Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
Erneuerbare Energie, Fonds / ETF
„Natürlich hat ein niedriger Ölpreis Auswirkungen auf nachhaltige Branchen.“ – Interview mit Stéphane Destraz, Bank J. Safra Sarasin
Was bedeutet es für nachhaltige Investments, dass der Ölpreis in den letzten Monaten massiv gesunken ist? Sind Investitionen in Klimaschutz, etwa in Erneuerbare Energie, jetzt nicht mehr rentabel? Welche Sektoren sind dennoch aussichtsreich? Über diese und weitere Fragen sprach ECOreporter.de mit Stéphane Destraz, Analyst der Bank J. Safra Sarasin aus Basel, die etliche Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt gebracht hat, auch Themenfonds mit Schwerpunkt auf alternative Energie und Energieeffizienz.
ECOreporter.de: Warum hat sich der Ölpreis innerhalb weniger Monate halbiert? Wann wird sich dieser Trend wieder drehen?
Stéphane Destraz: Seit dem Sommer 2014 ist die Ölnachfrage aus China und anderen Schwellenländern deutlich gesunken. Diese Märkte aber hatten mit ihrem bis dahin starken Wirtschaftswachstum wesentlich das Wachstum der Ölnachfrage angetrieben. Zugleich ist die Produktion von Öl in Förderländern jenseits der OPEC stark angestiegen. Dazu hat insbesondere die Produktion von Schieferöl Öl aus Teersand in Nordamerika beigetragen. Es hat sich so ein starkes Überangebot entwickelt.
Der niedrige Ölpreis befördert die Nachfrage bereits. Es ist ja sehr viel billiger geworden, Öl als Treibstoff einzusetzen. Mit steigender Nachfrage können die Preise wieder steigen. Hinzu kommt, dass die ölproduzierenden Länder auf längere Sicht nicht umhin können, die Förderung zu drosseln, um wieder höhere Preise durchzusetzen. Selbst Saudi-Arabien, das sich zuletzt noch geweigert hat, weniger Öl zu fördern und so seine Marktanteile zu gefährden, kann sich einen derart niedrigen Ölpreis nicht für lange Zeit leisten. Andere Förderlnder wie Nigeria oder Venezuela drängen schon jetzt darauf, die Preise durch eine Verringerung der Förderung anzukurbeln.
ECOreporter.de: Gefährdet ein niedriger Ölpreis nicht die Bemühungen um mehr Klimaschutz durch Unternehmen und Staaten?
Destraz: Natürlich hat ein niedriger Ölpreis Auswirkungen. Fahrzeuge mit hohem Kraftstoffverbrauch stehen dadurch im Vergleich mit verbrauchsarmen Fahrzeugen wieder besser da. Es wird auch nicht leichter, den Markt für Elektrofahrzeuge voran zu bringen zumindest wenn nicht staatliche Hilfsprogramme den Absatz unterstützen. Und für Erdölstaaten wird es schwieriger, die geplanten umfassenden Investitionen in Erneuerbare Energie, etwa in Photovoltaikprojekte, zu finanzieren, wenn sie weniger Einnahmen aus dem Ölgeschäft dafür einsetzen können. Zum Beispiel hat Saudi-Arabien vor kurzem Solar-Investitionen im Umfang von 109 Milliarden US-Dollar um mehrere Jahre verschoben.
Man darf aber nicht übersehen, dass angestoßene Klimaschutzmaßnahmen weiterlaufen. So bestehen etwa die Vorgaben in den USA für die Emissionen von Autos oder Fabriken weiter. Derartige staatliche Vorgaben stoßen unabhängig vom Ölpreis Investitionen in mehr Energieeffizienz und mehr Klimaschutz an.
ECOreporter.de: Welche Auswirkungen hat der niedrige Ölpreis eigentlich für nicht nachhaltige Branchen wie die Mineralölindustrie? Ist es noch lukrativ, Schieferöl zu produzieren oder die Arktis für Ölbohrungen zu erschließen?
Destraz: Bereits erschlossene Förderstätten werden weiter ausgebeutet. Hier die Förderung aufzugeben würde zunächst hohe Kosten verursachen, etwa für Entschädigungen für gekündigte Belegschaften. Zunächst ist es wahrscheinlicher, dass die Ölförderer auf die Kostenbremse drücken, etwa den Preisdruck an ihre Zulieferer und andere weitergeben. Doch neue Investitionen in Projekte wie Sie sie ansprechen, lohnen sich bei einem derart geringen Ölpreis kaum.
ECOreporter.de: Was spricht trotz des niedrigen Ölpreises aus ihrer Sicht für Investitionen in Nachhaltigkeit?
Destraz: Nachhaltiges Investment ist langfristig ausgerichtet. Es geht hierbei darum, in Sektoren zu investieren, die auf lange Sicht nachhaltige Rendite versprechen. Und dabei geht es mehr darum, das Unternehmen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, die sich am Markt behaupten können.
ECOreporter.de: Welche Sektoren sind für nachhaltige Investments besonders aussichtsreich und warum?
Destraz: Zu nennen wären hier die Sektoren Transport, Gebäude und Informationstechnologie. In den Bereich Transport und Gebäude können besonders große Einsparungen beim Energieverbrauch erzielt werden. Weil Konsumenten direkt davon profitieren, wenn ihre Fahrzeuge und Gebäude weniger Energie verbrauchen, sich hier Investitionen für sie direkt auszahlen, ist hier eine starke Nachfrage für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu erwarten. Zudem auch beim internationalen Klimaschutz diese Bereiche im Fokus der Maßnahmen stehen. Und die Informationstechnologie kann wesentlich dazu beitragen, Energie effizienter zu nutzen, deren Verbrauch wirksam zu wachen und zu steuern. Das eröffnet Unternehmen aus dieser Branche gute Geschäftschancen.
