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„Nachhaltige Geldanlagen besitzen eine sehr gute Zukunftsperspektive.“ – Interview mit Thomas Katzenmayer, Evangelische Bank eG
Die Evangelische Bank ist nach eigenen Angaben die größte Kirchenbank in Deutschland. Sie setzt in Sachen Nachhaltigkeit auf christliche Werte. Vorstandsvorsitzender Thomas Katzenmayer erläutert im Interview unter anderem, wie seine Bank ihren ethischen Anspruch konkret umsetzt, was sie von anderen Kirchenbanken unterscheidet und was sie angesichts extrem niedriger Zinsen Anlegern anbieten kann. Die Evangelischen Bank eG ist 2014 durch die Verschmelzung der Evangelische Kreditgenossenschaft eG (EKK) und der Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG (EDG) entstanden (hier (Link entfernt) erfahren Sie mehr über das Unternehmen).
ECOreporter.de: Die Evangelische Kreditgenossenschaft eG (EKK) und die Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG (EDG) haben sich 2014 zur Evangelischen Bank eG zusammengeschlossen. Welche Erwartungen an die Fusion wurden bereits erfüllt?
Thomas Katzenmayer: Wir haben gemeinsam mit unseren Stakeholdern viel bewegt und erreicht: die Marke „Evangelische Bank“ ist am Markt positioniert, die technische Verschmelzung unseres Hauses ist erfolgreich bewältigt, die neuen Führungsstrukturen und die Mitarbeiterzuordnung sind etabliert. Aber auch die Kulturentwicklung mit neuem Leitbild und Führungsgrundsätzen/-leitlinien, an der unsere Mitarbeiter aktiv beteiligt waren, haben wir vorangetrieben.
Mit dem Zusammenschluss ist eine zukunftsorientierte Kirchenbank entstanden, die in Zeiten wachsender Anforderungen des Marktes und der Kunden nachhaltig aufgestellt ist. Die gestärkten Eigenkapitalstrukturen, höhere Kreditvergabespielräume, die verbesserte Wettbewerbspositionierung durch den Stärkentransfer und unsere bundesweite Präsenz bieten der Evangelischen Bank eine hervorragende Ausgangsposition.
Die Evangelische Bank betreut deutschlandweit etwa 72.000 Privatkunden und rund 19.000 institutionelle Kunden. Um die optimale Betreuung der Institutionen aus Kirche, Diakonie sowie Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu gewährleisten, haben wir u. a. ein neues Betreuungskonzept entwickelt. In diesem haben unsere regionalen Standorte eine wichtige strategische Bedeutung. Durch unsere bundesweite Aufstellung sichern wir die Nähe zu unseren Kunden. So können wir Herausforderungen und Besonderheiten rechtzeitig erkennen und umgehend passgenaue Lösungen anbieten. Denn die regionalen Besonderheiten sind insbesondere im sozialwirtschaftlichen Sektor von großer Bedeutung. So sind beispielsweise die länderspezifischen Vorschriften in Bezug auf die Finanzierung von Krankenhausinvestitionen zu beachten.
ECOreporter.de: Welche Erwartungen oder Hoffnungen müssen noch erfüllt werden und wie kann das gelingen?
Thomas Katzenmayer: Das ehrgeizige Ziel, nachhaltig die führende Bank für Kirche und Diakonie zu sein, verfolgen wir konsequent. Das bedeutet, dass wir weiterhin die Spezialisierung und den Ausbau individueller Lösungen für unsere Kunden, insbesondere im Finanzierungsbereich, vorantreiben werden.
Unsere strategische Zielsetzung ist es, die führende Position eines soliden Finanzpartners mit dem besonderen Know-how in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft innezuhaben.
Wir streben weiterhin die Hebung von Effizienzpotenzialen durch Digitalisierung und eine Ausschöpfung der IT-Systeme an. Um die Zufriedenheit unserer Kunden weiter zu erhöhen, arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Prozesse zu optimieren.
So gilt es für uns z. B. vor dem Hintergrund eines veränderten Kundenverhaltens, manuelle Prozesse nach und nach zu automatisieren.
