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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF
Nach Greenpeace-Kritik an Microsoft – wie reagieren Nachhaltigkeitsfonds und -analysten?
Die Aktie des IT-Riesen Microsoft findet sich unter den größten Positionen einiger Nachhaltigkeitsfonds – obwohl das Unternehmen von der Umweltschutzorganisation Greenpeace für Mängel bei der Umweltbilanz seiner Produkte heftig kritisiert wird (wir
berichteten). ECOreporter.de sprach über das Thema mit Vertretern verschiedener Fonds. Diese verwiesen unter anderem auf ihre enge Zusammenarbeit mit den Researchagenturen oekom und Eiris/imug (per
Mausklick gelangen Sie zu unserem Beitrag über die Stellungnahmen befragter Fonds). Auch diese haben auf Anfrage von ECOreporter.de zur der Frage Stellung genommen, ob Microsoft trotz der Mängel in das Portfolio von nachhaltigen Fonds gehört.
Ellen Mayer, Analystin bei der Münchener oekom research, bestätigt, dass die Frage, wie umweltfreundlich IT-Hardware produziert und recycelt wird, für Computer- und Elektronikhersteller zentral ist. Die Verwendung umweltschädlicher Stoffe, mangelnde Recycling-Systeme, fehlende Klimastrategie etc. würden selbstverständlich negativ verbucht. Mayer: „Wir versuchen mit unserem Rating ein objektives Gesamtbild der Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen zu zeichnen. Deshalb betrachten wir neben einer Reihe an Umweltaspekten auch das soziale Engagement (z. B. Arbeitsstandards in der Zuliefererkette). Diese Gesamtnote bildet in der Regel die Grundlage für die Investmententscheidung unserer Kunden. Die Bewertung von Greenpeace hat einen ganz anderen Fokus: Sie will Konsumenten ausschließlich über die Umweltschutzaspekte der Hardware-Produkte aufklären.“
Aus Sicht der oekom-Expertin steht Microsoft als "Exot" in der Reihe der von Greenpeace untersuchten Unternehmen. Die sonst aufgeführten Unternehmen würden den Großteil Ihrer Umsätze mit Hardware machen, bei Microsoft liege der Umsatzanteil von Computer-Equipment unter zehn Prozent. „Deshalb haben Aspekte der Hardware hier weniger Relevanz als bei Computer- und Elektronikherstellern wie etwa Dell, Sharp oder HP“, so Mayer. Die Darstellung von Greenpeace hebe aus dem Kontext der Nachhaltigkeit vor allem die Umweltaspekte bei der Herstellung und Entsorgung der Hardware hervor. Nachhaltige Investoren seien jedoch an einer umfassenderen Darstellung interessiert – darunter auch soziale Aspekte wie die Arbeitsbedingungen der Zulieferer.
Laut Mayer steht Microsoft aus Nachhaltigkeitssicht in direkter Konkurrenz zu z.B. Adobe Systems, Oracle, Google oder Yahoo!. „Das Unternehmen wird bei uns in der Branche Internet & Software geführt und zählt da zum guten Mittelfeld. Die zentralen Nachhaltigkeits-Herausforderungen dieser Branche sind beispielsweise Datenschutz, Kundensicherheit, Interoperabilität von Anwendungen oder der Energieverbrauch der Server und Netzwerke“, sagt die Expertin.
