Meyer Burger schreibt weiterhin rote Zahlen. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

Meyer Burger erhält Milliardenförderung für US-Werk – Geschäft unter Druck

Der Schweizer Solarkonzern Meyer Burger erhält in den USA Subventionen in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar für den Aufbau einer Solarzellenfertigung. Der Standort Bitterfeld-Wolfen soll nun später ausgebaut werden. Gleichzeitig laufen die Geschäfte des Unternehmens verhalten – besonders wegen des Preisdrucks aus China.

Die geplante Fabrik soll im US-Bundesstaat Colorado entstehen und anfangs eine Kapazität von 2 Gigawatt (GW) besitzen. Beliefert werden soll das bereits bestehende Solarmodulwerk von Meyer Burger in Arizona. Der Produktionsstart in Colorado ist für das vierte Quartal 2024 geplant.

Produktionsmaschinen werden in die USA umgeleitet

Der beschleunigte Produktionsplan in den USA wird laut Meyer Burger durch eine Umleitung von Produktionsmaschinen ermöglicht, die ursprünglich für die bereits angekündigte Erweiterung der Solarzellenfabrik am Standort Thalheim in Bitterfeld-Wolfen vorgesehen waren. Diese Anlagen werden nun in Colorado Springs installiert, um den geplanten Fertigstellungstermin der Zellfabrik im Jahr 2024 einzuhalten.

Im Rahmen der erfolgreichen Bewerbung von Meyer Burger für den EU-Innovationsfonds ist zu einem späteren Zeitpunkt ein Ausbau im Multi-Gigawatt-Bereich in Thalheim geplant. Voraussetzung für solche Investitionen seien günstige Marktbedingungen und sichere, faire Wettbewerbsbedingungen für europäische Solarhersteller in der EU, wie das Unternehmen erklärte. Meyer Burger hatte bereits wiederholt beklagt, in Deutschland weniger Förderung als in den Vereinigten Staaten zu erhalten.

Lesen Sie im Premium-Bereich, wie das Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 wirtschaftlich abgeschnitten hat und wie ECOreporter die Aktie einschätzt.

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Meyer Burger meldete schwache vorläufige Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2023. Aktuell erwartet das Unternehmen zwischen Januar und Juni vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) einen Verlust von 42 Millionen Schweizer Franken (43,6 Millionen Euro).

Demnach wirkte sich der Preisdruck "durch das chinesische Überangebot" bei Solarzellen und -modulen negativ auf die Geschäftsentwicklung besonders in der EU aus. Auch würden "erhebliche Waferpreissenkungen" ab dem dritten Quartal 2023 rückwirkend das Ergebnis für die ersten sechs Monate beeinflussen. Schließlich seien Sondereffekte aufgrund der Wertminderung von Lagerbeständen von Solarmodulen sowie durch Lagerschutzklauseln für die wichtigsten Vertriebspartner zu erwarten.

Auch für das zweite Halbjahr 2023 geht Meyer Burger von einer "herausfordernden Marktsituation" aus. Das Unternehmen hat nach eigener Aussage daher die Vertriebs- und Marketingaktivitäten in allen Märkten deutlich verstärkt. Zudem sollen die Preise erhöht werden, um gesunkene Waferpreise auszugleichen. Von diesen Maßnahmen erwartet sich das Unternehmen insgesamt einen positiven Einfluss für das zweite Halbjahr 2023.

Jahresziele werden kassiert

Aufgrund der "anhaltend schwierigen Marktprognosen" kassiert Meyer Burger allerdings seine EBITDA-Prognose für 2023 und traut sich vorerst auch keine neue zu. Den Halbjahresbericht mit endgültigen Zahlen will das Unternehmen am 17. August veröffentlichen. Im März hatte Meyer Burger bereits die Produktionsziele senken müssen.

Auch im Management des Unternehmens gibt es Veränderungen: Chief Commercial Officer (CCO) Moritz Borgmann verlässt Meyer Burger demnach "aus persönlichen Gründen". Borgmann "prägte die Transformation vom Anlagenbauer hin zum Produzenten von Solarzellen und -modulen wesentlich mit – seit 2020 als Berater, seit Anfang 2021 als Geschäftsführer der Meyer Burger (Industries) GmbH und dann als CCO der Meyer Burger Gruppe", wie das Unternehmen in einer Mitteilung erklärte.

Chief Operating Officer (COO) Daniel Menzel verantwortet künftig Vertrieb und Geschäftsentwicklung in den USA sowie den Aufbau des neuen Werks. Unternehmens-Chef Gunter Erfurt übernimmt die Verantwortung für die kommerziellen Aktivitäten in Europa und dem Rest der Welt.

An der Börse verfingen vor allem die negativen Nachrichten. Die Meyer Burger-Aktie ist im Handel am Finanzplatz Lang & Schwarz aktuell 5,8 Prozent im Minus zum Freitag und kostet 0,57 Euro (Stand: 24.7.2023, 10:43 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 6,2 Prozent an Wert eingebüßt, im Jahresvergleich ist sie 26,8 Prozent im Plus.

ECOreporter hat immer wieder betont, dass der Preiskampf mit der chinesischen Konkurrenz die größte Herausforderung für Meyer Burger sein wird. Die Redaktion bleibt hier skeptisch.

Aktie als Spekulationsobjekt

Als sogenannter Pennystock (eine Aktie, die im Cent-Bereich gehandelt wird) ist die Meyer Burger-Aktie zudem mit zusätzlichen Risiken behaftet und anfällig für Spekulationsgeschäfte. Starke Wertschwankungen sind keine Seltenheit. ECOreporter rät defensiven Anlegerinnen und Anlegern daher von einem Einstieg ab.

Investoren aus EU-Ländern müssen zudem beachten: Wie bei allen Schweizer Wertpapieren ist auch der Kauf und Verkauf von Meyer Burger-Aktien seit Sommer 2019 nur noch über außerbörsliche Handelsplätze möglich und damit umständlicher und unter Umständen auch teurer als der Handel an einer Börse. Grund ist ein Streit zwischen der EU und der Schweiz – mehr dazu erfahren Sie hier.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Interview mit Meyer Burger-Chef Gunter Erfurt. Einen Überblick über den Solarsektor erhalten Sie mit dem Dossier Das sind die besten Solaraktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Meyer Burger Technology AG: ISIN CH0108503795 / WKN A0YJZX

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