Zudem haben wir ein strategisches Projekt zum Thema Digitalisierung aufgelegt. Die Digitalisierung wird unseren Kunden neue Möglichkeiten bieten, digital mit der Bank zu interagieren. U. a. ist gerade eine individualisierte neue Banking-App der Evangelischen Bank in Arbeit. Neben der Nutzerfreundlichkeit stehen dabei auch Sicherheitsaspekte ganz oben an.
Im institutionellen Bereich setzen wir auf unsere Kernkompetenzen (z. B. auf die Vermögens- und Anlageberatung unter Berücksichtigung der Anlagerichtlinien und Nachhaltigkeitskriterien, Finanzierungskonzepte für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft) und möchten die bereits erreichte Marktdurchdringung konsequent ausbauen. Besonders in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sehen wir den Bereich „Kompetenzcenter Finanzierung“ gegründet, wo das Know-how unserer Finanzierungsspezialisten gebündelt wird.
ECOreporter.de: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Ihr Bankgeschäft?
Thomas Katzenmayer: Wie die gesamte Finanzbranche müssen wir mit der Niedrigzinsphase, einem verschärften Wettbewerb und steigenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen zurechtkommen.
Die expansive Ausrichtung der Geldpolitik, verbunden mit dem lang anhaltenden Niedrigzinsniveau, belastet uns und die gesamte Finanzwelt. Die für seriöse Banken relevante Größe – die Zinsspanne aus dem originären Kundengeschäft und den Eigenanlagen – wird durch das Niedrigzinsumfeld gedeckelt. Eine Entwicklung mit Folgen: Je schwächer die Ertragslage von Banken ist, desto schwieriger ist es für sie, wirtschaftliches Eigenkapital zu bilden. Und dies ist eine existenzielle Grundvoraussetzung für das Bankgeschäft. Dennoch sind wir gut gerüstet. Wir sind so aufgestellt, dass es möglich ist, die Herausforderungen der Zukunft verantwortungsbewusst anzugehen und zu meistern.
Der Wettbewerbsdruck, gepaart mit dem Wettlauf um günstige Konditionen, spitzt sich mehr und mehr zu. Ertragswirksames Wachstum ist nur noch über die Aktivseite, also unser Kerngeschäft, möglich. Dies führt zu einem „ungesunden“ Wettbewerb. Hieran wollen wir uns im Interesse unseres nachhaltigen Finanzkreislaufs von Kirche und Diakonie jedoch nicht beteiligen. Es ist uns wichtiger, mit unserem werthaltigen Geschäftsmodell Verantwortung zu zeigen.
Aufgrund der Rahmenbedingungen sind wir gezwungen, die Kosten intensiv im Blick zu behalten. Um das an einem Beispiel deutlich zu machen: Unsere Kunden nutzen verstärkt Online-Banking und mediale Vertriebswege. Deshalb stellt sich die Frage, ob wir künftig noch alle Dienstleistungen in den Filialen vorhalten müssen. Wie bereits erwähnt, begegnen wir dem Thema Digitalisierung mit einem internen strategischen Projekt in unserer Bank.
ECOreporter.de: Was sollte nach Ihrem Verständnis eine Kirchenbank allgemein auszeichnen?
Thomas Katzenmayer: Es gibt da eine ganze Reihe von Kriterien. Ich möchte sie am Beispiel unseres Hauses beschreiben: Die Evangelische Bank ist ganzheitlicher Finanzpartner im kirchlichen, diakonischen und sozialen Netzwerk sowie für alle Menschen, die sich mit ihrem christlichen Wertehorizont identifizieren.
Verankert im Finanzkreislauf von Kirche und Diakonie ist sie
dem kirchlichen Auftrag und damit dem Grundprinzip der christlichen Solidarität verpflichtet. Sie verwendet die ihr anvertrauten Kundeneinlagen, um Einrichtungen sowie privaten Kunden Kredite zu gewähren, respektive sie bei ihren am Gemeinwohl orientierten Aufgaben zu unterstützen. Somit verbleiben die Einlagen und Verbindlichkeiten bei der Evangelischen Bank gemäß dem Gründungsgedanken nahezu vollständig im Finanzkreislauf von Kirche und Diakonie.