Für die Ratingagenturen Eiris und imug, die eng zusammen arbeiten, nimmt Silke Riedel Stellung. Sie leitete das Investment Research von imug aus Hannover. Ihren Angaben zufolge werden Studien von anerkannten NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen) selbstverständlich in den Unternehmensbewertungen berücksichtigt. „Grundsätzlich erfolgen die Eiris/imug-Nachhaltigkeitsanalysen anhand von rund 250 detaillierten Untersuchungskriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales, Governance, Branchenthemen und ‚Sins’“, erklärt Riedel „Falls Verstöße bekannt werden, gehen Eiris und imug damit aktiv auf das Unternehmen zu und bitten um eine ausführliche Stellungnahme. Alle Vorfälle, die Reaktionen der Unternehmen und die Bewertungen von Eiris sind in der Datenbank ‚Eiris Portfolio Manager’ (EPM) dokumentiert und stehen den Kunden somit zur Verfügung.“
Eiris und imug sei es wichtig, den Nutzern dieser Datenbank die Möglichkeit zu geben, selbst darüber zu entscheiden, wie sie ethisch vertretbare Unternehmensaktivitäten definieren, erklärt Riedel. Es gebe kein vorher festgelegtes Bewertungsraster, nach dem Unternehmen per se ausgeschlossen werden oder nicht. Dies gelte auch im Falle von Verstößen gegen internationale Konventionen oder Negativmeldungen - wie aktuell im Falle von Microsoft. Riedel: „Wir empfehlen nie eine Aktie zum Kauf oder nicht. Einzig und allein der Kunde, der Fondsmanager oder der institutionelle Anleger, der EPM nutzt, legt fest, welche Unternehmensaktivitäten er positiv bzw. negativ bewertet.“
Auch der nachhaltige Aktienfonds BankInvest - BI SICAV Global Equities SRI hält Aktien von Microsoft. Laut Angaben von Joachim H. Böttcher, SRI-Experte der dänischen BankInvest, führt die für sein Bankhaus zuständige Eiris-Beraterin Anita Househam das schlechte Abschneiden von Microsoft beim Greenpeace-Report auf das ungenügende Umwelt-Reporting des Unternehmens zurück. Microsoft lege wenig bis gar keine Daten zu seiner Performance in Sachen Umwelt vor. Der für Microsoft relevante Sektor bestehe aus Firmen, die Software entwickeln. Deren Einfluss auf die Umwelt sei eher auf generelle Einflüsse beschränkt, wie zum Beispiel effizienten Einsatz von Ressourcen, das Beschaffungswesen oder das Verhalten des Unternehmens beim Thema Geschäftseisen.
Wie Böttcher gegenüber ECOreporter.de ausführte, begrüßt BankInvest Analysen wie die von Greenpeace sehr. „Für unsere SRI-Investments sind wir davon überzeugt, dass derlei Analysen wichtige Verhaltensänderungen bei Herstellern und Dienstleistern erst in Gang setzen“, so Böttcher. Man sei besonders besorgt darüber, dass sich Microsoft gegenüber der vorangegangen Greenpeace-Analyse sogar leicht verschlechtert habe.
Wie Böttcher weiter berichtete, will BankInvest die Vorwürfe gegen Microsoft mit Eiris besprechen und in ihrem Responsible Investment Board darüber entscheiden. Als Asset Manager vor allem institutioneller Mandate berücksichtige BankInvest neben Umweltaspekten auch soziale und schwerpunktmäßig Corporate Governance-Kriterien, sagt Böttcher. „In der Konsequenz kann dies durchaus bedeuten, dass wir auch in unserem Fonds BI SICAV Global Equities SRI an Microsoft als Position festhalten. Sollte Microsoft an die Öffentlichkeit eindeutige Signale zur positiven Veränderung senden, wäre es in der Tat günstiger, den Titel zu halten, statt diesen kostspielig zu veräußern und dieses – unter klassischen Finanzkriterien betrachtet nach wie vor äußerst attraktive – Unternehmen später zu einem gestiegenen Kurs wieder erwerben zu müssen."
