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„Jedes unserer Bankprodukte unterstützt die weltweiten Hilfsprojekte der Steyler Missionare“ – Norbert Wolf, Steyler Bank

Die Steyler Bank ist eine katholische Nachhaltigkeitsbank. Im ECOreporter.de-Interview erklärt Geschäftsführer Norbert Wolf, was soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit im Finanzwesen für die Bank konkret bedeutet. Außerdem erläutert er, wie Anleger als Kunden der Steyler Bank weltweit Hilfsprojekte unterstützen können und inwiefern sich die Diskussion um den Baukostenskandal des Bistums Limburg auf das Alltagsgeschäft der Steyler Bank auswirkt.

Die Steyler Bank ist einer der zahlreichen Aussteller der Messe Grünes Geld in Köln. Am 16. November können sich Neueinsteiger ebenso wie Finanzprofis im Gürzenich in Köln Zentrum über Trends, Entwicklungen, Neuheiten und Angebote am nachhaltigen Finanzmarkt informieren.  Abgerundet wird die Veranstaltung durch ein umfangreiches Vortragsprogramm rund um „grüne“ Kapitalanlagen, eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zur Energiewende und ein Kinderprogramm für kleine Besucher. Das alles bei freiem Eintritt. Näheres zur Messe erfahren Sie hier.

ECOreporter.de: Wo setzen Sie christliche Akzente, die Ihren Nachhaltigkeitsansatz von dem nicht konfessionell gebundener Nachhaltigkeitsbanken unterscheidet?

Norbert Wolf: Wir sind von unserer Geschichte und unserem Auftrag her seit fast 50 Jahren eine durchgängig ethische Bank. Unsere Sicht auf das Thema Nachhaltigkeit  bezieht sich auf den gesamten Prozess: Von der Kundenberatung, über die Auswahl der Finanzprodukte und der Investition der uns anvertrauten Kundeneinlagen im Kreditgeschäft und an den Kapitalmärkten.
Als Bank einer katholischen Ordensgesellschaft ergeben sich drei Kriterien für unser Handeln: Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und den Erhalt der Umwelt. Als christlicher nachhaltiger Investor schließen wir daher Geschäftsfelder aus, die erstens eine  elementare Bedrohung für Mensch, Natur und den Frieden darstellen, zweitens die Würde des menschlichen Lebens verletzen und drittens den Menschen und seine Gesundheit persönlich bedrohen.  Vielmehr investieren wir in Unternehmen, die Güter produzieren, die dem Menschen einen guten Nutzen stiften und ein echtes Bedürfnis befriedigen, damit ein gutes Leben gelingen kann.

Bildnachweis: Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank in Sankt Augustin. / Quelle: Unternehmen (fotobonn.de)


ECOreporter.de: Arbeitet die Bank allein an der Einhaltung und Weiterentwicklung dieses Nachhaltigkeitsansatzes oder setzen Sie auf externe Unterstützung?

Wolf: Unterstützt werden wir in unserer täglichen Arbeit von einem bankeigenen Ethik-Ausschuss. Diesem Ausschuss gehören Vertreter des Ordens, der Finanzwirtschaft und der Wissenschaft an. Unser Ethik-Ausschuss erarbeitet beispielsweise Ethik-Standards und Verhaltenscodices, die für die Steyler Bank bindend sind. Ferner nutzen wir das weltweite Netz und die Kontakte der Missionare in über 70 Ländern, um Rückmeldungen von multinationalen Unternehmen zu erhalten und um einen „Engagementprozess“ in Gang zu setzen, damit immer mehr Unternehmen zum Wohle der Menschen wirtschaften.

ECOreporter.de: Wie setzen Sie ihren Nachhaltigkeitsansatz in der Anlagepolitik und im Tagesgeschäft um?

