Ein Robo Advisor stellt für Anleger passende Fondsportfolios zusammen. / Foto: Pixabay, Gerd Altmann

  Finanzdienstleister, Fonds / ETF

Interview: Wie Corona-resistent ist der nachhaltige Robo Advisor VisualVest?

VisualVest bietet einen Robo Advisor an, der sich auch für nachhaltige Anleger eignet. Im ECOreporter-Interview erläutert Nina Albrecht, Marketingmanagerin bei VisualVest, wie sich die grünen Produkte des digitalen Vermögensverwalters in Corona-Zeiten entwickelt haben und wie das Virus die Finanzmärkte verändern könnte.

VisualVest ist ein Tochterunternehmen der Fondsgesellschaft Union Investment mit Sitz in Frankfurt. Neben herkömmlichen Finanzprodukten bietet VisualVest sogenannte GreenFolios an. Diese enthalten nur nachhaltige Aktien- und Anleihen-Fonds.

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Frau Albrecht, was war Ihr erster Gedanke, als Mitte März die Aktienkurse abstürzten? Kam kurzzeitig Panik auf?

Wie viele andere Menschen habe auch ich die Ereignisse mit großer Spannung und Unsicherheit verfolgt – Panik kam jedoch keine auf. Eine derartige Pandemie mit solch gravierenden und weitreichenden Konsequenzen für jeden einzelnen Menschen gab es bis jetzt noch nicht. Aus diesem Grund hatten wir auch keine Erfahrungswerte, um abschätzen zu können, wie sich Kurse und Anleger verhalten werden. Der erste Effekt, den wir gespürt haben, waren natürlich die starken Kursverluste – die schärfste Korrektur seit der Weltwirtschaftskrise. Dieser Entwicklung mussten auch unsere Portfolios Tribut zollen.


Nina Albrecht ist seit 2015 Marketingmanagerin bei VisualVest. / Foto: Unternehmen

Wie hat VisualVest auf den Börsencrash reagiert?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Kunden immer aktiv zu informieren, wenn es an den Märkten turbulent wird. Nach unserer Erfahrung lassen sich so häufig schon viele Fragen von Kunden direkt beantworten. Dies war auch unsere erste Reaktion auf die Kursverluste, wir haben die Ereignisse analysiert und unsere Kunden kontinuierlich über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Darum haben sich die Kundenanfragen bezüglich Corona auch nur leicht erhöht.

Haben sich Ihre GreenFolios in der Krise besser geschlagen als herkömmliche Produkte?

Auch die nachhaltigen Fonds verzeichneten in der Krise natürlich zuerst Verluste. Unsere nachhaltigen Anlagestrategien kamen jedoch besser durch die Krise, weil diese Anlageformen weniger stark unter Abgabedruck standen und keine Rohstofffonds enthalten. Unsere GreenFolios gibt es seit Mai 2016, und sie haben bislang immer genauso gut, wenn nicht sogar besser abgeschnitten als die herkömmlichen ETF-Strategien.

Hat sich Ihr Anlageverhalten in der Corona-Krise verändert? Sind Ihre GreenFolios jetzt anders zusammengesetzt?

Wichtig ist, auch in turbulenten Zeiten die Nerven zu behalten und nicht hektisch zu agieren. Unsere Portfolios wollen wir grundsätzlich robust und damit gut diversifiziert aufstellen. Wir haben deshalb in der Corona-Krise nur geringe Anpassungen an den Portfolios vorgenommen, um eine noch bessere Robustheit zu erzielen. Bei den GreenFolios haben wir die Aktienanteile geringfügig zugunsten der Anleihen abgesenkt. Und das war im Nachhinein eine gute Entscheidung. Im zweiten Quartal, also in der Phase der gefühlt stärksten Verunsicherung für unsere Kunden, haben unsere Portfolios die bisher höchsten Wertsteigerungen erzielt.

Ist der GreenFolio-Anteil am gesamten von VisualVest verwalteten Vermögen in der Krise gestiegen?

Derzeit haben ca. 26 Prozent unserer Kunden ein nachhaltiges GreenFolio. Dieser Anteil ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie tatsächlich leicht gestiegen.

Wie können Anleger in Krisenzeiten ihr Verlustrisiko minimieren?

