Nachhaltige Aktien, Meldungen

Jahresrückblick Bioenergieaktien 2014: Kursverluste auf breiter Front - was kommt 2015?

Für Bioenergieaktien war 2014 kein gutes Jahr. Sowohl die Aktien aus den Biomassebranchen als auch die Anteilscheine der Biokraftstoffindustrie hatten mehrheitlich deutliche Kursverluste zu verkraften. Neue politische Rahmenbedingungen, zum einen vom deutschen Gesetzgeber und zum anderen von Seiten der Europäischen Union, setzten die Bioenergiebranchen unter Druck. Biokraftstoffhersteller hatten zudem mit internationalem Preis- und Konkurrenzdruck zu kämpfen. Während die Biogasbranche mit der MT Energie GmbH eine Pleite erlebte, die zahlreiche Anleihe-Anleger betraf, steht der Biodieselhersteller Petrotec AG vor der Komplettübernahme durch die Europa-Tochter des US-Konzerns Renewable Energy Group. Damit könnte sich Petrotec schon bald vom Börsenparkett verabschieden. Sein Börsendebüt hatte das Borkener Unternehmen im November 2006 gegeben.  


Raues Marktumfeld 2014 und düstere Prognosen für 2015


Deutschlands Bioenergiebranchen bewegten sich 2014 in einem schwierigen Marktumfeld. Für die Biogasbranche erhöhte sich der Druck mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die im August 2014 in Kraft getreten ist.  Die Neuregelungen kürzten speziell die Einspeisetarife für größere Biogasanlagen, die auf nachwachsende Rohstoffe setzen, auf eine Grundvergütung zurück. Für Strom aus Anlagen, die mit Gülle oder Bioabfällen betrieben werden, bekommen die Betreiber indes weiterhin mehr Geld. Bei Gülle-Anlagen allerdings nur bis zu 75 Kilowatt (kW) Leistungskapazität. Außerdem wurde die Direktvermarktung für neue Biogasanlagen ab 100 kW Leistungskapazität zur Pflicht gemacht. Neu im EEG ist auch, dass jährlich neue Anlagen mit maximal 100 Megawatt (MW) Gesamtkapazität in Betrieb gehen dürfen.


Besonders hart traf dies die Projektierer und Hersteller von Biogasanlagen. „Unterm Strich ist der Zubau von Biogasanlagen in Deutschland fast vollständig zum Erliegen gekommen“, bilanzierte der Fachverband Biogas Mitte November mit Blick auf die EEG-Novelle. Der Biogasanlagenausbau in Deutschland tendiere seit August 2014 gegen null, erklärt der Vizepräsident des Fachverbandes Biogas und Geschäftsführer eines Gesamtanlagenherstellers, Hendrik Becker. „Dass 2014 überhaupt noch etwas gebaut wurde liegt an der ‚Endrallye‘ derer, die vor dem Inkrafttreten des EEG 2014 ans Netz gegangen sind, um noch ins EEG 2012 zu fallen“, so Becker weiter. Einer aktuellen Prognose des Verbandes zufolge sind 2014 lediglich 94 Biogasanlagen mit 41 MW elektrischer Leistung in Betrieb gegangen. Für 2015 erwartet der Fachverband Biogas gerade mal acht MW an zusätzlicher Leistungskapazität aus 61 Anlagen. Zum Vergleich: Noch vor drei Jahren lag der Ausbau bei 600 MW.  

Bild:Biogasanlage der MT Energie GmbH / Foto: Unternehmen


Ein Opfer dieser Entwicklung war die MT Energie GmbH. Der Anlagenbauer aus Zeven meldete im Oktober 2014 Insolvenz an. Das Unternehmen war vorrangig in Deutschland aktiv und schaffte es nicht schnell genug, das Geschäftsmodell stärker ins Ausland zu verlagern und auf kleinere Anlageklassen umzustellen, um die Insolvenz noch zu vermeiden.  Anleger hatten 13,6 Millionen Euro in eine Anleihe der MT-Energie AG investiert. Ohnedies ist die Stimmung in Deutschlands Biogasbranche mies: Ein Stimmungsbarometer des Fachverbandes vom November 2014 ergab, dass die Mehrheit der Mitgliedsunternehmen die Branchenlage demnach „eher schlecht bis  sehr schlecht“ bewertet.


