Aktientipps

Klettert die Aktie von Canadian Solar bald wieder aus dem Kurskeller?

Nach einem zwischenzeitlichen Höhenflug ist die Aktie von Canadian Solar zuletzt wieder unter Druck geraten. Sie notiert jetzt knapp 47 Prozent unter dem Vorjahreskurs. Dabei hat der Solarkonzern erst vor wenigen Tagen einen großen Vertriebserfolg erzielt. Analysten halten die Aktie für unterbewertet und sagen eine deutliche Kurserholung voraus.

Vor einem Jahr war die Welt für die Aktionäre von Canadian Solar noch in Ordnung. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kanada und Produktionsstätten vor allem in China war seit Jahren auf Wachstumskurs und hatte sich zu einem der größten Solarkonzerne der Welt gemausert. Allerdings wies die Solaraktie starke Schwankungen auf, hin und her gerissen von Erfolgsmeldungen und Ängsten vor Markteinbrüchen, wie es sie von 2011 bis 2013 im weltweiten Photovoltaikmarkt gegeben hatte. Die Aktie von Canadian Solar wird vor allem an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt. Seit Herbst 2013 pendelte sie dort zwischen rund 20 und rund 40 Dollar. Doch seit den Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn reagieren die Börsianer noch nervöser als vorher. Die Solaraktie fiel gestern an einem Tag um fast sechs Prozent auf 18 Dollar. Innerhalb von drei Monaten hat die Aktie damit rund 36 Prozent an Wert verloren, trotz eines Zwischenhochs in der ersten Märzhälfte.

Dabei hatte Canadian Solar gestern Nachmittag (US-Zeit) mit einer Erfolgsmeldung aufgewartet. Wie von ECOreporter.de bereits vor einigen Tagen kurz  gemeldet, hat deren Projektierertochter Recurrent Energy sich bei einer großen Grünstromauktion in Mexiko durchgesetzt. Sie erhielt den Zuschlag für eine Solarfarm mit 63 Megawatt (MW) Leistungskapazität im mexikanischen Aguascalientes. Recurrent Energy wird laut Canadian Solar das Projekt umsetzen und mit Modulen des Mutterkonzerns bestücken. Nach dem für  September 2018 angestrebten Netzanschluss wird der erzeugte Solarstrom nach Unternehmensangaben für mindestens 15 Jahre zu Festpreisen abgenommen. Es handelte sich um die erste Grünstromauktion in Mexiko. Canadian Solar hat mit diesem Erfolg eine Marke gesetzt in einem aufstrebenden Solarmarkt, den viele Experten für einen der wachstumsträchtigsten in Lateinamerika halten. Laut Dr. Shawn Qu, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) von Canadian Solar, setzt der Solarkonzern verstärkt auf Schwellenländer, in denen die Regierungen den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen. So könne sich das Unternehmen beim Absatz breiter aufstellen und sicherer die Produktion auslasten, die die Konzernführung erweitern will. Mexiko erscheint als idealer Brückenkopf für Canadian Solar, um Märkte in Lateinamerika zu erschließen. Schließlich hat die Projektierertochter Recurrent Energy ihren Hauptsitz im benachbarten Kalifornien und liegen auch die kanadischen Produktionsstätten des Mutterkonzerns nicht allzu weit von Mexiko entfernt.

Ein negatives Börsenumfeld belastet die Aktie von Canadian Solar

Warum haben die Börsianer trotz dieser guten Nachrichten die Aktie von Canadian Solar nochmals abgestraft? Die Kursschwächen in der zweiten Jahreshälfte und zum Jahresbeginn waren noch leicht zu erklären. 2015 hatte Canadian Solar viele umgesetzte Photovoltaikprojekte nicht wie in den Jahren zuvor verkauft, sondern im Bestand gehalten. Das hatte wesentlich zu dem Gewinneinbruch geführt, den der Konzern für 2015 ausweisen musste. Hinzu kam, dass seit Jahresbeginn viele Aktien von Unternehmen unter Druck gerieten, die in China aktiv sind, da sich in der Volksrepublik die Wachstumsaussichten eingetrübt haben. Und dass der Ölpreis so stark gefallen ist. Viele Börsianer nehmen dies als Indiz für eine zu erwartende Nachfrageschwäche für Erneuerbare Energie, insbesondere weil sich bei sinkenden Ölpreisen traditionell auch Erdgas entsprechend verbilligt und damit Erdgaskraftwerke in der Konkurrenz zu Ökostromkraftwerken gestärkt werden. Doch der massive Ausbau von Wind- und Solarparks, den es 2015 weltweit gab, obwohl der Ölpreis so niedrig war wie seit Jahrzehnten nicht, entlarvt solche Annahmen als reines Vorurteil (lesen Sie dazu unseren  Beitrag von heute (Link entfernt)  über die globalen Investitionen in Erneuerbare Energie in 2015). Schließlich sind Investoren von Grünstromanlagen langfristig ausgerichtet und orientieren sich bei diesen Investments nicht an kurzfristigen Entwicklungen im Energiemarkt.

