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Nachhaltige Aktien: Auf welche grünen Werte die Swisscanto-Nachhaltigkeitsfonds setzen

Welche nachhaltigen beziehungsweise grünen Aktien sind besonders aussichtsreich? Gerhard Wagner, Leiter Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto, erläutert die neue Swisscanto-Strategie und zeigt spannende Aktien von Unternehmen, die sozial und im Umweltbereich führend sind. Ob Aktien von Recycling-Unternehmen, Enzym-Anbietern, Energiespar-Technik-Spezialisten oder Eisenbahn-Firmen: Wagner verrät, was sich ein erfahrener nachhaltiger Profi-Investor derzeit  anschaut, wenn es um Werte für grüne Aktienfonds geht.

ECOreporter.de: Herr Wagner, schon seit einiger Zeit läuft es für etliche Erneuerbare-Energie-Unternehmen nicht mehr nur rund, sondern teilweise sehr holprig. Gerade in der Wind- und Solarbranche. Die entsprechenden Aktien waren aber lange Zeit die Lieblinge der Fondsmanager von nachhaltigen Fonds. Waren die von Ihnen verantworteten Fonds auch betroffen von diesen Problemen?

Gerhard Wagner:  Mit unserem Themenfonds "Climate Invest" und in einem deutlich geringerem Ausmaß mit dem Green Invest-Aktienfonds sind wir in Erneuerbarer Energie investiert. Die Aktien aus diesem Themenbereich sind zwischen 2002 und 2007 im Durchschnitt markant angestiegen, im Zeitfenster 2007 bis 2012 haben diese Werte verloren, und seit 2012 konnten viele Aktien aus diesem Bereich wieder deutlich zulegen. Somit kommt es auf das betrachtete Zeitfenster an, ob das Themenfeld Erneuerbare Energien einen positiven Beitrag zur Performance geleistet hat oder nicht. Auf jeden Fall haben wir als Folge der gesamten Entwicklungen unsere Lehren gezogen und die Anlagestrategie überarbeitet. Das Ziel ist es, bei den Erneuerbaren Energien und beim Thema Energieeffizienz besser diversifiziert zu sein.

ECOreporter.de: Ihre Lehren daraus - betreffen die auch Investitionen in Bereichen, in denen chinesische Unternehmen besonders stark sind?


Wagner:  Ja. Zum Beispiel meiden wir Geschäftsbereiche, die von China strategisch für die Exportindustrie besetzt werden und die über keine Eintrittsbarrieren verfügen. Hier muss weiterhin mit Überkapazitäten und Preiskämpfen gerechnet werden. Folgerichtig befinden sich beispielsweise keine Solarmodul-Hersteller im Portfolio, die nicht über Alleinstellungsmerkmale verfügen.

ECOreporter.de: Auf welchen Kernthemen liegt nun Ihr Hauptaugenmerk?

Wagner:  Unser Hauptaugenmerk liegt auf Unternehmen, die einen Beitrag zu den beiden Kernthemen "Entkopplung Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch" und "sozialer Friede" leisten. Im Thema Entkopplung liegt der Fokus auf der Ressourceneffizienz. Unternehmen mit Schlüsseltechnologien verfügen über gute Wachstumsaussichten. Treiber sind beispielsweise die Rohstoffpreisentwicklungen und härtere Umweltauflagen. Im Bereich sozialer Friede ist die Gesundheitsversorgung einer der Schwerpunkte. Denn Unternehmen, die einen Beitrag zur bezahlbaren medizinischen Versorgung leisten, werden von den demographischen Veränderungen profitieren.

ECOreporter.de: Welche weiteren Maßnahmen haben Sie bei den Fonds ergriffen?


Wagner:  In unserem Green Invest-Aktienfonds fand generell eine breitere Diversifikation auf erfolgversprechende Nischen wie zum Beispiel klimaschonende Mobilität, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz oder Bionahrungsmittel statt. Weiter reduzierten wir extreme Sektor- sowie Regionengewichtungen. Auch der Innovatoren-Anteil wurde seit dem Jahr 2012 leicht verringert. Daneben fand eine Forcierung der Analyse von Nachhaltigkeitsleadern aus den Emerging Markets statt, um mittelfristig von den zu erwartenden positiven Entwicklungen in den Schwellenländern zu profitieren.
Und zur optimalen Risikodiversifikation erfolgte beim "Swisscanto (LU) Portfolio Fund Green Invest Equity" die Umstellung des Portfolios auf rund 100 Unternehmen mit einer Gewichtung zwischen 0,5 Prozent und maximal zwei Prozent. Wir orientieren uns an folgender Strategiegewichtung: 20 Unternehmen á zwei Prozent, 40 Unternehmen á ein Prozent und 40 Unternehmen á 0,5 Prozent.

ECOreporter.de: Wie ist es mit den Nachhaltigkeitskriterien dieses und der weiteren nachhaltigen Aktienfonds - ändern die sich nun zwangsläufig?

