das Unternehmen an der Börse in Frankfurt gelistet. Allerdings notiert es dort mit 0,51 Euro als Pennystock - also als Papier mit einem Kurs unter einem Euro - im weniger regulierten Freiverkehr. Hier müssen die Unternehmen zum Beispiel keinen Zulassungsprospekt veröffentlichen. Die Aktie wird vergleichsweise wenig gehandelt, schwankt daher stark im Wert. Für sich gesehen wäre das bereits Grund für Skepsis. Doch bei EPS kommt hinzu, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz im kalifornischen Carlsbad hat, in Großbritannien registriert ist, aber nur in Deutschland börsennotiert. Diese Verteilung über mehrere Länder mit unterschiedlichen Rechtssystemen gab es in den letzten Jahren besonders häufig bei Gesellschaften, die große Zukunftserwartungen nicht erfüllt haben und bei denen Investoren auf die Nase gefallen sind.

ECOreporter.de hat nach den Gründen für diese regionale Streuung gefragt. Das Unternehmen begründet sie damit, dass EPS in den USA die Technologie erworben hat bzw. fortentwickelt und Kalifornien die schärfsten Gesetze in der Abgaspolitik aufweist, im US-Markt in dieser Hinsicht eine Art Vorreiterrolle bei der Abgaspolitik einnehme. Die amerikanischen Börsenvorschriften seien jedoch sehr kostenintensiv und sehr arbeitsaufwendig. Die Frankfurter Börse wiederum sei eine der liquidesten Börsenplätze der Welt und das Listing dort mit weniger Kosten verbunden als in den USA. Außerdem wolle man sich verstärkt in Europa um Kunden bemühen. Auch sonst zeigte sich EPS bei Nachfragen sehr auskunftsbereit.

Auf den ersten Blick erscheint das Geschäftsmodell der EPS sehr aussichtsreich. Sie entwickelt, lizenziert und erwirbt Technologien, die Kraftstoffverbrauch und umweltschädliche Emissionen von Fahrzeugen verringern. Angesichts der weltweiten Belastung durch den zunehmenden Autoverkehr und der Aussicht auf immer strengere Abgasvorschriften in den wichtigsten Absatzmärkten für Fahrzeuge müsste das Interesse der Autobauer daran groß sein. Nach eigenen Angaben verfügt EPS über ein Portfolio verschiedener Technologien im Produktions- und Entwicklungsstadium, die Reihe patentierter Produkte werde ständig erweitert. Zu den wichtigsten Produkten der Umwelttechnologiespezialistin zählt der für Diesel-Motoren konzipierte FX Reactor, der sich direkt in die Kraftstoffleitung eines Dieselmotors einsetzen lässt. Er werde in den USA bereits erfolgreich verkauft, ist zu vernehmen. Zum Beispiel habe die BC Management Services Corp ('BCMS') 300 FX-Reaktoren für die eigene Fahrzeugflotte geordert und den Vertrieb des FX-Reaktors an die eigenen Kunden in der Erdöl- und Erdgasindustrie vor allem in Kansas und den umliegenden Regionen übernommen.

Darüber hinaus arbeitet EPS an der Entwicklung eines potentiometrischen Sensors, der die Reduzierung von Emissionen und Kraftstoffverbrauch ermöglicht. Im Dezember hat General Motors dem Unternehmen zufolge 20 dieser Sensoren zu Testzwecken bestellt. Bei einer weiteren von EPS entwickelten Technologie handelt es sich um ein integriertes Destillationssystem zur Gewinnung eines Sekundärkraftstoffs, mit dem sich die Start- und Gesamtemissionen von Motoren verringern lassen.

Über den Börsengang im letzten Jahr hat EPS weitere Mittel eingenommen, um die Fortentwicklung ihrer Technologien zu finanzieren. Zudem hat das Unternehmen Wagniskapitalgeber überzeugt, zu investieren. Wie es mitteilt, hat sich der italienische Small-Cap-Fond Anima Fonds mit 1,5 Millionen Dollar beteiligt. Mit Julius Baer und der UBS seien Schweizer Banken eingestiegen. „Zudem hatten wir bereits vor dem Börsengang 350 Aktionäre, die auf unseren Erfolg vertrauen“, erklärte Firmenchef Erik Ulsteen gegenüber ECOreporter.de.

