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„Nachhaltigkeit ist in unserer Bank ein stetiger Prozess“ – ECOreporter.de-Interview mit Michael P. Sommer, Bank im Bistum Essen
ECOreporter.de: In welchem Umfang bietet Ihre Bank nachhaltige Geldanlagen an?
Michael P. Sommer: Als Genossenschaftsbank und Spezialbank für kirchliche Einrichtungen und ihre Mitarbeiter basiert die Geschäftspolitik unseres Hauses seit Gründung vor 42 Jahren auf der Grundlage der christlichen Soziallehre. Grundbegriffe der Nachhaltigkeit wie Bewahrung der Schöpfung und Ablehnung von unverantwortlicher Gewinnmaximierung sind deshalb schon immer Kriterien für die Angebote an unsere Kunden gewesen. Heute können unsere Kunden wählen zwischen unterschiedlichen Renten-, Aktien- und Mischfonds, die ethisch-nachhaltigen Kriterien genügen und Themenfonds, die sich z.B. – wie die Mikrofinanzierung – der Armutsbekämpfung verschrieben haben, also neben der finanziellen Rendite auch nachhaltig eine soziale Rendite erwirtschaften. Auch Anlagen bei der Bank im Bistum Essen genügen christlich-ethischen Positivkriterien, da wir die Mittel im Kreditgeschäft ausschließlich für Wohnbaufinanzierungen oder Investitionen kirchlicher Einrichtungen verwenden.
ECOreporter.de: In welchem Umfang investiert Ihre Bank selbst nachhaltig?
Sommer: Für das Eigengeschäft wie für das Kundengeschäft gilt unsere Selbstverpflichtung einer christlich orientierten Unternehmensführung. Damit wollen wir einen Beitrag für eine gerechtere und friedlichere Welt sowie zur Bewahrung der Schöpfung leisten. Uns geht es nicht darum, nur unseren Kunden Produkte mit dem Etikett „nachhaltig“ anzubieten, sondern wir legen an uns selbst einen hohen Verantwortungsmaßstab an. Denn nur das, was wir selbst leben, können wir unseren Kunden glaubhaft empfehlen. Dieses Engagement lässt sich nicht nur in Ziffern ausdrücken, sondern schlägt sich nieder in zahlreichen Einzelmaßnahmen, in der Anlage- und Umweltpolitik sowie in der umfangreichen Unterstützung kirchlicher Projekte und Einrichtungen durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit.
ECOreporter.de: Inwiefern wird nachgehalten, was die nachhaltigen Investments bewirken, die Ihre Bank an Kunden verkauft bzw. die Ihre Bank selber tätigt?
Sommer: Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiger Bestandteil der an christlich-ethischen Maßstäben orientierten Geschäftspolitik und unsere Kunden wollen Geldanlagen, die ihren persönlichen Wertvorstellungen entsprechen. Allein die aktuelle Diskussion über das Thema „Nachhaltige Geldanlage“, die zunehmend aus ihrem Nischendasein in das öffentliche Interesse rückt, zeigt, dass diese Geschäftsstrategie etwas bewirkt. Auch wenn nicht immer der Beitrag jeder einzelnen Investition auf seine nachhaltige Wirkung hin messbar ist, so hat die Grundeinstellung christlich-orientierter Geschäftsphilosophie ihre Daseinsberechtigung und ihre Wirksamkeit aber gerade in den letzten Wochen und Monaten bewiesen. Dabei ist Nachhaltigkeit ja weder ein statischer Begriff, noch als solcher rechtlich geschützt. Nachhaltigkeit in einen Investmentprozess zu integrieren, heißt, sich auf einen kontinuierlichen Prozess einzulassen.
Entscheidend ist dabei, dass Nachhaltigkeit im Kern angestrebt wird. Für uns ist dabei das Sozialwort der christlichen Kirchen aus dem Jahr 1997 wichtig: „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“. Es wäre aber unredlich, nicht darauf hinzuweisen, dass das Verständnis von dem, was nachhaltig und ethisch vertretbar ist, durchaus subjektiv ist. Wir stehen darüber auch mit unseren Kunden in stetem Dialog.