Wolf: Unsere Anlagepolitik erfolgt ausschließlich im Rahmen einer nachhaltigen Reflexion. Diese umkreist quasi die ökonomischen Aspekte einer Geldanlage. Wir beachten im Rahmen eines Best-in-Class-Konzeptes Positivkriterien. Wir schließen aber Unternehmen aus, die sich in kritischen Geschäftsfeldern bewegen oder kontroverse Geschäftspraktiken in massiver Form betreiben.
Seit 2012 stehen wir auch mit Unternehmen im Rahmen von Engagementprozessen im Dialog.
In der Kundenberatung ist unser Credo ist die faire Beratung. Unsere Berater beziehen ein Festgehalt und profitieren finanziell nicht von einem Produktabsatz. Wir lassen uns nicht von Incentive-Maßnahmen ködern. Alt- und Neukunden bieten wir die gleichen Konditionen bei selben Voraussetzungen. In unserer Hausmeinung führen wir ausschließlich Finanzprodukte mit einem eindeutigen Bezug zur Nachhaltigkeit.

ECOreporter.de: Die Steyler Bank bietet aktuell zwei nachhaltige Investmentfonds an. Wie funktioniert Ihr Nachhaltigkeitsansatz im Bezug auf diese Geldanlageprodukte?

Wolf: Die Investmentfonds der Steyler Fonds nutzen bei der Bewertung der Titel die ausgewiesene Expertise der Nachhaltigkeitsratingagentur oekom research. Ein Fondseigener Ethik-Anlagerat betreibt ein aktives Ethik-Management und setzt – wo nötig -  eigene Engagementprozesse in Gang. Die Steyler Ethik-Scouts versorgen den Ethik-Anlagerat mit weiteren Informationen. Wir legen zudem Wert auf ein transparentes Fondsportfolio.  So finden sich beispielsweise sämtliche Titel des Portfolios unseres Aktienfonds inklusive der Investmentgründe und Nachhaltigkeitsstärken auf unserer Internetseite. Zur Transparenz gehört auch, dass unser Aktienfonds seine CO2-Bilanz als erster, deutscher Investmentfonds überhaupt ausweist.
Nicht zuletzt leisten die Steyler Fonds ihren Solidaritätsbeitrag. Der Mehrertrag, den wir aus den Fonds erwirtschaften, fließt in nachhaltige Hilfsprojekte. Für die nächsten drei Jahre werden wir damit eine Solaranlage für ein Krankenhaus im Südsudan unterstützen.

ECOreporter.de: Laut dem „EthikPrinzip“ der Bank sind für den Aktienfonds der Steyler Bank unter anderem Investitionen in Unternehmen tabu, die mit Tabak, Drogen und Alkohol in Verbindung stehen. Im online verfügbaren Portfolio des Fonds steht dennoch die dänische Brauerei Carlsberg. Wie passt das zusammen?


Wolf: Als ethischer Investor schließen wir in der Tat Geschäftsfelder aus, die den Menschen und seine Gesundheit persönlich bedrohen. In der Praxis investieren wir daher nicht in Unternehmen  die Genussmittel wie hochprozentigen Alkohol produzieren. So haben wir es auch im Internet dargestellt. Bierproduzenten und Weingüter, die Getränke mit weniger als 14 Prozent Alkohol herstellen, werden von uns dagegen explizit nicht ausgeschlossen.

ECOreporter.de:  Das Thema Geld und Christentum in Deutschland wird derzeit von dem Skandal um die Baukosten des neuen Bischofssitzes in Limburg überschattet. Macht sich die Diskussion um den Bischof von Limburg im alltäglichen Kundengeschäft der Steyler Bank bemerkbar und wie bewerten Sie die Debatte?

Wolf: Auf das Kundengeschäft der Steyler Bank hat dieses Thema bisher keine Auswirkungen gehabt. Alles andere hätte mich auch gewundert. Schließlich haben wir überhaupt nichts mit den Finanzen der Bistümer zu tun. Als Bank der Steyler Missionare sind wir ja eben keine Kirchenbank, die das Vermögen der einzelnen Bistümer verwaltet. Nach meinen Erkenntnissen war ja schon seit längerer Zeit das Verhältnis zwischen Bischof und den Gläubigen im Bistum Limburg gestört. Die hohen Baukosten haben dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Für die Kirche in Deutschland bietet sich aber nun endlich die Chance, wirklich die Finanzen einmal transparent für jeden darzustellen. Mit Blick auf Nachhaltigkeit in der Geldanlage hätte dies sowieso schon längst geschehen müssen. Das Katholiken aus anderen Bistümern deswegen aber aus der Kirche austreten, halte ich aber für sehr kurzsichtig und naiv.

