Fonds / ETF, Gut erklärt - Mikrofinanzen

Mikrofinanzfonds erzielen auch in schwierigen Zeiten positive Renditen

Sie sind vergleichsweise sicher und sehr nachhaltig: Mikrofinanzfonds bieten eine gute Alternative für Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld weit weg von Börsenturbulenzen investieren wollen. Wie haben sich die vier von ECOreporter getesteten Mikrofinanzfonds im Krisenjahr 2022 geschlagen?

Mikrofinanzfonds sind ein soziales Investment. Sie sammeln Kapital ein, um in armen Gegenden der Welt Mikrokredite zu finanzieren. Das sind Darlehen an Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer, die sich damit eine wirtschaftliche Existenz aufbauen wollen.

Mikrofinanzfonds gelten als robuste Anlageform. Sie verleihen das Anlegergeld an Mikrofinanz-Dachorganisationen. Diese wiederum vergeben es an Mikrofinanzbanken vor Ort. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Banken bringen das Geld zu den Kundinnen und Kunden und holen es später wieder ab, samt Zinsen. Die Rückzahlungsmoral der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ist extrem gut - schließlich ist ein Mikrokredit für viele Menschen ohne sonstigen Zugang zu Finanzdienstleistungen eine meist einmalige Chance, sich aus der Armut zu befreien.

ECOreporter hat Ende 2022 vier Mikrofinanzfonds getestet, in die deutsche Privatanlegerinnen und -anleger investieren können. Alle Fonds haben sich in den letzten Jahren als stabil erwiesen: Obwohl viele Partnerländer unter dem weltweit steigenden Zinsniveau leiden und weiterhin mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, gewannen alle vier Fonds im letzten Jahr leicht an Wert. Und in der Summe verzeichnete auch kein Fonds Mittelabflüsse - wer in Mikrofinanz investiert ist, bleibt es offenbar in der Regel auch in schwierigen Zeiten.

Im Premium-Bereich erfahren Sie, welcher Mikrofinanzfonds 2022 und auf Sicht von fünf Jahren am besten gelaufen ist. Einen ausführlichen ECOreporter-Vergleichstest der Fonds finden Sie hier.

Hintergrundinformationen zum Thema Mikrofinanzen lesen Sie im ECOreporter-Dossier "Gut erklärt: Mikrofinanzen“.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Wertentwicklung der von ECOreporter getesteten Mikrofinanzfonds zum Stichtag 31.12.2022 (sortiert nach der 5-Jahres-Performance):

FondsnameWKNWertzuwachs 1 Jahr (%)Wertzuwachs 5 Jahre (%)Wertzuwachs 10 Jahre (%)Jahres- kosten (%)Volumen in Mio. EuroGesamtnote im Test 2022
KCD Mikrofinanzfonds - IIIA12A0Y0,238,72*1,621282,0
IIV MikrofinanzfondsA1H44T0,265,0719,141,989292,1
Dual Return Fund - Vision MicrofinanceA0JKEA0,834,4113,971,957352,1
GLS AI-Mikrofinanzfonds AK AA142F20,323,21*1,912432,2

Daten ohne Gewähr; Stichtag: 31.12.2022; *Fonds noch keine 10 Jahre alt

KCD Mikrofinanzfonds - III: Drei von vier Kreditnehmern sind Frauen

Der KCD Mikrofinanzfonds - III wurde 2015 von der Bank im Bistum Essen (BiB) aufgelegt. Das christliche Finanzinstitut investiert selbst seit vielen Jahren im Mikrofinanz-Bereich. Seine Experten managen den Fonds. Mit einem Plus von 8,7 Prozent erzielte der KCD in den letzten fünf Jahren den höchsten Wertzuwachs der getesteten Fonds. 2022 legte er um 0,23 Prozent zu - das liegt im Rahmen der letztjährigen Branchenentwicklung. Höhere Zuwächse verhinderten gestiegene Absicherungskosten gegen Währungsschwankungen sowie Neubewertungen von Krediten in Myanmar und Mexiko. 

In ihrer Wertentwicklung sind die Mikrofinanzfonds nicht exakt miteinander vergleichbar. Das liegt an ihren Bewertungsmethoden. Denn die Kurse von Mikrofinanzfonds bilden sich nicht wie bei Aktien am freien Markt durch Angebot und Nachfrage, sondern werden von spezialisierten Agenturen festgelegt. Die bewerten die Qualität der Kredite, berücksichtigen aber auch Risikoaufschläge für Staatsanleihen der Länder, in denen die Fonds Kredite vergeben. Und diese Risikoaufschläge, die keinen direkten Zusammenhang zum Mikrofinanzsektor haben, sind nach Ausbruch der Corona-Pandemie teils deutlich gestiegen. Das wiederum drückte vor allem 2020 die Fondskurse – allerdings je nach Bewertungsmethode und regionaler Streuung der Fonds unterschiedlich stark.

