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„Mikrofinanzfonds und defensiv ausgerichtete Mischfonds sind vergleichsweise sicher“ - Hans-Joachim Braun, Individuelle Finanzkonzepte

Die anhaltende Euro-Schuldenkrise und haben Anleger verunsichert. Was wünschen sich nachhaltig orientierte Inverstoren von ihren Geldanlagen? Wo können Privatanleger aktuell überhaupt noch lukrativ, sicher und ethisch-ökologisch einwandfrei investieren und wie sicher sind Direktinvetmentangebote wie Unternehmensanleihen? Diese und weitere Fragen beantwortet der freie Anlageberater Hans-Joachim Braun aus Karlsruhe im Interview.

Hans-Joachim Braun ist seit  1999 in der Finanz- und Versicherungsbranche aktiv. Als geprüfter Fachberater für nachhaltigs Investment ist er Experte für „grüne“ Geldanlagen. Als solcher präsentiert er sich als Aussteller auf der Messe Grünes Geld in Stuttgart am 12. Oktober im Haus der Wirtschaft.  Neueinsteigern und Finanzprofis bietet die Veranstaltung  einen Überblick über aktuelle Trends, Entwicklungen und Angebote am Markt für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum. Abgerundet wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm, eine prominent besetzte  Podiumsdiskussion zum Thema Energiewende und ein Kinderprogramm für kleine Besucher ab 5 Jahre. Der Eintritt ist frei. Näheres erfahren Sie hier.

ECOreporter.de: Die Finanzkrise ist ebenso wie die Krise der Solarbranche noch nicht ausgestanden. Einerseits ist der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit im Finanzesen damit lauter geworden, andererseits hat das Anleger Anleger-Vertrauen in Grünstrom-Geldanlagen gelitten. Ist es schwerer geworden Anleger von nachhaltigen Geldanlagen zu überzeugen, oder herrscht unter Privatanlegern eine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“?


Hans-Joachim Braun: Bei meinen Anleger kann ich da eine sowohl als auch Stimmung feststellen. Tendenziell ist aber mehr Sicherheit gefragt. Neue Kunden wollen immer eine konsequente ethisch-ökologische Ausrichtung ihrer Finanzanlagen. Was das konkret bedeutet, ist aber individuell verschieden.

ECOreporter.de: Wie hat sich die teils schwierige Marktsituation in diesem Beriech die Nachfrage nach bestimmten Anlagestrategien oder Produktgruppen beeinflusst?

Braun: Verluste im Aktienbereich können durch eine konsequente, vorab besprochene, Stop-Loss-Technik vermieden werden, Einzelwerte gerade im Solarbereich aber auch Neue Energie-Fonds haben ja stark gelitten. Defensiv angelegte Mischfonds, Wandelanleihen- und
Mikrofinanzfonds sind zu „Lieblingen“ geworden. Direkte Beteiligungen im Solar- oder Windbereich hatten keine Probleme, ganz im Gegenteil.


ECOrepüorter.de: Wo können nachhaltig orientierte Anleger aktuell überhaupt lohnend und sicher investieren? Und welche Beteiligungsformen sind am sinnvollsten - Aktien, offene Fonds oder doch Direktbeteiligungen?


Braun: Relativ sicher finde ich zur Zeit Mikrofinanzfonds und defensiv ausgerichtete Mischfonds. Reine Anleihefonds deren Inhalt im wesentlichen aus Staatsanleihen besteht sehe ich als problematisch an. Aktuell wurde von mir die Aktienquote in den  Depots reduziert. Einerseits weil ich das Marktumfeld nicht mehr so positiv sehe, andererseits, weil die mit den Kunden ausgemachten Verkaufskursziele erreicht wurden. Diese Liquidität aus den Verkäufen kann dann wieder, zu gegebener Zeit, in ausgesuchte Einzelaktien oder Aktienfonds investiert werden. Einzelaktien suche ich gerne aus dem Index NX25 aus, neben anderen Quellen selbstverständlich. Ich mache aber auch Einzelrecherchen. Direkte Beteiligungen sind riskant. Das sollte den Kunden schon vor dem Beratungsprotokoll bekannt sein. Der Gesetzgeber hat da in der Regel die Risikoklasse 4 von 5 vorgesehen. Wenn es passen sollte gibt es aber gute Angebote zum Thema Wind, Wald oder „grüne“ Immobilien. 

Bildnachweis: Anlageberater Hans-Joachim Braun. / Quelle: Privat

ECOreporter.de: Sie bieten sowohl Honorarberatung als auch Beratung auf Provisionsbasis an. Warum fahren Sie in diesem Punkt „zweigleisig“ und welcher Beratung wird von Ihren Klienten warum bevorzugt?

Braun: Ich habe Kunden mit und ohne Anlageberatung, das heißt meine Dienstleistung wird mehr oder weniger nachgefragt. Dann aber auch Menschen die mit ganz konkreten Vorstellungen kommen und mir sagen, sie wollen  nichts anderes und, dass sie sich melden, wenn etwas verändert werden soll.  In der Regel wird eine „Servicegebühr“ vereinbart.  Was an Provisionen, die auch rabattiert werden können, einschließlich „kick backs“ auf die Kunden zukommen kann, wird mit dem entsprechenden Honorar gegenübergestellt.
Individuell gesehen kann dann das eine oder andere Modell zum Tragen kommen. Die Kosten werden aber so oder so auf jeden Fall im Beratungsprotokoll genannt.

ECOreporter.de: Speziell im Grünstrom-Sektor gab es in der Vergangenheit einige Pleiten, bei denen Anleihe-Gläubiger betroffen sind, beispielsweise Solar Millennium, Windreich oder Biogas Nord. Wie sicher sind Anleihen generell und worauf muss man bei der Zeichnung von Anleihen achten?

Braun: Anleihen und auch Zertifikate haben grundsätzlich die Problematik, dass sie so sicher sind wie der Emittent. Anleihen sind eben sogenannte Inhaberschuldverschreibungen. Anleihen decke ich im Wesentlichen über Fonds ab. Ich finde im Allgemeinen das Risiko bei den meisten kleinen Firmen zu groß, andererseits ist der Markt auch sehr eng. Das bedeutet unter Umständen, dass ich für die Anleger nicht verkaufen kann wenn es sein müsste.

ECOreporter.de: Die Regeln am Finanzmarkt sind im Namen des Anlegerschutzes stark reformiert worden. Wie betrifft das Sie als freien Finanzberater und was hat sich damit für Ihre Kunden verändert?

Braun: Da ich seit über fünf Jahren unter einem Haftungsdach arbeite, hat sich für meine Kunden hier nichts geändert. Analysebögen und Beratungsprotokolle sind gewohnte Routine, für mich wie für die Kunden.

ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Stuttgart präsentieren und mit welcher Erwartung kommen Sie zu der Veranstaltung?

Braun:
Ich stelle den Nachhaltigkeitsdepotcheck vor. Depots können technisch auf ihren ethisch-ökologisch Inhalt geprüft werden. Die Depot-Effizienz, nach Markowitz, kann damit ebenfalls dargestellt werden. Nach der Software-Routine fängt dann die persönliche, individuelle Arbeit an.Von der Messe in Stuttgart erwarte ich einen regen Meinungsaustausch und neue Kunden.


ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Braun!
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