Geschäftserfolge im Ausland halten Akte von EnviTec Biogas im Plus

„Diejenigen, die mit einem starken Servicegeschäft und einer frühzeitigen Orientierung auf Auslandsmärkte gegengesteuert haben, befinden sich in einer besseren Position“, so  Fachverbandsvizepräsident Becker. Ein Börsenunternehmen, das sich sukzessive stärker auf die Märkte jenseits Deutschlands konzentriert, ist die  Envitec Biogas AG. Und die Envitec-Aktie ist tatsächlich die einzige Biogasaktie, die das Gesamtjahr 2014 mit Kursgewinn beendete. Der Anteilsschein legte 9,37 Prozent zu und erreichte 7,00 Euro. Nach einem Zwischenhoch Mitte Januar 2014, als die Aktie zeitweilig knapp über der acht Euro Marke lag, war die Tendenz bis Mitte September eher rückläufig. Der Tiefststand lag knapp über der Sechs-Euro-Marke (15. September). Danach erholte sich die Aktie wieder.

Mit verantwortlich dafür waren die starken Halbjahreszahlen, die das Unternehmen aus Lohne Ende September 2014 veröffentlichte. Demnach steigerte Envitec Biogas den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast zehn Prozent auf 75,3 Millionen Euro. Nach einem Fehlbetrag von 1,7 Millionen Euro beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Halbjahr 2013 erreichte EnviTec in den ersten sechs Monaten 2014 ein positives EBIT in Höhe von 5,3 Millionen Euro. Der Halbjahresgewinn belief sich auf 3,8 Millionen Euro nach einem Verlust von 1,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Gelungen war dies vor allem durch Erfolge im Ausland, unter anderem in Frankreich und China. Außerdem erschloss sich die  EnviTec Biogas AG Japan und die Philippinen als neue Märkte. Für das Gesamtjahr 2014 stellte die Unternehmensführung einen Umsatzanstieg auf 165 Millionen Euro an (Vorjahr: 148,8 Millionen Euro). Und das EBIT soll wie im Vorjahr positiv ausfallen. Ende September ging die Unternehmensführung davon aus, die positive Entwicklung 2015 fortsetzen zu können.


Aktien von 2G und KTG Energie AG schwächeln trotz positivem Geschäftsverlauf

Die Aktie des Hamburger Biogasanlagenbetreibers  KTG Energie AG verlor 2014 rund 10,3 Prozent an Wert. Sie notierte zum Jahresende bei 11,39 Euro. Dabei hatte KTG Energie ihren Kraftwerkspark noch vor Inkrafttreten des neuen EEG im August auf 53 MW deutlich erweitert, allesamt um Anlagen, die noch Anspruch auf die Vergütungssätze aus dem EEG von 2012 haben. Dennoch fiel die Aktie Ende November 2014 unter die Elf-Euro-Marke und erreichte damit ihr Allzeittief. Dabei hatte die Unternehmensführung noch Anfang September erklärt, die Dividende für die Aktionäre im Vergleich zum Rumpfgeschäftsjahr 2013 um 5 Cent je Aktie auf 0,45 Euro heraufsetzen zu wollen. Für das Geschäftsjahr 2017/2018 strebt die Unternehmensführung zudem eine weitere Anhebung der Dividende auf 0,90 Euro je Aktie an. Ebenfalls im vierten Quartal warb die KTG Energie AG über eine Anleihe 50 Millionen Euro für den Kauf weiterer Biogasanlagen ein. Das Wertpapier ist mit 7,25 Prozent verzinst und läuft noch bis 2018. Für das Geschäftsjahr 2013/2014 (November bis Oktober) erwartet der Vorstand 12 Millionen bis 12,5 Millionen Euro EBIT. Die EBIT-Erwartung liegt 50 bis 56,6 Prozent über dem Vorjahreswert.