ECOreporter.de: Bitte ein konkretes Beispiel: 100 Kunden legen 10.000 Euro bei Ihnen nachhaltig an. Was bewirkt das in der Realität „draußen“?
Sommer: Das ist natürlich auch im Bereich nachhaltiger und ethisch wertvoller Anlagen abhängig von dem jeweils individuellen Risikoprofil und den Anlagezielen. Daraus entwickeln wir dann passende Vorschläge für die Anlage von Geldern. Aber da Sie ein konkretes Beispiel vorgeben, hier eine konkrete Antwort: Wenn die 100 Kunden je 10.000 Euro in unseren KCD-responsAbility-Mikrofinanzfonds anlegen, heißt dies folgendes:

Wenn die 100 Kunden ihre je 10.000 Euro für 5 Jahre in dem Fonds belassen, ist eine jährliche Rendite oberhalb von Geldmarktsätzen ebenso realistisch wie der Anstoß zu nachhaltiger sozialer Entwicklung von insgesamt über 60.000 Menschen. Ich halte dies für eine faszinierende Realität.
Ebenso unsere Kunden: Der KCD-responsAbility-Mikrofinanzfonds weist derzeit - nach noch nicht einmal zwei Jahren - ein Volumen von 100 Millionen Euro auf. Und mit unseren zwei neuen KCD-Mikrofinanzfonds „Lateinamerika“ und „Global“ verstärken wir unsere Aktivitäten im Bereich nachhaltiger Armutsbekämpfung. Ethik und Rendite schließen sich eben nicht aus – das ist konkrete Erfahrung.
ECOreporter.de: In wiefern spricht Ihre Bank Fonds, in die sie investiert, auf ihre soziale und ökologische Zielsetzungen oder Kriterien an?
Sommer: Natürlich gestalten wir die nachhaltig und ethisch ausgerichteten Fonds aktiv mit. In den Anlageausschüssen und Ethikbeiräten wie auch im direkten Dialog mit dem Fondsmanagement wird das jeweilige Anlageuniversum hinterfragt und angepasst. Deshalb können wir mit Überzeugung hinter unseren zum Teil sehr speziell zugeschnittenen Angeboten für kirchliche Einrichtungen, für Stiftungen und Privatkunden stehen.
ECOreporter.de: Inwiefern spricht Ihre Bank darüber direkt mit Unternehmen über deren Nachhaltigkeit? Wie wird nachgehalten, ob sich solche Gespräche bei den Unternehmen auswirken?
Sommer: Um der Gefahr einer nur punktuellen und sehr ausschnitthaften Beobachtung zu entgehen, arbeiten wir seit langem mit darauf spezialisierten Unternehmen zusammen. Eiris in London und imug in Hannover sind z.B. Research-Unternehmen, die mit großer Kompetenz und umfangreichem inhaltlichen Know how einzelne Unternehmen analysieren. Auf dieser Grundlage werden dann Vorschläge für das Anlageuniversum unserer ethisch gemanagten Fonds erarbeitet. Auch Wirkungsanalysen werden erstellt.
ECOreporter.de: Nutzen Sie ihre Stimmrechte, um etwa auf Hauptversammlungen zur sozialen und ökologischen Verantwortung der investierten Unternehmen Stellung zu nehmen?
Sommer: Nein. Richtig ist, dass Stimmrechte einen wirtschaftlichen Wert haben können, aber wir beschränken uns auf diejenigen Dinge, die wir mit vertretbarem Aufwand im Sinne unserer Kunden auch selbst aktiv gestalten können. Allerdings wird innerhalb der katholischen Verbände und Kirchenbanken diskutiert und an Modellen gearbeitet, ob gegebenenfalls ein gemeinsames Vorgehen im Bereich aktives Aktionärstum sinnvoll und praktikabel ist (lesen Sie dazu den

ECOreporter.de: Gibt es bei der Bank im Bistum Essen ein Nachhaltigkeitsmanagement? Wer ist für die Nachhaltigkeit Ihrer Bank zuständig?