Die Evangelische Bank misst einer verantwortungsvollen Unternehmenspolitik höchste Priorität bei und ist in die Rechtsform der Genossenschaft mit dem Förderauftrag der Selbstverwaltung, Selbstbestimmung und Selbsthilfe eingebettet. Auch das ist ein Grundprinzip einer Kirchenbank.
Foto: Hauptsitz der Evangelischen Bank in Kassel. / Foto: Unternehmen
ECOreporter.de: Worin unterscheidet sich die Evangelische Bank von anderen Kirchenbanken? Was unterscheidet sie von anderen Banken mit ethischem oder nachhaltigem Anspruch?
Thomas Katzenmayer: Andere Banken mit ethischem oder nachhaltigem Anspruch ähneln uns nur auf den ersten Blick. Das unternehmerische Handeln der Evangelischen Bank stützt sich auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit: ökonomische, ökologische und sozial-ethische Ziele und deren Ausgewogenheit. Was uns abhebt, ist die Nähe der Evangelischen Bank zu ihren durchaus anspruchsvollen Kunden: sowohl zu den institutionellen als auch zu den privaten.
Was uns zudem unterscheidet, ist neben unserem umfangreichen Dienstleistungsangebot unsere spezielle Expertise „in der Nische“. Etwa wenn es um Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft geht oder um die besonderen Bedürfnisse der Finanzverwaltung von Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden.
Wir verfügen über ein an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtetes, solides Geschäftsmodell und leben unsere Werte. Unsere speziell geschulten Ecoanlageberater verfügen über besonderes Fachwissen hinsichtlich nachhaltiger Anlage- und Finanzprodukte.
Noch einige Stichpunkte: Wir streben keine kurzfristige Gewinnmaximierung an, sondern setzen auf langfristig angelegte Ziele.
Wir sind ein verantwortungsvoller und attraktiver Arbeitgeber und bieten sichere, anspruchsvolle und zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Für dieses Engagement wurde die Evangelische Bank wiederholt als Top Arbeitgeber Mittelstand ausgezeichnet.
Darüber hinaus sind wir als erste Kirchen- und Genossenschaftsbank mit dem anspruchsvollsten europäischen Nachhaltigkeitsstandard EMASplus (Eco Management and Audit Scheme) zertifiziert.
Nach der Fusion ist die Evangelische Bank die größte deutsche Kirchenbank. Wir pflegen mit den verbliebenen Kirchenbanken ein gutes Miteinander; eine gewisse Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir bieten Kundennähe und herausragende Beratungskompetenz. Unser Anspruch ist es, unsere Kunden nachhaltig mit individueller Beratung und besonderer Leistung zu überzeugen.
ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen müssen Kunden erfüllen, um mit der Evangelischen Bank ins Geschäft zu kommen – sei es als Kreditkunde oder als Anleger, der ein Konto eröffnen oder in Anlageprodukte investieren will?
Thomas Katzenmayer: Grundlage für eine Geschäftsbeziehung bilden die christlichen Werte, die wir auch bei unseren Kunden als Basis für unsere gemeinsamen Ziele voraussetzen. Wir errichten allerdings bewusst keine Hürden. Die Zugehörigkeit zu einer evangelischen Kirche ist keine formale Grundvoraussetzung. Fakt ist aber, dass die meisten Kunden aus dem kirchlich-diakonischen Umfeld stammen (Geschäftsfelder: Alten-, Behinderten-, Jugendhilfe, Krankenhaus, Rehabilitation und Bildung). Zunehmend finden auch Kunden den Weg zu uns, die weniger kirchlich gebunden sind, weil sie besonderen Wert auf ein nachhaltiges Produktportfolio legen.
ECOreporter.de: Beschränken Sie sich bei Krediten für Unternehmen, Einrichtungen oder Projekte auf bestimmte Sektoren? Gibt es Bereiche, die Sie in diesem Geschäft meiden?
