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„Meine Mission ist es, das Thema Umwelt zu fördern“ – ECOreporter.de-Interview mit dem UmweltBank AG Gründer und Vorstandsvorsitzenden Horst P. Popp

Die UmweltBank AG hat erneut eine starke Jahresbilanz veröffentlicht (wir Opens external link in new windowberichteten). Im ECOreporter.de-Interview wirft Horst P. Popp einen Blick zurück auf 15 Jahre Unternehmensgeschichte und erläuterte unter anderem, welche Ziele sich die UmweltBank für die weitere Zukunft setzt.

ECOreporter.de: Herr Popp, in 15 Jahren hat die Umweltbank Tausende Umweltprojekte finanziert – beispielsweise Solaranlagen, energiesparende Öko-Häuser, grüne Unternehmen. Sehr konkrete Vorhaben. Geld dagegen ist eine Art abstrakter Botenstoff, ist eine Zahl im Computer oder auf Papier. Haben Sie sich als Bankier da manchmal gewünscht, mit realen Dingen zu tun zu haben?

Horst P. Popp: Wir haben so viel mit Menschen zu tun, das ist für mich eine Bereicherung, da fehlt mir nichts. Es geht um echte Projekte, und wir sprechen darüber mit unseren Kunden. Das ist nicht abstrakt und nicht anonym, das ist ganz real. Bei uns gilt: Wir wissen, wohin das Geld geht. Wir können ganz genau sagen, wo jeder Cent steckt. Aber wir kennen auch die ökologische Bonität jeder unserer Finanzierungen. Denn nur was sinnvoll ist, finanzieren wir. Wir haben zudem die Informationen direkt zu den Projekten, die wir finanzieren, da ist ein „direkter Draht“ zu den Kunden, über den unsere Kommunikation läuft. Das heißt: Geld ist bei uns Mittel zum Zweck – und wir schauen uns sehr genau an, was damit geschieht.

ECOreporter.de: Die letzten vier Jahre werfen die Frage auf, ob im Geldsystem automatisch und unentrinnbar die Krise enthalten ist?

Popp: Geld ist wertneutral. Es kommt darauf an, was man daraus macht. Es ist ein Tauschmittel. Wir könnten auch wieder Muscheln tauschen – nur irgendetwas brauchen wir zum Tauschen. Den Tausch an sich finde ich nicht verwerflich. Aber er kann missbraucht werden. Man kann fast alles missbrauchen - Beziehungen, Systeme, Ämter, Geld. Vielleicht ist die Gefahr des Missbrauchs beim Geld besonders hoch.

ECOreporter.de: Die verschiedenen Finanzkrisen beherrschen seit 2008 die öffentliche Diskussion um das Thema Geld. Die Talkshows und die Politik-Arenen sind besetzt mit Leuten, die über die Krisen reden – aber nicht über nachhaltige Geldanlagen. Warum finden die gerade hier recht wenig Beachtung?

Popp: Die Finanzkrise ist so groß, dass man über nachhaltige Geldanlagen gar nicht mehr spricht. Wenn man sich das vor Augen führt: Die „Subprime-Krise“ ab 2008 - also die Hypotheken-Krise - und die Staatsschuldenkrise, sie basieren darauf, dass sich Gesellschaften nicht nachhaltig verhalten haben. Sie haben mehr ausgegeben als sie einnehmen. Und das geht nicht gut, das ist nicht nachhaltig. Es wurde konsumiert, nicht investiert. So sind keine langfristigen Erträge zu erzielen. Natürlich, eine Zeit lang war das ein gutes Leben für viele. Jetzt muss man zu den Basisaufgaben zurück, muss die Hausaufgaben erledigen. Das gilt für alle, für die Staaten, die Unternehmen, die Gewerkschaften.  

ECOreporter.de: Können sich die Politiker an der nachhaltigen Geldanlage orientieren?

Popp: Schön wär´s, aber so optimistisch bin ich nicht, dass sich Staatslenker an nachhaltiger Geldanlage ein Vorbild nehmen würden. Ich denke nicht, dass die Politiker wirklich ergründen, was der Grund für den ganzen Schlamassel ist. Sie wurschteln immer noch munter vor sich hin, schielen auf Wahlausgänge und sind befangen durch ihr Amt.