Wagner:  Bei allen Maßnahmen bleiben wir unseren Ausschlusskriterien bei allen nachhaltigen Fonds der Green Invest Produktpalette treu, und der strikte Nachhaltigkeitsansatz wird nicht aufgeweicht. Die Änderungen betreffen im Wesentlichen die Portfoliokonstruktion. Hier achten wir auf eine bessere Diversifikation durch Investitionen in verschiedene Nachhaltigkeitsthemen.

ECOreporter.de: Waren Ihre Änderungen im Portfolio erfolgreich?

Wagner:  Wir sind sehr zufrieden mit den vergangenen zwei Jahren. Sowohl der breit investierende Green Invest-Fonds als auch der Klimaschutzfonds konnten ansprechende Wertzuwächse erzielen. Die Maßnahmen mit den entsprechenden Portfolio-Änderungen haben bisher zu einer überzeugenden Performanceentwicklung geführt. Wir konnten die guten Aktienmarktentwicklungen in der Breite auch für unseren nachhaltigen Ansatz nutzen.

ECOreporter.de: Wir würden gerne auf Unternehmen zu sprechen kommen, die für Sie beispielhaft sind. Können Sie eine interessante Firma aus dem Bereich Entkopplung beziehungsweise Ressourcenschonung nennen? Wo sehen Sie das besondere Potenzial in nachhaltiger Hinsicht?

Wagner:  Interessant ist hier das dänische Unternehmen Novozymes, das in der Entwicklung und Vermarktung von Enzymen tätig ist. Enzyme sind biologische Katalysatoren. Enzyme von Novozymes spielen zum Beispiel in der Textil- oder der Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle und helfen, Energie und Wasser zu sparen. Ein bekanntes Beispiel ist die Anwendung von Enzymen in Waschpulvern: In Deutschland beispielsweise wurden 1975 pro Waschgang noch 150 Liter Wasser verbraucht, im Jahr 2000 waren es 55 Liter. Im selben Zeitraum ging der Energieverbrauch von drei Kilowattstunden auf 1,6 zurück. Enzyme steigern somit die Energie- und Rohstoffproduktivität.
Die Nachfrage nach Enzymen wächst im Vergleich zur Wirtschaft überdurchschnittlich. Novozymes gehört zu den größten Positionen in unserem Fonds, da das Unternehmen führend ist bei der Entwicklung von neuen Enzymen und gleichzeitig über enorme Eintrittsbarrieren verfügt – mit einem langfristigen Zeithorizont.

ECOreporter.de: Haben Sie ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Ressourcenschonung?

Wagner:  Bei der Ressourcenschonung ist etwa die gesamte Recyclingindustrie von großem Interesse. Ein Beispiel ist hier das britische Unternehmen Pennon Group, das in der Wasserversorgung und in der Abfallwirtschaft tätig ist. Bezüglich Nachhaltigkeit ist hervorzuheben, dass dieses Unternehmen in der Abfallwirtschaft Recyclinganlagen und Deponiegasanlagen betreibt. Das Unternehmen ist aus meiner Sicht spannend, da es mittelfristig ein interessanter Übernahmekandidat ist.

ECOreporter.de: Wenn es um Klimaschutz geht, denkt man heute oft an neue Kraftwerke, die mit Sonne oder Wind arbeiten und alte Kraftwerke ersetzen. Das finden die meisten gut. Energiesparen scheint einfach wenig sexy zu sein. Auch für Investoren nicht. Haben Sie ein Unternehmen im Auge, das hier aussichtsreich ist?


Wagner: 
Beim Energiesparen gibt es viele Bereiche, die interessant sind. Das fängt beim Beleuchtungsmarkt an. Moderne LED-Leuchten verbrauchen deutlich weniger Energie als herkömmliche Beleuchtungssysteme. Ein anderes Beispiel sind Pumpen, die Flüssigkeiten transportieren. Moderne Pumpen verbrauchen bei derselben Pumpleistung deutlich weniger Strom als die Pumpen, die gegenwertig im Schnitt installiert sind. Ein interessantes Firmenbeispiel ist hier das amerikanische Unternehmen Flowserve.

ECOreporter.de:Auch Mobilität betrifft den Klimaschutz - schließlich entsteht ein sehr großer Teil der klimaschädlichen Abgase durch Transporte jedweder Art. Können Sie ein Unternehmen nennen, das vom Bemühen um klimaschonende Transporte profitiert?

Wagner:  Hinsichtlich klimafreundlicher Mobilität schneidet der Schienenverkehr im Durchschnitt besser ab als der Verkehr auf der Straße. Deswegen schauen wir die privaten Eisenbahngesellschaften genauer an. Gegenwertig sind wir zum Beispiel in Canadian National Railway investiert. Das Unternehmen profitiert mit seinem weitverzweigten Schienennetz vom steigenden Volumen beim Gütertransport. Neue Wettbewerber sind trotz der steigenden Nachfrage neben den etablierten Anbietern nicht zu erwarten.


ECOreporter.de: Herr Wagner, vielen Dank für die Antworten!

Bild: Die Bahn ist klimafreundlicher als der Straßenverkehr. / Foto: Fotolia (Thaut)
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