Thomas Katzenmayer: Grundsätzlich sind wir als Spezialanbieter auf kirchliche und soziale Träger sowie auf den Gesundheitssektor fokussiert. Hier liegen eindeutig unsere Stärken. Wenn unsere Wertevorstellungen übereinstimmen, gehen wir auch mit Kunden außerhalb der etablierten Geschäftsfelder Beziehungen ein. Was wir ablehnen, sind Geschäftsfelder jenseits unseres nachhaltigen Wertehorizontes. Es ist klar, dass wir als Kirchenbank keine Geschäfte mit Waffenlieferanten oder Ländern, in denen die Todesstrafe ausgeübt wird, tätigen. Das ist unseren Kunden sehr wichtig. Atomkraftwerks-Betreiber, Alkoholproduzenten, Pornographie und Tabakindustrie sind aus unseren Nachhaltigkeitsfonds ausgeschlossen – um nur einige Beispiele zu nennen.
ECOreporter.de: Wie können Privatanleger bei Ihnen nachhaltig investieren?
Thomas Katzenmayer: Privatkunden können bei uns in unterschiedliche Nachhaltigkeitsfonds investieren. Wir bieten eine Auswahl an Investmentfonds, die sich im Wesentlichen in den Kriterien Anlagehorizont, Risikoneigung und Ertragschancen unterscheiden. Das wären zum Beispiel der FairworldFonds, ein Mischfonds mit Nachhaltigkeitsansatz, oder die unterschiedlichen KCD-Union Nachhaltigkeitsfonds mit den Spezifizierungen Mix, Rente oder Aktien. Bei unseren Lebenswert-Produkten, die Geldanlage und Risikoabsicherung kombinieren, lässt sich sogar auswählen, in welche nachhaltige Anlageform investiert werden soll.
ECOreporter.de: Die extrem niedrigen Zinsen erschweren es Durchschnittsverdienern, Ersparnisse rentabel anzulegen. Wie kann die Evangelische Bank Privatanlegern hier weiterhelfen?
Thomas Katzenmayer: Wir bieten unseren Kunden eine fundierte, umfassende Beratung zu einem Anlagemix aus Aktienfonds und festverzinslichen Wertpapieren, der auch heute noch gute Ertragschancen bietet. Das gegenwärtige Marktumfeld macht es jedoch allen Kreditinstituten schwerer, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Gemeinsam mit unseren Kunden, die zumeist eine an Solidität ausgerichtete Langfristperspektive vor Augen haben, machen wir das Beste aus der Situation. Universelle Tipps gibt es leider nicht. Wir bieten aber Anlagestrategien, die einen kontinuierlichen Vermögenszuwachs ermöglichen. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen weiterhin zu den sinnvollsten Anlageformen überhaupt zählen und eine sehr gute Zukunftsperspektive besitzen. Man könnte es auch so formulieren: Neben der rein monetären gibt es auch eine gesellschaftliche Rentabilität. Von der zweifellos notwendigen ökologischen wie ökonomischen Transformation unserer Gesellschaft profitieren langfristig alle. Das ist ein Motiv, das auch unseren Kunden sehr wichtig ist.
Foto: Kundengespräch in der Bank. / Foto: Unternehmen
ECOreporter.de: Wie geht die Evangelische Bank bei ihren eigenen Anlagen damit um, dass die Zinsen so gering sind und so bald wohl auch nicht deutlich ansteigen werden?
Thomas Katzenmayer: Die Situation ist auch für uns eine Herausforderung. Wir investieren für unsere Eigenanlagen zum großen Teil in festverzinsliche Wertpapiere. Dabei bewegen wir uns sehr konservativ überwiegend im Bereich der Staatsanleihen und Pfandbriefe. Über die Zinsentwicklung der letzten Jahre haben wir enorm in der Bewertung profitiert und erhebliche Reserven aufgebaut.
Wir profitieren weiter von den Eigenanlagen, aber wenn die Zinsen gegen Null tendieren, kann das nicht ohne Auswirkungen bleiben. Unsere Aufgabe ist es, die Situation an den Zinsmärkten möglichst effizient in den Eigenanlagen zu nutzen.