ECOreporter.de: Nun hat die UmweltBank die ersten 15 Jahre auf der Uhr. Mit welchem Gefühl blicken Sie zurück auf die Zeit, als Sie die Bank gründeten?

Popp: Ich bin erstaunt, wie schnell sich die Gesellschaft verändert hat. 1994, als wir anfingen unsere Bank-Idee zu entwickeln, da war es lange nicht absehbar, dass es so dynamisch vorangehen würde. Den Atomausstieg, den hätte ich Deutschland nicht in so einer Zeitspanne zugetraut. Die Geschwindigkeit des Wandels macht mir Mut. Vielleicht haben wir doch eine große Chance auf Nachhaltigkeit. Deutschland ist eine kleine Nation, aber wir sind so etwas wie ein Multiplikator. Und was die gesellschaftliche Veränderung und ihr Tempo bei der Nachhaltigkeit angeht: Vielleicht überzeugt das ja sogar die Chinesen.

ECOreporter.de: Und wenn Sie auf Ihr Unternehmen, die Umweltbank schauen – was empfinden Sie?

Popp: Ich bin stolz darauf, was wir in 15 Jahren erreicht haben. Es ist mehr als wir gedacht hatten. Wir hatten zwar bei der Gründung keine exakte Vorstellung, was zehn Jahre später sein sollte. Aber wir hatten eine Planung für diesen Zeitraum. Mein Grundsatz damals war: Wir – die Umweltbank – wollen 100 Jahre alt werden, dann müssen wir zumindest die ersten zehn Jahre auch durchplanen. Wir haben die Planung sogar übertroffen. Das ist ein Erfolg der kompletten Mannschaft, die talentiert, engagiert, ökonomisch und ökologisch zu Werke ging und weiter geht. Ohne die Unterstützung der Kunden, die Projekte finanzieren, der Kreditnehmer, der Anleger, der anderen Menschen, die die Bank unterstützen, wäre das alles nicht möglich gewesen.

ECOreporter.de: Dabei war der Weg nicht frei von Hindernissen. Es gab in der Anfangszeit Angriffe gegen die Umweltbank.

Popp: Ja, das ist auch nicht vergessen. Es gab zudem viel ungläubiges Staunen, dass diese Bank sich wirklich auf den Weg macht. Das war kein einfacher Weg, bis die ersten Finanzierungen standen, bis die ersten Experten gewonnen waren, die die Bank begleiten.

ECOreporter.de: Wenn man in Deutschland von grünen Banken spricht, dann vor allem von der UmweltBank und der GLS Bank. Wie sehen Sie die Wettbewerbssituation?

Popp: Wir stehen mittlerweile mit jeder Sparkasse in Konkurrenz. Es ist beispielsweise nicht mehr unser exklusives Geschäft, Solaranlagen zu finanzieren. Wir hatten hier einmal bundesweit zehn Prozent Marktanteil, jetzt sind es 1,5 Prozent. Das ist auch gut so! Es zeigt, dass sich die bestehenden Marktteilnehmer ändern. Jetzt ist es für jede Volks- und Raiffeisenbank üblich, Niedrigenergiehäuser zu finanzieren. Die Sparkasse Nürnberg hat nun einen Öko-Kredit im Angebot. Fantastisch! Wenn nicht so viele Finanzinstitute mitziehen würden, wäre es nicht so schnell möglich, sauberes Wasser und saubere Luft zu haben. Je mehr mitmachen, desto besser.

ECOreporter.de: Ist das auch ein Stück ihrer persönlichen Mission, den Finanzmarkt Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen?

Popp: Meine Mission ist es, das Thema Umwelt zu fördern. Ich will bundesweit Umweltprojekte finanzieren. Denn ich will zeigen, dass Umweltschutz rentabel ist und dass er allen dient. Umweltschonend zu wirtschaften ist das einzige vernünftige kaufmännische Verhalten.

