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Jahresrückblick Windaktien: Aktienkurse von Windradherstellern verdoppelt, Windkraftprojektierer PNE Wind AG enttäuschte

2015 war für viele Windaktien ein gutes Jahr. Besonders Aktionäre der Hersteller von Windkraftanlagen konnten sich über kräftige Kurszuwächse dieser Unternehmen freuen. Ein deutscher Windkraftprojektierer sorgte dagegen nicht nur mit einer Führungskrise für negatives Aufsehen. Seine Aktie verlor auch gegen den Trend im Jahresverlauf an Wert.

Laut dem Weltwindkraftverband, der World Wind Energy Association (WWEA), wurde in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 17 Prozent mehr neue Windkraftkapazität installiert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Er ermittelte für die erste Jahreshälfte globale Neuinstallationen von Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 21,7 Gigawatt (GW). Für das Gesamtjahr erwartet die WWEA einen Zubau von zusammen 58 GW nach einem Zuwachs von 50 GW in 2014. 58 GW wären ein neuer Installationsrekord. Treffen die Annahmen der WWEA zu, dann ist die globale Windkraftkapazität Ende 2015 auf 428 GW gestiegen und könnte Windenergie vier Prozent des globalen Strombedarfs decken. Die offizielle Jahresbilanz will der Windkraftverband erst im Frühjahr veröffentlichen.

Allerdings stützte sich das starke Wachstum des globalen Windmarktes im ersten Halbjahr auf wenige Hauptmärkte. So steuerte allein China über zehn GW zu dem Zuwachs der ersten sechs Monate bei, also fast die Hälfte der 21,7 GW Windkraftkapazität, die in diesem Zeitraum insgesamt neu errichtet wurden. Mit rund 125 GW Gesamtkapazität war China zur Jahresmitte 2015 weiter unangefochten der größte Windmarkt der Welt. Mit deutlichem Abstand folgten die USA und Deutschland, die der WWEA zufolge zur Jahresmitte 2015 eine Windkraftkapazität von insgesamt 67,9 bzw. 42,4 GW erreicht haben. Beide legten im ersten Halbjahr rund 1,9 GW zu. Ansonsten wuchs nur noch der indische Windmarkt mit 1,3 GW in den ersten sechs Monaten um mehr als ein GW. In Großbritannien und in Brasilien wurden im ersten Halbjahr immerhin noch neue Windräder mit zusammen jeweils über 0,8 GW installiert.

In einigen Ländern gab es aber auch Markteinbrüche, so etwa in Portugal und Spanien, wo infolge der Schuldenkrise der Ausbau der Windkraftleistung fast zum Erliegen gekommen ist. In Australien, wo sich nach einem Regierungswechsel die politischen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien verschlechtert haben, wurde von Januar bis Juni nur noch eine Windkraftleistung von 200 Megawatt (MW) neu aufgestellt, nach 700 MW im ersten Halbjahr 2014.

Dennoch sind die Wachstumstrends weiter positiv. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass weltweit in den Jahren bis 2020 über 700 GW an Ökostromkapazität neu installiert werden. Und dass der Großteil davon auf die Windkraft entfällt. Nach Berechnungen der IEA wird der Anteil der erneuerbaren Energien an der globalen Stromversorgung bis 2020 auf über 26 Prozent klettern, nach 22 Prozent in 2013. Allerdings sollte man hier im Blick haben, dass die IEA seit vielen Jahren das Wachstum der erneuerbaren Energien immer wieder stark unterschätzt hat. Es wäre also keine Überraschung, wenn das Wachstum der Regenerativen in den kommenden fünf Jahren weitaus stärker ausfällt. Die IEA sagt ebenfalls voraus, dass dieses Marktwachstum vor allem von den Schwellenländern angeschoben werden wird. Etwa 40 Prozent des von der IEA prognostizierten Zubaus soll demnach in China erfolgen. Dort will die Regierung bis 2030 einen Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung von 20 Prozent erreichen, insbesondere durch den weiteren Ausbau der Windkraft.

