Beteiligungen an Wind- und Solarparks leiden bislang kaum unter der Corona-Krise. / Foto: Fotolia, Monthly_XXL / Foto: Monthly_XXL_Fotolia.com

  Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Beteiligungen an Wind- und Solarparks – jetzt eher kaufen oder verkaufen?

Warum verkaufen derzeit mehr Anleger ihre Beteiligungen an Wind- und Solarparks? Liegt es nur an Corona? Und können Anleger, die investieren wollen, von dieser Entwicklung profitieren? ECOreporter hat Ökorenta und CAV, zwei führende Akteure auf dem Zweitmarkt für Erneuerbare-Energien-Beteiligungen, um eine Einschätzung gebeten.

Im Gegensatz zu Aktien sind Beteiligungen an Wind- und Solarparks nicht direkt von der Corona-Krise betroffen. Die Anlagen erhalten in der Regel 20 Jahre lang eine feste gesetzliche Einspeisevergütung für den erzeugten Strom. Und das Coronavirus beeinflusst nicht die Sonneneinstrahlung und das Windaufkommen. Trotzdem ist in den Zweitmarkt für Wind- und Solarbeteiligungen Bewegung gekommen: In Corona-Zeiten wollen mehr Anleger verkaufen.

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Die Deutsche Zweitmarkt AG betreibt eine Handelsplatz-Plattform für geschlossene Fondsbeteiligungen. Auch sie konnte die Auswirkungen der Corona-Krise auf dem Zweitmarkt feststellen. In ihrem Marktbericht zum ersten Quartal 2020 (Stand: 3. April 2020) erläutert Vorstand Jan-Peter Schmidt: "Kursanpassungen sind vor allem im Bereich der Hotel- und Einkaufscenterfonds sowie im Bereich der Containerschifffahrt spürbar. Auch wenn wir gerade eine deutliche Zunahme an Verkaufsaufträgen verzeichnen, sehen wir insbesondere bei den Sonstigen Fonds, und hier vor allem bei Erneuerbaren Energien, ein ansteigendes Preisniveau – unberührt von der derzeitigen Situation.“

Unter den von der Deutsche Zweitmarkt AG ermittelten "Top-10 Handelskursen bei Sonstigen Fonds Quartal 1/2020“ befinden sich dann auch überwiegend Solarfonds. Darunter sind jeweils drei Solarfonds der Initiatoren CFB und GSI mit Handelskursen zwischen 108 und 112 Prozent. Die Verkäufe wurden mit einer Ausnahme (108 Prozent) bis Anfang März realisiert, als die massiven weltweiten Auswirkungen von Corona noch nicht ersichtlich waren. Es ist möglich, dass es im April bereits zu weiteren, nicht einheitlichen Veränderungen auf dem Zweitmarkt für Solar- und Windbeteiligungen gekommen ist.

Warum wollen Anleger verkaufen? Bieten sich Einstiegsgelegenheiten?

Wie beurteilen Unternehmen die Marktlage, die seit Jahren im Zweitmarkt für geschlossene Solar- und Windbeteiligungen aktiv sind? ECOreporter hat Jörg Busboom, Geschäftsführer von Ökorenta, und Thomas Hartauer, Vorstandsvorsitzender der CAV Partners AG, unabhängig voneinander befragt.

Ökorenta aus Aurich in Niedersachsen ist als eines der Pionier-Unternehmen bereits seit 1999 im Bereich der grünen Kapitalanlagen tätig. Seit 2005 bietet Ökorenta eigene Fonds an und hat bislang neun Portfoliofonds für Privatanleger auf den Markt gebracht. Das mit den Portfoliofonds insgesamt verwaltete Eigenkapital beträgt über 200 Millionen Euro.

CAV aus Zeitlarn in Bayern hat seit 2017 acht Beteiligungsangebote auf den Markt gebracht, bei denen die Emittentinnen jeweils in mehrere Wind- und/oder Solarbeteiligungen investierten. Die CAV Partners Gruppe verwaltet inzwischen ein Anlegervermögen von 23 Millionen Euro (Stand: März 2020).

Herr Busboom, Herr Hartauer, werden Ihren Unternehmen seit Beginn der Corona-Krise vermehrt Anteile an Solar- und Windpark-Gesellschaften zum Kauf angeboten?


Jörg Busboom, Geschäftsführer von Ökorenta. / Foto: Unternehmen

Busboom (Ökorenta): Ja, auch wir nehmen wahr, dass mehr Anleger verkaufen möchten. Zum einen über aktive Angebote von Verkaufsinteressenten und zum anderen durch eine erhöhte Resonanz auf Ankaufaktivitäten unsererseits.

