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Nach dem Kursrutsch bei Vossloh: Ist die Aktie jetzt zum Schnäppchenpreis zu haben?

Von 84 Euro Mitte September ist die Aktie des Verkehrstechnikkonzerns Vossloh AG in den letzten Wochen auf 66 Euro abgerutscht. Besonders nach Veröffentlichung der schwachen Zahlen zum dritten Quartal (Opens external link in new windowECOreporter.de berichtete) standen die Papiere unter Abgabedruck, allein am 28. Oktober brach der Kurs um mehr als zehn Prozent ein. Laut verschiedenen Wertpapierexperten könnte das Unternehmen mit Sitz in Werdohl auf dem aktuellen Kursniveau deutlich unterbewertet sein. Die Marktkapitalisierung sank infolge des Preisverfalls von 1,26 Milliarden Euro auf 975 Millionen Euro. Laut eigener Prognose will Vossloh im Gesamtjahr 2009 Umsatzerlöse von 1,2 Milliarden Euro erwirtschaften, das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) hat sich somit von 1,05 auf 0,81 verringert.

Verschiedene Analysten empfehlen Vossloh trotz des schwachen dritten Quartals zum Kauf. So erklärte Frank Laser, von der Hamburger SES Research, dass jegliche Kursschwäche auf dem aktuell günstigen Niveau eine gute Einstiegsmöglichkeit biete. Der Experte lobte die „hohe Geschäfts- und Managementqualität“ des Unternehmens und verwies auf den Auftragsbestand von 1,2 Milliarden Euro. Die mittel- bis langfristigen Wachstumsaussichten von Vossloh seien intakt, so Laser. Die aktuelle Nettoverschuldung sei mit 25 Prozent als komfortabel anzusehen, es bleibe ausreichend Potenzial für Akquisitionen und Investitionen. Er bestätigte sein Kursziel von 98 Euro für die Aktie.

Etwas weniger optimistisch gibt sich Roland Rapelius von der Frankfurter Berenberg Bank für Vossloh. Auch er empfiehlt die Aktie zum Kauf, allerdings mit einem deutlich geringeren Kursziel von 86 Euro. Rapelius traut dem Unternehmen ein starkes viertes Quartal zu, darauf lasse die bestätigte Gesamtjahresprognose von Vossloh schließen, hieß es.

Der jüngste Sturz der Vossloh-Aktie sei überzogen gewesen, urteilte Carsten Kunold, Analyst beim Bankhaus Merck Finck. Zwar habe das Quartalsergebnis unter den Konsensschätzungen gelegen, so Kunold, es habe sich jedoch im Rahmen seiner Erwartungen bewegt. Der Experte erwartet ein starkes viertes Quartal für Vossloh und bestätigte sein Kursziel von 80 Euro.

Hermann Reith, Analyst der BHF Bank, nahm den Kursabsturz zum Anlass, die Vossloh-Aktie heraufzustufen, von "Buy" auf "Strong Buy". Nach seiner Einschätzung ist das Papier für die Negativmeldungen der letzten Monate über Gebühr abgestraft worden. Dazu zählt er nicht die Zahlen für das dritte Quartal, die lägen im Rahmen seiner Erwartungen. Reith verwies darauf, dass der Bahntechnikkonzern bei der Präsentation der Halbjahreszahlen seine Prognose für die Erlöse in 2009 reduzieren musste. Danach habe vor allem das geplatzte Geschäft in China den Abwärtstrend der Aktie befördert. Es sei offenbar der Eindruck entstanden, dass das Unternehmen in dem Markt auf lange sicht weniger erfolgreich sein wird als zuvor angenommen. Reith geht aufgrund seiner Gespräche mit der Vossloh-Führung davon aus, dass die Erlöse im vierten Quartal geringer ausfallen werden als angenommen. Daher senkte er sein Kursziel für die Aktie von 88 auf 91 Euro. Doch das Unternehmen sei in einer aussichtreichen Branche gut aufgestellt und befinde sich weiter auf einem soliden Wachstumskurs, so der Analyst. Deshalb bekräftige er seine Kaufempfehlung.

Laut Heino Hammann von NordLB Research aus Hannover ist Vossloh mit ihrem komfortablen Auftragsbestand „noch relativ gut aufgestellt“. Aufgrund der weltweiten Investitionszurückhaltung (trotz Konjunkturprogramme) und der schleppenden Auftragsvergabe aus China entstünden aber viele Unsicherheiten. Vor diesem Hintergrund reduzierte der Experte die Empfehlung von „Kaufen“ auf „Halten“. Hammann senkte das Kursziel deutlich, von zuvor 86 Euro auf nun nur 71 Euro.
Eine Halteposition ist die Aktie des Einsenbahnausrüsters auch für Jean-Baptiste Roussile, von der Pariser Société Générale. Wichtiger als der schwache Umsatz im dritten Quartal sei die wie befürchtet schwache Auftragslage, so Roussile. Die französische Bank senkte vor diesem Hintergrund ihre Prognose für den Gewinn je Aktie (EPS) von Vossloh in 2009 von 6,50 Euro auf 6,64 Euro und für 2010 von 6,43 Euro auf 6,15 Euro. Das Kursziel wurde von 77 Euro auf 70 Euro gesenkt.

Vossloh werde es schwer haben, die eigene Gesamtjahresprognose beim Gewinn vor Steueren und Zinsen (EBIT) zu erreichen, erklärte Ingo-Martin Schachel, Analyst der Commerzbank. Er bestätigte seine Einschätzung „Halten“ für die Aktie und das Kursziel von 73 Euro.

Im Frankfurter Handel notierten Vossloh am Morgen zuletzt mit 66,18 Euro (10:24 Uhr), zu Handelsbeginn waren 67,30 Euro für die Anteilscheine berechnet worden. Der drastische Kurseinbruch scheint damit zunächst überwunden zu sein, deutliche Aufwärtstendenzen sind jedoch nicht zu erkennen. Der Tiefstkurs der letzten drei Tage lag bei 62,50 Euro (28. Oktober; 16:02 Uhr).

ECOreporter.de-Empfehlung:
Zwar ist das derzeitige Kursniveau der Vossloh-Aktie wohl nicht als „Schnäppchenpreis“ zu sehen, dennoch sollten mittel- bis langfristig orientierte Anleger den Kursrückgang zum Kauf der Aktie nutzen. Das gut aufgestellte Unternehmen wird sicher zu den Gewinnern des in 2010 erwarteten wirtschaftlichen Aufschwungs gehören.

Vossloh AG: ISIN DE0007667107 / WKN 766710

Bilder: Schienenbefestigungssysteme von Vossloh; Lokomotive G2000. / Quelle: Unternehmen
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