Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Nun geht es auch für Solarfonds ans Eingemachte: die spanische Regierung will den Gewinn für Solarkraftwerke deutlich beschränken


Was könnte sich für Solarkraftwerke in Spanien ändern?


Die spanische Regierung will die Kosten senken, die durch Einspeisevergütungen aus Solarstrom entstehen. Sie hat bisher festgelegt, dass Solarstrom über 25 Jahre eingespeist werden kann und dabei mit relativ hohen Tarifen vergütet wird. Das ist Gesetz. Bisher. Direkt rückwirkend kann die Regierung dieses Gesetz nicht aufheben. Sie hat sich daher trickreiche Wege ausgedacht, um die Kosten trotzdem zu senken. So will die Regierung die Tarife beibehalten – aber nicht für die komplette Menge an Strom, den Solaranlagen liefern. 2011 bis 2013 sollen Solaranlagen nur eine bestimmte Menge Strom zu den gesetzlich festgelegten Vergütungen einspeisen dürfen. Die Regierung will Obergrenzen für die Strommengen festlegen; um es richtig kompliziert zu gestalten, soll es, ja nach Region, fünf regionalen Tarifzonen geben.


Besonders hart soll es all die Anlagen treffen, die nach dem so genannten Real Decreto Ley („Königliche Gesetzesverordnung“) RDL 661 aus 2007 vergütet werden: Jedes Kilowatt (KW) installierter Photovoltaik-Leistung, das unter dieses Gesetz fällt, soll bis einschließlich 2013 nur noch für 1.250 Kilowattstunden (KWh) Sonnenstrom die volle Vergütung von 47 Cent erhalten. In Deutschland wäre diese Deckelung kein Problem: Eine hierzulande installierte Anlage in einigermaßen sonnenreiche Lage liefert nach dem aktuellen Stand der Technik einen Jahresertrag von etwa 850 bis 1200 kWh pro kW peak, ja nach Zellentyp, Ausrichtung, Dachneigung, Sonneneinstrahlung und Temperatur. In Spanien dagegen sind 1800 kWh möglich. Die geplante Regelung würde also fast ein Drittel der Anlagenleistung betreffen – und damit auch den Bereich, der Gewinne ermöglicht. Denn für jede weitere Kilowattstunde Solarstrom, die diese Anlagen produzieren, sollen die Betreiber nur noch einen so genannten „Poolpreis“ erhalten, dessen Höhe  noch nicht endgültig feststeht.


Für neuere Solaranlagen gilt zum Teil die Vorschrift „Real Decreto Ley 1578“ von 2008. Für sie soll die neue Tarifzonenregelung gelten. Deren künftige Vergütung hängt dabei von der geographischen Lage und technischen Einzelheiten wie der Beweglichkeit der Solarmodule Anzahl der Achsen auf denen sie installiert sind ab.


Von allen Stromerzeugern will Spanien zudem künftig pauschal 0,05 Cent/kWh Netzzugangssteuer („Access Fee“) erheben. Diese Steuer soll rückwirkend zum 1. Januar 2011 gelten. Da der Solarstrom von der Solaranlage bis zum Verbraucher durch die Stromnetze geleitet werden muss, sind diese 0,05 Cent dann auch für Solarstrom fällig und kürzen unmittelbar den Ertrag der Anlagen.

Und die gute Nachricht? Die Einspeisevergütungen für Solarstrom sollen nicht mehr für 25 Jahre gelten, sondern für 28.

Glaubwürdigkeit des Investitionsstandorts Spanien in Gefahr?

Ob es tatsächlich so kommt, wie laut RDL 14/2010 geplant, ist dennoch offen. Betreiber Fondsinitiatoren und Großinvestoren spanischer Photovoltaik-Projekte setzen sich zur Wehr. Sie sehen die Glaubwürdigkeit des Investitionsstandorts Spanien bedroht. Möglicherweise ein schlagkräftiges Argument, denn sowohl die spanische Regierung als auch die Europäische Union wollen einen derartigen Imageschaden für den Finanzplatz Spanien vermeiden. Eine gewichtige Rolle spielen dabei auch die spanischen Banken. Sie sind nach offiziellen Schätzungen mit 15 Milliarden Euro an der Projektfinanzierung von Photovoltaik-Anlagen beteiligt. Mit der Neuregelung könnten die Rückzahlungen diese Milliardenkredite ins Stocken geraten und so wiederum die Banken in Bedrängnis bringen.


Was würden die geplanten Regelungen für deutsche Solarfonds bedeuten, die spanische Solarkraftwerke finanzieren? Was haben Anleger, Vermittler und Initiatoren zu befürchten – und was nicht? Erste Antworten lesen Sie im ECOreporter.de-Interview mit Dr. Klaus Wolf, Vorstandsmitglied des Münchner Emissionshauses KGAL. Das Unternehmen betreibt drei geschlossene Solarfonds, die von den geplanten Neuerungen der spanischen Regierung maßgeblich beeinflusst würden. Per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu dem Beitrag.
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