Bei der deutschen Tochter von Vestas gibt es künftig einen Tarifvertrag. / Foto: Unternehmen

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Nach 123 Tagen Streik: IG Metall schließt Tarifvertrag für Vestas

Die deutsche Tochter des dänischen Windanlagenbauers Vestas hat sich nach 123 Streiktagen mit der Gewerkschaft IG Metall auf ein Paket von Tarifverträgen geeinigt. Nach der Unterschrift am Freitag laufe jetzt die Urabstimmung über ein Ende des Arbeitskampfes bei dem ECOreporter-Aktien-Favoriten, teilte die IG Metall mit.

Ein Vestas-Sprecher nannte die Einigung eine wirtschaftlich vertretbare und wettbewerbsfähige Lösung, "die darauf abzielt, den Forderungen der IG Metall Rechnung zu tragen, ohne die finanzielle Solidität von Vestas Deutschland zu gefährden". Vestas hatte Gespräche über einen Haustarif mit der Gewerkschaft lange strikt abgelehnt und erklärt, Entgeltfragen ausschließlich mit den Betriebsräten zu diskutieren.

Arbeitskampf seit Sommer 2022

"In einem der längsten Streiks in der Geschichte der IG Metall ist es gelungen, den Einstieg in Tarifverträge bei Vestas durchzusetzen", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. "Nach einer harten Auseinandersetzung und schwierigen Verhandlungen haben wir ein Paket erreicht, das für die Beschäftigten im Service und die Auszubildenden ein Entgeltsystem nach Tarif und für alle Beschäftigten Entgelterhöhungen, Inflationsausgleichsprämien sowie Altersteilzeit nach Tarif sichert."

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Nach Angaben der IG Metall sieht die Einigung vor, dass für die Beschäftigten im Service und für die Auszubildenden zum 1. Januar 2024 ein Entgeltsystem eingeführt wird. Für alle Beschäftigten sollen sich die Entgelte zum 1. Januar 2024 demnach um 5,4 Prozent erhöhen.

"Zum 1. Januar 2025 sollen dann die Entgeltsteigerungen der Tarifrunde 2024 der Metall- und Elektroindustrie übernommen werden", so die Gewerkschaft weiter. Zudem gebe es eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.750 Euro, die in zwei Tranchen ausgezahlt werde. "Neu ist auch eine Regelung zur Altersteilzeit, vergleichbar mit der in den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie."

Bei Vestas Deutschland arbeiten nach Angaben der IG Metall rund 1.700 Menschen, davon 700 als Monteure. Die IG Metall beklagt seit langem, dass sich die Windbranche bei Herstellern und im Servicebereich verbindlichen tariflichen Regeln bisher weitgehend verweigere. Von daher ist der Erfolg bei Vestas für die Gewerkschaft mit besonderer Symbolkraft behaftet.

Nach ersten ergebnislosen Gesprächen hatte bei Vestas im Sommer vergangenen Jahres der Arbeitskampf begonnen. Zunächst gab es kürzere Warnstreiks, nach einer Urabstimmung seit November dann auch richtige Streiks – dabei war die Gewerkschaft auch nach Dänemark gereist, um vor der Vestas-Konzernzentrale zu demonstrieren. Im März erklärte sich Vestas zu Tarifverhandlungen bereit. Nach früherer Darstellung von Vestas vertritt die Gewerkschaft nur eine Minderheit der Belegschaft.

Die Vestas-Aktie ist im Xetra-Handel aktuell 0,8 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 24,36 Euro (Stand: 12.7.2023, 14:10 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 7,5 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 1,8 Prozent zugelegt.

Geschäft erholt sich wieder

Die Geschäfte bei Vestas stehen wie bei allen Windanlagenherstellern unter Druck. Nach Einschätzung von ECOreporter kann sich ein langfristig ausgerichtetes Investment in die Aktie aber weiterhin auszahlen. Die Redaktion war auch im schwierigen Geschäftsjahr 2022 davon ausgegangen, dass sich die vor der Corona-Krise soliden Vestas-Margen wieder erholen werden. Das scheint sich zu bestätigen, im ersten Quartal 2023 gelang dem Konzern die Rückkehr in die Gewinnzone. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis für 2023 liegt derzeit bei vertretbaren 2, das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024, wenn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen spätestens gelingen soll, bei hohen, aber akzeptablen 30.

Zwischen Oktober und Dezember 2022 erholte sich die Aktie nach einer längeren Verlustphase wieder, seitdem bewegt sie sich mit einigen Schwankungen seitwärts. Wer Vestas-Aktien lange hält, steht auch weiterhin gut da: Auf fünf Jahre betrachtet ist der Kurs um knapp 130 Prozent gestiegen. Seit der ECOreporter-Empfehlung im März 2020 hat sich der Kurs ungefähr verdoppelt.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Vestas Wind Systems A/S:  ISIN DK0061539921 / WKN A3CMNS

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