ECOreporter.de: Die Steyler Bank unterscheidet sich von anderen Kirchenbanken schon allein, weil sie den Steyler Missionaren gehört. Was bedeutet das konkret?

Wolf: Als weltweit einzige Bank einer katholischen Ordensgesellschaft ist unsere Geschäftspolitik von den Ordensgrundsätzen der Steyler Missionare geprägt, die sich weltweit selbstlos für mehr Gerechtigkeit und den Schutz der Ökosysteme einsetzen. Vor diesem Hintergrund setzen wir uns täglich dafür ein, dass Geld für die Menschen etwas „Gutes“ schafft. Unsere Bank ist also ein Ort, wo der Umgang mit Geld zwar sehr ernstgenommen wird, aber wo die finanziellen Aspekte des Geldes, wie Rendite,  den Menschen nicht beherrscht und dominiert.
Zum Ausdruck kommt dies in unserer ethischen Anlagepolitik, in unserem Beratungsansatz und unserer Gewinnverwendung. Unser Alleinstellungsmerkmal in der Bankenwelt  ist sicherlich, dass alle Gewinne, die wir ausschütten, nicht an anonyme Aktionäre fließen, sondern über unseren Gesellschafter in vielfältige soziale Projekte. Hierbei geht es beispielsweise um die die Ausbildung von Kindern, das Betreiben von Krankenhäusern oder die Unterstützung von Landbauprojekten. Jährlich berichten wir in unserem Geschäftsbericht der guten Taten über den konkreten Einsatz der Mittel.



ECOreporter.de: Wo liegen aktuell regional und thematische Schwerpunkte der Missionarsarbeit?

Wolf: Die Steyler Missionare sind in 70 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten. Dort setzen sie sich explizit für die Armen ein. Die Hilfe ist dabei so vielfältig, wie die Not, der die Ordensmänner und –frauen vor Ort begegnen. Vom Brunnenbau über den Unterhalt von Schulen oder Krankenhäusern bis hin zu aufwändigen Agrarprojekten. Bei allem bauen die Steyler Missionare auf die Kraft der Gemeinschaft. Am Anfang jeder Hilfe steht die Bildung einer Solidargemeinschaft, die ihre Probleme selbst in die Hand nimmt. Das stärkt das Selbstwertgefühl der Menschen und sichert die Nachhaltigkeit der Projekte über viele Jahre hinaus.
Bildnachweis: Eindrücke von einer Reise zu Projekten der Steyler Bank in Ghana. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter.de: Wie können Bankkunden mit ihren Einlagen dazu einen Beitrag leisten?


Wolf: Jedes Bankprodukt hilft bei dieser Entwicklung, da die Bankgewinne genau in die Arbeit fließen. Darüber hinaus können die Kunden freiwillig einen Teil ihrer Zinsen spenden oder sie wählen mit dem Afrika- oder Indien-Sparbrief Bankprodukte, die ausgewählte Hilfsprojekte in konkreten Regionen fördern.

ECOreoprter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Köln präsentieren und mit welcher Erwartung kommen Sie zu der Veranstaltung?


Wolf: Auf der Messe Grünes in Köln wird die Steyler Bank ihr Knowhow in Sachen ethischer Geldanlage vorstellen. Neben den Missions-Sparprodukten werden die Steyler Nachhaltigkeitsfonds im Mittelpunkt stehen. So erläutert der Leiter des Vermögensmanagements der Steyler Bank, Ralf Kern, in einem Vortrag, wie ein faires und nachhaltiges Investment mit der Steyler Fondsfamilie möglich ist.
ECOreporter.de: Wir danken für das Gespräch, Herr Wolf!
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