Die Aktie der auf Kraft-Wärme-Kopplungs (KWK)-Anlagen spezialisierten  2G Energy AG verlor 2014 37,6 Prozent an Wert. Vor allem die EEG-Novelle und die politische Debatte dazu im Vorfeld prägten auch das Geschäftsjahr der 2G Energy AG. Das erste Börsen-Quartal 2014 verlief für die 2G-Aktie noch sehr positiv. Die Aktie kletterte von 27,22 Euro zum Jahreswechsel 2013/2014 auf 34,75 Euro am 31. März 2014. Mit der Veröffentlichung der EEG-Pläne im Frühjahr 2014 durch Bundesminister Siegmar Gabriel geriet die Aktie allerdings so unter Druck, dass sie dieses Kursniveau nicht mehr annähernd erreichte. Sie ging 2014 unter der 17-Euro-Marke aus dem Handel. Dabei entwickelten sich die Geschäfte des Unternehmens in den ersten neun Monaten 2014 unter anderem dank einer Auslandsgesellschaft in Großbritannien positiv.  2G erzielte in den ersten neun Monaten 2014 mit 112,2 Millionen Euro 70,3 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Zugleich steigerte die KWK-Spezialistin das EBIT der ersten neun Monate um den Faktor 20 auf 2,1 Millionen Euro. Allerdings sorgte die zeitweilig fehlende Planungssicherheit für Unentschlossenheit unter den Investoren. Das gilt auch, weil das deutsche KWK-Gesetz ebenfalls vor einer Reform steht, die nach Schätzung der 2G Energy AG in der zweiten Hälfte 2015 auf den Weg gebracht wird (lesen  Sie dazu dieses aktuelle  ECOreporter.de-Interview (Link entfernt) mit dem Finanzvorstand Dietmar Brockhaus).  

Bild: Motor einer KWK-Anlage der 2G Energy AG. / Foto: Unternehmen

Neue Spielregeln für die Biokraftstoffbranche

Deutschlands Biokraftstoffmarkt ist im Wandel.  Die Förderung der Biokraftstoffindustrie in Deutschland ist seit Jahresbeginn von Grund auf neu geregelt. Seither gilt für Deutschlands gesamte  Mineralölindustrie die Treibhausgasquote. Alle Hersteller sind dazu verpflichtet, die CO2-Bilanz ihrer Kraftstoffe zu verbessern. Ziel ist eine Reduktion um 3,5 Prozent. Einerseits wird das dem Einsatz von Biokraftstoffen einen Schub versetzen, weil die CO2-Bilanzen dieser Kraftstoffe deutlich besser sind als die fossiler Brennstoffe. Andererseits sehen Branchenverbände mit der Neuregelung wachsenden Konkurrenzdruck. Das Argument: Der Preis von Biokraftstoffen werde im Wesentlichen dadurch bestimmt, welcher Kraftstoff die CO2-Bilanz am stärksten verbessern kann. Sicherstellen sollen das Zertifizierungen. Die Branchenverbände kritisieren zwei entscheidende Schwachstellen an dem neuen Regelwerk, dass auf Betreiben der Europäischen Union in Deutschland eingeführt wurde: Zum einen sei Deutschland das bisher einzige Land, das die Regeln in dieser Form  umsetzte. Zum anderen halten sie die Kontrollen dazu bisher noch für unzureichend. So sei es möglich, dass schwarze Schafe mit falschen Emissionswerten den Markt unterwandern könnten, argumentiert etwa der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie. (VDB). Zudem kritisiert der Verband die Klimaschutzquote von 3,5 Prozent als zu niedrig. Vier Prozent sei das Minimum, forderte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann.

Bio-Diesel-Zapfsäule in Deutschland / Foto: VDB


Preisverfall setzt Biokraftstoffhersteller unter Druck


Ohnedies litt Deutschlands Biokraftstoffindustrie schon 2014 unter  dem wachsenden internationalen Konkurrenz- und vor allem Preisdruck. Verschärft wurde dieser in der  zweiten Jahreshälfte, als der Ölpreis in eine Abwärtsspirale geriet. Der Preis für ein Barrel  Öl (159 Liter) hat sich von Juli bis September 2014 beinahe halbiert. Er fiel auf 57,57 Euro. Die Preise für Biokraftstoff sanken indes nicht ganz so rasant. Allerdings fiel beispielsweise der Preis für Bioethanol zwischen August und November 2014 um 25 Prozent, so dass Bioethanol zeitweise bis zu 10 Cent pro Liter günstiger war als Benzin. Die Rohstoffpreise gingen im gleichen Zeitraum allerdings lediglich um zehn Prozent zurück, was die Rentabilität der Bioethanolproduktion schmälerte. Dabei stieg der Biodieselgesamtverbrauch in Deutschland nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht an, während der Bioethanolverbrauch demnach leicht rückläufig war.


