Erneuerbare Energie

Lokomotiven und Nachzügler – Studie analysiert die weltweite Entwicklung der Windmärkte





Nach dem internationalen Branchendachverband GWEC (Global Wind Energy Council) hat nun auch der Weltwindkraftverband WWEA eine Jahresbilanz für 2008 veröffentlicht. Sie deckt sich im Wesentlichen mit den Ergebnissen des GWEC, über die wir vor rund zwei Wochen Opens external link in new windowberichtet haben, blickt aber tiefer in die einzelnen Märkte hinein. Auch laut dem WWEA ist der weltweite Windmarkt im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gewachsen. Das Finanzvolumen des Marktes beziffert er mit 40 Milliarden Dollar, der Sektor beschäftigt laut dem Bericht des Verbandes 440.00 Arbeitnehmer.

Der in englischer Sprache veröffentlichte Opens external link in new windowWorld Wind Energy Report des WWEA enthält detaillierte Angaben über die einzelnen Märkte. Ihm zufolge fielen 30,7 Prozent der weltweit neu installierten Kapazität in Höhe von 38.000 Megawatt (MW) auf die USA. Damit hat der neue Spitzenreiter China deutlich geschlagen, das auf 23,1 Prozent kam. Mit weitem Abstand folgen die Europäer. Auf den 3. Platz schaffte es Deutschland mit 6,1 Prozent, knapp vor Spanien, das 5,9 Prozent erreichte. Dahinter rangieren Italien, Frankreich, Portugal und Großbritannien mit Anteilen an den Neuinstallationen von 3,2 bis 3,7 Prozent. Das übrige Fünftel der Anteile verteilt sich auf die übrigen Staaten.

Laut dem Report wird die Windenergie nunmehr in 76 Ländern kommerziell genutzt. Bulgarien zeigte 2008 mit einer um knapp 177 Prozent gesteigerten Windkraftleistung das weltweit stärkste Wachstum, deutlich vor China, das 107 Prozent zulegte und Australien mit knapp 83 Prozent Wachstum. Darauf folgte mit Polen (plus 71 Prozent) ein weiteres Land aus Osteuropa. Die hatte Türkei in 2007 mit 220 Prozent Wachstum den Spitzenwert erreicht, 2008 wuchs der Windmarkt des Landes immerhin um weitere 61 Prozent. Dahinter rangieren in dem WWEA-Bericht Irland und die USA mit Zuwächsen um 55 bzw. 50 Prozent vor Frankreich, Großbritannien und Italien, die jeweils um 37 bis 38 Prozent wuchsen.

Wie dem Bericht zu entnehmen ist, hat sich die Dominanz der Europäer beim weltweiten Ausbau der Windkraft auch 2008 verringert. Auch wenn noch immer nirgends so viele Windkraftleistung erzeugt wird wie dort (66.160 MW in 2008). 2004 entfielen noch über 70 Prozent der neu installierten Kapazitäten auf Europa. Seither ging dieser Anteil stetig zurück auf knapp 33 Prozent in 2008. Die WWEA geht davon aus, dass Deutschland in 2009 aber wieder kräftig zulegen wird. Durch die Anhebung der Windkraftvergütung durch das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) würden deutsche Windparks wieder lukrativer.

Gegenteilig zu Europa verlief die Entwicklung in Nordamerika. Dort wurde 2004 erst knapp sechs Prozent der neuen Windkraftkapazitäten installiert. Seither wuchs dieser Anteil auf 32,6 Prozent. Diesen Zuwachs gab es allerdings fast nur in den USA, in Kanada fiel er weitaus geringer aus. Der Windkraftverband geht davon aus, dass die Vereinigten Staaten als nunmehr führende Windkraftnation weiter zulegen können. Die Obama-Administration werde Maßnahmen einleiten, die Investitionen in Windkraft attraktiver machen. So würden viele potentielle Investoren von dem gegenwärtigen Fördersystem, dass auf Steuervergünstigungen basiere, nicht angesprochen. Dem werde voraussichtlich schon bald abgeholfen, auch Farmer, kleinere Unternehmen und Bürgerinitiativen müssten davon stärker von Investments in Windparks profitieren können. Ein Riskofaktor sei jedoch die gegenwärtige Finanzkrise, sie drohe 2009 verstärkt die Verschiebung von Windkraftprojekten zu erzwingen.

Sehr zuversichtlich schätzt der World Wind Energy Report die zukünftige Windmarktentwicklung in Asien ein. Vor allem Indien und China könnten sich zu „Lokomotiven des Weltmarktes“ entwickeln. Schon heute seien in diesen beiden Ländern 24.439 MW installiert. Getragen werde der Aufschwung in diesen Märkten von einer ständig wachsenden einheimischen Windkraftindustrie. Schon bald könnten etwa Windturbinenbauer aus China zu den führenden Anbietern weltweit aufsteigen. Zudem setzen dem bericht zufolge auch andere asiatische Länder verstärkt auf Windstrom. So sei die Windkraft in Südkorea allein in 2008 um 45 Prozent gewachsen. Seit 2004 kletterte der Anteil Asiens an der weltweit neu installierten Windkraftkapazität von 18 auf 31,5 Prozent.

Buchstäblich im Windschatten dieser Entwicklung verharren die übrigen Weltregionen. Der asiatisch-pazifische Raum stagniert bei den Neuinstallationen auf niedrigem Niveau, auch wenn in Australien 2008 ein starker Zubau erfolgte und dies den Anteil der Region auf 2,5 Prozent hochschraubte. 2004 hatte ihr Anteil schon einmal 3,8 Prozent betragen. Lateinamerika kam im vergangenen Jahr auf einen Anteil von 0,6 Prozent. Hier befinden sich laut der WWEA aber viele Projekte im Bau und könnte die Bilanz für 2009 weitaus besser ausfallen. Für Afrika sei damit nicht zu rechnen, dort gebe es weiter einen gravierenden Mangel an Kapital und Know how. Die Entwicklung der Anteile des Kontinents an den Neuinstallationen spricht Bände: von 2005 bis 2007 pendelte er zwischen 0,1 und 0,6 Prozent, 2008 schrumpfte er auf 0,3 Prozent.

Von den insgesamt aufgestellten Windrädern drehten sich laut dem World Wind Energy Report Ende 2008 knapp 55 Prozent in Europa, 22,7 Prozent in Nordamerika und 20,2 Prozent in Asien. Er prognostiziert für die Zukunft ein noch stärkeres Wachstum der Windkraft. 2020 könne sie mindestens zwölf Prozent des weltweiten Energiebedarfs decken. Sie geht davon aus, dass sich die globale Kapazität dann auf 1.500.000 MW summiert. Der Bericht verweist, dass Windenergie auf See – offshore – bislang fast ausschließlich in Europa genutzt wird, zu 99 Prozent. Ende 2008 summierten sich die Kapazitäten der offshore in Betrieb genommenen Windräder auf 1.473 MW, sie stiegen damit im vergangenen Jahr um 30 Prozent. Dennoch steuerten sie nur ein Prozent zu den weltweiten Windkraftkapazitäten bei.



Bildhinweis: Windkraftanlagen von Nordex in Japan und in der Nordsee. / Quelle: Unternehmen
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x