Nvidia-Chef Jensen Huang mit dem für KI-Anwendungen konzipierten Grace Hopper Superchip. Die Nvidia-Aktie hat in den letzten fünf Jahren mehr als 650 Prozent gewonnen. / Foto: imago images, Zuma Wire

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien

In Künstliche Intelligenz investieren: die nachhaltigsten KI-Aktien

Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit das größte Trendthema an der Börse. Einige heiß gehandelte Aktien sind auch für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger interessant. ECOreporter stellt fünf vor.

Wie genau KI die Wirtschaft und unseren Alltag in den nächsten Jahren verändern wird, lässt sich kaum vorhersagen. Vieles, was aktuell zu dem Thema kursiert, ist widersprüchlich, manches auch reine Spekulation. Ein typischer Hype, vor allem in den sozialen Medien. Aber: DASS Künstliche Intelligenz vieles verändern wird, zweifelt spätestens seit dem Erfolg des Chatbots ChatGPT kaum noch jemand an (von dessen Erfinder OpenAI gibt es übrigens keine Aktie).

Das wirtschaftliche Potenzial ist enorm. Das Research-Unternehmen Grand View geht davon aus, dass der globale KI-Markt 2030 ein Volumen von 1.700 Milliarden US-Dollar haben wird. 2022 waren es erst 136 Milliarden Dollar.

Allerdings ist KI aus nachhaltiger Sicht ein schwieriges Investment-Thema. Missbrauch, Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen und Urheberrechte, dazu grundlegende ethische Fragen – die Liste der Probleme und Risiken ist lang, sogar KI-Entwickler selbst sehen Gefahren. Und Tech-Riesen wie Alphabet (Google) oder Meta (Facebook) sind auch abseits ihrer KI-Aktivitäten schon keine grünen Vorzeigeunternehmen. Aber es gibt Firmen, die vom KI-Boom profitieren dürften und deren Aktien sich auch für nachhaltige Investoren eignen. ECOreporter analysiert im Premium-Bereich fünf dieser Papiere und sagt Ihnen, wo sich Kaufgelegenheiten bieten.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Nvidia: der KI-Chip-Gigant

1 Billion US-Dollar – so viel ist Nvidia mittlerweile wert. Alleine in den letzten zwölf Monaten stieg der Börsenkurs um 168 Prozent, auf fünf Jahre gesehen beträgt der Wertzuwachs sogar mehr als 650 Prozent. Der US-Konzern ist Weltmarktführer bei Hochleistungs-Grafikprozessoren. Die werden nicht nur für Gaming-PCs gebraucht, sondern auch für viele komplexe KI-Anwendungen. Die Chips von Nvidia sind derzeit die Lieblinge der KI-Branche, werden deutlich stärker nachgefragt als Halbleiter von Konkurrenten wie Intel oder AMD. Im aktuellen Geschäftsquartal dürfte der Umsatz von Nvidia bei etwa 11 Milliarden Dollar liegen – deutlich mehr als ursprünglich erwartet.

Allerdings ist der Gewinn in den letzten Quartalen ungefähr um die Hälfte eingebrochen – hohe operative Kosten belasten das Geschäft. Die Margen sind immer noch gut, aber das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das aktuelle Geschäftsjahr 2023/24 liegt bei viel zu hohen 244, für 2024/25 bei 49 – auch damit wäre die Aktie noch sehr teuer.

Wer neu einsteigen will, sollte auf Kursrücksetzer warten, wie es sie zuletzt von Dezember 2021 bis Oktober 2022 gegeben hat. Wer bereits investiert ist, kann überlegen, einen Teil seiner Aktien zu verkaufen und Buchgewinne zu realisieren. Da mittlerweile auch Mitbewerber wie Intel speziell auf die Anforderungen von KI-Systemen ausgerichtete Halbleiter entwickeln, dürfte Nvidia seinen derzeit sehr hohen Marktanteil nicht dauerhaft halten können.

So haben sich die KI-Aktien entwickelt
UnternehmenWKNAktueller Kurs in € (6.7.2023)Kursent-wicklung 1 Monat (%)Kursent-wicklung 1 Jahr (%)Kursent-wicklung
5 Jahre (%)
Markkapita-lisierung in Milliarden €
Nvidia918422386,256,6167,9651,3954
ASMLA1J4U4647,40-2,156,6293,1255
Cisco Systems87884147,021,216,230,3192
SAP716460123,140,542,823,8144
Siemens723610144,74-8,152,927,0107

Datenstand: 6.7.2023, 12:30 Uhr; Angaben ohne Gewähr

ASML: zu gut für China?

Die Hochleistungs-Chips von Nvidia und anderen Herstellern werden mit Spezialmaschinen produziert, von denen manche 300 Millionen Euro kosten. Die modernsten dieser Anlagen kommen alle vom gleichen Unternehmen: ASML. Die Technologie des niederländischen Konzerns gilt als so gut, dass die USA die niederländische Regierung schon seit Jahren drängen, den Export von ASML-Anlagen nach China zu unterbinden. Für einige Geräte gelten mittlerweile tatsächlich Ausfuhrbeschränkungen, die wirtschaftlichen Aussichten von ASML belastet das aber kaum, denn die Nachfrage ist weiterhin höher als die Produktionskapazität. Der Konzern wächst stetig und erreicht ausgezeichnete Gewinnmargen. Bis 2030 soll sich der Umsatz verdreifachen. Mit einem Börsenwert von 255 Milliarden Euro gehört ASML zu den wertvollsten Unternehmen Europas.

