WEtell möchte mehr nachhaltige Mobilfunkverträge verkaufen und sammelt dafür Geld über die Crowd ein. / Symbolfoto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Crowd-Test

Nachhaltige Mobilfunktarife: Crowdinvesting von WEtell mit 6,75 % Zins

Die WEtell GmbH bietet Mobilfunktarife an, die sozial-ökologische Aspekte berücksichtigen. Um mehr Mobilfunkverträge zu verkaufen, will das Unternehmen Marketing und Vertrieb ausbauen. Zur Finanzierung des Vorhabens bietet WEtell über die Plattform GLS Crowd ab 250 Euro Nachrangdarlehen an. Deren Zinssatz beträgt 6,75 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von rund vier Jahren. Wie steht das Unternehmen wirtschaftlich da?

Anbieterin und Emittentin der Nachrangdarlehen ist die WEtell GmbH aus Freiburg im Breisgau. Ihre Geschäftstätigkeit ist laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB, Stand: 1.3.2023) die Gewinnung und Betreuung von Kundinnen und Kunden für die eigene nachhaltige Mobilfunkmarke WEtell.

Die Emittentin bietet laut Projektprofil seit ihrem Markteintritt im Juli 2020 nachhaltige Mobilfunktarife an. Im ersten halben Jahr nach Marktstart hat WEtell in den Bau einer Photovoltaikanlage investiert. Von konventionellen Anbietern unterscheidet sich die Emittentin nach eigener Einschätzung vor allem durch einen konsequenten Fokus auf „100 Prozent Klimaschutz, Datenschutz, Fairness & Transparenz“.

Abgesehen von diesen Werteversprechen bietet WEtell ein klassisches Mobilfunkangebot an. Die Emittentin verkauft laut Projektprofil verschiedene Mobilfunkverträge im Vodafone-Netz. Die Tarife sind WEtell zufolge monatlich kündbar. 88 Prozent der Mobilfunktarife werden laut Projektprofil über die eigene Homepage abgeschlossen, ein stationärer Vertrieb findet nicht statt.

Der Umsatz des Unternehmens entsteht nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus dem Verkauf von Mobilfunkverträgen. Im Januar 2023 haben laut Projektprofil mehr als 15.000 Kundinnen und Kunden über WEtell telefoniert.

Das Emissionsvolumen der nun angebotenen Nachrangdarlehen beträgt bis zu 1 Million Euro.

Wozu dient das Anlegerkapital?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Das Anlegerkapital will WEtell laut VIB insbesondere in den Personalaufbau im Marketing und Vertrieb (25 Prozent der Nettoeinnahmen dieser Vermögensanlage), in Marketingmaßnahmen (32 Prozent) und in Vertriebsmaßnahmen (35 Prozent) investieren.

Falls das maximale Emissionsvolumen nicht erreicht wird, will die Emittentin die geplanten Maßnahmen in einem geringeren Umfang umsetzen. Der Einsatz von Eigenkapitalmitteln der Emittentin in Bezug auf das Investitionsvorhaben ist nicht geplant.

Laufzeit und Zins

Die Laufzeit der Nachrangdarlehen endet am 31. Mai 2027. Der Emittentin steht erstmalig nach der Hälfte der Laufzeit, frühestens zum 31. Dezember 2024, ein ordentliches Kündigungsrecht zu. Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 6,75 Prozent pro Jahr. Die Tilgung soll in drei unterschiedlichen Raten von 20 Prozent am 31. Mai 2025, 30 Prozent am 31. Mai 2026 und 50 Prozent am 31. Mai 2027 erfolgen.

Hohe Risiken

Bei der Vermögensanlage handelt es sich um unbesicherte Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt und vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre.

Die Emittentin konnte gemäß den Angaben im Jahresabschluss für ihr Geschäftsjahr 2022 ihren Umsatz steigern. Laut Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) erhöhte sich der Umsatz von rund 370.000 Euro (2021) auf rund 860.000 Euro (2022). Aber auch der Aufwand stieg: Die Personalkosten betrugen 2022 rund 710.000 Euro gegenüber rund 430.000 Euro 2021. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen beliefen sich 2022 auf rund 770.000 Euro (2021: rund 480.000 Euro). Von den sonstigen betrieblichen Aufwendungen entfielen 2022 laut GuV rund 410.000 Euro auf Werbe- und Reisekosten.

Die Emittentin schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem Jahresfehlbetrag von rund 600.000 Euro ab (2021: Jahresfehlbetrag von rund 550.000 Euro). Damit erhöhte sich laut Jahresabschluss der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag (bilanzielle Überschuldung) von rund 900.000 Euro auf rund 1,5 Millionen Euro. Die Bilanzsumme betrug 2022 rund 2,24 Millionen Euro.

Mobilfunk ist laut Projektprofil ein Verdrängungsmarkt, und WEtell befindet sich in einer frühen Unternehmensphase. Es ist möglich, dass auch die großen, etablierten Unternehmen ihr Angebot hinsichtlich Nachhaltigkeit weiterentwickeln und WEtell im Wettbewerb nicht dauerhaft bestehen kann. Es besteht das Risiko, dass der geplante Ausbau des Geschäftsbetriebs der Emittentin nicht erfolgreich verläuft und sie die Gewinnzone nicht erreicht.

Für Anlegerinnen und Anleger besteht ein hohes Risiko, dass sie ihr eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig verlieren.

Verwandte Artikel

20.02.23
 >
14.02.23
 >
24.07.23
 >
12.05.23
 >
04.02.23
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x