Hartauer (CAV): Ja, wir erhalten aktuell mehr Angebote sowohl im Bereich Solar als auch im Bereich Windpark-Beteiligungen.

Warum verkaufen nach Ihrer Einschätzung Anleger derzeit vermehrt ihre Anteile?

Busboom: Mehr als sonst handelt es sich um Anleger, die zeitnah Liquidität benötigen. Hier können wir nur vermuten, dass sie mit dem Geld finanzielle Engpässe aufgrund der Corona-Krise überbrücken möchten.

Hartauer: Die Gründe sind einerseits die, die es immer sind, wenn sich Anleger zum Anteilsverkauf entscheiden, also Liquiditätsbedarf, z.B. wegen Erbschaftsfall oder Unterstützung der Kinder für das Studium. Sicher liefert aber auch die aktuelle Situation mit Corona Gründe, warum Anleger erhöhten Liquiditätsbedarf haben.

Sinken durch das höhere Angebot die Anteilspreise, sodass sich z.B. die Renditeerwartung für die Anleger Ihrer Beteiligungsangebote erhöht? Und haben Sie nun mehr Auswahl und können sich so die besten Angebote raussuchen?


Thomas Hartauer, Vorstandsvorsitzender von CAV Partners. / Foto: Unternehmen

Busboom: Da wir weder die Notlage von Verkäufern ausnutzen noch Notkäufe tätigen, um Portfolios zu füllen, ermitteln wir unabhängig von der Angebotslage über unser Bewertungssystem einen Kaufkurs, von dem wir auch bei kleinerer Auswahl nicht abweichen würden. Eine Auswirkung des größeren Angebots mag darin liegen, dass Verkaufsinteressenten zurzeit mit realistischeren und gegebenenfalls auch einmal niedrigeren Preisvorstellungen an den Markt gehen. Dann greifen wir zu. Eine größere Auswahl versetzt uns in die Lage, gegebenenfalls auch Assets zu finden, die eigentlich sonst nicht angeboten werden – das kommt den Portfolios zugute.

Hartauer: Die Auswahl an Projekten und das Volumen, das wir ankaufen können, sind aktuell größer als in der Zeit vor dem Corona-Ausbruch. In dem Sinne profitieren unsere Portfolios von dem größeren Angebot. Uns ist wichtig, als nachhaltiger Investor in diesem Markt langfristig tätig zu sein, und daher stellen wir auch jetzt faire Ankaufskurse für die uns angebotenen Beteiligungen.

Fazit:

In der aktuellen Krisensituation treten vermehrt neue Akteure auf, die versuchen, aus einer finanziell schwierigen Situation von Anlegern Profit zu schlagen. Sie versuchen teilweise, geschlossene Solar- und Windbeteiligungen zu geringen, nicht marktgerechten Preisen anzukaufen. Anleger sollten in diesem Fall mehr als ein Kaufangebot einholen bzw. Angebote vergleichen. Es kann dabei ratsam sein, auf langjährig seriöse Unternehmen wie Ökorenta und CAV zu setzen, die auch nach der Krise noch langfristig am Markt sein wollen.

Für Anleger, die in bestehende Wind- und Solarparks auf dem Zweitmarkt investieren möchten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie können auf einer Plattform wie der der Deutsche Zweitmarkt AG selbst tätig werden. Allerdings fehlt Privatanlegern oftmals die Kompetenz und Erfahrung, um selbst einen marktgerechten Preis ermitteln zu können. Um zudem auch das Risiko besser zu streuen, sind für Anleger Portfolio-Beteiligungsangebote eine Option.

Ökorenta bietet derzeit den inländische Spezial-AIF ÖKOstabil 7 an, der indirekt in Wind- und Solaranlagen investiert. Das Fondsangebot richtet sich ausschließlich an semiprofessionelle und professionelle Anleger, die sich ab 200.000 Euro beteiligen können.

Ab 50.000 Euro können Anleger die Kommandit-Beteiligung "CAV Sonne und Wind IV Deutschland – Kapitalerhöhung 2020“ von CAV zeichnen. ECOreporter hat das Angebot in einem ECOanlagecheck ausführlich analysiert.

Noch im Mai soll nach Angaben von Ökorenta der Publikums-AIF Ökorenta Erneuerbare Energien 11 auf den Markt kommen. Das vollplatzierte Vorgängerangebot Ökorenta Erneuerbare Energien 10, das Anleger ab 10.000 Euro zeichnen konnten, hatte ECOreporter in einem ECOanlagecheck analysiert.

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