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Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF
„Nach den Ereignissen in Fukushima werden Anleger verstärkt in den Ausbau Erneuerbarer Energien investieren“ – Interview mit Björn Dosdall, Windwärts Energie GmbH
Die Windwärts Energie GmbH ist einer der mehr als 40 Aussteller der Messe Grünes Geld in Hamburg. Die Veranstaltung bietet Einsteigern wie Finanzprofis einen umfassenden Überblick über aktuelle Trends, Entwicklungen und Angebote am nachhaltigen Finanzmarkt im deutschsprachigen Euroraum.

ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft der Windwärts Energie GmbH und wie hat sich Ihr Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt?
Björn Dosdall: Die Windwärts Energie GmbH wurde 1994 mit dem Ziel gegründet, Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien zu entwickeln. Unser Kerngeschäft ist die Planung, Finanzierung und der Betrieb von Windenergie-, Photovoltaik- und Biogasprojekten. Über den deutschen Markt hinaus sind wir mit Tochterunternehmen auch in Frankeich, Italien und Griechenland aktiv.
Aus der Idee der Unternehmensgründer Lothar Schulze und Roger Lutgen bei Hannover eine Windenergieanlage zu realisieren, hat sich über die Jahre ein Unternehmen mit inzwischen über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt.
ECOreporter.de: Die Ereignisse in Japan haben in Deutschland alte Diskussionen über eine nachhaltigere Energieversorgung wiederbelebt. Hat sich die Gesamtentwicklung der vergangenen Woche bereits auf die Nachfrage nach Ihren Direktbeteiligungen an Erneuerbaren-Energie-Projekten ausgewirkt?
Dosdall: Die Nachfrage nach unseren aktuellen Kapitalanlagen hat in den vergangenen Tagen noch einmal deutlich zugekommen. Aus den Kundengesprächen wissen wir, dass die Ursache dafür die aktuellen Ereignisse in Fukushima sind. Wir gehen davon aus, dass Anlegerinnen und Anleger jetzt verstärkt in den Ausbau Erneuerbarer Energien investieren werden.
ECOreporter.de: Speziell im Bereich Windenergie wird häufig vom „Flaschenhals Projektfinanzierung“ gesprochen. Inwiefern spürt die Windwärts Energie GmbH dieses Problem und wie begegnen sie dem?
Dosdall: Die Windwärts Energie GmbH ist traditionell mit einer Vielzahl von Banken in guten Geschäftsbeziehungen. Durch Regulierung der Banken haben sich die Anforderungen dieser Institute an die Projekte verändert. Diese Entwicklung wird zukünftig insbesondere durch Basel III eine Fortsetzung finden. Dennoch erleben wir unter den Banken einen Wettbewerb um Finanzierungen für unsere Projekte.
ECOreporter.de: Wo sehen Sie in Deutschland noch Potenziale für Erneuerbare-Energien-Projekte? In welchen Energiebereichen sehen Sie die größten Möglichkeiten?
Dosdall: Sehr große Potentiale sehen wir weiterhin bei der Onshore-Windenergie. Sie stellt nach wie vor mit Abstand die kosteneffizienteste Nutzung Erneuerbarer Energien dar. Die Technik ist mittlerweile so ausgereift, dass Anlagen auch an windschwächeren Binnenlandstandorten wirtschaftlich betrieben werden können und ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Ein Argument für die Onshore-Windenergienutzung ist zudem ihre Dezentralität, da diese - im Vergleich zu zentralen Strukturen - eine Entlastung für die Transportnetze bedeutet. Immer mehr Gemeinden, suchen aktiv nach Partnern für die Umsetzung von Onshore-Windenergieprojekten. Die Bürger verstehen mehr und mehr, dass ein großer Teil der Wertschöpfung vor Ort verbleiben kann, zum Beispiel wenn ein Bürgerbeteiligungsfonds geplant ist. Große Flächenpotentiale bestehen vor allem in den Bundesländern, die bisher eine sehr restriktive Ausweisung von Vorrangstandorten betrieben haben, wie zum Beispiel Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder Hessen. Mit dem Regierungswechsel wird es jetzt auch in Nordrhein-Westfalen wieder interessant.
ECOreporter.de: Wie sehen Sie die Potenziale im Bereich Photovoltaik?

ECOreporter.de: Und wie schätzen Sie das Potenzial von Bioenergieprojekten ein?