Aktien der Biokraftstoffhersteller gaben zweistellig nach

Diesen Druck spürten besonders die Biokraftstoffhersteller. Ihre Aktien beschlossen das Börsenjahr 2014 mit hohen Verlusten. Die Aktie der auf Bioethanol spezialisierten Südzucker-Tochter CropEnergies AG aus Mannheim verlor 2014 51 Prozent an Wert und notierte zum Abschluss bei 2,92 Euro (30.12.Stand 14:06 Uhr). Das erste Halbjahr (Bilanzstichtag 31. August) beschloss CropEnergies zwar mit  einem Umsatzanstieg um neun Prozent auf 404,6 Millionen Euro. Dennoch brachte der Preisverfall das Unternehmen in die Verlustzone: Nach 26,2 Millionen Euro EBIT-Ertrag in der ersten Hälfte des Jahres 2013/2014 fiel nun 4,4 Millionen Euro EBIT-Verlust an. Unterm Strich entstand ein Jahresfehlbetrag von 9,3 Millionen Euro nach 15,8 Millionen Euro Jahresüberschuss im Vorjahreszeitraum. Dabei steigerte CropEnergies in die Produktion im Vergleich zur Vorjahreshälfte um 27 Prozent auf 478.000 Kubikmeter und verbesserte auch den Absatz. Für das Gesamtjahr 2014/2015 erwartet die Unternehmensführung bis zu 20 Millionen Euro EBIT-Verlust. Dabei geht der Vorstand davon aus, den  Gesamtjahresumsatz um 5 bis 10 Prozent steigern zu können.
Bild: Zapfhan für Ethanol von CropEnergies. / Foto Unternehmen
Nicht ganz so stark fiel der Kursverlust der Aktie des Biodieselherstellers  Petrotec AG aus. Die  Petrotec-Aktie sank 2014 um 41,7 Prozent auf 0,93 Euro. Das Unternehmen aus Borken im westlichen Münsterland stellt aus Altöl- und Speiseabfällen Biodiesel her. Im März 2014 veröffentlichte Petrotec noch eine deutlich verbesserte Bilanz für das Vorjahr und startete entsprechend optimistisch in das bevorstehende Börsenjahr. Jedoch erwies sich die erste Prognose zum weiteren Geschäftsverlauf in 2014 schon im Mai als nur noch schwer erreichbar. Und für das dritte Quartal gab der Vorstand schließlich eine Gewinnwarnung heraus. Das brachte die Petrotec-Aktie unter Druck. Sie sank unter die Ein-Euro-Marke und erholte sich bis zum Jahresende nicht mehr wesentlich. In den ersten drei Quartalen 2014 erzielte Petrotec mit 134,3 Millionen Euro 7,1 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Dabei entstand ein EBIT-Verlust von 400.000 Euro nach 6,2 Millionen Euro EBIT-Ertrag im ersten Dreivierteljahr 2013. Die Verantwortlichen machten die negative Preisentwicklung im Bereich Biodiesel für die schwache Geschäftsentwicklung verantwortlich. Daher werde Petrotec wohl auch das Gesamtjahr 2014 in der Verlustzone abschließen, hieß es.

Ohnedies könnte die Petrotec-Aktie in absehbarer Zeit vom Börsenparkett verschwinden. Der US-Biokraftstoffkonzern Renewable Energy Group übernahm kurz vor Jahresfrist rund 69 Prozent aller Petrotec-Anteile vom bisherigen Großaktionär IC Green Energy aus Israel. Kaufpreis: 17,2 Millionen Euro in Aktien. Neue Eigentümerin ist eine niederländische Tochter der Amerikaner. Diese unterbreitete den verbliebenen Aktionären bereits ein Angebot zur Komplettübernahme.

Bild: Biodieselwerk der Petrotec AG in Borken. / Foto: Unternehmen


Verzögerungen im Projektgeschäft bremsen Anlagenbauer BDI BioEnergy

15,3 Prozent Kursverlust erlitt die Aktie des österreichischen Biodieselausrüsters   BDI BioEnergy AG aus Grambach bei Linz. BDI erzielte mit 11,5 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2014 weniger als die Hälfte des Umsatzes, der im Vorjahreszeitraum zu Buche geschlagen war. Zugleich entstand ein EBIT-Verlust von 4,1 Millionen Euro, nachdem der Biodieselanlagenbauer in den ersten drei Quartalen 2013 noch 948.000 Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen erreicht hatte. Hintergrund seien Verzögerungen bei Bauvorhaben in Kroatien und den Niederlanden, hieß es dazu. Somit habe sich aber auch der Wert der bestehenden Aufträge auf Jahressicht mehr als verdoppelt. Er kletterte nach Unternehmensangaben von 30,8 Millionen auf 70 Millionen Euro. Unter anderem dank starker Eigenkapitalausstattung sehe sich das Unternehmen „solide aufgestellt“, so die Unternehmensführung. Dennoch werde BDI das Gesamtjahr 2014 voraussichtlich in den roten Zahlen beenden, so der Vorstand im November 2014.
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