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Orsted: Russland dreht den Gashahn zu
Der russische Gaskonzern Gazprom hat angekündigt, künftig kein Gas mehr an den dänischen Energiekonzern Ørsted zu liefern. Zuvor hatte Ørsted am gestrigen Mittwoch noch einmal seine Weigerung betont, für das Gas künftig wie von Gazprom verlangt in Rubel zu zahlen.
Man sei laut Vertrag nicht dazu verpflichtet, in Rubel zu zahlen, und werde dies auch nicht tun, so Ørsted in einer Stellungnahme. Gestern (31. Mai) war die Frist für die Bezahlung von im April geliefertem Gas nach neuen russischen Vorschriften abgelaufen. Gazprom erklärte daraufhin, bis zur Zahlung „in der vorgeschriebenen Weise“ kein Gas mehr an Ørsted zu liefern.
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Zwar überweisen Gazprom-Kunden nicht wirklich in Rubel an den Gaskonzern. Nach einem präsidialen Erlass vom 31. März müssen die Zahlungen in der vertraglich festgeschriebenen Währung aber auf ein Fremdwährungskonto der Gazprom-Bank erfolgen.
Die Bank verkauft diese Währungen danach an der Moskauer Börse und überweist den Erlös in Rubel an Gazprom. Erst dann gilt die Zahlung für das Gas als abgeschlossen. Die neue Vorschrift wird international als eine Propaganda-Aktion von Russlands Präsident Putin betrachtet.
Auch andere Kunden zahlen nicht wie vorgeschrieben
Neben Ørsted hatten sich bereits Polen, Bulgarien, Finnland und die Niederlande geweigert, das neue Zahlungssystem einzuhalten. Gazprom hatte auch an diese Länder die Gaslieferungen daraufhin eingestellt. Gleiches gilt für den britisch-niederländischen Ölkonzern Shell, der wie Ørsted die gestrige Zahlungsfrist in Rubel verstreichen ließ.
"Das Gas für Dänemark muss in größerem Umfang auf dem europäischen Gasmarkt gekauft werden. Wir gehen davon aus, dass dies möglich sein wird", sagte der Vorstandsvorsitzende von Ørsted, Mads Nipper, in einer Erklärung. Auch die dänische Energiebehörde betonte, dass die Gasversorgung Dänemarks aktuell nicht gefährdet sei.
Ørsted konzentriert sich bereits seit Jahren vor allem auf das Geschäft mit Erneuerbaren Energien, der Konzern ist etwa Weltmarktführer bei mit Windrädern auf See erzeugter Energie (Offshore-Windkraft). Die Geschäftsbeziehungen mit Gazprom beruhen auf langfristigen Gaslieferverträgen bis 2030, die die Dänen nach eigenen Angaben nicht vorzeitig kündigen können.
Ørsted hatte allerdings erklärt, dass Gewinne aus den Verträgen an Hilfsprojekte in der Ukraine fließen werden. Zudem soll nur die vertraglich garantierte Mindestmenge abgenommen werden. Ørsted hat Russlands Angriff auf die Ukraine öffentlich verurteilt und plant, weitere Geschäftsbeziehungen mit russischen Unternehmen zu beenden.
Die Ørsted-Aktie ist im Tradegate-Handel aktuell 0,9 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 104,82 Euro (Stand: 1.6.2022, 9:16 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 1,4 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 17,1 Prozent eingebüßt.
ECOreporter schätzt die Aussichten von Ørsted weiterhin als gut ein. Neben Offshore-Windkraft erweitert der Konzern stetig auch seine Kapazitäten in den Bereichen Windkraft an Land (Onshore), Solarenergie, Wasserstoff und Biogas. Lieferengpässe und den zunehmenden Wettbewerb mit großen fossilen Energieunternehmen wie RWE oder BP, die verstärkt auf den Erneuerbaren-Markt drängen, managt Ørsted bislang gut. Die Gasversorger-Sparte ist für den Konzern schon seit längerer Zeit nur noch ein Randgeschäft.
Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 von 21 ist die Aktie auch nach den Verlusten der letzten Monate kein Schnäppchen, aber akzeptabel bewertet. Der Einstieg kann sich auf lange Sicht lohnen.
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