Fonds / ETF

„Mit dem Best-in-Class-Ansatz wollen wir Unternehmen motivieren, nachhaltiger zu wirtschaften“ - Interview mit Marc Decker, Meag Munich Ergo Kapitalgesellschaft mbH



ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie verfolgt ihr Fonds Meag FairReturn?

Marc Decker: Der Meag FairReturn ist ein aktiv gemanagter Absolute-Return-Fonds mit Flexibilität bezüglich der durchschnittlichen Restlaufzeit des Rentenportfolios. Neben Rentenwerten investiert der Fonds auch in Aktien, deren Anteil den Marktgegebenheiten entsprechend angepasst wird. Anlageziel ist eine jährliche Mindestrendite sowie langfristig ein hoher Wertzuwachs unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Belange.


ECOreporter.de: Worauf basiert die Strategie?

Decker: Um langfristig einen absoluten, positiven Ertrag unter Einbezug unserer strengen Risikokriterien sicherzustellen, investiert der Fonds größtenteils in verzinsliche europäische Wertpapiere. Außerdem investiert der Meag FairReturn überwiegend in Wertpapiere von nachhaltig wirtschaftenden Emittenten. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir eine zukunftsfähige Unternehmenspolitik unter strategischem Einbezug von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten. Ziel ist dabei, langfristigen Unternehmenserfolg und nachhaltiges Unternehmenswachstum unter Beachtung von Mensch und Umwelt sicherzustellen. Die Gesellschaft stützt sich bei den Investmententscheidungen für den Fonds auf die Nachhaltigkeitsbewertungen von oekom Research AG.


ECOreporter.de: Wie wählen Sie die Investments aus?

Decker: Die Wertpapiere für den Fonds werden nach dem Best-in-Class-Ansatz ausgewählt. Der Best-in-Class-Ansatz filtert anhand eines detaillierten Nachhaltigkeitsratings die Wertpapieremittenten heraus, die sich in ihrer jeweiligen Kategorie in Bezug auf ökologische und soziale Kriterien vorbildlich verhalten. Wertpapieremittenten können Unternehmen, Länder und andere Organisationen sein.



ECOreporter.de: Welche Ausschlusskriterien gelten für Staatsanleihen und Pfandbriefe?

Decker: Bei Staatsanleihen wird auf die etablierten Länder-Ratings nach ökologischen Kriterien (Environmental Sustainability Index, ESI), nach Korruptionskriterien (Corruption Perceptions Index, CPI) und nach Demokratiegesichtspunkten (Freedom House List, FHL) zurückgegriffen. Auf Basis dieser gewichteten Einzelratings wird für jedes Land ein Gesamtrating erstellt. Nur Staaten mit einer gewissen Mindestpunktzahl werden als nachhaltige Investment akzeptiert und in das Anlageuniversum übernommen. Neben den ökologischen und sozialen Kriterien bilden ökonomische Ratings der Agenturen S&P, Moody's und Fitch die Grundlage der Einzeltitelselektion.
Für die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Pfandbriefen setzt das Portfolio Management der Meag bei privatrechtlichen Emittenten auf das Unternehmens-Rating und bei öffentlichen Emittenten auf das Staatsanleihen-Rating. Einmal eingestufte Werte werden zur Investition freigegeben. Im Regelfall liegt für alle Anleihen mindestens ein externes Rating vor.



ECOreporter.de: Für den Ausnahmefall: Wer stuft eine nicht extern geratete Anleihe oder Aktie als nachhaltig ein?

Decker: In den Anlagerichtlinien des Meag FairReturn ist festgelegt, dass der zu mindestens 51 Prozent in Wertpapiere investiert sein muss, die den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Für den Fall, dass ein Wertpapier diesen Kriterien nicht entspricht, wird es der Nicht-Nachhaltigkeits-Quote zugerechnet. Dies gilt jedoch nur für Ausnahmefälle. Das Fondsmanagement achtet darauf, dass die entsprechenden Emittenten den Nachhaltigkeitsansprüchen nicht prinzipiell entgegenstehen.


ECOreporter.de: Wer definiert die Nachhaltigkeitskriterien?

Decker: Die Kernkompetenz des Meag Nachhaltigkeitsresearch ist die Analyse und Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen rund um den Kampf gegen den Klimawandel anbieten. Weltweit werden rund 200 Firmen von unseren Spezialisten auf ökologische, soziale und ökonomische Kriterien überprüft. Unsere Analysten aus dem Aktienteam kooperieren dabei mit der Geo-Risiko-Forschungs-Abteilung des Rückversicherers Munich Re. Die Munich Re verfügt über eine große Datenbank für Naturkatastrophen (NatCatSERVICE). Durch die gewonnenen Informationen können Ausmaß und Intensität einzelner Elementarschadenereignisse in verschiedenen Regionen der Erde dokumentiert und für regionale und globale Gefährdungsanalysen, für Trendanalysen und für Markteinschätzungen genutzt werden. Meag stützt sich bei ihren Investmententscheidungen zudem auf die Nachhaltigkeitsbewertungen die Beratungsfirma oekom research.



ECOreporter.de: Es handelt sich um einen Mischfonds, der überwiegend in Rentenpapiere und Aktien investiert. Wo legen Sie regionale und branchenspezifische Schwerpunkte?