Aber Wagniskapitalgeber tummeln sich dort, wo Risiken bestehen. Noch ist völlig offen, ob das Geschäftsmodell von EPS aufgehen wird. Bis vor kurzem hat das 2003 gegründete Unternehmen noch keine Geschäftszahlen veröffentlicht. Seit diesem Monat können Investoren sie aber auf der Homepage einsehen. Demnach lag der Umsatz in 2009 bei 413.000 Dollar und betrug das Bruttoergebnis rund 182.000 Dollar. Vergleichszahlen für 2008 konnte EPS auf Nachfrage nicht vorlegen.

Der Vertrieb der Produkte ist also erst angelaufen. Die Zielvorgaben der EPS-Führung sind ehrgeizig. Für 2010 sieht der Business-Plan bereits Umsätze von 3,7 Millionen Dollar vor, für das nächste Jahr 10,2 Millionen Dollar und für 2012 sogar über 24 Millionen Dollar. Auch will das Unternehmen nach einem Nettofehlbetrag von rund 1,8 Millionen Dollar in 2009 in diesem Jahr einen Nettogewinn von 860.000 Dollar erwirtschaften. In 2011 soll er auf 2,4 Millionen Dollar ansteigen, sich dann in 2012 auf 7,5 Millionen Dollar mehr als verdreifachen. Darin ist die vor wenigen Tagen bekannt gegebene Übernahme des US-Umwelttechnologieunternehmens Extengine Systems (ESI) noch nicht einkalkuliert. Diese will EPS im April abschließen und durch einen Aktientausch im Wert von etwa 10 Millionen Dollar umsetzen. Davon wurden Aktien im Wert von zwei Millionen bereits übertragen. Der Rest soll über drei Jahre verteilt übergeben werden, wenn es ESI in diesem Zeitraum gelingt, mindestens 70 Millionen Dollar umzusetzen. Wie es hieß, sind diese Aktien nicht handelbar und Sperrbedingungen unterworfen.

„Wir schaffen ein starkes, globales CleanTech-Unternehmen für Nachhaltigkeit bei Wachstum und Erfolg“, erklärte dazu Präsident und Chief Executive Officer Ulsteen. „Das kombinierte Unternehmen wird von einer eindrucksvollen Forschungs- und Entwicklungspipeline, einem wesentlich breiter gefächerten Portfolio patentierter Produkte und einer erweiterten Präsenz in Schlüsselmärkten profitieren.“ Er erhofft sich von der Übernahme Synergien zwischen Produkten und Managementteams.

Einen Mangel an Visionen kann man der EPS und ihrer Führung gewiss nicht vorwerfen. Dennoch bestehen Zweifel an ihrem Erfolg. Schließlich ermöglichen es ihre Technologien zwar offenbar, umweltbelastende Emissionen von Fahrzeugen zu verringern. Sie bieten aber nur Übergangslösungen. Die großen Autokonzerne arbeiten aber bereits verstärkt an Lösungen wie Elektrofahrzeugen und Hybridantrieben, wenden sich also vom Verbrennungsmotor ab, auf den die EPS-Technologien ausgerichtet sind. Daimler zum Beispiel hat den elektrischen Smart für 2012 angekündigt, BMW will ab 2015 ein Serienmodell mit Elektroantrieb auf den Markt bringen, Volkswagen strebt für 2018 die Marktführerschaft im Bereich Elektroautos an.

Daran ist abzulesen, wohin die Investitionen fließen werden: wohl nicht in Technologien, die die Auswirkungen der herkömmlichen Antriebe lediglich abmildern. Für sie wie für den Verbrennungsmotor haben sich die Aussichten stark verdüstert. Die Börsianer haben sich von den hochfliegenden Plänen der Unternehmensführung von EPS bislang nicht überzeugt gezeigt. Heute notiert der Anteilsschein knapp 50 Prozent unter dem Startkurs des Börsendebüts. Eine günstige Gelegenheit zum Einstieg, aber nur für Anleger, die sehr spekulativ ausgerichtet sind und kurzfristige Wertsteigerungen ausnutzen wollen. Längerfristig ausgerichteten Anlegern raten wir von der Aktie ab.

Emission Power Solutions, Plc: WKN: A0YA0Z / ISIN: GB00B439T609
Bildhinweis: Erik Ulsteen / Quelle: EPS
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