Aktien von Windradherstellern haben über 100 Prozent zugelegt

Die stärkste Windaktie des Jahres 2015 kommt aus Deutschland, genauer gesagt aus Hamburg. Der dort ansässige Windradhersteller Nordex hat die Börsianer im Jahresverlauf nicht nur mit guten Zahlen begeistert. Vor allem legte er mit der eingeleiteten Übernahme der bisherigen Konkurrentin Acciona Windpower die Grundlagen für einen Wachstumssprung in den kommenden Jahren. 366,4 Millionen Euro des Kaufpreises von insgesamt 785 Millionen Euro wollen die Deutschen für Acciona Windpower (AWP) in bar zahlen. Für den übrigen Betrag soll deren Mutterkonzern, die spanische Acciona, 29,99 Prozent aller Anteile an Nordex erhalten. Nach dem Vollzug der Transaktion würden die Spanier so zum neuen Hauptaktionär von Nordex. Die Führung des Hamburger Windkraftanlagenherstellers will sich mit der Übernahme bei den Absatzmärkten breiter aufstellen und erhofft sich überdies Kosteneinsparungen. Sie strebt an, den Jahresumsatz und die Marge beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in den nächsten drei Jahren fast zu verdoppeln, auf bis zu 4,5 Milliarden Euro Umsatz bzw. zehn Prozent Marge.
Dabei spielt Nordex in die Karten, dass der US-Kongress im Dezember die Windkraftförderung in den Vereinigten Staaten über die sogenannten Production Tax Credits (PTC) verlängert hat. Diese Steuergutschriften im Umfang von rund 2,2 US-Cent je Kilowattstunde können Betreiber von Windkraftanlagen nach der Aufnahme des Betriebes für zehn Jahre beanspruchen. Die PTC-Regelung war in den vergangenen Jahren stets nur kurzfristig verlängert worden und drohte 2017 erneut auszulaufen, was ein starkes Hindernis für neue Windkraftinvestoren war. Nun steht fest, dass die Steuergutschriften für Neuanlagen noch für etliche Jahre lang bewilligt werden. Die neue Regelung sieht vor, sie 2016 nicht zu verändern, in 2017 dann auf 80 Prozent abzusenken und dann bis 2019 weiter auf 40 Prozent des gegenwärtigen Niveaus. Windkraftinvestoren müssen also nicht mehr fürchten, gar keine PTC zu bekommen, wenn sich Projekte verschieben, die sie jetzt in Angriff nehmen. Damit stehen die Zeichen auch für den nach China zweitgrößten Windmarkt der Welt weiter auf Wachstum. Nordex verfügt über eigene Produktionsstätten in den USA und kann davon profitieren, dass es nun mehr Sicherheit für Windkraftinvestments in den Vereinigten Staaten gibt.
Die Hamburger produzierten in den ersten drei Quartalen Windräder mit einer Leistungskapazität von 1.539 Megawatt (MW). Das ist ein Plus von rund 43 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten von 2014. Durch die Steigerung der Produktion konnte Nordex die Anlagen je Stück günstiger fertigen (Skaleneffekte), weshalb der Gewinn gegenüber dem Umsatz überproportional anstieg. Nordex wies für den Zeitraum Januar bis September 2015 ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 97,6 Millionen Euro aus. Dieser Gewinn lag knapp 63 Prozent über dem Vorjahreswert. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015 wuchs der Umsatz um 41 Prozent auf 1,267 Milliarden Euro. Die Entwicklung des Aktienkurses von Nordex spiegelt diese starke Geschäftsentwicklung und die guten Aussichten für die Zukunft. Der Anteilsschein verteuerte sich im Jahresverlauf im elektronischen Handelssystem Tradegate um über 118 Prozent auf 32,75 Euro.

Bildhinweis: Windkraftanlage von Nordex. / Foto: Unternehmen

Um knapp 112 Prozent hat sich im vergangenen Jahr der Aktienkurs der dänischen Vestas Wind Systems verbessert, des größten Windradbauers der Welt. Das Unternehmen aus Århus hat in den ersten neun Monaten von 2015 Windräder mit einer Gesamtkapazität von insgesamt 4.806 MW ausgeliefert und damit 26 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ohne Sondereffekte kletterte die EBIT-Marge des Unternehmens bis Ende September auf 10,9 Prozent. In den ersten neun Monaten hat Vestas einen um 46 Prozent größeren Auftragsbestand erreicht als Ende September 2014. Von den bestellten 6.275 MW entfiel fast die Hälfte auf die Region Amerika. Daher war die Nachricht über die Verlängerung der Windkraftförderung in den Vereinigten Staaten auch für die Vestas-Aktie ein Kurstreiber.
Anders Runevad, Chief Executive Officer (CEO) von Vestas, hat im November die Jahresprognose angehoben. Für 2015 stellte er eine EBIT-Marge von 9 bis 10 Prozent in Aussicht, bei einem Jahresumsatz von 8 bis 8,5 Millionen Euro. Er hatte zuvor 7,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz in 2015 anvisiert und eine EBIT-Marge von 8,5 Prozent.