Decker: Der Anlageschwerpunkt liegt in Europa. Es sind aber auch Investments in anderen Ländern möglich. Mehr als 60 Prozent der investierten Börsenunternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland. Aktuell liegt der Branchenschwerpunkt auf Banken und Telekommunikationsunternehmen, gefolgt von den Bereichen Öl und Gas sowie Industrie. Im Rentenbereich ist der Fonds breit über Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen hinweg investiert. Auch die regionale Aufteilung ist sehr breit gestreut, wobei der Schwerpunkt hier vor allem auf Emittenten aus Deutschland liegt.


ECOreporter.de: Wenn Sie schwerpunktmäßig in Öl und Gas investieren, wie passt das zusammen mit dem Bemühen um Klimaschutz? Nach dem Desaster im Golf von Mexiko – kann ein nachhaltiger Fonds überhaupt noch in die Ölbranche investieren?

Decker: Die Branche Öl und Gas wird nicht durch die definierten Negativkriterien ausgeschlossen. Einige Unternehmen fallen jedoch bei der Best-In-Class-Analyse durch das Raster, so zum Beispiel eine Repsol (Der spanische Öl-Konzern Repsol YPF S.A. mit Sitz in Madrid fördert weltweit Rohöl und Erdgas und ist zudem in der Petrochemie tätig. Anm. d. Red.). Es gibt eine große Bandbreite bezüglich der Definition nachhaltiger Investments. Die Meag hat sich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, Unternehmen der Branchen Öl und Gas nicht komplett auszuschließen, sondern vielmehr über den Best-in-Class Ansatz Unternehmen zu motivieren, nachhaltiger zu wirtschaften. Gerade im Öl- und Gas-Sektor gibt es Unternehmen, die sich im Bereich alternative Energien bedeutend engagieren.
Die Entscheidung, den Öl und Gas Sektor überzugewichten, beruht auf der Einschätzung, dass der Rohstoff Öl verglichen mit anderen Rohstoffen zu günstig ist und die entsprechenden Aktienkurse auf diese Anpassung positiv reagieren sollten. Bei der Einzeltitelauswahl spielen innerhalb des Nachhaltigkeitsuniversums eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle.


ECOreporter.de: Laut Fondsprospekt darf der Fonds auch in die Anleihen finanziell angeschlagener EU-Staaten wie Griechenland, Portugal, Irland und Spanien investieren? Inwiefern ist dies aktuell der Fall?

Decker: Der Fonds darf in bestimmten Grenzen auch in Anleihen der so genannten Europeripheriestaaten investieren. Per 30.11.2010 betrug der Anteil an griechischen, irischen und portugiesischen Titeln im Portfolio 12,75 Prozent. Das Fondsmanagement nutzte Markterholungsphasen, um den Anteil dieser Länder im Portfolio zu reduzieren. Wichtig ist jedoch darauf zu achten, die Chancen, die sich aus diesen Investments ergeben, genau gegen die vorhandenen Risiken abzuwägen. In Stressphasen wird beispielsweise der Anteil deutscher Staatsanleihen erhöht.

ECOreporter.de: Wo sehen Sie die Chancen und Risiken bei Staatsanleihen?

Decker: Auf mittlere Frist erwarten wir weiterhin sehr volatile Kapitalmärkte. Vor allem die Peripherieländer in Europa könnten abermals unter Druck kommen, sollten die Marktteilnehmer erneut auf ein Auseinanderbrechen des Euroraums spekulieren. Dabei ist entscheidend, wie die Sanierungsmaßnahmen in den angeschlagenen Ländern voran kommen. Deutsche Staatsanleihen werden ihren Status als „sicherer Hafen“ behalten. Auch 2011 wird vor allem Deutschland die Wachstumslokomotive in Europa sein.
Eine echte Erholung in den Peripherieländern wird jedoch noch auf sich warten lassen. International sehen wir weiterhin das größte Wachstumspotential in den Schwellenländern – vor allem in Asien. Öl- und Rohstoffpreise werden weiter anziehen. Bei den Branchen sehen wir das größte Potential der nächsten Monate bei Öl- und Industriewerten. Die Staatshaushalte in den Industrieländern sind angespannt, die Bilanzen multinationaler Unternehmen dagegen relativ gesund. Daher erachten wir die Bewertung von Aktien als noch relativ günstig. Das niedrige Zinsniveau und der limitierte Inflationsdruck wirken sich zusätzlich positiv auf Aktien aus. Auch im Unternehmensanleihesektor bleiben wir bei Finanzwerten untergewichtet. Bei sonstigen Industrieanleihen gehen wir von einer stabilen Entwicklung aus, sehen jedoch kein weiteres Potential für eine Reduzierung der Renditeabstände zu (deutschen) Staatsanleihen.



ECOreporter.de: Wie ist der aktuelle Platzierungsstand? Wie entwickelte sich der Fonds im Bezug auf seinen Ausgabepreis bei der Erstemission?

Decker: Zum 30.12.2010 lag das Fondsvolumen bei circa. 51 Millionen Euro. Die Renditeentwicklung seit der Auflage beläuft sich in der A-Tranche (15.03.2010 aufgelegt) auf 1,23 Prozent. Die I-Tranche (23.06.2009) kommt auf 7,38 Prozent, Stand: 30.12.2010. Der Fonds richtet sich vor allem an sicherheitsorientierte Anleger, die mindestens ein Jahr anlegen wollen. Er wird im Übrigen nicht gegen eine Benachmark gemessen.



ECOreporter.de: Vielen Dank für das Interview.

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