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Kapitalschnitt soll Insolvenz des Fahrradherstellers MIFA AG abwenden – Aktie im Sturzflug

Die drohende Insolvenz der Mitteldeutsche Fahrradwerke (MIFA) AG scheint abgewendet: „Nach langen und intensiven Verhandlungen“ ist ein Sanierungskonzept mit dem indischen Investor Hero Cycles ausgehandelt worden, dass die Aktionäre aus dem Unternehmen drängt und Hero Cycles schrittweise zum Mehrheitseigner mit bis zu 90 Prozent Anteilen machen soll. Die MIFA-Aktie stürzte heute an der Deutschen Börse ab.


Dies machte die One Square Advisory Services GmbH als gemeinsame Vertreterin der Anleihegläubiger spät im Verlauf des vergangenen Samstags bekannt. Mit dem Konzept könnten die Anleihegläubiger, die insgesamt 25 Millionen Euro in eine mit 7,5 Prozent verzinste Anleihe investiert haben,  darauf hoffen 60 Prozent oder mehr von dem angelegten Kapital zu retten, erklären die Sanierungsexperten von One Square Advisory. Würde die MIFA AG nun in einer Insolvenz verwertetet, so One Square Advisory weiter, könnten die Anleihegläubiger lediglich auf circa 15 Prozent als Insolvenzquote hoffen. Dies gehe aus einem Liquidationsgutachten hervor. Dieses besage, dass die Anleihegläubiger 3,5 Millionen Euro aus der aktuell verfügbaren Masse der MIFA AG bekommen könnten, so die Sanierungsexperten.

Sanierung zu Lasten der Aktionäre

Das Sanierungskonzept, das den Wert für die Anleihegläubiger erhalten soll, sieht einen Kapitalschnitt vor. Der Nennbetrag der Anleihe soll um 15 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro herabgesetzt werden. Für diesen Verzicht auf 15 Millionen Euro Anlagekapital sollen die Anleihegläubiger zunächst 91 Prozent aller Aktien der MIFA AG erhalten. Die Aktionäre, darunter der Gründer und ehemalige Chef Peter Wicht und der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer gehen dabei nahezu leer aus
(was jetzt auch keine erfolgversprechende Werbung für Maschmeyers letztes Buch ist, Titel: Selfmade - erfolg reich leben).  Maschmeyer war mit dem Kauf eines Aktienpaketes für mehr als zehn Millionen Euro 2011 als Großaktionär bei MIFA eingestiegen und zeitweise auch größter Einzelaktionär des Unternehmens. Aktuell hält Carsten Maschmeyer MIFA zufolge 20,2 Prozent aller Anteile, während Peter Wicht 24 Prozent der Aktien besitzt. Knapp 42 Prozent befinden sich in Streubesitz.

Dem Kapitalschnitt soll eine Kapitalerhöhung folgen. Über diese Ausgabe neuer Aktien soll der indische Fahrradhersteller Hero Cycles 15 Millionen Euro investieren und neuer Großaktionär werden. Die Anleihegläubiger sollen dem ausgehandelten Plan zufolge nach dieser Kapitalmaßnahme mit „mindestens 10 Prozent am Eigenkapital“ der MIFA AG beteiligt bleiben. In einer zweiten Kapitalerhöhung solle den Anleihegläubigern dann die Gelegenheit gegeben werden, ihren Anteil auf bis zu 30 Prozent aufzustocken.

Diesem Plan müssen die Anleihegläubiger erst noch zustimmen. Dies soll „Anfang September“ 2014 geschehen, so die One Square Advisory GmbH weiter. Eigentlich hätte MIFA den Anleihe-Inhabern heute Zinsen ausschütten müssen, die ursprünglich schon am 12. August 2014 fällig waren (ECOreporter.de  berichtete). Diese Zinszahlung sei mit Zustimmung von One Square Advisory ein weiteres Mal verschoben worden – „bis zur wirksamen Entscheidung der Anleihegläubiger.“ Die existenzbedrohende Schieflage der MIFA AG rührt von schweren Fehlern in der Bilanzführung her. Das Unternehmen aus Sangerhausen hatte über einen längeren Zeitraum Materialaufwand falsch bilanziert. Für 2013 meldete das Unternehmen infolge dessen 28 Millionen Euro Bilanzverlust.


Aktie im Sturzflug

Das Börsenecho auf die Nachrichten aus Sangerhausen war heftig: Bis 10:13 Uhr brach der Kurs der MIFA-Aktie um 53 Prozent ein und fiel unter die Ein-Euro-Marke auf 0,81 Euro. Damit ist sie allerdings immer noch 3,8 Prozent teurer als vor vier Wochen. Auf Jahressicht liegt sie 76,2 Prozent im Minus.

MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG: ISIN DE000A0B95Y8 / WKN A0B95Y
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