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Lichtblicke und dunkle Wolken – Analyst bewertet Aussichten deutscher Solarunternehmen sehr unterschiedlich




Bundesumweltminister Norbert Röttgen will die Vergütung für Solarstromanlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Dachanlagen zum 1. April 2009 um 15 Prozent zusätzlich kappen. Für Anlagen auf Freiflächen strebt er sogar eine Kürzung um 25 Prozent an, die zum 1. Juli in Kraft treten soll. Der Bundestag soll in den kommenden Wochen darüber entscheiden. Nach Einschätzung von Michael Tappeiner, Analyst der UniCredit, würde eine Umsetzung dieser Pläne gravierende Auswirkungen für den gesamten Solarsektor haben.

Laut dem Experten für Solaraktien dürften die anvisierten Kürzungen im weltweit mit Abstand größten Solarmarkt zu einer Schwächung der Nachfrage führen. Die Auslastung der weltweiten Produktionskapazitäten der Solarhersteller könne auf 60 Prozent einbrechen. Schon die Einführung der Kappung im Dachanlagen-Segment, das 75 Prozent der deutschen Nachfrage ausmache, zum 1. April und damit ein Quartal früher als erwartet, werde ein Gigawatt an Nachfrage kosten. Denn die Kürzung reduziere nicht nur die Rentabilität der Anlagen. Viele Auftraggeber würden mit einem Verfall der Preise für Solarprodukte rechnen und daher Projekte verschieben, um günstigere Preise abzuwarten. Der Analyst prognostiziert, dass sich europäische Solarmodule im Durchschnitt um weitere 15 Prozent verbilligen – nach Senkungen um über 30 Prozent in 2009. Deutsche Freiflächenprojekte würden sich sogar erst nach einem Preisverfall um weitere 22 Prozent wieder lohnen, meint er.

Tappeiner empfiehlt angesichts dieser Aussichten gleich mehrere deutsche Solaraktien zum Kauf. Das Kursziel für den Anteilsschein von Q-Cells hat er von elf auf neun Euro gesenkt. Der ging gestern mit 10:30 Euro aus dem Handel an der Frankfurter Börse und hat seinen Wert damit im Vergleich zum Vorjahr bereits fast halbiert. Laut dem Analysten der UniCredit sollen die von Q-Cells geplanten deutschen Freiflächenprojekte zwar überwiegend im 1. Halbjahr 2010 ans Netz gehen und damit noch rechtzeitig vor der Einführung der starken Kappung der Vergütung für solche Anlagen. Es sei aber damit zu rechnen, dass höhere Kosten anfallen, um die Projekte wirklich rechtzeitig fertigzustellen. Zudem entfalle mit der zur Jahresmitte angestrebten Kürzung die Möglichkeit für den Solarkonzern aus Thalheim, im 1. Halbjahr im ursprünglich anvisierten Umfang seine Solarzellen in eigenen deutschen Großprojekten zu verbauen. Zudem könnten andere Projektierer auf günstigere Zellen aus Asien ausweichen. Laut Tappeiner, dem zufolge Q-Cells in 2009 beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) einen Verlust von über 200 Millionen Euro erlitten hat, rechnet daher für 2010 allenfalls mit einem leicht positiven EBIT. Der Nettogewinn je Aktie werde wohl erst 2011 wieder positiv ausfallen, mit 0,4 Euro aber immer noch deutlich geringer als die 2008 erreichten 1,7 Euro.

Auch von der Aktie der SolarWorld sollten sich Anleger nach Einschätzung des Analysten trennen. Die hat sich in den letzten zwölf Monaten um über 23 Prozent auf 12,8 Euro verbilligt. Tappeiner nennt als Kurziel 12,5 Euro. Zwar zähle der Solarkonzern zu den am besten geführten Unternehmen im Sektor. Doch im Geschäft mit margenträchtigen Langfristverträgen über die Lieferung von Solarwafern werde SolarWorld sich auf Nachverhandlungen einlassen müssen. Die Bonner müssten den nun weiter unter Preisdruck geratenen Kunden entgegen kommen. Angesichts der schon sehr bald einsetzenden Kürzungen der deutschen Vergütung sei es SolarWorld kaum möglich, Einnahmeverluste durch weitere Kosteneinsparungen auszugleichen. Der Experte der UniCredit rechnet damit, dass die EBIT-Marge des Unternehmens schon 2009 mit knapp 24 Prozent deutlich unter den über 34 Prozent des Vorjahres lag. Für 2010 und 2011 prognostiziert er einen weiteren Rückgang auf 18,1 bzw. 18,5 Prozent.

