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„Nachhaltigkeitskriterien steigern die Fondsperformance“ – Interview mit Eric Borremans, BNP Paribas Investment Partners
ECOreporter.de: Welche Strategie verfolgt der Parvest Sustainable Euro Bond Corporate?
Eric Borremans: Der Parvest Sustainable Euro Bond Corporate ist ein Rentenfonds, der hauptsächlich in europäische Unternehmensanleihen guter Bonität investiert. Das bedeutet, sie müssen mindestens das Rating BBB oder Baa3 aufweisen. Zusätzlich müssen investierbare Unternehmen in den Bereichen Umwelt-, Soziales und Corporate Governance, also Unternehmensführung vorbildlich agieren.
ECOreporter.de: Inwiefern setzen Sie bei der Titelwahl auf Nachhaltigkeitskriterien?
Borremans: Nachhaltigkeitskriterien sind das Herzstück unserer Investmententscheidungen. Wir haben ein eigenes Nachhaltigkeitsanalysten-Team, das die Unternehmen des Investmentuniversums entsprechend durchleuchtet. Zunächst einmal wird überprüft, ob die Firmen den Standards des UN Global Compact entsprechen, also inwiefern sie beispielsweise nicht gegen Menschenrechte verstoßen, auf arbeitsrechtliche, soziale sowie Umweltstandards setzen und diese einhalten. In einem zweiten Schritt schauen wir auf Branchenebene, welche Unternehmen in welchem Sektor nach dem so genannten Best-In Class-Ansatz die Nachhaltigkeitsbesten sind. Unsere Nachhaltigkeitsanalysten ordnen die Unternehmen drei möglichen Kategorien zu: positiv, neutral oder negativ. Ins Investmentuniversum kommen nur die Firmen, die positiv oder neutral bewertet worden sind. Der Fonds ist von der französischen Nachhaltigkeitsanalyse-Spezialistin novethic als SRI-Fonds zertifiziert worden.
ECOreporter.de: Warum setzen Sie auf Nachhaltigkeitskriterien?
Borremans: Wir haben unseren ersten nachhaltigen Rentenfonds in Frankreich 2003 aufgelegt. Der Fonds investierte in die Anleihen verschiedenster Emittenten: Unternehmen, Staaten, staatliche Körperschaften und Förderbanken. Wir kamen zu dem Schluss, dass besonders die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmen Investoren Wertsteigerungspotenziale eröffnen können und haben 2006 mit dem Parvest Sustainable Bond Euro Corporate einen weiteren Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt, der auf Unternehmensanleihen setzt. Unsere Erfahrung bis heute hat gezeigt, dass Nachhaltigkeit der Wertentwicklung eines Fonds nicht etwa im Wege steht. Viel mehr steigern Nachhaltigkeitskriterien die Fondsperformance noch weil sie helfen, die Chancen und Risiken eines Investments besser abzuwägen.
Die Einführung von Nachhaltigkeitsanalysen in die Finanzwelt hat außerdem dazu geführt, dass wir heute in der Lage sind, beispielsweise anhand der Umweltstandards von Unternehmen den jeweiligen CO2-Ausstoß im Produktionsprozess abzuleiten.
Oft wird nachhaltiges Investment allerdings mit grünen Themenfonds, also etwa Aktien zu sauberen Technologien assoziiert. Einerseits versprechen solche Fonds mittel- und langfristig gute Wertsteigerungsmöglichkeiten, andererseits sind sie aber auch volatil. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, wo Investoren eher nach defensiveren Anlagestrategien suchen, können festverzinsliche Wertpapiere von nachhaltigen Unternehmen eine gute Alternative dazu sein.
ECOreporter.de: Welchen Stellenwert hat Corporate Governance innerhalb der Nachhaltigkeitsanalyse für den Fonds und wie konkret verstehen Sie diesen Begriff?
Borremans: Aus unserer Sicht umfasst Corporate Governance die Art und Weise, wie ein Unternehmen geleitet wird und welchen Stellenwert dabei die Rechte der Investoren haben. Dazu gehören Faktoren wie etwa die Zusammensetzung externer oder interner Kontrollorgane, beispielsweise des Aufsichtsrates. Wichtig sind auch der Grad der Unabhängigkeit der einzelnen Vorstandsmitglieder, die Einkommensstruktur und Schutzmechanismen gegen feindliche Übernahmen. Corporate Governance spielt auch deshalb eine große Rolle in unserer Investmentstrategie, weil das Portfolio zur Hälfte aus Finanzinstituten besteht.