ECOreporter.de: Herr Destraz, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ECOreporter.de: Warum hat sich der Ölpreis innerhalb weniger Monate halbiert? Wann wird sich dieser Trend wieder drehen?
Stéphane Destraz: Seit dem Sommer 2014 ist die Ölnachfrage aus China und anderen Schwellenländern deutlich gesunken. Diese Märkte aber hatten mit ihrem bis dahin starken Wirtschaftswachstum wesentlich das Wachstum der Ölnachfrage angetrieben. Zugleich ist die Produktion von Öl in Förderländern jenseits der OPEC stark angestiegen. Dazu hat insbesondere die Produktion von Schieferöl Öl aus Teersand in Nordamerika beigetragen. Es hat sich so ein starkes Überangebot entwickelt.
Der niedrige Ölpreis befördert die Nachfrage bereits. Es ist ja sehr viel billiger geworden, Öl als Treibstoff einzusetzen. Mit steigender Nachfrage können die Preise wieder steigen. Hinzu kommt, dass die ölproduzierenden Länder auf längere Sicht nicht umhin können, die Förderung zu drosseln, um wieder höhere Preise durchzusetzen. Selbst Saudi-Arabien, das sich zuletzt noch geweigert hat, weniger Öl zu fördern und so seine Marktanteile zu gefährden, kann sich einen derart niedrigen Ölpreis nicht für lange Zeit leisten. Andere Förderlnder wie Nigeria oder Venezuela drängen schon jetzt darauf, die Preise durch eine Verringerung der Förderung anzukurbeln.
ECOreporter.de: Gefährdet ein niedriger Ölpreis nicht die Bemühungen um mehr Klimaschutz durch Unternehmen und Staaten?
Destraz: Natürlich hat ein niedriger Ölpreis Auswirkungen. Fahrzeuge mit hohem Kraftstoffverbrauch stehen dadurch im Vergleich mit verbrauchsarmen Fahrzeugen wieder besser da. Es wird auch nicht leichter, den Markt für Elektrofahrzeuge voran zu bringen zumindest wenn nicht staatliche Hilfsprogramme den Absatz unterstützen. Und für Erdölstaaten wird es schwieriger, die geplanten umfassenden Investitionen in Erneuerbare Energie, etwa in Photovoltaikprojekte, zu finanzieren, wenn sie weniger Einnahmen aus dem Ölgeschäft dafür einsetzen können. Zum Beispiel hat Saudi-Arabien vor kurzem Solar-Investitionen im Umfang von 109 Milliarden US-Dollar um mehrere Jahre verschoben.
Man darf aber nicht übersehen, dass angestoßene Klimaschutzmaßnahmen weiterlaufen. So bestehen etwa die Vorgaben in den USA für die Emissionen von Autos oder Fabriken weiter. Derartige staatliche Vorgaben stoßen unabhängig vom Ölpreis Investitionen in mehr Energieeffizienz und mehr Klimaschutz an.
ECOreporter.de: Welche Auswirkungen hat der niedrige Ölpreis eigentlich für nicht nachhaltige Branchen wie die Mineralölindustrie? Ist es noch lukrativ, Schieferöl zu produzieren oder die Arktis für Ölbohrungen zu erschließen?
Destraz: Bereits erschlossene Förderstätten werden weiter ausgebeutet. Hier die Förderung aufzugeben würde zunächst hohe Kosten verursachen, etwa für Entschädigungen für gekündigte Belegschaften. Zunächst ist es wahrscheinlicher, dass die Ölförderer auf die Kostenbremse drücken, etwa den Preisdruck an ihre Zulieferer und andere weitergeben. Doch neue Investitionen in Projekte wie Sie sie ansprechen, lohnen sich bei einem derart geringen Ölpreis kaum.
ECOreporter.de: Was spricht trotz des niedrigen Ölpreises aus ihrer Sicht für Investitionen in Nachhaltigkeit?
Destraz: Nachhaltiges Investment ist langfristig ausgerichtet. Es geht hierbei darum, in Sektoren zu investieren, die auf lange Sicht nachhaltige Rendite versprechen. Und dabei geht es mehr darum, das Unternehmen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, die sich am Markt behaupten können.
ECOreporter.de: Welche Sektoren sind für nachhaltige Investments besonders aussichtsreich und warum?
Destraz: Zu nennen wären hier die Sektoren Transport, Gebäude und Informationstechnologie. In den Bereich Transport und Gebäude können besonders große Einsparungen beim Energieverbrauch erzielt werden. Weil Konsumenten direkt davon profitieren, wenn ihre Fahrzeuge und Gebäude weniger Energie verbrauchen, sich hier Investitionen für sie direkt auszahlen, ist hier eine starke Nachfrage für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu erwarten. Zudem auch beim internationalen Klimaschutz diese Bereiche im Fokus der Maßnahmen stehen. Und die Informationstechnologie kann wesentlich dazu beitragen, Energie effizienter zu nutzen, deren Verbrauch wirksam zu wachen und zu steuern. Das eröffnet Unternehmen aus dieser Branche gute Geschäftschancen.
ECOreporter.de: Herr Destraz, wir danken Ihnen für das Gespräch.