Bildhinweis: Silke Riedel / Quelle: imug; Joachim H. Böttcher / Quelle: BankInvest


Ellen Mayer, Analystin bei der Münchener oekom research, bestätigt, dass die Frage, wie umweltfreundlich IT-Hardware produziert und recycelt wird, für Computer- und Elektronikhersteller zentral ist. Die Verwendung umweltschädlicher Stoffe, mangelnde Recycling-Systeme, fehlende Klimastrategie etc. würden selbstverständlich negativ verbucht. Mayer: „Wir versuchen mit unserem Rating ein objektives Gesamtbild der Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen zu zeichnen. Deshalb betrachten wir neben einer Reihe an Umweltaspekten auch das soziale Engagement (z. B. Arbeitsstandards in der Zuliefererkette). Diese Gesamtnote bildet in der Regel die Grundlage für die Investmententscheidung unserer Kunden. Die Bewertung von Greenpeace hat einen ganz anderen Fokus: Sie will Konsumenten ausschließlich über die Umweltschutzaspekte der Hardware-Produkte aufklären.“
Aus Sicht der oekom-Expertin steht Microsoft als "Exot" in der Reihe der von Greenpeace untersuchten Unternehmen. Die sonst aufgeführten Unternehmen würden den Großteil Ihrer Umsätze mit Hardware machen, bei Microsoft liege der Umsatzanteil von Computer-Equipment unter zehn Prozent. „Deshalb haben Aspekte der Hardware hier weniger Relevanz als bei Computer- und Elektronikherstellern wie etwa Dell, Sharp oder HP“, so Mayer. Die Darstellung von Greenpeace hebe aus dem Kontext der Nachhaltigkeit vor allem die Umweltaspekte bei der Herstellung und Entsorgung der Hardware hervor. Nachhaltige Investoren seien jedoch an einer umfassenderen Darstellung interessiert – darunter auch soziale Aspekte wie die Arbeitsbedingungen der Zulieferer.
Laut Mayer steht Microsoft aus Nachhaltigkeitssicht in direkter Konkurrenz zu z.B. Adobe Systems, Oracle, Google oder Yahoo!. „Das Unternehmen wird bei uns in der Branche Internet & Software geführt und zählt da zum guten Mittelfeld. Die zentralen Nachhaltigkeits-Herausforderungen dieser Branche sind beispielsweise Datenschutz, Kundensicherheit, Interoperabilität von Anwendungen oder der Energieverbrauch der Server und Netzwerke“, sagt die Expertin.

Eiris und imug sei es wichtig, den Nutzern dieser Datenbank die Möglichkeit zu geben, selbst darüber zu entscheiden, wie sie ethisch vertretbare Unternehmensaktivitäten definieren, erklärt Riedel. Es gebe kein vorher festgelegtes Bewertungsraster, nach dem Unternehmen per se ausgeschlossen werden oder nicht. Dies gelte auch im Falle von Verstößen gegen internationale Konventionen oder Negativmeldungen - wie aktuell im Falle von Microsoft. Riedel: „Wir empfehlen nie eine Aktie zum Kauf oder nicht. Einzig und allein der Kunde, der Fondsmanager oder der institutionelle Anleger, der EPM nutzt, legt fest, welche Unternehmensaktivitäten er positiv bzw. negativ bewertet.“

Wie Böttcher gegenüber ECOreporter.de ausführte, begrüßt BankInvest Analysen wie die von Greenpeace sehr. „Für unsere SRI-Investments sind wir davon überzeugt, dass derlei Analysen wichtige Verhaltensänderungen bei Herstellern und Dienstleistern erst in Gang setzen“, so Böttcher. Man sei besonders besorgt darüber, dass sich Microsoft gegenüber der vorangegangen Greenpeace-Analyse sogar leicht verschlechtert habe.
Wie Böttcher weiter berichtete, will BankInvest die Vorwürfe gegen Microsoft mit Eiris besprechen und in ihrem Responsible Investment Board darüber entscheiden. Als Asset Manager vor allem institutioneller Mandate berücksichtige BankInvest neben Umweltaspekten auch soziale und schwerpunktmäßig Corporate Governance-Kriterien, sagt Böttcher. „In der Konsequenz kann dies durchaus bedeuten, dass wir auch in unserem Fonds BI SICAV Global Equities SRI an Microsoft als Position festhalten. Sollte Microsoft an die Öffentlichkeit eindeutige Signale zur positiven Veränderung senden, wäre es in der Tat günstiger, den Titel zu halten, statt diesen kostspielig zu veräußern und dieses – unter klassischen Finanzkriterien betrachtet nach wie vor äußerst attraktive – Unternehmen später zu einem gestiegenen Kurs wieder erwerben zu müssen."
Bildhinweis: Silke Riedel / Quelle: imug; Joachim H. Böttcher / Quelle: BankInvest