ECOreporter.de: Ist die Mission für die UmweltBank jetzt erfüllt?

Popp: Es wird immer Unternehmen geben, die dem Trend vorauslaufen, andere, die im Trend mitschwimmen und solche, die ihm hinterherhinken. Wir als Umweltbank wollten immer den Trend mitgestalten. Auch heute und in Zukunft gilt das. Das Thema Umwelt ist nicht erledigt. Auf verschiedenen Feldern gibt es immens viel zu tun. Die Gesellschaft wird sich weiter verändern und die UmweltBank hat hier ihre Aufgabe, das in eine richtige Richtung mitzulenken.

ECOreporter.de: Wollen sie weiter dem Trend voraus bleiben?

Popp: Ich denke, schon. Wir werden auch künftig exemplarische Projekte finanzieren, Highlights an Nachhaltigkeit. Aber je größer der Markt dafür wird, desto besser. Es ist gut, wenn andere uns folgen, das ist nachahmendes Verhalten, etwas Positives: Dabei lernen alle, und das kommt der Gesellschaft zugute. Wir alleine können das nicht stemmen. Als Einzelne zu agieren, würde hier keinen Sinn ergeben.

ECOreporter.de: Wie stehen Sie im Wettbewerb um die Marktanteile mit den anderen grünen Banken oder den Kirchenbanken?

Popp: Die sind alle herzlich willkommen. Je bunter die Gesellschaft, desto besser! Wir stehen beispielsweise auch nicht in Konkurrenz mit der GLS Bank um Marktanteile, unsere Aufgabe ist es nicht, das grüne Girokonto bundesweit marktfähig zu machen. Bei uns steht die Förderung von Umweltprojekten im Vordergrund, wir haben eine etwas andere Ausrichtung als die GLS Bank.

ECOreporter.de: Gab es in den 15 Jahren Umweltbank Höhepunkte, die Sie besonders im Gedächtnis haben?

Popp: Es gab viele. Der erste Geburtstag war zum Beispiel so etwas. Da waren wir stolz, dass wir es überhaupt hinbekommen hatten, das erste Jahr zu überstehen! Der nächste Punkt war der 10. Geburtstag, da hatten wir unsere auf zehn Jahre angelegte Planbilanz übertroffen und die stillen Gesellschafter ausbezahlt. Wir hatten so viele besondere Projekte, immer wieder welche mit Vorbildcharakter.

ECOreporter.de: Haben sie sich zum Geburtstag der Bank etwas gewünscht?

Popp: Ja, noch einmal 15 Jahre, so dass ich danach beruhigt in den Aufsichtsrat wechseln kann….

ECOreporter.de: …und wohin wollen Sie die Bank dann geführt haben?

Popp: Wir wollen weiterhin erfolgreich Umweltprojekte fördern. Wie schnell wir vorankommen, da lassen wir uns überraschen.

ECOreporter.de: Haben Sie an bestimmten Themen ein besonderes Interesse?

Popp: Ja, zum Beispiel an Energiesparen, an der Speicherung Erneuerbarer Energien und Elektromobilität. Wenn nachts Windstrom erzeugt wird und die Elektro-Auto-Batterie diesen Strom speichert, dann ist das sinnvoll. Bei ökologischen Lebensmitteln und ökologischer Landwirtschaft sind wir als Gesellschaft hinten dran, das braucht mehr Aufmerksamkeit. Ebenso die ökologische Medizin. Auch wenn das nicht so einfach zu finanzieren ist, weil es kaum klare Kreditprojekte gibt. Aber hier sehe ich den größten gesellschaftlichen Entwicklungsbedarf.

ECOreporter.de: Haben Sie für die nächsten Jahre eine Leitlinie?

Popp: Wie immer: Wir sind unspektakulär, wir ziehen unser Ding durch. Wir wissen, dass wir nicht allein die Welt retten können, sondern dass es dazu viele braucht. Und so wollen wir weitermachen!

ECOreporter.de: Herr Popp, vielen Dank für das Gespräch!

UmweltBank AG: ISIN DE0005570808 / WKN 557080
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