Hauptsitz der Evangelischen Bank (Ausweichquartier): Laut der aktuellen CFin-Studie, die in Kooperation mit der Evangelischen Bank erstellt wurde, halten viele institutionelle Investoren Nachhaltigkeit in der Geldanlage für wichtig. Dennoch investiert nur rund ein Drittel mehrheitlich nachhaltig. / Foto: Unternehmen

  Institutionelle / Anlageprofis

Neue Studie: Kirchliche Investoren spielen Vorreiterrolle bei nachhaltigen Geldanlagen

Eine aktuelle Studie des Research Center for Financial Services (CFin), erstellt in Kooperation mit der Evangelischen Bank (EB), belegt: Kirchliche Investoren spielen eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der nachhaltigen Geldanlage. Aber auch immer mehr nicht kirchliche institutionelle Investoren schätzen der Studie zufolge Nachhaltigkeit in der Geldanlage als wichtig ein.

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Für die Studie befragte das CFin 204 Fachexperten aus den Anlageabteilungen institutioneller Investoren. Fragen zur Gewichtung verschiedener Nachhaltigkeitsaspekte und zur Relevanz der Nachhaltigkeit für die Geldanlage standen im Zentrum der Studie. Aber auch die Formen nachhaltiger Investmentstrategien und die Erfüllung der Anlegererwartungen wurden abgefragt.

Nachhaltigkeit für viele wichtig, aber nur ein Teil der Befragten investiert mehrheitlich nachhaltig

Bei institutionellen Investoren machen nachhaltige Geldanlagen bereits einen bedeutenden Anteil im Portfolio aus: 62 Prozent der Umfrageteilnehmer halten nachhaltige Anlageprodukte im Portfolio, 36 Prozent haben ein überwiegenden nachhaltiges Portfolio, weitere 25 Prozent planen, in Zukunft nachhaltig zu investieren. Nur eine Minderheit (7 Prozent) schließt nachhaltige Geldanlagen auch für die Zukunft aus.

Kirchliche Investoren sind der Studie zufolge am nachhaltigsten: Hier investieren bereits 100 Prozent aller befragten Anleger in Anlageprodukte mit nachhaltigem Schwerpunkt. Bei den befragten nicht kirchlichen Banken liegt der Anteil an nachhaltigen Anlageprodukten lediglich bei 44 Prozent, bei Versicherern bei 62 Prozent.

Der Leiter der Studie, Jens Kleine vom CFin, sagt: "Überrascht hat uns der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Nachhaltigkeit wird vom Großteil der Investoren als sehr wichtig eingestuft. Aber die wenigsten investieren mehrheitlich nachhaltig."

"Befragte Kirchen, unter anderem Kunden der Evangelischen Bank, investieren ausnahmslos nachhaltig. Auch gemessen am investierten Gesamtvolumen belegen kirchliche Organisationen in Deutschland den ersten Platz im Bereich der nachhaltigen Geldanlage", so Thomas Katzenmayer, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Bank. "Diese Entwicklung bestätigt uns in dem Ausbau und in der Stärkung unseres Bereiches der nachhaltigen Vermögensverwaltung ", so Katzenmayer weiter.

Welche Nachhaltigkeitsfaktoren spielen die wichtigste Rolle?

Die Studie hat den Befragten zahlreiche Fragen zu 19 unterschiedlichen Nachhaltigkeitsfaktoren gestellt. Die Dringlichkeit des gesellschaftlichen Handlungsbedarfs, des Risikos für Unternehmen und der Bedeutung für die nachhaltige Geldanlage sollten von den Studienteilnehmern für die Faktoren eingestuft werden.

Der größte gesellschaftliche Handlungsbedarf wird seitens der Investoren im Bereich der Umweltfaktoren gesehen. Die Bekämpfung des Klimawandels durch die Reduzierung von CO2-Emissionen wird am höchsten bewertet, gefolgt vom Umgang mit Abfall und Giftstoffen. Korruption, Geldwäsche und Datensicherheit spielen für die Befragten das größte Risiko für die Unternehmen, in die investiert wird.  