Als Bank steuern wir das Gesamtrisiko, das neben den Eigenanlagen durch das klassische Kreditgeschäft beeinflusst ist. Wir haben hier den Vorteil, dass die durchschnittliche Laufzeit unseres Kreditgeschäftes relativ hoch ist. Das bestärkt unsere Zuversicht, als Evangelische Bank die Situation konstruktiv handhaben zu können und den Belastungen der aktuellen Niedrigzinsphase allenfalls mit Verzögerung begegnen zu müssen.
ECOreporter.de: Herr Katzenmayer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Evangelische Bank gehört zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld Köln, die am 21. November im Gürzenich stattfindet. Bei freiem Eintritt können sich die Besucher hier über ethisch-ökologisch einwandfreie Investment-Angebote informieren. Abgerundet wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um das „grüne Geld“. Näheres zu der Veranstaltung lesen Sie hier.
ECOreporter.de: Die Evangelische Kreditgenossenschaft eG (EKK) und die Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG (EDG) haben sich 2014 zur Evangelischen Bank eG zusammengeschlossen. Welche Erwartungen an die Fusion wurden bereits erfüllt?
Thomas Katzenmayer: Wir haben gemeinsam mit unseren Stakeholdern viel bewegt und erreicht: die Marke „Evangelische Bank“ ist am Markt positioniert, die technische Verschmelzung unseres Hauses ist erfolgreich bewältigt, die neuen Führungsstrukturen und die Mitarbeiterzuordnung sind etabliert. Aber auch die Kulturentwicklung mit neuem Leitbild und Führungsgrundsätzen/-leitlinien, an der unsere Mitarbeiter aktiv beteiligt waren, haben wir vorangetrieben.
Mit dem Zusammenschluss ist eine zukunftsorientierte Kirchenbank entstanden, die in Zeiten wachsender Anforderungen des Marktes und der Kunden nachhaltig aufgestellt ist. Die gestärkten Eigenkapitalstrukturen, höhere Kreditvergabespielräume, die verbesserte Wettbewerbspositionierung durch den Stärkentransfer und unsere bundesweite Präsenz bieten der Evangelischen Bank eine hervorragende Ausgangsposition.
Die Evangelische Bank betreut deutschlandweit etwa 72.000 Privatkunden und rund 19.000 institutionelle Kunden. Um die optimale Betreuung der Institutionen aus Kirche, Diakonie sowie Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu gewährleisten, haben wir u. a. ein neues Betreuungskonzept entwickelt. In diesem haben unsere regionalen Standorte eine wichtige strategische Bedeutung. Durch unsere bundesweite Aufstellung sichern wir die Nähe zu unseren Kunden. So können wir Herausforderungen und Besonderheiten rechtzeitig erkennen und umgehend passgenaue Lösungen anbieten. Denn die regionalen Besonderheiten sind insbesondere im sozialwirtschaftlichen Sektor von großer Bedeutung. So sind beispielsweise die länderspezifischen Vorschriften in Bezug auf die Finanzierung von Krankenhausinvestitionen zu beachten.
ECOreporter.de: Welche Erwartungen oder Hoffnungen müssen noch erfüllt werden und wie kann das gelingen?
Thomas Katzenmayer: Das ehrgeizige Ziel, nachhaltig die führende Bank für Kirche und Diakonie zu sein, verfolgen wir konsequent. Das bedeutet, dass wir weiterhin die Spezialisierung und den Ausbau individueller Lösungen für unsere Kunden, insbesondere im Finanzierungsbereich, vorantreiben werden.
Unsere strategische Zielsetzung ist es, die führende Position eines soliden Finanzpartners mit dem besonderen Know-how in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft innezuhaben.
Wir streben weiterhin die Hebung von Effizienzpotenzialen durch Digitalisierung und eine Ausschöpfung der IT-Systeme an. Um die Zufriedenheit unserer Kunden weiter zu erhöhen, arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Prozesse zu optimieren.
So gilt es für uns z. B. vor dem Hintergrund eines veränderten Kundenverhaltens, manuelle Prozesse nach und nach zu automatisieren.
