Anleihen / AIF

„Keine attraktive Rendite ohne Risiko“ - Interview mit Carsten Scholz, German Pellets GmbH

Gibt es Alternativen zu Spareinlagen auf dem Kapitalmarkt? Sind noch Möglichkeiten vorhanden, Zinssätze zu erzielen, welche die Inflation ausgleichen? Welche Risiken muss man dafür in Kauf nehmen? Carsten Scholz, Leiter Investor Relations der German Pellets GmbH aus Wismar, spricht im Interview über die aktuelle Marktsituation und Anlagestrategien.

German Pellets ist auf die Produktion und den Vertrieb von Holzhackschnitzeln – Pellets – spezialisiert. Das Unternehmen finanziert sein Geschäft unter anderem über Anleihen und Genussrechte. Auf der Messe Grünes Geld in Stuttgart am 12. Oktober zählt die Energieholzspezialistin zu den zahlreichen Ausstellern. Bei freiem Eintritt können sich Neueinsteiger wie Finanzprofis über Neuheiten, Trends, Entwicklungen und aktuelle Angebote am nachhaltige Finanzmarkt informieren. Abgerundet  wird die Messe durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um Geldanlagen mit Gewissen und eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zur Energiewende. Kleine Besucher ab fünf Jahre erwartet ein Kinderprogramm. Mehr erfahren Sie hier.

ECOreporter.de: Herr Scholz, der Kapitalmarkt ist in Bewegung. Was treibt die Anleger derzeit an?

Carsten Scholz: Privatanleger erfahren persönlich, dass Sie für Spareinlagen wie Sparbücher, Staatsanleihen, Sparbriefe und Tagesgelder nur sehr geringe Zinssätze erhalten. Zinssätze, die letztlich nicht einmal die Inflationsrate auffangen. Ergo: Anleger verlieren Tag für Tag Geld bei den vermeintlich sicheren Geldanlagen. Das ist für viele überraschend. Denn lange Zeit wurden mit Spareinlagen sichere und auch attraktive Renditen erzielt. Diese Zeiten sind aber vorbei.
Bildnachweis: Carsten Scholz leitet den Unternehmensbereich Investor Relations der German Pellets GmbH.

ECOreporter.de: Wie kann der Anleger reagieren?

Scholz: Absolut sichere Anlagen und Renditen gibt es nicht mehr. Die EU hat im Juli eine Verordnung erlassen, nach der seit 1. August 2013 auch die Vermögen der Bankkunden herangezogen werden, wenn eine Bank in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Konkret sollen Sparer mit mehr als 100.000 Euro Guthaben zur Kasse gebeten werden. Aber wer weiß, ob nicht künftig auch Guthaben von weniger als 100.000 Euro zur Rettung eingesetzt werden?Anleger sollten sich jetzt besonnen verhalten, genau hinschauen und Anlagealternativen in Ruhe und strategisch klug auswählen.

ECOreporter.de: Was heißt das genau?

Scholz: Es gibt keine attraktive Rendite ohne Risiko. Das müssen sich Anleger bewusst machen. Sie müssen sich mit den Risiken von Geschäftsmodellen sowie Anlageprodukten beschäftigen und diese verstehen. Der Anlagemix sollte dann im Resultat einen akzeptablen Durchschnittszins erzielen. Hier halte ich eine Zielrendite von fünf bis sechs Prozent für realistisch. Dafür muss man aber auch in Produkte investieren, die diese Rate deutlich übertreffen.

ECOreporter.de: Welche Fragen muss sich der Anleger stellen?

Scholz: Er muss sich selbst fragen, welches Risiko er eingehen kann und auf welche Produkte er seine Anlage fokussieren möchte. Dazu muss er wissen, welche Risiken und Chancen die ausgewählten Produkte haben.

ECOreporter.de: Wie erhält der Anleger die nötigen Informationen?

Scholz: Hier ist Eigeninitiative gefragt. Wer sich nach Aktien, Fonds, Mittelstandsanleihen oder Genussrechten umschaut, erhält wichtige  Informationen aus den jeweiligen Wertpapierprospekten. Zusätzlich sollte man sich anschauen: Wie ist die Unternehmensentwicklung, wie sehen die Finanzkennzahlen aus, mit welchen Produkten hat sich das Unternehmen für die Zukunft aufgestellt und wie ist die Management-Struktur? Neben den harten Fakten sollte man das Thema Emotionen beachten, das Bauch-Gefühl.