Aufgrund der angekündigten Kürzungen der deutschen Solarstromvergütung bezweifelt es Tappeiner, dass die Berliner Solon wie angekündigt in diesem Jahr wieder die Gewinnzone erreicht. Er prognostiziert einen Verlust je Aktie von 0,6 Euro, nach geschätztem Verlust je Aktie in Höhe von 13 Euro in 2009. Erst 2011 könne der Solarkonzern eine schwarze Null erreichen. Zwar setze er vor allem Solarprojekte im Ausland um und sei daher von den Kürzungen direkt eher wenig betroffen. Doch dabei setze er vor allem Module aus eigener Produktion ein und die seien deutlich teurer als Module der meisten Konkurrenten. Die Berliner müssten daher stark auf die Kostenbremse treten, und dass obwohl sie noch mitten in der Umstrukturierung stecken. Das erschwere die Refinanzierung der hohen Verbindlichkeiten. Der Analyst empfiehlt die Solon-Aktie mit Kursziel sechs Euro zum Verkauf. Sie hat sich in Frankfurt auf Jahressicht um 29 Prozent auf 6,8 Euro verbilligt.

Die Aktie des Photovoltaik-Systemhauses Phoenix Solar aus dem bayrischen Sulzemoos hat seit Jahresbeginn etwa ein Viertel ihres Wertes eingebüßt. Tappeiner sieht bei ihr eine günstige Gelegenheit zum Einstieg und gibt eine Kaufempfehlung mit Kursziel 40 Euro. In Frankfurt schloss das Papier gestern Abend bei 33,6 Euro. Laut dem Experten der UniCredit dürfte es Phoenix Solar im Geschäftsbereich Solarprojektierung gelingen, bis zu den Kürzungen ab Jahresmitte große Kapazitäten in Deutschland zu errichten und eine Verlagerung zu ausländischen Projekten einzuleiten (in einem Opens external link in new windowECOreporter.de-Interview vom Dezember 2009 erläuterte Vorstandschef Andreas Hänel unter anderem die Auslandsstrategie des TecDax-Unternehmens). Ferner geht er davon aus, dass Phoenix Solar zum 2. Halbjahr bei seinen Lieferanten günstigere Preise für benötigte Komponenten durchsetzen kann. Zwar sei das EBIT in 2009 voraussichtlich von knapp 34 auf 12 Millionen Euro gesunken und der Nettogewinn je Aktie von 3,6 auf 1,1 Euro. Doch schon für 2010 erwartet er wieder einen Gewinnzuwachs, auf eine EBIT in Höhe von über 27 Millionen Euro und einen Nettogewinn je Aktie von 2,7 Euro.

Als einen weiteren Tipp zum Aktienkauf nennt Tappeiner den hessischen Wechseltrichterhersteller SMA Solar Technologie. Deren Anteilsschein hat auf Jahressicht bereits 181 Prozent auf 87,1 Euro zugelegt. Der Analyst nennt als Kursziel 95 Euro. Als Marktführer könne das Unternehmen weiter eine starke Nachfrage verzeichnen und die Umsätze steigern. Der für das 2. Halbjahr zu erwartende starke Rückgang der Nachfrage aus dem bislang wichtigsten deutschen Markt werde voraussichtlich durch ein starkes Wachstum in den USA kompensiert. Denn dort starte SMA in diesem Jahr eine Produktion von Wechseltrichtern mit einer Jahresleistung von einem Gigawatt.

Phoenix Solar AG: ISIN DE000A0BVU93 / WKN A0BVU9
Q-Cells SE: WKN 555866 / ISIN DE0005558662
SMA Solar Technologie AG: ISIN DE000A0DJ6J9 / WKN A0DJ6J
SolarWorld AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840
Solon SE : ISIN DE0007471195 / WKN 747119

Bildhinweis: Einblick in die Produktion der SolarWorld. / Quelle: Unternehmen
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