Die kirchlichen Investoren bewerten nahezu alle Nachhaltigkeitsfaktoren im Hinblick auf die untersuchten Perspektiven höher als die übrigen Anlegergruppen. Insbesondere der gesellschaftliche Handlungsbedarf wird aus Sicht der Kirchen in vielen Bereichen als sehr dringlich eingestuft.

"Geld muss an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen"

Die Gründe für nachhaltige Investments institutioneller Investoren sind laut der CFin-Studie vielschichtig. Das mit Abstand wichtigste Motiv ist der Studie zufolge, dass das investierte Kapital an der "richtigen Stelle" zum Einsatz kommt (82 Prozent).

Danach folgt, dass die Anlagestrategie mit dem Geschäftsmodell des eigenen Unternehmens und den leitenden Werten der Institution übereinstimmt (73 Prozent). Weniger relevant ist die Verbesserung des Images durch nachhaltiges Investieren (49 Prozent). Eine Verbesserung des Nachhaltigkeitsratings erachtet nur etwa ein Drittel der befragten Investoren als wichtiges Motiv.

Ausschlusskriterien in der Anlage am häufigsten verbreitet

Die am meisten verbreitete Strategie in nachhaltigen Anlegen ist der Einsatz von Ausschlusskriterien: beispielsweise der Ausschluss von bestimmten Ländern oder Branchen aus dem Anlageuniversum. Etwa zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) nutzen diesen Ansatz derzeit, weitere 17 Prozent planen es in Zukunft.

Die Einbeziehung von sogenannten  ESG-Faktoren (die Faktoren Umweltschutz, soziale Aspekte und gute Unternehmensführung) wird von knapp der Hälfte (44 Prozent) aller befragten Investoren vollzogen. Nahezu alle kirchlichen Anleger (93 Prozent) nutzen diesen Ansatz. Weitaus weniger verbreitet sind Positivkriterien, lediglich 22 Prozent der Befragten verwenden diese Strategie.

"Dieser Befund unterstreicht, dass die Investoren durch bewusste Anlageentscheidungen für einzelne Projekte sehr viel aktiver die sozial-ökologische Transformation unserer Gesellschaft mitgestalten könnten, wenn sie denn wollten", kommentiert der Vorstand der Evangelischen Bank Katzenmayer diesen Befund.

Joachim Fröhlich, Vorstandsmitglied der Evangelischen Bank, zuständig für nachhaltiges Investment-Management, erkennt ein widersprüchliches Verhalten bei den Investoren: "Sowohl wissenschaftliche Studien als auch Investoren belegen bei den am stärksten verbreiteten Ausschlusskriterien wie Produktion von Waffen oder Pornografie, Korruption und Menschenrechte keinen positiven Performance-Zusammenhang. In puncto Rendite werden beispielsweise der Best-in-Class-Ansatz sowie Positivkriterien deutlich besser bewertet. Diese Anlagestrategien werden jedoch von lediglich 32 Prozent bzw. 22 Prozent der Investoren genutzt. Hier liegt großes Potenzial brach."

Teilweise Erfüllung der Erwartungen

Befragt wurden im Rahmen der CFIn-Studie auch die Erwartungen der Investoren. Die zugrundeliegenden Erwartungen hinsichtlich der Einhaltung der nachhaltigen Anlagekriterien und der nachhaltigen Anlagestrategie würden der Studie zufolge teilweise erfüllt: Etwa zwei Drittel der befragten Anleger sehen ihre Erwartungen vollständig bzw. übererfüllt.

Die Schaffung eines nachhaltigen Beitrags zur gesellschaftlichen Entwicklung, das Hauptmotiv der Investoren, betrachtet nur ein Drittel der Befragten im Rahmen der CFin-Studie als erfüllt. Bei der Transparenz und dem Umfang des Angebots schneiden die Anbieter nachhaltiger Geldanlagen in der Befragung schlechter ab.

"Ein Teil der Investoren bemängelt derzeit den Angebotsumfang und die Transparenz am nachhaltigen Anlagemarkt. Zudem sind viele mit dem gesellschaftspolitischen Handlungsrahmen, z.B. Agenda 2030, nicht besonders gut vertraut",  stellt Evangelische Bank-Vorstand Fröhlich fest.

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