Die Aktie des spanischen Windkraftanlagenherstellers Gamesa gewann 2015 im Tradegate 107 Prozent an Wert, auch ihr Kurs hat sich also im Jahresverlauf mehr als verdoppelt. Auch bei dem Windkraftkonzern aus dem Baskenland honorierten die Börsianer eine gute Geschäftsentwicklung sowie hervorragende Wachstumsperspektiven. In den ersten neun Monaten von 2015 hat Gamesa den Umsatz im Vergleich zu den ersten drei Quartalen in 2014 um über 30 Prozent auf 2,533 Milliarden Euro erhöht. Dazu trug das Service-Geschäft mit einem Plus von sieben Prozent auf 345 Millionen Euro bei. Im Gesamtjahr will das Unternehmen 3,4 Milliarden Euro Umsatz erreichen. Mit 28 Prozent Anteil am Gesamtumsatz hat Gamesa in den ersten neun Monaten die meisten Einnahmen in Indien erzielt. Es folgt Lateinamerika mit 25 Prozent. In den beiden größten Windmärkten der Welt, in China und in den USA, erlöste der Konzern 15 bzw. 11 Prozent des Umsatzes. Auf Europa und die übrigen Märkte entfielen zusammen 21 Prozent.
Die Produktion von Windkraftanlagen stieg in den ersten drei Quartalen um rund 26 Prozent auf eine Gesamtkapazität von 2,301 MW. Im Gesamtjahr 2015 wollen die Spanier Windräder mit zusammen 3,100 MW absetzen. Sie steigerten das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Vergleich zu den ersten neun Monaten von 2014 um knapp 91 Prozent auf 235 Millionen Euro und das Nettoergebnis um knapp 96 Prozent auf 126 Millionen Euro.
Die Neubestellungen für Windkraftanlagen von Gamesa summierten sich zum Ende der ersten neun Monate auf 3,034 GW. Sie haben sich damit auf Jahressicht um 42 Prozent erhöht. Das bestellte Volumen entspricht nahezu der Absatzmenge, die Gamesa für das Gesamtjahr 2015 anstrebte. Zudem hat der Konzern damit von Ende September 2014 bis Ende September 2015 Aufträge über zusammen rund 4.000 MW erhalten. Es spricht also vieles dafür, dass Gamesa das für 2017 ausgegebene Ziel erreichen wird, pro Jahr Neuaufträge im Umfang von 3.500 bis 3.800 MW zu erhalten.

Betreiber und Projektierer von Windparks mit schwachen Zwischenbilanzen

Die Energiekontor AG aus Bremen gehört zu den Pionieren der deutschen Erneuerbare-Energien-Branche, setzt seit über 20 Jahren Windparks in Deutschland und Europa um, die das Unternehmen verkauft oder selbst betreibt (lesen Sie dazu ein  Kurzportrait der Energiekontor AG (Link entfernt)). Die Aktie hat sich auf Jahressicht knapp zehn Prozent verteuert. Sie war nach einem Höhenflug in der ersten Jahreshälfte im Herbst unter Druck geraten, nachdem die Bremer eine rückläufige Zwischenbilanz für das erste Halbjahr bekannt gaben. Das hat manchen Börsianer verschreckt.
Gemessen an der Vorjahreshälfte war der Umsatz der Energiekontor AG in den ersten sechs Monaten 2015 um knapp 45 Prozent eingebrochen. 30,2 Millionen Euro für das erste Halbjahr 2015 standen 54,9 Millionen Euro Umsatz im Vorjahreszeitraum gegenüber. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag mit 12,3 Millionen Euro um 14,6 Prozent unter dem Vorjahresgewinn. Der Gewinn je Aktie sank auf 0,12 Euro nach 0,26 Euro im Vergleichszeitraum. Allerdings hatte das Unternehmen im Vorjahreszeitraum für ein erstes Halbjahr ungewöhnlich viel neue Windkraftleistung installiert, so dass zu erwarten war, dass dieses Vorjahresniveau nicht wieder erreicht wurde. Zudem erreicht Energiekontor für üblicherweise das größere Wachstum in der zweiten Jahreshälfte. Das Jahresplus der Aktie signalisiert, dass viele Börsianer darauf vertrauen, dass dies auch in 2015 gelungen ist. Das Management von Energiekontor hielt an dem Ziel fest, bis zum Jahresende die Gesamtleistung und  den Gewinn gegenüber dem Vorjahr zu verbessern.

