Infineon-Chef Jochen Hanebeck sieht kein baldiges Ende der Chipkrise und warnt vor der Abhängigkeit von Taiwan. / Foto: Unternehmen

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Infineon: Übernahmen "im Milliardenbereich" möglich – kein schnelles Ende der Chip-Krise

Der Chip-Konzern Infineon aus Neubiberg bei München will weiter zukaufen. Das erklärte Firmenchef Jochen Hanebeck im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Der Hoffnung auf ein baldiges Ende der weltweiten Halbleiter-Engpässe erteilte der Manager indes eine Absage.

"Aus heutiger Sicht peile ich durchaus Übernahmen an, in kleinerer oder mittlerer Größenordnung, was sich dann durchaus auch im Milliardenbereich abspielen könnte", so Hanebeck. Neue große Standorte seien nicht geplant. "Ich bin ein großer Anhänger von Skaleneffekten, deshalb lautet unsere Strategie: Wir wollen unsere drei großen bestehenden Standorte für die Waferproduktion noch größer machen und diese ausbauen", sagte der Manager.

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Ein schnelles Ende der Halbleiterkrise ist Hanebeck zufolge nicht in Sicht. "Engpässe bei Halbleitern, die wir von Auftragsfertigern beziehen, etwa im Bereich der Mikrokontroller und der Konnektivität, werden wir noch bis ins kommende Jahr sehen", so Infineon-Chef gegenüber der SZ. Wenn er etwas weiter in die Zukunft schaue, dann sei es sogar "sehr wahrscheinlich, dass bald die nächste Verknappung bei Leistungshalbleitern um die Ecke kommt".

Abhängiger von Halbleitern aus Taiwan als von Energie aus Russland

Sorge macht dem Infineon-Chef zudem die Zuspitzung des Konfliktes um Taiwan. Während der aktuellen Halbleiterkrise sei bereits zu spüren gewesen, was es bedeutet, wenn die Hersteller in Taiwan nicht genügend Chips liefern können. Kämen aus Taiwan gar keine Chips mehr, "hätte das tiefgreifende Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche, und zwar weltweit", sagte Hanebeck. Europa sei von Halbleitern aus Taiwan noch abhängiger als von Energie aus Russland. Bei sehr ausgefeilten Halbleiterprodukten gebe es keine Möglichkeit, diese Fertigungen im nötigen Umfang in den nächsten fünf bis zehn Jahren an anderer Stelle zu ersetzen.

Die Infineon-Aktie kostet im Xetra-Handel aktuell 27,54 Euro und ist zum Vortag damit bei einem Plus von 0,2 Prozent praktisch unbewegt (Stand: 16.8.2022, 10:03 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 18,3 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 20,6 Prozent eingebüßt.

Infineon hatte Anfang August seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022 bereits zum dritten Mal angehoben, in den letzten Quartalen liefen die Geschäfte der ehemaligen Siemens-Tochter konstant gut. ECOreporter sieht den Konzern weiterhin solide finanziert und daher robust aufgestellt in Zeiten der Zinswende. Infineon ist der größte Halbleiterhersteller Deutschlands und einer der zehn umsatzstärksten weltweit. Zudem sollte der Konzern auch weiterhin vom politischen Rückenwind für die europäische Halbleiterindustrie profitieren. Aktuell ist die Aktie mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 günstig bewertet – es bieten sich Einstiegschancen. Allerdings: Der Taiwan-Konflikt erhöht die Investitionsrisiken.

Lesen Sie auch: Von Intel bis Taiwan Semiconductor - die 20 besten nachhaltigen Halbleiter-Aktien

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