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"Kunden investieren stärker in Immobilien und Aktien" – Interview mit Christoph Bickmann, DKM Dahrlehnskasse Münster

Als kirchliche Bank wendet die DKM Darlehnskasse Münster christliche, ökologische und ethisch-soziale Kriterien bei der Geldanlage an. Auch in Zeiten der Digitalisierung setzt das katholische Geldinstitut auf die persönliche Anlageberatung ihrer Kunden. ECOreporter.de sprach mit DKM-Vorstandschef Christoph Bickmann über das vergangene Geschäftsjahr und die besonderen Herausforderungen für Banken durch das niedrige Zinsniveau.


ECOreporter.de: Herr Bickmann, was prägte die Entwicklung der DKM Darlehnskasse Münster in 2016? Wie wirkte sich beispielsweise die Niedrigzinspolitik aus?

Christoph Bickmann:  Mit der geschäftlichen Entwicklung in 2016 sind wir insgesamt zufrieden. Das Kundeneinlagengeschäft und das Asset Management mit Kunden übertraf dabei unsere Erwartungen und ist wiederum auf die individuelle und professionelle Anlageberatung zurückzuführen.

Das bilanzielle Volumen unserer Kundeneinlagen erhöhte sich um 335 Millionen Euro auf 3,58 Milliarden Euro. Das andauernde Niedrigzinsumfeld nahmen unsere Kunden zum Anlass und erhöhten die täglich fälligen Forderungen um 483 Millionen Euro oder 24,5 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Der Bestand an Termineinlagen ging hingegen um 132 Millionen Euro zurück. Daneben verwaltete die DKM zum Jahresende 2016 für ihre Kunden über 1,9 Milliarden Euro an Wertpapieren in Depots und auf Anlagekonten.

Die Niedrigzinspolitik entwickelte sich zu einer Politik der negativen Zinsen, die auch die DKM mittlerweile zum Teil an die Kapitalmarktpartner zahlen muss. Seit dem 1. August 2016 muss die DKM für täglich fällige Geldanlagen, die bei der DZ Bank AG unterhalten werden, 0,35 Prozent pro Jahr an negativen Zinsen bezahlen bzw. bei der Europäischen Zentralbank sogar 0,40 Prozent. Die Anlagepolitik für die eigenen Gelder, die bei uns schon immer sehr langfristig angelegt waren, federt diese Tendenz derzeit noch ein Stück ab, weil wir noch höherverzinsliche Wertpapiere im Bestand haben.

Ist das Betriebsergebnis in 2016 wie von Ihnen erwartet zurückgegangen?

Der erweiterte Zinsüberschuss reduzierte sich um 7 Millionen Euro. Dabei fielen die Rückgänge bei den Zinserträgen und den laufenden Erträgen aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren mit 12,2 Millionen Euro deutlich höher aus als die Zinsaufwendungen, die sich nur um 5,1 Millionen Euro zurückbildeten. Das Betriebsergebnis vor Bewertung ging um rund 5 Millionen Euro zurück.

Das Kreditvolumen und die Kundeneinlagen stagnierten ja von 2014 auf 2015 nahezu. Setzte sich diese Entwicklung in 2016 fort?

Der Bestand an Kundenforderungen lag mit 1,4 Milliarden Euro nahezu auf dem Vorjahresendwert. In Anbetracht des niedrigen Zinsniveaus nutzten vor allem Privatkunden vertraglich bestehende Sondertilgungsmöglichkeiten zum Abbau ihrer Kreditverbindlichkeiten. Institutionelle Kunden finanzierten vermehrt aus angesparten Eigenmitteln oder verschoben geplante Investitionen zum Teil in die Zukunft und begründeten dies mit den derzeit unsicheren Rahmenbedingungen speziell im Bereich der stationären Altenhilfe.

Das bilanzielle Volumen der Kundeneinlagen erhöhte sich in 2016 um 335 Millionen Euro. In Anbetracht negativer Zinsen an den Kapitalmärkten gehen wir davon aus, dass die Kunden stärker in nicht zinstragende Anlageklassen wie Immobilien(-fonds) und Aktien(-fonds) investieren werden.