Zudem haben wir ein strategisches Projekt zum Thema Digitalisierung aufgelegt. Die Digitalisierung wird unseren Kunden neue Möglichkeiten bieten, digital mit der Bank zu interagieren. U. a. ist gerade eine individualisierte neue Banking-App der Evangelischen Bank in Arbeit. Neben der Nutzerfreundlichkeit stehen dabei auch Sicherheitsaspekte ganz oben an.
Im institutionellen Bereich setzen wir auf unsere Kernkompetenzen (z. B. auf die Vermögens- und Anlageberatung unter Berücksichtigung der Anlagerichtlinien und Nachhaltigkeitskriterien, Finanzierungskonzepte für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft) und möchten die bereits erreichte Marktdurchdringung konsequent ausbauen. Besonders in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sehen wir den Bereich „Kompetenzcenter Finanzierung“ gegründet, wo das Know-how unserer Finanzierungsspezialisten gebündelt wird.
ECOreporter.de: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Ihr Bankgeschäft?
Thomas Katzenmayer: Wie die gesamte Finanzbranche müssen wir mit der Niedrigzinsphase, einem verschärften Wettbewerb und steigenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen zurechtkommen.
Die expansive Ausrichtung der Geldpolitik, verbunden mit dem lang anhaltenden Niedrigzinsniveau, belastet uns und die gesamte Finanzwelt. Die für seriöse Banken relevante Größe – die Zinsspanne aus dem originären Kundengeschäft und den Eigenanlagen – wird durch das Niedrigzinsumfeld gedeckelt. Eine Entwicklung mit Folgen: Je schwächer die Ertragslage von Banken ist, desto schwieriger ist es für sie, wirtschaftliches Eigenkapital zu bilden. Und dies ist eine existenzielle Grundvoraussetzung für das Bankgeschäft. Dennoch sind wir gut gerüstet. Wir sind so aufgestellt, dass es möglich ist, die Herausforderungen der Zukunft verantwortungsbewusst anzugehen und zu meistern.
Der Wettbewerbsdruck, gepaart mit dem Wettlauf um günstige Konditionen, spitzt sich mehr und mehr zu. Ertragswirksames Wachstum ist nur noch über die Aktivseite, also unser Kerngeschäft, möglich. Dies führt zu einem „ungesunden“ Wettbewerb. Hieran wollen wir uns im Interesse unseres nachhaltigen Finanzkreislaufs von Kirche und Diakonie jedoch nicht beteiligen. Es ist uns wichtiger, mit unserem werthaltigen Geschäftsmodell Verantwortung zu zeigen.
Aufgrund der Rahmenbedingungen sind wir gezwungen, die Kosten intensiv im Blick zu behalten. Um das an einem Beispiel deutlich zu machen: Unsere Kunden nutzen verstärkt Online-Banking und mediale Vertriebswege. Deshalb stellt sich die Frage, ob wir künftig noch alle Dienstleistungen in den Filialen vorhalten müssen. Wie bereits erwähnt, begegnen wir dem Thema Digitalisierung mit einem internen strategischen Projekt in unserer Bank.
ECOreporter.de: Was sollte nach Ihrem Verständnis eine Kirchenbank allgemein auszeichnen?
Thomas Katzenmayer: Es gibt da eine ganze Reihe von Kriterien. Ich möchte sie am Beispiel unseres Hauses beschreiben: Die Evangelische Bank ist ganzheitlicher Finanzpartner im kirchlichen, diakonischen und sozialen Netzwerk sowie für alle Menschen, die sich mit ihrem christlichen Wertehorizont identifizieren.
Verankert im Finanzkreislauf von Kirche und Diakonie ist sie

Die Evangelische Bank misst einer verantwortungsvollen Unternehmenspolitik höchste Priorität bei und ist in die Rechtsform der Genossenschaft mit dem Förderauftrag der Selbstverwaltung, Selbstbestimmung und Selbsthilfe eingebettet. Auch das ist ein Grundprinzip einer Kirchenbank.
Foto: Hauptsitz der Evangelischen Bank in Kassel. / Foto: Unternehmen
ECOreporter.de: Worin unterscheidet sich die Evangelische Bank von anderen Kirchenbanken? Was unterscheidet sie von anderen Banken mit ethischem oder nachhaltigem Anspruch?
