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Nachhaltigkeit schafft Kundenvertrauen - grüne und Kirchenbanken im Aufwind

Die ganze Finanzbranche steckt in der Krise. Die ganze? Nein, eine kleine Gruppe von Finanzinstituten mit ethisch-ökologischem Anspruch stemmt sich gegen diesen Trend. Grüne Geldhäuser und Kirchenbanken melden bereits seit Jahren deutliche Zuwächse bei der Bilanzsumme. 2008 war für viele von ihnen ein besonders gutes Jahr. ECOreporter.de hat einige von Ihnen zur Geschäftsentwicklung befragt.



Zum Beispiel die GLS Bank aus Bochum. Als erste „grüne“ Bank Deutschlands wurde sie 1974 für die direkte Förderung von sozialen, ökologischen und kulturellen Projekten gegründet. Deren Bilanzsumme wächst seit Jahren im Schnitt um mindestens 20 Prozent. Im Geschäftsjahr 2008 hat die GLS Bank bei der Bilanzsumme die Milliardenmarke geknackt. Sie stieg im Jahr der weltweiten Bankenkrise um 27 Prozent auf 1,013 Milliarden Euro.

GLS-Pressesprecher Christof Lützel: „Unsere Kundenberater kommen kaum hinterher, so viele Interessenten für Gespräche melden sich derzeit bei uns.“ Ihm zufolge ist das Bedürfnis nach umfassender, individueller Kundenberatung. Auch habe die Umweltdiskussion und insbesondere die Klimadebatte bei vielen Menschen das Bewusstsein geschärft für Alternativen in allen Lebensbereichen und auch in der Geldanlage. Es gebe einen Trend zu bewusster, gesunder Ernährung, zu fair gehandelten Produkten und eben auch zum nachhaltigen Umgang mit Geld. Zudem sei für viele Menschen nicht mehr nachvollziehbar, was an den Finanzmärkten geschehe. Das Bedürfnis nach umfassender, individueller Kundenberatung wachse. „Wir bieten durchschaubare, reale und sinnvolle Geschäfte“, meint der GLS-Sprecher. Laut Lützel ein weiteres großes Plus der GLS Bank: die Kundengelder sind bei ihr durch die Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken abgesichert.


Die UmweltBank aus Nürnberg legt Kundeneinlagen ausschließlich in umweltfreundliche und nachhaltige Vorhaben an. Die Summe der in Anspruch genommenen Kredite ist nach ihren Angaben 2008 um 20,5 Prozent auf 913,7 Millionen Euro geklettert. Die Nürnberger haben erst 1997 ihre Geschäfte aufgenommen. Dennoch ist die Bilanzsumme bereits auf rund 1,2 Milliarden Euro gewachsen, allein in 2008 um knapp 13 Prozent. „Auch in 2009 werden wir unser Mitarbeiterteam weiter ausbauen,“ erklärt der Gründer und Vorstandsvorsitzende Horst P. Popp. Er erklärt die trotz Bankenkrise gute Geschäftsentwicklung seiner Bank unter anderem mit dem dynamischen Wachstum des Umweltmarktes insgesamt. Zudem sei die Bank „solide und langfristig refinanziert und halte sie keine riskanten Finanzprodukte im Portfolio“.


Dr. Richard Böger ist Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas aus Paderborn. Nach seiner Einschätzung können sich Kirchenbanken mit einer konservativen und nachhaltigen Anlagepolitik in der gegenwärtigen Finanzkrise besonders gut behaupten. Seine Bank verwaltet rund 3,1 Milliarden Euro an Kundengeldern und wendet schon seit längerem einen Nachhaltigkeitsfilter bei ihren Geldanlagen an. Im vergangenen Jahr hat sie ihn weiter verschärft. Dr. Helge Wulsdorf ist Leiter Nachhaltige Geldanlagen bei der Paderborner Kirchenbank. Ihm zufolge hat der Nachhaltigkeitsbeirat des Finanzinstituts jetzt auch Länder mit hohem Korruptionsgrad ausgeschlossen, Produzenten von Anti-Personen-Minen und Unternehmen, deren Zulieferern wiederholt ausbeuterisches Kinderarbeit nachgewiesen wurde. Weitere Negativkriterien seien etwa Firmen, die auf Tierversuche setzen oder über fünf Prozent ihres Umsatzes mit Kernkrafttechnologie erwirtschaften. Hier sei es ethisch nicht zu verantworten, nachfolgenden Generationen das Atommüllrisiko aufzubürden. Aus diesem Grund schließe die Bank für Kirche und Caritas auch Staaten vom Investment aus, die neue Atomkraftwerke planen oder bauen. Die Paderborner reagierten mit dem Einrichten eines Nachhaltigkeitsfilters auf den Wunsch ihrer Kunden, nachhaltig zu investieren. „Unsere Kunden wollten nicht nur spezielle nachhaltige Investmentprodukte erwerben, sondern erwarten auch von ihrer Bank, dass sie ihre Eigenanlagen nachhaltig ausrichtet“, erläutert Wulsdorf.  

Ein weiteres Augenmerk legt die Bank für Kirche und Caritas laut ihrem Nachhaltigkeitsexperten auf die klimafreundliche Gebäudesanierung. Hier wolle sie aktiv ihre Kunden, zu denen viele energieintensive Einrichtungen wie Krankenhäuser und Seniorenheim gehören, über Klimaschutzmaßnahmen informieren. „Wir stellen ihnen ‚Leuchtturmprojekte’ vor, verweisen auf die Möglichkeiten der Finanzierung durch die KfW, begleiten die Maßnahmen von den Anträgen bis zur Finanzierung“, so Wulsdorf. 


Zudem punkten Kirchenbanken mit der Sicherheit bei ihr eingelagerter Kundengelder. Sie gehören der Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken an. Diese schütze Guthaben, Festgelder und Sparbriefe sowie Inhaberschuldverschreibungen der KD-Bank ohne betragliche Begrenzung zu 100 Prozent, erläutert Dr. Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-Bank aus Dortmund. Das Finanzinstitut ist eine genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung für Kirche und Diakonie. Ihr Kerngeschäft besteht darin, Geldeinlagen der Kunden als Kredite für kirchliche und diakonische Projekte auszugeben. Daneben legt sie das Geld der Kunden auch in Wertpapieren an. Hierfür hat sie einen Nachhaltigkeitsfilter eingeführt. „Durch gezielte Investitionen sollen diejenigen Teilnehmer am Kapitalmarkt aktiv unterstützt werden, die sozial, ökologisch und ökonomisch handeln“, sagt Banksprecherin Susanne Hammans. Daher sei die Kirchenbank auch nicht in die Geschäfte verwickelt, die anderen Finanzinstituten so verheerende Verluste eingebracht haben.

2008 wuchs die Bilanzsumme des kirchlichen Finanzinstituts nach vorläufigen Zahlen um knapp 9 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen stiegen um 4 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. „Vor allem bei Privatkunden, kirchlichen Einrichtungen und Stiftungen ist der Zulauf zurzeit sehr groß“, stellt Hammans fest. „Unsere Mitarbeitenden müssen Überstunden leisten, um dem hohen Beratungsbedarf gerecht zu werden." Auch Privatleute, die nicht Kirchenmitglied sind, können Kunde der KD-Bank werden. „Als Privatkunden kommen alle in Frage, die unsere christlichen Werte teilen“, erklärt Hammans.


Bildhinweis: Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas. / Quelle: Unternehmen
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