Wie macht sich die fortschreitende Digitalisierung bemerkbar – kommen die Kunden überhaupt noch in die Filiale?

Mit der schnell fortschreitenden Digitalisierung steht den Banken ein deutlicher Wandel bevor. Diesen Veränderungen begegnen wir, indem wir vor allem Investitionen in IT-Systeme tätigen. Interne Arbeitsprozesse werden auf den Prüfstand gestellt und diese ebenfalls den zukünftigen Erfordernissen angepasst. Die Onlinequote der DKM-Kunden ist überdurchschnittlich hoch. So nutzen rund 65 Prozent unserer kirchlichen Einrichtungen und rund 55 Prozent unserer Privatkunden das Onlinebanking. Die Online-Überweisungsquote liegt bei kirchlichen Einrichtungen bei 99 Prozent und bei den Privatkunden bei 75 Prozent.

Sitz der DKM in Münster: Die Onlinequote der Kunden ist überdurchschnittlich hoch. / Foto: Bank


Die Digitalisierung zeigt uns aber auch, wo wir die Schwerpunkte setzen sollten, wenn wir unser Dienstleistungsangebot kundenorientiert weiterentwickeln. So werden wir unseren Kunden weitere Zugangswege zu unserem Angebot anbieten. Mit der Videoberatung für Privatkunden haben wir diesen Weg bereits im letzten Jahr erfolgreich eingeschlagen. Weitere Dienstleistungen als Mehrwerte werden folgen.

Die persönliche Beratung wird dabei weiterhin eine große Rolle spielen. Schließlich geht es in unserem Bankgeschäft in erster Linie um Menschen. Unsere Kunden sollen auch in Zukunft die Wahl haben, wie und wann sie mit uns in Kontakt treten wollen.

Werden sich Kunden der DKM auf höhere Gebühren einstellen müssen?

Wir haben im vergangenen Jahr die Gebühren für private Girokonten leicht erhöht. Mit den Preisen für unsere Kontomodelle liegen wir immer noch deutlich unter dem Niveau anderer Banken. Vor allem sind uns faire und transparente Preise sehr wichtig.

Wir sind davon überzeugt, dass das Wertpapiergeschäft in Zukunft erheblich an Bedeutung gewinnt, über das die Bank ebenfalls Gebühren vereinnahmen wird.

Wie wirkte sich das neue Zahlungskontengesetz aus?

Wir haben die Anforderungen aus dem Zahlungskontengesetz vollständig erfüllt. Für uns ergeben sich dadurch keine größeren Auswirkungen.
Stichwort Nachhaltigkeit: Der Papst hat ja in der Umweltenzyklika "Laudato Si" dazu aufgefordert, das "gemeinsame Haus" zu schützen, also gemeinsam für eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung zu sorgen. Wie fließt ein solcher Aufruf in die Arbeit und die Anlageprodukte der DKM ein?

Die DKM hat schon seit vielen Jahren Nachhaltigkeitskriterien für die eigenen Geldanlagen erstellt, die mindestens einmal jährlich überprüft werden. Publikationen wie die Umweltenzyklika "Laudato Si" oder die Orientierungshilfe "Ethisch-nachhaltig investieren" der Deutschen Bischofskonferenz werden von uns ausgewertet und fließen bei den Entscheidungen zur Überarbeitung der Nachhaltigkeitskriterien ein.

Neben den Anlageprodukten berücksichtigen wir die Anforderungen aber auch im Umgang mit unseren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten.

Was hat sich sonst 2016 im Bereich Nachhaltigkeit getan, gab es besondere Unternehmen und Projekte, die gefördert wurden?

Neben einer Ergänzung unserer nachhaltigen Produktpalette durch einen Mikrofinanzfonds haben wir eine Kundenbefragung zur Nachhaltigkeit durchgeführt, um die Anliegen unserer Kunden in diesem Bereich besser kennen zu lernen. Wie in jedem Jahr haben wir auch im Jahr 2016 eine Vielzahl von Spenden und Zustiftungen an kirchliche und caritative Einrichtungen ausgeschüttet. Die Gesamthöhe lag im Jahr 2016 bei über 280.000 Euro.

ECOreporter.de: Herr Bickmann, wir danken Ihnen für die Antworten!
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