Aktientipps, Aktien-Favoriten

Kurssprung der Linde AG nach neuem Fusionsangebot von Praxair – ist die ECOreporter-Favoriten-Aktie wieder ein Kauf?

Fusioniert die Linde AG mit dem US-Konkurrenten Praxair? Die Meldung über einen möglichen Zusammenschluss hat der Linde-Aktie neuen Schwung gegeben. Wie sollten Anleger nun reagieren?

Die Linde AG ist eine  ECOreporter-Favoriten-Aktie (Link entfernt), wir führen sie in der  Liste der nachhaltigen Dividendenkönige (Link entfernt). Der Dax-Konzern aus München ist auf Gas und die Technologie rundherum spezialisiert. Das Geschäftsfeld ist zyklisch und stark von der Konjunktur bestimmt. Nach starken Kursverlusten in 2015 hatte sich der Aktienkurs im ersten Halbjahr 2016 stabilisiert und war dann stark angestiegen. Dazu hatten die Fusionsgespräche wesentlich beigetragen, die Linde mit Praxair bereits im Sommer führte.

Von Anfang Juli bis Ende August 2016 verteuerte sich die Linde-Aktie um über 25 Prozent auf rund 155 Euro. Doch dann scheiterten die Verhandlungen und der Aktienkurs pendelte sich auf rund 145 Euro ein. Nach dem aktuellen Kurssprung notiert die Linde-Aktie im Xetra am heutigen Mittwoch um 10 Uhr mit 160,2 Euro aber immer noch um fast elf Prozent unter dem Vorjahreskurs.

Die Dividende für Linde-Aktionäre soll trotz Sparkurs steigen

Schon in den letzten Wochen legte der Aktienkurs von Linde wieder zu, nachdem die Konzernführung einen Sparkurs angekündigt hatte, um den Konzern profitabler zu machen. Demnach sollen die Kosten von Linde bis 2019 um 550 Millionen Euro pro Jahr sinken. Trotzdem soll die Dividende erhöht werden. Für das Jahr 2015 stieg die Dividende schon um 9,5 Prozent auf 3,45 Euro je Aktie. Dass war die insgesamt sechste Dividendenanhebung in Folge. Die Ausschüttungsquote in 2014 betrug 53,3 Prozent. Für 2015 liegt sie bei 55,83 Prozent.

Der Gewinn je Aktie stieg auf 6,18 Euro (2014: 5,91 Euro). Die Dividendenerhöhung bei einer gleichzeitig nur mäßig erhöhten Ausschüttungsquote bewerten wir positiv, ebenso die gute Entwicklung Gewinn je Aktie. Aber die Aktie schwankt stark. Das Unternehmen ist stark von Konjunkturzyklen abhängig.

Wie wahrscheinlich ist eine Fusion im zweiten Anlauf?

Der aktuelle Kurssprung signalisiert, dass viele Börsianer sich von einer Fusion mit Praxair einen deutlichen Aufschwung für die Aktie von Linde erhoffen. Sie übersehen jedoch, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der Zusammenschluss gelingt. Die Gespräche waren im Spätsommer nicht ohne Grund gescheitert. Die Vorstellungen über eine gemeinsame Zukunft lagen offenbar weit auseinander. Wie aus eingeweihten Kreisen bekannt wurde, wollten die Amerikaner den Hauptsitz und wichtige Funktionen des neuen Unternehmens unbedingt in den USA ansiedeln, und dass obwohl Praxair weitaus weniger Umsatz erwirtschaftet als Linde. Für die Deutschen wäre das dem Vernehmen nach inakzeptabel.

Noch ist nicht bekannt, mit welchen neuen Vorschlägen der US-Konzern an Linde herangetreten ist. Vielleicht hofft er auch nur auf bessere Chancen für die Gespräche, weil seit dem Spätsommer der Finanzchef von Linde gegangen ist und Vorstandschef Wolfgang Büchele für das Frühjahr 2017 seinen Abschied angekündigt ist. Doch der entscheidende Mann bei dem Gas-Konzern ist weiterhin Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, der als langjähriger Vorstandsvorsitzender Linde zum weltweit größten Gas-Konzern gemacht hat.

Und selbst wenn sich die beiden Konzerne einig werden, so ist eine Zustimmung der Kartellbehörden zur Fusion für sie wohl nur unter sehr hohen Auflagen möglich. Linde und Praxair gehören schon jetzt zu den Branchen-Riesen, ihr Zusammenschluss würde den Wettbewerb massiv beeinträchtigen. Im Markt für Industriegase gäbe es nur noch drei Anbieter mit Linde-Praxair als unumstrittenem Marktführer. Als Linde vor zehn Jahren die britische Konkurrentin BOC übernahm, gelang dies nur unter der Auflage der Kartellbehörden, dass der Dax-Konzern Geschäft an Wettbewerber abgab. Bei einem Zusammenschluss mit Praxair wären die Auflagen gewiss weitaus höher und würden den Nutzen der Fusion erheblich vermindern.

Hinzu kommt, dass die Fusion aus nachhaltiger Sicht nicht von Vorteil wäre. Linde punktet in dieser Hinsicht unter anderem mit einer klaren Klimaschutzstrategie (mehr über die Nachhaltigkeit des Dax-Konzerns lesen Sie in unserem  Linde-Portrait). Die Aktie der Linde AG ist daher – im Gegensatz zu Praxair -  in vielen Nachhaltigkeitsindizes und -fonds enthalten. Der US-Konzern bemüht sich weitaus weniger um Umweltschutz als die Deutschen und steht zudem wegen Steuertricks in der Kritik.  

Fazit:

Wir sehen in den neuen Fusionsgesprächen kein Kaufsignal. Anleger sollten entweder die jüngsten Kursgewinne zu Geld machen oder die Beteiligung halten. Die Aktie bleibt ein nachhaltiger Dividendenkönig.

Linde AG: ISIN: DE0006483001 / WKN: 648300
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