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Orsted fordert mehr Schutz vor Sabotage für Windräder
Der dänische Energieversorger Ørsted sieht einem Bericht zufolge in Deutschland kein Konzept für den Schutz von Windrädern auf See (Offshore). Politiker räumen Defizite ein. Andere Länder könnten als Vorbild dienen.
"Die wachsende Bedeutung der Offshore-Windkraft für das Stromversorgungssystem spiegelt sich nicht in den Konzepten für den Schutz der Offshore-Windparks wider. In dieser Hinsicht sind wir in Deutschland komplett konzeptlos", erklärte Jörg Kubitza, Deutschland-Chef von Ørsted und Vorsitzender des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO), gegenüber dem "Handelsblatt".
Bedrohung durch russische Sabotageakte?
Kubitza kritisiert, es sei "noch völlig unklar, wo unsere Pflichten enden und wo die Pflichten der Sicherheitsbehörden beginnen". Ein Windparkbetreiber wisse aktuell nicht einmal, bei welcher Behörde er im Ernstfall anrufen könnte. Die Bundesrepublik müsse hier für ein geregeltes Verfahren sorgen.
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Dem "Handelsblatt" zufolge würden sich seit Monaten Berichte über als Forschungsschiffe oder Fischtrawler getarnte russische Schiffe häufen, die vermutlich Offshore-Windparks für Sabotageakte ausspionieren. Die Zeitung zieht Parallelen zur weiterhin nicht aufgeklärten Sprengung der Nord-Stream-Gaspipeline im Sommer vergangenen Jahres.
Auch der Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter (CDU) sieht laut "Handelsblatt" Defizite. Es gebe "verschränkte und wenig koordinierte Zuständigkeiten zwischen Küstenstaaten, innerhalb von Bund und Ländern und mit der Privatwirtschaft", erklärte der Politiker gegenüber der Wirtschaftszeitung. Erforderlich sei eine "effektive Abschreckung und Krisenvorsorge im Bereich der Landes- und Bündnisverteidigung", die den Schutz maritimer Infrastruktur mitumfasse.
Auch auf höchster politischer Ebene gibt es Aktivität. So haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Januar eine gemeinsame Taskforce angekündigt, die sich mit der Bedrohung kritischer Infrastruktur beschäftigt. Ein Schwerpunkt der Arbeit soll dabei der Schutz kritischer Infrastruktur auf hoher See sein. Konkrete Ausblicke oder gar Maßnahmen gibt es aber noch nicht.
Ein Vorbild könnte dem "Handelsblatt" zufolge Polen sein: "Dort haben Offshore-Umspannwerke einen militärischen Teil, und das Onshore-Kontrollzentrum wird durch bewaffnetes Personal rund um die Uhr gesichert", zitiert das Blatt BWO-Chef Kubitza. Zudem soll in Polen eine Gesetzesänderung zum Schutz der Schifffahrt und der Seehäfen künftig auch harte militärische Maßnahmen ermöglichen. Der Verteidigungsminister könnte dann im Falle einer terroristischen Bedrohung die Versenkung eines feindlichen Schiffes oder eines schwimmenden Objekts anordnen.
Die deutsche Ampelregierung will das Volumen der deutschen Offshore-Windkraft in Nord- und Ostsee von aktuell 8 Gigawatt (GW) bis 2030 auf mindestens 30 GW und bis 2045 auf 70 GW zu steigern. Die EU hat sich das Ziel von 300 GW Offshore-Windkraft bis 2050 gesetzt.
Die Ørsted-Aktie kostet im Tradegate-Handel aktuell zum Vortag praktisch unverändert 82,28 Euro (Stand: 1.6.2023, 11:10 Uhr). Im Monatsvergleich hat die Aktie 0,4 Prozent eingebüßt, auf Jahressicht ist sie 19,8 Prozent im Minus.
Nach den deutlichen Kurskorrekturen in den letzten Jahren hatte die Ørsted-Aktie zwischenzeitlich wieder ein gutes Kursniveau für einen Einstieg erreicht. Da auch die Gewinnaussichten gesunken sind, ist die Aktie mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38 für 2023 und 28 für 2024 aber mittlerweile wieder teuer. Im ersten Quartal 2023 halbierte sich der Nettogewinn fast zum Vorjahr. Die erwartete Dividendenrendite für 2023 liegt bei weiter guten 2,3 Prozent.
Bei der Aktie ist Geduld gefragt
In diesem Jahr könnte der Aktienkurs noch weiter sinken, weil vor allem hohe Materialkosten und niedrigere Strompreise die Gewinnmargen drücken. Auf lange Sicht sieht ECOreporter aber gute Chancen, dass der Kurs wieder spürbar steigt. Ein Investment für Anlegerinnen und Anleger mit viel Geduld.
Ein Nachhaltigkeitsproblem für Ørsted sind seine letzten verbliebenen Kohlekraftwerke, die der Konzern eigentlich in diesem Jahr zu Biomassekraftwerken umbauen wollte. Weil der dänische Staat, Mehrheitseigner des Unternehmens, Ørsted 2022 dazu verpflichtete, die Kohlemeiler wieder hochzufahren, um die Energiekrise einzudämmen, stieg der Anteil fossiler Energieerzeugung bei Ørsted im letzten Quartal von 8 auf 11 Prozent.
Das Management möchte weiterhin so schnell wie möglich aus der Kohle aussteigen, einige nachhaltige Fonds werden sich jetzt aber möglicherweise von der Ørsted-Aktie trennen müssen, weil der Konzern zu viel Energie aus fossilen Quellen erzeugt. ECOreporter berichtete hier ausführlich über das Thema.
Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.
Ørsted A/S: ISIN DK0060094928 / WKN A0NBLH