Sommer: Nachhaltigkeit ist vielschichtig – sie bezieht sich nicht nur auf den Anlagebereich, sondern auch auf interne Abläufe in der Bank. Insofern sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das Nachhaltigkeitsmanagement integriert – angefangen beim Vorstandsmitglied bis hin zum Sachbearbeiter.

Nachhaltiges Agieren gilt aber eben auch für andere Bereiche, wie den Umgang mit Büromaterial, Wasser, Energie oder für die Auswahl der „richtigen“ Papiersorte oder Druckerei. Als Leiter „Nachhaltigkeitsmanagement“ ist es mein besonderes Anliegen, das Thema lebendig und präsent zu halten.
ECOreporter.de: Inwiefern wird die soziale und ökologische Performance Ihrer Bank kontrolliert und dokumentiert? Erfolgt dies intern oder extern, nach welchen Vorgaben?
Sommer: Durch die Verankerung des Themas in unserer Geschäftsphilosophie erfolgt sozusagen eine Kontrolle „von innen“. Geldanlagen, Angebote für Kunden oder Investitionen und Anschaffungen werden ständig hinterfragt. Insofern ist eine kontinuierliche interne Kontrolle vorhanden, die uns auch wesentliche Impulse für Verbesserungen bietet. Auch unser hauseigenes Vorschlagswesen dient der kontinuierlichen Optimierung. Vor einigen Jahren haben wir zusätzlich von einem hierauf spezialisierten Anbieter eine Öko-Bilanz erstellen lassen, die uns unseren Status quo vor Augen führte und weitere Verbesserungspotenziale aufzeigte.
ECOreporter.de: Werden die Ergebnisse veröffentlicht?
Sommer: Ja, selbstverständlich. Schließlich ist das Thema Nachhaltigkeit ein Kernthema unserer Kunden aus Kirche und Caritas. Wir berichten regelmäßig im Geschäftsbericht und in unserer Kundenzeitschrift über unsere Anstrengungen und Erfolge. Ein wesentlicher Baustein der Veröffentlichung ist das Internet. Hier haben wir unserem Nachhaltigkeitsengagement einen eigenen Themenbaum gewidmet. Auch in den Kundengesprächen beziehen wir Stellung zu diesen Themen.
ECOreporter.de: Wie wollen Sie die soziale und ökologische Performance Ihrer Bank verbessern?
Sommer: Wie bereits gesagt: Nachhaltigkeit ist ein stetiger Prozess, der vom Mittun aller lebt. Insofern sind wir zuversichtlich, die soziale und ökologische Performance unserer Bank weiter verbessern zu können. Bei Investitionen hinterfragen wir neben den wirtschaftlichen auch die ökologischen Konsequenzen. Z. B. haben wir vor drei Jahren auf dem Dach unseres Bankgebäudes eine Photovoltaik-Anlage installiert. Aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten sicher keine „gute“ Investition, aber ein wichtiger Schritt Richtung Umweltschutz. Unsere Angebote entwickeln wir ebenfalls stetig weiter und bauen auch unsere Produktpalette weiter aus. Ein gutes Beispiel sind unsere differenzierten Angebote im Bereich der Mikrofinanz. Hier nehmen wir eine Vorreiterrolle in der deutschen Bankenlandschaft ein.
Doch die soziale Performance gilt nicht nur nach außen – auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber haben wir eine Verpflichtung. Unser Hauptaugenmerk legen wir in diesem Bereich auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – durch vielfältige Teilzeitmodelle oder Unterstützungsleistungen bei der Kinderbetreuung – und auf die Gesundheit unserer Mitarbeitenden – durch Präventionsprogramme und ergonomisch vorbildliche Ausstattung der Arbeitsplätze.
ECOreporter.de: Herr Sommer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Per Mausklick gelangen Sie zu weiten Gesprächen von ECOreporter.de mit Kirchenbankern. Am 10. März sprachen wir mit Helge Wulsdorf von der


Bildhinweis: Michael Sommer; der Nachhaltigkeitsexperte der Bank beim Besuch eines Mikrofinanzkunden in Chichicastenango, Guatemala; Schalterhalle der Bank im Bistum Essen. / Quelle: Unternehmen