Thomas Katzenmayer: Andere Banken mit ethischem oder nachhaltigem Anspruch ähneln uns nur auf den ersten Blick. Das unternehmerische Handeln der Evangelischen Bank stützt sich auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit: ökonomische, ökologische und sozial-ethische Ziele und deren Ausgewogenheit. Was uns abhebt, ist die Nähe der Evangelischen Bank zu ihren durchaus anspruchsvollen Kunden: sowohl zu den institutionellen als auch zu den privaten.
Was uns zudem unterscheidet, ist neben unserem umfangreichen Dienstleistungsangebot unsere spezielle Expertise „in der Nische“. Etwa wenn es um Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft geht oder um die besonderen Bedürfnisse der Finanzverwaltung von Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden.
Wir verfügen über ein an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtetes, solides Geschäftsmodell und leben unsere Werte. Unsere speziell geschulten Ecoanlageberater verfügen über besonderes Fachwissen hinsichtlich nachhaltiger Anlage- und Finanzprodukte.
Noch einige Stichpunkte: Wir streben keine kurzfristige Gewinnmaximierung an, sondern setzen auf langfristig angelegte Ziele.
Wir sind ein verantwortungsvoller und attraktiver Arbeitgeber und bieten sichere, anspruchsvolle und zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Für dieses Engagement wurde die Evangelische Bank wiederholt als Top Arbeitgeber Mittelstand ausgezeichnet.
Darüber hinaus sind wir als erste Kirchen- und Genossenschaftsbank mit dem anspruchsvollsten europäischen Nachhaltigkeitsstandard EMASplus (Eco Management and Audit Scheme) zertifiziert.
Nach der Fusion ist die Evangelische Bank die größte deutsche Kirchenbank. Wir pflegen mit den verbliebenen Kirchenbanken ein gutes Miteinander; eine gewisse Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir bieten Kundennähe und herausragende Beratungskompetenz. Unser Anspruch ist es, unsere Kunden nachhaltig mit individueller Beratung und besonderer Leistung zu überzeugen.
ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen müssen Kunden erfüllen, um mit der Evangelischen Bank ins Geschäft zu kommen – sei es als Kreditkunde oder als Anleger, der ein Konto eröffnen oder in Anlageprodukte investieren will?
Thomas Katzenmayer: Grundlage für eine Geschäftsbeziehung bilden die christlichen Werte, die wir auch bei unseren Kunden als Basis für unsere gemeinsamen Ziele voraussetzen. Wir errichten allerdings bewusst keine Hürden. Die Zugehörigkeit zu einer evangelischen Kirche ist keine formale Grundvoraussetzung. Fakt ist aber, dass die meisten Kunden aus dem kirchlich-diakonischen Umfeld stammen (Geschäftsfelder: Alten-, Behinderten-, Jugendhilfe, Krankenhaus, Rehabilitation und Bildung). Zunehmend finden auch Kunden den Weg zu uns, die weniger kirchlich gebunden sind, weil sie besonderen Wert auf ein nachhaltiges Produktportfolio legen.
ECOreporter.de: Beschränken Sie sich bei Krediten für Unternehmen, Einrichtungen oder Projekte auf bestimmte Sektoren? Gibt es Bereiche, die Sie in diesem Geschäft meiden?
Thomas Katzenmayer: Grundsätzlich sind wir als Spezialanbieter auf kirchliche und soziale Träger sowie auf den Gesundheitssektor fokussiert. Hier liegen eindeutig unsere Stärken. Wenn unsere Wertevorstellungen übereinstimmen, gehen wir auch mit Kunden außerhalb der etablierten Geschäftsfelder Beziehungen ein. Was wir ablehnen, sind Geschäftsfelder jenseits unseres nachhaltigen Wertehorizontes. Es ist klar, dass wir als Kirchenbank keine Geschäfte mit Waffenlieferanten oder Ländern, in denen die Todesstrafe ausgeübt wird, tätigen. Das ist unseren Kunden sehr wichtig. Atomkraftwerks-Betreiber, Alkoholproduzenten, Pornographie und Tabakindustrie sind aus unseren Nachhaltigkeitsfonds ausgeschlossen – um nur einige Beispiele zu nennen.
