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UmweltBank-Interview: "Zum Glück jammern wir auf hohem Niveau"

Welche Felder will die UmweltBank künftig besetzen? Vorstand Jürgen Koppmann spricht über die Pläne der Öko-Bank - Teil 2 des Interviews. 

In Teil 1 ging es unter anderem um die Alleinstellungsmerkmale der UmweltBank aus Nürnberg und die wachsende Digitalisierung. 

ECOreporter.de: Herr Koppmann, die Niedrigzinsphase ist für viele Banken ein Problem: Die Margen sinken, das Geschäft wird schwieriger. Wie geht die UmweltBank damit um?

Auch für die UmweltBank gelten die Regeln der Bankökonomie. Die niedrigen Zinsen und der intensive Wettbewerb in der Branche drücken auf unsere Margen. Zum Glück können wir aber auf hohem Niveau jammern.

2016 mussten wir nur etwas mehr als 25 Cent ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Zum Vergleich: Bei den Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken waren es fast 70 Cent, bei der Deutschen Bank gar 98 Cent.

Auch wenn die Margen noch etwas zurückgehen sollten oder die Kosten weiter steigen: Wir haben einen langen Atem. Ich glaube aber nicht, dass die Zinsen dauerhaft auf einem derart niedrigen Niveau verharren werden. Natürlich werden wir so schnell keine 5 oder 8 Prozent mehr sehen. Sobald sich die Lage normalisiert und die Sätze für Einlagen bei der Zentralbank den Minusbereich verlassen, werden wir einen positiven Effekt im Ergebnis spüren.

Viele nachhaltige Themen, in denen die UmweltBank Vorreiter war - etwa bei der Finanzierung von Solaranlagen - sind heute Tagesgeschäft auch für konventionelle Banken. Dem Weltklima nutzt das, könnte man sich freuen. Aber welche Felder besetzt die UmweltBank nun?

Zum Glück wird die Finanzierung von Solaranlagen nicht mehr als Spinnerei einer kleinen grünen Bank angesehen. Und trotzdem: Wir werden als Spezialisten weiterhin gebraucht. Beispielsweise, weil mit dem Wegfall der festgeschriebenen Einspeisevergütungen für Grünstrom die Kalkulation solcher Projekte wieder deutlich komplexer geworden ist.


Jürgen Koppmann ist eines von drei Mitgliedern im Vorstand der UmweltBank. In seiner Verantwortung liegen die Bereiche Sparen, Wertpapiere und Vorsorge sowie Marketing und Kommunikation. / Foto: Unternehmen

Hier benötigt es weiterhin Expertenwissen, um eine maßgeschneiderte und zeitlich an die ambitionierte Bauplanung angepasste Finanzierung zu erstellen. Wir sehen gerade jetzt die Chance, unsere langjährige Erfahrung auszuspielen: einerseits mit verständlichen und leichten Verträgen, andererseits mit planbaren und schnellen Prozessen.

Unabhängig davon planen wir den Aufbau von neuen Geschäftsfeldern. So soll im Verbund mit einem einfachen digitalen Kreditprodukt das Thema "Solare Mobilität" neu und konsequent gedacht werden. Es reicht nicht, ein Elektroauto mit Kohlestrom zu betreiben und zu behaupten, es sei sauber. Das ist es nur dann, wenn es im Idealfall auch vom eigenen Hausdach mit Strom versorgt wird.

Eine kleine Hausdachanlage mit 5 Kilowattpeak (kWp) und einem Jahresenergieertrag von 1.000 kWh/kWp kann rechnerisch ein Elektroauto für 25.000 Kilometer mit Energie versorgen. Wir gehen davon aus, dass gerade nach dem Dieselskandal viele Menschen diesen Weg gehen wollen. Und wir werden sie dabei nach Kräften unterstützen.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland viel zu wenige nachhaltige Sozialwohnungen. Hier haben wir im letzten Jahr selbst begonnen, nennenswerte Beträge zu investieren und werden dies auch weiter tun.

Wie sehen Sie die Chancen für ein Wachstum des Kreditvolumens in den nächsten Jahren, in welchen Segmenten erwarten Sie viel Nachfrage?

Unser Kreditvolumen ist bislang jedes Jahr deutlich gewachsen und das wird auch so bleiben. Im letzten Jahr haben wir brutto 429 Millionen Euro neue Kredite vergeben. Die Nachfrage wird vermutlich weiterhin beim ökologisch-sozialen Bauen sowie dem erwähnten Öko-Verbraucherkredit besonders hoch sein.

Die Branche der Erneuerbaren Energien wird viel Geld brauchen in den nächsten Jahren, wenn Atomkraft- und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, wenn die Wärmeversorgung und der Verkehr nachhaltiger werden sollen. Die UmweltBank hat hier viel Expertise - aber das Kapital ist heute nicht mehr der Flaschenhals, denn wer ein solides Projekt anbietet, der bekommt Geld von vielen Seiten angeboten. Wodurch wollen Sie die Projektierer sauberer Kraftwerke und andere anziehen, die mit der Energiewende arbeiten?

Wir bieten ihnen Ansprechpartner auf Augenhöhe, die gemeinsam mit den Projektverantwortlichen individuelle Lösungen erarbeiten und vor allem auch schnelle Entscheidungen treffen. Die UmweltBank versteht sich als Mitunternehmerin ihrer Kunden.

Bisher vergibt die UmweltBank keine Verbraucherkredite. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wird sich das künftig ändern?

Die UmweltBank wird sicher keine klassischen Konsumkredite, zum Beispiel für Unterhaltungselektronik, Urlaube oder Pkws mit Verbrennungsmotor anbieten. Wie bereits erwähnt, arbeiten wir aber an einem Verbraucherkredit für ökologische Anschaffungen im privaten Bereich. Dieser soll beispielsweise die Finanzierung einer Aufdachanlage in Verbindung mit einem Energiespeicher und einem Elektrofahrzeug ermöglichen.

Können Sie auch eine Einschätzung dazu geben, wie sich das Ausscheiden des Gründers und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden auswirkt?

Wir sind Herrn Popp dankbar für den Mut und die Kraft, die er aufgebracht hat, um die UmweltBank zu gründen. Auf die charismatische Gründerpersönlichkeit folgt nun ein Vorstandsteam, das seine Kreativität aus der Zusammenarbeit schöpft.

Gemeinsam werden wir die UmweltBank mit frischen Ideen fit für Zukunft machen. Dazu gehört beispielsweise auch der bevorstehende Markenrelaunch. Unsere Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre dürfen also gespannt sein, was sich in den nächsten Jahren bei uns noch so tut.

Herr Koppmann, vielen Dank für die Antworten!

Mehr über die UmweltBank AG erfahren Sie auch in unserem Aktien-Porträt.

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