Bildhinweis: Windpark von Energiekontor. / Foto: Unternehmen

Durch eine solide Wertentwicklung zeichnet sich die Aktie der ABO Invest AG aus aus. Für 2015 erreichte sie an der Düsseldorfer Börse, wo sie gehandelt wird, ein Plus von rund sieben Prozent. Das Unternehmen aus Wiesbaden verfügt über Windparks in Deutschland, Finnland, Frankreich und Irland mit einer Nennleistung von insgesamt über 125 MW. Ihr Wachstum erwirtschaftet die Gesellschaft durch den Ausbau der Ökostromkapazitäten. In einem  ECOanlagecheck  haben wir in 2015 die Bürgerwindaktie analysiert. Die ABO Invest AG hatte im Juni 2015 die Jahresbilanz für 2014 veröffentlicht. Demnach war ihr Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 18,4 Millionen Euro gestiegen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) stieg um rund zwei Millionen Euro auf knapp 13,5 Millionen Euro. Die ABO Invest AG erwirbt Ökokraftwerke vor allem von der mit ihr eng verbundenen ABO Wind AG, die Windkraftprojekte plant und umsetzt. Mehr über die ABO Wind AG und bzw. über ihre Wachstumsstrategie erfahren Sie in diesem  Kurzportrait (Link entfernt)  und in einem  Video-Interview von ECOreporter.de.

Die Aktie der PNE Wind AG hat im Jahresverlauf rund fünf Prozent an Wert verloren. Sie zeigte zudem im Jahresverlauf starke Kursschwankungen zwischen 1,9 und 2,5 Euro, landete zum Jahresschluss bei 2,1 Euro. Der Windkraftprojektierer aus Cuxhaven verzeichnete nach den ersten neun Monaten 2015 eine Gesamtleistung von 189,5 Millionen Euro. Sie lag damit unter dem Vorjahreswert von 201,5 Millionen Euro. Dennoch hat das Unternehmen das EBIT in den ersten neun Monaten 2015 mit 16,7 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreswert von 7,7 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Das gelang aber nur durch den Verkauf des Großbritanniengeschäftes im zweiten Quartal. Im dritten Quartal fiel das EBIT der PNE Wind AG dagegen negativ aus. Der Fehlbetrag betrug 7,3 Millionen Euro nach einem EBIT-Gewinn von 4,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Unter Druck geriet die Aktie der der PNE Wind AG auch durch das überraschende Aus für den Windpark Sallachy, den das Unternehmen in Schottland umsetzen wollte. Im November haben die zuständigen Behörden die Baugenehmigung für den Windpark verweigert, der eine Kapazität von 66 MW erreichen sollte. Die Cuxhavener hatten sich von dem Windpark einen Ergebnisbeitrag vor Steuern und Zinsen (EBIT) von rund 25 Millionen Euro noch in 2015 erhofft. Damit ist fraglich, ob die PNE Wind AG die EBIT-Prognose von 30 bis 40 Millionen Euro erfüllen konnte.
Diese Herausforderung für den Windkraftprojektierer muss seit dem Herbst eine neue Führung stemmen. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Martin Billhardt hat das Unternehmen zum 30. September 2015 verlassen. Er reagierte damit auf Streitigkeiten im Aufsichtsrat, der in zwei Lager gespalten war und unter anderem die Höhe der Vergütung des bisherigen Vorstandschefs unterschiedlich bewertete. Ein weiterer Streitpunkt war die Übernahme der WKN AG durch die PNE Wind AG in 2014. Der PNE-Wind-Großaktionär und Aufsichtsrat Volker Friedrichsen war vor der Transaktion auch Hauptaktionär der WKN AG gewesen. Martin Billhardt hatte den Kaufpreis auch öffentlich als überhöht kritisiert. Der Streit gipfelte im Juni 2015 in einer spektakulär gescheiterten Hauptversammlung, zog sich danach über Monate hin und endete mit dem Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates und dem Ausscheiden von Billhardt. Dieser wurde auf der Hauptversammlung im Oktober als einzige amtierende oder ehemalige Führungskraft des Unternehmens nicht entlastet. Auch diese Querelen haben an der Börse Vertrauen gekostet und dazu beigetragen, dass die Windaktie der PNE Wind AG in 2015 eine enttäuschende Wertentwicklung nahm.
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