Dosdall: Im Bereich der Biogasnutzung sehen wir das größte Potential perspektivisch bei der Gasaufbereitung und -einspeisung in das Erdgasnetz. Denn Biogas ist als einziger erneuerbarer Energieträger speicherbar und kann daher zu Grundlastzeiten aber insbesondere auch zu Spitzenlastzeiten genutzt werden. Der Ausbau von Biomethanprojekten verläuft derzeit jedoch gehemmt. Durch den niedrigen Erdgaspreis fehlt der betriebswirtschaftliche Anreiz, von mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerken auf Biomethanbetrieb umzustellen. Auf der anderen Seite setzen die geltenden gesetzlichen Regelungen durch die Kombinationsmöglichkeit von Gülle- und NaWaRo-Bonus (NaWaRo = Nachwachsende Rohstoffe, Anlagen die auf solche Stoffe setzen erhalten laut Erneuerbare-Energie-Gesetz zusätzliche Boni, Anm. d. Red.) einen starken Förderfokus auf kleine bäuerliche Biogasanlagen. Diese werden zum großen Teil ohne Wärmeverwertung betrieben, so dass die eingesetzten biologischen Energieträger häufig nicht effizient genutzt werden. Um den von der Bundesregierung geplanten Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele zu erreichen, müssen die Rahmenbedingungen für Biomethan-Einspeisung daher dringend grundlegend überarbeitet werden.
ECOreporter.de: Die neuen Regelungen zum Anlegerschutz werden sich auch auf den Vertrieb geschlossener Erneuerbare-Energienfonds auswirken. Inwiefern hat dies Einfluss auf den Fondsvertrieb aus Ihrem Hause?
Dosdall: Schon seit Jahren ist der Vertrieb geschlossener Fonds durch verschiedene gesetzliche Änderungen zum Beispiel im Steuerrecht und der Prospekterstellung in Bewegung. Wir beobachten die Gesetzgebungsverfahren zum Anlegerschutz sehr genau und stellen jetzt die Weichen, um auch künftig geschlossene Fonds emittieren und vertreiben zu können.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Hamburg präsentieren? Und mit welcher Erwartung an die Messe kommen Sie nach Hamburg?
Dosdall: Wir freuen uns auf die Grünes Geld in Hamburg. Und wir freuen uns auf die Gespräche mit interessierten Anlegerinnen und Anlegern. Es geht es uns bei einer solchen Veranstaltung besonders um die Gelegenheit, dass uns die Besucher persönlich kennen lernen können. Ihre Anlageentscheidungen treffen sie dann zu einem späteren Zeitpunkt.
Auf der Grünes Geld in Hamburg werden wir unser Windwärts Genussrecht 2010/2011 sowie unseren Solarfonds Burgweisach präsentieren. In diesem Zusammenhang laden wir die Besucher am Nachmittag auch zu einem Fachvortrag zum Thema „Genussrechte und geschlossene Fonds im Bereich erneuerbarer Energien“ ein. Der Vortrag richtet sich insbesondere an Anlegerinnen und Anleger, die sich für den Einstieg in diese Kapitalanlagen interessieren. Im Vortrag werden diese beiden Investmentformen verglichen und die Sicherheiten, Chancen und Risiken im Bereich erneuerbarer Energien beleuchtet.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen - und speziell für Direktbeteiligungen an Erneuerbare-Energie-Projekten - in Zukunft weiterentwickeln?
Dosdall: Die Vielfalt der Fondsprodukte wird sich auf verschiedenen Ebenen erhöhen. Es werden weiterhin die „klassischen“ Erneuerbare-Energie-Fonds wie Photovoltaik und Windkraft auf den Markt kommen. In der Zukunft erwarten wir aber auch Fonds aus den Bereichen „Green Building“, Geothermie und umweltfreundlicher Verkehr. Die Vielfalt wird sich auch in der Struktur der Fonds wiederfinden. Durch steuer- und laufzeitoptimierte Fonds werden breitere Kundengruppen Zugang zu geschlossenen Fonds finden. Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wird unserer Ansicht nach weiter wachsen – und zwar ungehemmt. Er wird das tun, weil wir als Menschheit immer stärker auf nachhaltiges Handeln setzen müssen, wenn wir die ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen meistern wollen.
ECOreporter.de: Herr Dosdall, wir danken Ihnen für das Gespräch.