Jon Windham, Analyst von Barclays, sieht dennoch wesentliche Gründe für den aktuellen Kursabsturz von Canadian Solar im Börsenumfeld. Die massiven Probleme von SunEdison, einem Ökostromrisen aus den USA, haben ihm zufolge dazu geführt, dass auch die Aktien von dessen börsennotierten Betreibergesellschaften ins Trudeln gerieten (wir berichteten über die Ereignisse, unter anderem  hierund  hier). So hat sich die Aktie der SunEdison-Tochter TerraForm Global seit dem Börsengang im August 2015 von über 13 Dollar auf nur noch 2,1 Dollar verbilligt. Bei solchen Negativnachrichten über Grünstrom- Betreibergesellschaften ist es sehr unwahrscheinlich geworden, dass Canadian Solar demnächst ebenfalls Solarprojekte in eine derartige YieldCo ausgliedern und an die Börse bringen kann. Dass Canadian Solar die Gründung und den Börsengang einer Betreibergesellschaft erwägt, hatte Konzernchef Shawn Qu vor etwa einem Jahr erstmals erklärt und damit auch begründet, dass das Unternehmen in 2015 viele Photovoltaikprojekte nicht zu Geld machte. Seither ist unsicher, was mit diesen geschehen wird. Ein erfolgreicher Börsengang einer YieldCo würde die Aktie von Canadian Solar gewiss beflügeln. Der Mutterkonzern wäre nicht länger mit den Projektrisiken belastet und würde viele Millionen Dollar mit dem Erlös aus der Aktienemission einnehmen können. Doch nun haben sich offenbar für viele Börsianer die Hoffnungen endgültig zerschlagen, dass es dazu kommt, und haben sie daher die Aktie abgestoßen.

Bildhinweis: Solarpark von Canadian Solar. Der Konzern setzt verstärkt darauf, Photovoltaikprojekte nicht nur umzusetzen, sondern auch selbst zu betreiben. / Foto: Unternehmen

Windham sieht aber dennoch gute Wachstumschancen für Canadian Solar. Er lobt die Pläne der Konzernführung, die Produktion vor allem außerhalb von China deutlich auszubauen und sagt voraus, dass die Kanadier vor allem vom anhaltenden Aufschwung des amerikanischen Solarmarktes profitieren werden. Als Kursziel nennt der Experte von Barclays 24 Dollar.

Hoffnung auf deutliche Gewinnsteigerung

Sven Eenmaa, US-Analyst von Stifel Nicolaus, ist sogar noch zuversichtlicher als Windham und legt das Kursziel für die Aktie von Canadian Solar auf 28 Dollar. Er geht davon aus, dass der Konzern die Marge schon in 2016 deutlich verbessern wird – insbesondere indem er höhere Stückzahlen fertigt und damit die Kosten je Solarmodul verringert. Das ermöglichen so genannte Skaleneffekte, wie das folgende Beispiel zeigt: Je größer die Produktion ist, desto höhere Rabatte kann ein Solarkonzern bei Zulieferern herausschlagen, etwa weil er ja größere Mengen an Material bestellt. Laut CEO Shawn Qu will Canadian Solar die Modulkapazitäten im Laufe dieses Jahres von 4,3 Gigawatt (GW) auf 5,7 GW ausbauen. Dies soll vor allem in der Nähe von besonders wachstumsträchtigen Photovoltaikmärkten geschehen. Sven Eenmaa lobt den Plan der Konzernführung, sich künftig unabhängiger zu machen von der Nachfrage aus China und den USA, den derzeit für Canadian Solar wichtigsten Absatzmärkten. Wenn das Unternehmen wie angekündigt verstärkt in Schwellenländern produziere, stelle es sich nicht nur mittelfristig aussichtsreich in wachstumsträchtigen Zukunftsmärkten. Kurzfristig könne Canadian Solar dort auch noch günstiger produzieren als in China und in Kanada. Der Analyst von Stifel Nicolaus rechnet zudem damit, dass sich der geplante Ausbau des margenstarken Projektgeschäftes ebenfalls positiv auf die Gewinne des Konzerns auswirken wird. All dies spreche dafür, dass die Solaraktie das Kurstal wieder verlassen werde.

Canadian Solar Inc.: ISIN CA1366351098 / WKN A0LCUY
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x