Viele unserer Kunden nutzen Sparpläne zum Vermögensaufbau. Auch in Zukunft werden wir konsequent auf Sparpläne setzen, da Anleger einen guten Durchschnittspreis erhalten, schon mit kleineren Beträgen starten können und nicht ständig nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt suchen müssen. Zudem haben uns die letzten Monate noch mal darin bestätigt, dass wir großes Wachstumspotenzial in den nachhaltigen Anlagestrategien sehen.

Welchen Anlagehorizont empfehlen Sie bei Ihren Produkten, um für Anleger das Verlustrisiko zu minimieren?

Je länger der Anlagehorizont, desto höher die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich Vermögen aufzubauen. Unsere Kunden sollten bereit sein, mindestens drei Jahre zu investieren – besser noch länger. Dabei ist es wichtig, sich nicht von kurzfristigen Schwankungen verrückt machen zu lassen und nicht überstürzt zu verkaufen.

Welche Anlageklassen haben sich in der Krise als robust erwiesen, welche eher nicht?

Die Anlageklassen mit den größten Verlusten lagen im Aktien- und Rohstoffbereich. Aber auch die festverzinslichen Rentensegmente der Unternehmensanleihen und der Schwellenländer wiesen tiefrote Wertentwicklungen auf. Einzig die klassischen Staatsanleihen konnten von der Corona-Krise als sicherer Hafen profitieren. In unseren Portfoliostrukturen achten wir deshalb grundsätzlich darauf, dass die Staatsanleihen immer eine prominente Gewichtung erhalten.

Haben Anleger seit Ausbruch der Krise vermehrt Kapital aus Ihren Produkten abgezogen?

Im ersten Quartal verzeichneten die Finanzmärkte noch deutliche Verluste, und auch unsere Nettozuflüsse sanken kurzfristig. Viele unserer Kunden haben unseren langfristigen Ansatz jedoch verinnerlicht, weshalb es nur wenig Verkäufe während der Corona-Krise gab. Seit Februar konnten wir unser betreutes Vermögen und die Kundenzahlen deutlich steigern. Dies lag daran, dass viele Anleger die niedrigen Kurse als Chance für die neue Eröffnung eines Depots oder eine erneute Einzahlung gesehen haben. Zusätzlich sorgen die vielen Sparpläne dafür, dass unser betreutes Vermögen kontinuierlich ansteigt.

Muss sich etwas in der Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen ändern, um als Vermögensverwalter besser auf Pandemien oder auch die Auswirkungen des Klimawandels reagieren zu können?

Zu wenig ökologische Nachhaltigkeit war sicher einer von vielen Gründen, die die Pandemie ausgelöst haben. Der Ausbruch und das Ausmaß der Pandemie sind auch auf unsere Lebens- und Verhaltensweisen zurückzuführen. So sind z.B. viele Gesundheits- und Pflegesysteme nur noch effizienzgetrieben, der soziale Effekt wird häufig vernachlässigt. Dies wirkt sich nun negativ aus. Hier könnte man in der Zukunft ansetzen, indem wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit mehr Gewicht verliehen wird. Gerechter, sozialer und nachhaltiger Aufschwung kann möglich sein. Bereits jetzt wird z.B. vermehrt auf Digitalisierung gesetzt und Dienstreisen reduziert.

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird Corona die Finanzmärkte verändern?

Auch wenn erste vorsichtige Fortschritte im weltweiten Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie erkennbar sind, bleibt die Lage fragil und die Börsen anfällig. Entscheidend für eine nachhaltige Erholung der Märkte wird ein rückläufiges Wachstum der Infektionszahlen sein. Auf mittlere und längere Sicht sind die Perspektiven am Kapitalmarkt aber weiterhin aussichtsreich. Für Anleger, die langfristig anlegen möchten, bieten sich also durchaus Chancen. Die aktuelle Krise zementiert das Niedrigzinsumfeld auf unbestimmte Zeit und erhöht deshalb umso mehr die Notwendigkeit privater Spar- und Vorsorgeprodukte mit Investmentfonds, durch die Anleger an den Renditechancen der Kapitalmärkte teilhaben können. Auch die Digitalisierung schreitet durch die Corona-Krise noch schneller voran, sowohl bei Privatkunden, aber auch bei Unternehmen. Dies erhöht langfristig die Akzeptanz von digitalen Angeboten wie VisualVest.

Frau Albrecht, vielen Dank für Ihre Antworten!

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