Fonds / ETF

Katastrophen-Seher oder handfeste Investments? - Kommentar von ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber




Im Finanzbereich könnte man sogar eine eigene Gattungsbezeichnung für diese Propheten einführen: die Katastrophen-Seher. Sie schauen in die Zukunft und sehen, was kommt da: Nichts Gutes – so viel ist schon einmal klar. Darüber kann man nette Bücher verfassen, Seminare veranstalten und Vorträge halten. Also alles, was Geld bringt, wenn man als berühmt gilt. Und als treffsicher in seinen Vorhersagen. Über die Richtigkeit dieser Kaffeesatzlesereien könnte man viel schreiben, aber statt hin- und her zu argumentieren und sich darüber aufzuregen,  macht es eher Sinn, das Ganze einmal sozusagen von der Rückseite zu betrachten: Stellen Sie sich vor, Sie wollten hier selbst viel Geld verdienen. Mit Finanzen. Dann überlegen Sie: Könnte ich nicht ein Buch schreiben? Und was wollen viele Menschen hören? Genau. Dass alles schlecht wird. Also konzipieren Sie das Buch über die nächste Finanzkrise.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Wie soll ich als Nicht-Fachmann in die Zukunft schauen und ein Buch schreiben, dass das Kommende korrekt vorhersagt – denn Sie wollen ja nicht so sein wie die anderen Katastrophen-Seher, Sie wollen Fakten, Fakten, Fakten, Sie wollen die Wahrheit schreiben!

Dazu zwei ganz einfache Tipps:
1.    Legen Sie sich nicht zu präzise fest. Schreiben Sie, dass eine Krise kommen wird, die alles Bisherige in einem anderen Licht erscheinen lassen wird. Aber schreiben Sie nicht, wann genau es so weit sein wird.
2.    Weil das Finanzgeschäft und insbesondere die Anleger kurzfristig agieren, sollte Sie „Ihre“ Krise aber nicht zu weit nach hinten datieren. Die Bedrohung muss den Leser schon heute ein bisschen im Nacken kitzeln.

Und nun wird es noch einfacher: 1998 hatten wir die Russland-Krise an der Börse. 2000 platzte die Dotcom-Blase. 2001 fielen die Kurse wegen der Terror-Anschläge. 2002 und 2003 erwischte es dann, ohne dass die Öffentlichkeit es so richtig zur Kenntnis nahm, viele Umweltaktien. Und seit 2007 die derzeitige Finanzkrise. Na Logo, also sagen Sie für spätestens 2011 die nächste Katstrophe voraus! Irgendwie werden Sie damit schon nicht ganz falsch liegen. Der Rest schreibt sich eigentlich wie von selbst.

Und nun kommt der Tipp für alle Anleger, die solche Bücher und diese Vorträge der Katastrophen-Seher absolut nicht ausstehen können: Glauben Sie dieses Mal daran. Denn die nächste Finanzkrise kommt wirklich bestimmt. Auf der sicheren Seite sind Sie dann mit Finanzprodukten, denen reale Investments zugrunde liegen. Zum Beispiel eine Solaranlage. Die produziert Strom, egal, wie die Börse gerade zickt und zuckt. Und wenn alles so zusammenstürzt, wie viele Katstrophen-Seher es voraussagen – die Solaranlage macht Spannung. Im Netz. Oder schauen Sie sich nachhaltige Immobilienfonds an. Gewohnt wird immer, auch in der Finanzkrise. Einen Blick wert sind auch Öko-Beteiligungsfonds, die in aufstrebende Technologien investieren. Denn eins ist klar: Irgendwann endet die Krise. Das ist ja auch die Geschäftsgrundlage der Katastrophen-Seher: Erst, wenn sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, gibt es Käufer für das nächste Höllen-Szenario.
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