Eine neue Studie will enthüllen, wie eine Koalition aus der Industrie die Klimapolitik maßgeblich ausbremste. / Foto: Pixabay

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Neue Studie: Wie eine „Klimakoalition“ den Klimaschutz bekämpfte

Eine aktuelle Untersuchung in der Zeitschrift "Environmental Politics" enthüllt neue Details über die ersten organisierten Bemühungen, den Klimaschutz zu vereiteln, die sogenannte „Global Climate Coalition“ (GCC). Die Studie zeigt außerdem, wie die Arbeit der Gruppe bis heute wirkt.

Auf Basis von bisher unveröffentlichten Dokumenten zeigt die Studie "Advocating Inaction: A Historical Analysis of the Global Climate Coalition" ("Kampf für die Untätigkeit: Eine historische Analyse der Globalen Klimakoalition"), wie die Aktivitäten der GCC den Kurs der US-amerikanischen und internationalen Klimapolitik am Ende des 20. Jahrhunderts änderten und wie ihr Vorgehen bis heute als Leitfaden gilt, um Klimapolitik zu stoppen oder zu verlangsamen.

Die Analyse von Robert Brulle, Gastprofessor an der Brown University, liefert einen historischen Abriss der Aktivitäten der GCC von ihren Anfängen im Jahr 1989 bis zu seinem Ende im Jahr 2001. Die GCC war die erste und größte nationale Koalition in den USA, die sich gegen den Klimaschutz einsetzte.

Aktive Behinderung des Klimaschutzes

Der Rückblick zeigt, dass die GCC vier Methoden verfolgte, um den Klimaschutz zu behindern: 

  1. Überwachung und Anfechtung der Klimawissenschaft
  2. Beauftragung und Nutzung wirtschaftlicher Studien zur Verstärkung und Legitimierung der GCC-Argumente
  3. Veränderung des kulturellen Verständnisses des Klimawandels durch PR-Kampagnen
  4. Aggressive Lobbyarbeit bei politischen Eliten. Zu diesem Zweck engagierte die GCC Fachleute für Öffentlichkeitsarbeit und beeinflusste politische Entscheidungsträger.

"Die von der GCC in den frühen Tagen der Klimapolitik durchgeführten Aktionen erwiesen sich als unglaublich effektiv, um den Klimaschutz über Jahrzehnte hinweg zum Scheitern zu bringen", so Brulle. 

Die ursprüngliche GCC bestand in erster Linie aus Versorgungsunternehmen, Handelsverbänden, die den Kohle- und Versorgungssektor vertraten, und einer Ölgesellschaft. Bis 1991 bestand die Gruppe aus 79 Mitgliedern.

"Leitfaden, den die Industrie auch heute noch anwendet"

Zu den Dokumenten, die im Rahmen von Brulles Untersuchung gefunden wurden, gehören: 

  • Eine Reihe von Dokumenten der National Association of Manufacturers aus den Jahren 1990 bis 1998, die die frühe Strategie des GCC aufzeigen, die Wissenschaft in Zweifel zu ziehen und vor wirtschaftlichen Schäden zu warnen. Die Dokumente beschreiben auch die Bemühungen der GCC, sich gegen Vorschriften der U.S. Environmental Protection Agency zu wehren, und prahlen mit ihrer Effektivität bei der Beeinflussung der Rahmenkonventionen der Vereinten Nationen zum Klimawandel.
  • Ein Werbeprospekt von E. Bruce Harrison Inc., einer PR-Firma, die von der GCC beauftragt wurde, die Position der GCC zu unterstützen. Das Handout beschreibt die Bemühungen des Unternehmens, die Klimadebatte zu verschieben, indem es Ungewissheit über die Klimawissenschaft propagiert, Unterstützung für die Position der GCC zum Klimawandel gewinnt und Experten von außen heranzieht, um die Aussagen der GCC zu bestätigen.
  • Ein Kommunikationsdokument der GCC aus dem Jahr 1995, in dem die umfangreichen Bemühungen in der Öffentlichkeitsarbeit zusammengefasst sind, um die Klimapolitik und insbesondere den internationalen Klimapolitikprozess zurückzudrängen. Das Dokument enthält auch Angaben zu den wichtigsten Spendern aus der Industrie und zum Budget der Organisation.

"Diese Dokumente offenbaren den Leitfaden für die massiven und effektiven PR-Bemühungen, den die Industrie auch heute noch anwendet", so Brulle.

Verfügbar ist die Studie (in Englisch) unter folgendem Link:
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09644016.2022.2058815

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