ECOreporter.de: German Pellets selbst ist mit Genussrechten und Anleihen am Kapitalmarkt aktiv. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Anlegern gemacht?


Scholz: Ganz unterschiedliche. Es gibt Anleger, die haben nie mit uns gesprochen, legen aber trotzdem große Beträge bei uns an. Die meisten erkundigen sich aber sehr genau bei uns. Sie rufen uns an, besuchen Veranstaltungen, lassen sich Informationsmaterial zuschicken und gehen auf unsere Webseite. Das ist auch gut so. Denn jeder sollte von seiner Geldanlage überzeugt sein. Das ist nur durch umfangreiche Informationen möglich. Interessant ist, dass gerade die älteren Anleger mit viel Erfahrung bei uns stark vertreten sind. Die DAB Bank fand kürzlich im Rahmen einer Studie heraus, dass die Generation 60plus bei der Geldanlage mit einer Durchschnittrendite von 5,2 Prozent die beste Performance erzielt. Das liegt daran, dass die „alten Hasen“ vermehrt auf gut ausgewählte Aktien und auch alternative Geldanlagen wie Genussrechte setzen. Daran können sich jüngere Anleger durchaus orientieren. Auch wir können einen besonderen Anlegerzuspruch bei dieser Gruppe bestätigen.

ECOreporter.de: Genussrechten und Anleihen gehören aber eher zu den risikoreicheren Anlagemöglichkeiten.


Scholz: Deshalb sind auch die Zinsen entsprechend hoch und attraktiv. Dies fußt auf den Gesetzmäßigkeiten der Geldanlage, die durch das magische Dreieck Sicherheit-Rendite-Liquidität bestimmt wird. Im Falle einer Insolvenz besteht bei Genussrechten und Anleihen die Gefahr eines Totalverlustes. Deshalb ist es umso wichtiger, dass der Anleger sich umfassend informiert und sein Vermögen so streut, dass das Risiko überschaubar bleibt.

ECOreporter.de: Nicht jeder Anleger ist aber ein Finanzexperte.
Scholz: Das stimmt. Deshalb informieren wir. Wir zeigen Risiken und Chancen auf, klären gezielt und umfassend auf und geben auch den ein oder anderen Tipp. So auch auf den Messen „Grünes Geld“. Wenn beispielsweise ein Familienvater bei uns anruft und seine gesamten Ersparnisse in Genussrechte anlegen möchte, raten wir definitiv davon ab und empfehlen, lediglich einen Teilbetrag bei uns zu investieren. Nicht verkaufen, sondern fair und langfristig orientiert beraten lautet hier die Devise. Schließlich wünschen wir uns langfristig zufriedene Anleger.

ECOreporter.de: Wie hoch waren die Zinsen, die Sie in den letzten drei Jahren auf die genussrechte ausgeschüttet haben?

Scholz: Jeweils 8 Prozent. Seit Auflage des Genussrechte-Programms haben wir immer den vollen Zinsbetrag gezahlt. Das soll auch künftig so sein. Trotzdem können wir den Zins nicht garantieren. Und auch ein Totalverlust ist trotz unserer positiven Zahlen und Entwicklung nicht unmöglich. Wenn beispielsweise die Preise für fossile Brennstoffe langfristig ins Bodenlose fallen würden, hätten wir ein Problem. Wie unwahrscheinlich dies ist, zeigt die aktuelle Krise in Syrien und Ägypten mit ihren Auswirkungen auf den Ölpreis. Derartige Krisen wird es immer geben.

ECOreporter.de: Wie ist Ihre künftige Strategie für den Kapitalmarkt?


Scholz: Wir sind mit unseren Anleihen und dem Genussrechte-Programm sehr erfolgreich. Bis Ende des nächsten Jahres möchten wir 50  Millionen Euro über die Genussrechte eingeworben haben. Aktuell sind es 27  Millionen Euro. Wir denken auch über neue beziehungsweise modifizierte Produkte nach. Sicher ist also, dass wir den Kapitalmarkt weiter mit eigenen Produkten nutzen und dadurch unsere Flexibilität erhöhen werden.

ECOreporter.de: Wir danken für das Gespräch, Herr Scholz.
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