ECOreporter.de: Welche regionalen und branchenspezifischen Schwerpunkte setzen Sie bei der Zusammensetzung des Portfolios?
Borremans: 42 Prozent des Portfolios stammen aus dem Bankensektor. Damit liegen wir auf einer Linie mit dem Barclays Capital Euro Aggregate Corporate Index, den wir als Benchmark nutzen. Weitere Schlüsselpositionen im Portfolio fallen den Bereichen Telekommunikation (8 Prozent), Versicherungen ebenfalls 8 Prozent, Kapitalgüter (6 Prozent) und Energieversorgung (5 Prozent) zu. Letzteres ist ein gutes Beispiel für CO2-reduzierte Produktion. Das ist eines unserer wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien.
ECOreporter.de: Warum setzen sie nicht auf einen Nachhaltigkeitsindex als Benchmark?
Borremans: Der Barclays Capital Euro Aggregate Corporate Index ist die Standard-Benchmark für Euro-Unternehmensanleihen. Und wir haben nicht vor, zu einem Nachhaltigkeitsindex zu wechseln. Anhand unserer konventionellen Benchmark wollen wir zeigen, dass Nachhaltigkeitskriterien sowohl aus nachhaltiger als auch konventioneller Sicht Wertsteigerung erzielen können.
ECOreporter.de: Wie hat sich die wirtschaftliche Unsicherheit der Finanzkrisenjahre bislang auf die Wertentwicklung des Fonds ausgewirkt?
Borremans: Im Vergleich zur Benchmark hat der Fonds seit der Erstemission gut abgeschnitten. Zum Bilanzstichtag 30. November lag er mit 18 Prozent klar vor der dem Barclays Capital Euro Aggregate Corporate Index. Der legte nur 16,4 Prozent zu. Unser Nachhaltigkeitsansatz hat definitiv Anleihen von sozial und ökologisch schlechter aufgestellten Unternehmen aus dem Portfolio ferngehalten. Speziell solche Unternehmen wurden schwer von der Krise getroffen. Das zeigte sich unter anderem im Bankensektor, aber auch bei Energieversorgern und in der Autoindustrie. Wir bewegen uns jedoch weiterhin in einem Marktumfeld, das von schwacher Nachfrage und niedrigen Wachstumserwartungen geprägt ist. Deshalb werden wir auch weiterhin sehr gezielt bei der Titelwahl vorgehen. Das Fondsvolumen lag zum 30. Novemver bei 120 Millionen Euro. Die Managementgebühr beträgt 0,75 Prozent jährlich.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen künftig entwickeln?
Borremans: Mit weniger als fünf Prozent Marktanteil in den meisten europäischen Ländern fristet nachhaltiges Investment immer noch ein Nischendasein. Studien des europäischen Forums für nachhaltige Geldanlagen Eurosif belegen jedoch, dass diese Nische wächst. Das wichtigste ist aber, dass die nachhaltige Investmentbranche die vergangenen Krisenjahre ziemlich gut überstanden hat. Die Finanzkrise hat gezeigt das schlechte Führung sowohl auf unternehmerischer als auch auf staatlicher Seite zu unverantwortlichen Verhalten führen kann, was große Investmentrisiken nach sich zieht. Der Klimawandel und die Ressourcenknappheit von Wasser und Energie werden die absehbare Zukunft mitbestimmen. Deshalb sehen wir im Bereich nachhaltige Geldanlage sowohl in Schwellenländern als auch auf den Märkten der entwickelten Länder großes Potenzial.
Der nachhaltige Finanzmarkt wird die verschiedenen Anlageklassen weiter durchdringen, seien es Schwellenländer, Immobilien, oder Aktien. Nachhaltige Investments eröffnen Anlegern konkrete Anlagemöglichkeiten, um von den künftigen Wachstumschancen profitieren zu können, positiv zu wirken und Problembereiche zu umgehen.
Allerdings wird Nachhaltigkeit oft auch als Teil einer reinen Marketing-Strategie genutzt. Deshalb sind wir der Meinung, dass nachhaltige Geldanlagen mehr Transparenz im Bezug auf ihre Portfolios und Investmentstrategien brauchen. Wir selbst setzen dies unter anderem mit Nachhaltigkeitsberichten in der Quartalsberichterstattung des Fonds um.
ECOreporter.de: Herr Borremans, wir danken Ihnen für das Gespräch.