Erneuerbare Energie

„Natürlich lässt es keine Branche kalt“ – ECOreporter.de befragt Neue-Energie-Unternehmen zu den Auswirkungen der Finanzkrise

Experten befürchten, dass die anhaltende Krise an den Finanzmärkten sich auch auf die Branche der Erneuerbaren Energien niederschlagen wird. Unter anderem könne die Bankenkrise dazu führen, dass es den Projektierern von Erneuerbare-Energie-Projekten schwerer fällt, dafür Fremdkapital zu erhalten. ECOreporter.de hat sich bei deutschen Unternehmen der Branche umgehört.


Jürgen Koppmann, Vorstand der UmweltBank AG, sieht für den Sektor der regenerativen Energien "bei weitem mehr Chancen als Risiken". Er geht jedoch davon aus, dass bei Großprojekten Verzögerungen entstehen könnten, „bedingt durch die aktuell angespannte Liquiditätslage und Refinanzierungsschwierigkeiten im Interbankenhandel“. Es sei möglich, dass Investoren vorsichtiger agieren und anstehende Investitionen intensiv prüfen. „Der Markt wird sich aber hier wieder einpendeln“, zeigt sich Koppmann optimistisch. Die UmweltBank AG stellt Kredite für vor allem für kleinere Projekte im Bereich der alternativen Energien zur Verfügung. "In Großprojekten sind wir weniger engagiert", so Koppmann. Der gesamte Bereich der Erneuerbaren Energien ist und bleibt nach seiner Einschätzung „ein Markt, der von langfristigem Wachstum geprägt“ sei. Ihm zufolge sind kleinere Betreiber in ihrem Investitionsverhalten „tendenziell unabhängiger und daher auch weniger von der Finanzkrise betroffen“.

„Natürlich lässt es keine Branche kalt, sollten sich im Zuge der Finanzkrise Kredite verteuern“, erklärt Ralf Heidenreich, Pressesprecher der juwi-Gruppe aus Wörrstadt (Rheinland-Pfalz). „Bislang spüren wir allerdings keine nachhaltigen Auswirkungen der Finanzkrise“. Der auch international operierende Neue-Energie-Projektierer hat erst kürzlich in Spanien ein weiteres Photovoltaik-Kraftwerk mit zwei Megawatt Leistung ans Netz gebracht.

„Wir erwarten auch für die Zukunft nicht, dass die Finanzkrise Geschäft und Erträge nachhaltig beeinflusst“, so Heidenreich weiter. Bereiche wie Onshore-Windkraft, Photovoltaik und Bioenergie verfügen nach seiner Darstellung über „stabile Kernkennziffern, die unabhängig von der Finanzkrise Bestand haben“. Unter anderem durch die hohe Nachfrage und durch den im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebenen Vorrang der Erneuerbaren Energien würden die Absatzmöglichkeiten für die Anlagen weiterhin gut bleiben, „ besser als in vielen anderen Branchen“. Darüber hinaus seien die Kosten der Projekte, (etwa Investitions-, Betriebs- und Instandhaltungskosten) gut kalkulierbar.

Nach Einschätzung von Heidenreich gewinnen Kooperationen mit regionalen Energieversorgern und Stadtwerken einen immer größeren Stellenwert. „Das Eigenkapital für unsere Projekte stammt vor allem aus drei Quellen: große institutionelle Investoren, Energieversorgungsunternehmen und natürlich von juwi selbst“, so der Firmensprecher. Vor allem aber sicherten „langjährigen, gute und sehr vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen zu Investoren, Banken und natürlich auch zu Zulieferfirmen die Umsetzung künftiger Projekte.

Laut Björn Dosdall von der Windwärts Energie GmbH könnten nachhaltige Investoren angesichts der Kursabstürze von Erneuerbare-Energie-Aktien und starker Wertverluste von Investmentfonds mit Fokus auf solche Wertpapiere nun verstärkt auf Direktbeteiligungen in dem Sektor setzen.  Der Neue-Energie-Projektierer aus Hannover bietet Kapitalanlagen im Bereich der alternativen Energien an, aktuell ein Genussrecht mit Laufzeit Ende 2015 und ergebnisabhängiger Verzinsung von 7,25 Prozent pro Jahr. Die Platzierung hat zwar noch nicht begonnen, doch in den bisherigen Gesprächen mit potentiellen Anlegern sei ein gesteigertes Interesse an einer solchen unternehmerischen Kapitalanlage in dem Sektor zu verzeichnen, so Dosdall. „Es gab  Stellungnahmen, dass man umsteigen will von Aktien und Investmentfonds“, sagt der Firmensprecher. Windwärts erwarte eine noch höhere Nachfrage als beim ersten Genussrecht-Angebot in 2006.

Über die Auswirkungen der Finanzkrise sprachen wir auch mit Vertretern der Erneuerbare-Energie-Verbände. Per Mausklick gelangen Sie zu dem ECOreporter.de-Beitrag darüber.


Bildhinweis: Jürgen Koppmann / Quelle: UmweltBank AG; Windkraftprojekt von juwi / Quelle: Unternehmen
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x