2022 stieg das Volumen des KCD Mikrofinanzfonds - III von 110 auf 128 Millionen Euro. Über den Fonds werden aktuell in 28 Ländern 63.300 Mikrokredite mit einer durchschnittlichen Kreditsumme von etwa 1.300 Euro finanziert. Der Schwerpunkt liegt auf Süd- und Mittelamerika (24 Prozent) sowie Osteuropa (23 Prozent). Drei Viertel der Kredite werden an Frauen vergeben. Mit Jahreskosten von 1,62 Prozent ist der KCD-Fonds der günstigste von ECOreporter getestete Mikrofinanzfonds (siehe Tabelle).

IIV Mikrofinanzfonds: Fast 1 Milliarde Euro schwer

Der IIV Mikrofinanzfonds ist bereits seit 2011 am Markt und damit der am längsten in Deutschland erhältliche Mikrofinanzfonds. Zugleich ist er auch der größte, sein Volumen wuchs im letzten Jahr von 840 auf 929 Millionen Euro. Der Fonds finanziert die Kredite von über 468.000 Kleinstunternehmerinnen und -unternehmern (durchschnittliche Kreditsumme: knapp 1.200 US-Dollar). Mit 83 Prozent vergibt der IIV Mikrofinanzfonds so viele Kredite an Frauen wie kein anderer der untersuchten Fonds.

Der Mikrofinanzfonds der Invest in Visions GmbH aus Frankfurt am Main – dafür steht das IIV im Fondsnamen – konzentriert sich auf kleine und mittlere Mikrofinanzinstitute, die vor allem in ländlichen Gebieten Asiens (48 Prozent) und Lateinamerikas (33 Prozent) aktiv sind. Der Wertzuwachs beträgt auf fünf Jahre gesehen etwas mehr als 5,1 Prozent, auf zehn Jahre 19,1 Prozent. 2022 gewann der Fonds 0,26 Prozent.

Dual Return Fund - Vision Microfinance: Monatlich handelbar

Den Dual Return Fund - Vision Microfinance gibt es bereits seit 2006. In Deutschland wird er seit 2016 vertrieben. Impact Asset Management, eine Tochtergesellschaft der C-Quadrat Investment Group aus Wien, managt den Fonds.

Auf Sicht von fünf Jahren hat der Dual Return Fund 4,4 Prozent an Wert zugelegt, auf zehn Jahre 14 Prozent. Der Fonds versorgt aktuell 468.000 Menschen in 40 Ländern mit Krediten. Der Investitionsschwerpunkt liegt auf der Region Südasien/Pazifik (39 Prozent) und auf Lateinamerika (37 Prozent). Mit 4.600 US-Dollar ist die durchschnittliche Kreditsumme im Branchenvergleich eher hoch.

Wie alle von ECOreporter getesteten Mikrofinanzfonds kann auch der Dual Return Fund nur einmal im Monat zu einem festen Termin gekauft werden. Verkäufe sind beim IIV- und KCD-Fonds einmal pro Quartal möglich. Beim Dual Return Fund können die Fondsanteile monatlich veräußert werden, beim GLS Alternative Investments nur einmal im Halbjahr.

GLS Alternative Investments: Vergleichsweise viele Kredite in Afrika

Der GLS Alternative Investments – Mikrofinanzfonds ist der jüngste von ECOreporter getestete Fonds. Die GLS Bank aus Bochum hat ihn im Dezember 2015 gestartet. Der Fonds gewann in den letzten fünf Jahren 3,2 Prozent an Wert. 2022 waren es 0,32 Prozent. Das Fondsvolumen stieg 2022 von 226 auf 243 Millionen Euro.

Der GLS Alternative Investments finanzierte Ende 2022 mehr als 69.000 Mikrokredite mit einem durchschnittlichen Volumen von fast 4.000 Euro. Jeweils etwa ein Drittel der Kredite sind in Asien und Osteuropa vergeben worden. Mit 5,7 Prozent ist der Anteil von Investments in Afrika höher als bei den anderen Fonds. Wie beim Dual Return Fund gehen die Kredite je zur Hälfte an Frauen und Männer.

Für 2023 ist das GLS-Management vorsichtig optimistisch. Im Jahresausblick des Fonds heißt es, im Vergleich zu den schwachen erwarteten Wachstumsraten der Industrieländer seien die Wachstumsprognosen für die Länder des Mikrofinanzfonds gut - abgesehen von Lateinamerika. Der hohe globale Anstieg bei Inflation und Zinsen sei nicht überall im gleichen Maße spürbar. Die Entwicklungen 2023 dürften aber "weiterhin für alle Länder herausfordernd sein".

Ausführliche ECOreporter-Tests der Fonds finden Sie hier.

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