ECOreporter.de: Wie können Privatanleger bei Ihnen nachhaltig investieren?
Thomas Katzenmayer: Privatkunden können bei uns in unterschiedliche Nachhaltigkeitsfonds investieren. Wir bieten eine Auswahl an Investmentfonds, die sich im Wesentlichen in den Kriterien Anlagehorizont, Risikoneigung und Ertragschancen unterscheiden. Das wären zum Beispiel der FairworldFonds, ein Mischfonds mit Nachhaltigkeitsansatz, oder die unterschiedlichen KCD-Union Nachhaltigkeitsfonds mit den Spezifizierungen Mix, Rente oder Aktien. Bei unseren Lebenswert-Produkten, die Geldanlage und Risikoabsicherung kombinieren, lässt sich sogar auswählen, in welche nachhaltige Anlageform investiert werden soll.

Thomas Katzenmayer: Wir bieten unseren Kunden eine fundierte, umfassende Beratung zu einem Anlagemix aus Aktienfonds und festverzinslichen Wertpapieren, der auch heute noch gute Ertragschancen bietet. Das gegenwärtige Marktumfeld macht es jedoch allen Kreditinstituten schwerer, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Gemeinsam mit unseren Kunden, die zumeist eine an Solidität ausgerichtete Langfristperspektive vor Augen haben, machen wir das Beste aus der Situation. Universelle Tipps gibt es leider nicht. Wir bieten aber Anlagestrategien, die einen kontinuierlichen Vermögenszuwachs ermöglichen. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen weiterhin zu den sinnvollsten Anlageformen überhaupt zählen und eine sehr gute Zukunftsperspektive besitzen. Man könnte es auch so formulieren: Neben der rein monetären gibt es auch eine gesellschaftliche Rentabilität. Von der zweifellos notwendigen ökologischen wie ökonomischen Transformation unserer Gesellschaft profitieren langfristig alle. Das ist ein Motiv, das auch unseren Kunden sehr wichtig ist.
Foto: Kundengespräch in der Bank. / Foto: Unternehmen
ECOreporter.de: Wie geht die Evangelische Bank bei ihren eigenen Anlagen damit um, dass die Zinsen so gering sind und so bald wohl auch nicht deutlich ansteigen werden?
Thomas Katzenmayer: Die Situation ist auch für uns eine Herausforderung. Wir investieren für unsere Eigenanlagen zum großen Teil in festverzinsliche Wertpapiere. Dabei bewegen wir uns sehr konservativ überwiegend im Bereich der Staatsanleihen und Pfandbriefe. Über die Zinsentwicklung der letzten Jahre haben wir enorm in der Bewertung profitiert und erhebliche Reserven aufgebaut.
Wir profitieren weiter von den Eigenanlagen, aber wenn die Zinsen gegen Null tendieren, kann das nicht ohne Auswirkungen bleiben. Unsere Aufgabe ist es, die Situation an den Zinsmärkten möglichst effizient in den Eigenanlagen zu nutzen.
Als Bank steuern wir das Gesamtrisiko, das neben den Eigenanlagen durch das klassische Kreditgeschäft beeinflusst ist. Wir haben hier den Vorteil, dass die durchschnittliche Laufzeit unseres Kreditgeschäftes relativ hoch ist. Das bestärkt unsere Zuversicht, als Evangelische Bank die Situation konstruktiv handhaben zu können und den Belastungen der aktuellen Niedrigzinsphase allenfalls mit Verzögerung begegnen zu müssen.
ECOreporter.de: Herr Katzenmayer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Evangelische Bank gehört zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld Köln, die am 21. November im Gürzenich stattfindet. Bei freiem Eintritt können sich die Besucher hier über ethisch-ökologisch einwandfreie Investment-Angebote informieren. Abgerundet wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um das „grüne Geld“. Näheres zu der Veranstaltung lesen Sie hier.