Finanziell steht der Konzern hervorragend da. In den letzten fünf Jahren kaufte er für fast 22 Milliarden Euro eigene Aktien zurück. Weitere Rückkaufprogramme sind geplant. Die Dividende wurde 2022 auf 5,50 Euro je Aktie verdoppelt. In diesem Jahr stieg sie weiter auf 5,80 Euro.

ASML gilt wie alle Unternehmen in diesem Artikel als überdurchschnittlich nachhaltig. Der Konzern plant, seine Produktionsabfälle bis 2030 auf null zu reduzieren. Spätestens 2040 soll die komplette Wertschöpfungskette klimaneutral sein.

Die ASML-Aktie hat in den letzten fünf Jahren fast 300 Prozent zugelegt (siehe Tabelle). Mit einem erwarteten KGV für 2023 von 36 und 30 für 2024 ist die Aktie nicht günstig, angesichts der guten Zukunftsaussichten des Unternehmens aber noch vertretbar bewertet. Ein spannendes Langfrist-Investment.

Cisco: die KI-Netzwerker


Welche Aktien profitieren vom KI-Boom? / Foto: Pixabay

Im Frühjahr 2000 war Cisco mit einer Marktkapitalisierung von knapp 570 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt. Heute sind es nur noch 192 Milliarden Dollar, aber darin stecken keine Kursübertreibungen mehr wie damals kurz vor dem Platzen der New-Economy-Blase. Wirtschaftlich geht es dem US-Konzern gut, im letzten Quartal stiegen Umsatz und Gewinn. Cisco verkauft Netzwerkausrüstung wie Router und Switches, zudem IT-Sicherheitstechnik und Software. Das Unternehmen vernetzt auch große KI-Systeme und setzt zunehmend auf Abo-Modelle.

Die Aktie schwankte in den letzten Jahren stark, hat sich insgesamt aber solide entwickelt. Im Jahresvergleich liegt sie 16 Prozent im Plus. Mit einem erwarteten KGV von unter 18 ist das Papier weiterhin nicht zu teuer. Die erwartete Dividendenrendite liegt bei 3,0 Prozent – für ein Technologieunternehmen ist das überdurchschnittlich viel. Hier bieten sich nach wie vor Einstiegsmöglichkeiten.

SAP: Künstliche Intelligenz in der Cloud

Auf Abo-Angebote setzt auch Europas größtes IT-Haus SAP. Der Konzern aus dem baden-württembergischen Walldorf bietet seine Unternehmens-Software zunehmend über die Cloud an und entwickelt derzeit KI-Assistenten für seine Programme zur Steuerung von Geschäftsprozessen. „Generative KI wird fundamental verändern, wie Menschen mit unserer Software arbeiten“, sagte SAP-Chef Christian Klein vor wenigen Tagen dem „Handelsblatt“. KI ist für Klein ein „enormer Wachstumstreiber“, der den derzeitigen SAP-Markt von 500 Milliarden Dollar deutlich erweitern könne.

ECOreporter sieht für SAP weiterhin sonnige Aussichten. Weil die Neuausrichtung auf das Cloud-Geschäft zurzeit noch viel Geld kostet, verlor die Aktie 2022 stark an Wert. In den letzten Monaten hat sie sich aber sehr gut erholt, auf Jahressicht notiert sie derzeit 43 Prozent im Plus. Sie ist kein Schnäppchen mehr, das erwartete KGV für 2023 liegt bei 39, für 2024 bei 29. Wer jetzt kauft, sollte einen langen Atem mitbringen.

Siemens: die KI-Schnittstelle zur Industrie

Siemens wandelt sich immer mehr vom traditionellen Industriekonzern zum Digitalunternehmen. Zuletzt gliederten die Münchner ihre Motorensparte unter dem Namen Innomotics aus. Siemens will sich vor allem auf seine Industrieautomatisierungs-Sparte Digital Industries konzentrieren. Dort gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten für KI, die Forschungsausgaben sollen in dem Bereich um eine halbe Milliarde Euro zum Vorjahr steigen. Derzeit plant Siemens eine neue Fabrik für Automatisierungstechnik in Singapur und will ein bestehendes Werk in China erweitern.

Die letzten Geschäftszahlen waren gut, seine Jahresprognose hat der Konzern im Februar angehoben. Dass Siemens sich neu aufstellt, bringt Unwägbarkeiten mit sich. ECOreporter sieht das Unternehmen aber auf einem guten Weg, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und robuste Gewinne zu erzielen. Die Aktie hat sich positiv entwickelt: Auf ein Jahr betrachtet ist sie 53 Prozent im Plus, in den letzten fünf Jahren hat sie 27 Prozent zugelegt.

Mit einem erwarteten KGV von 14 für die Geschäftsjahre 2022/23 und 2023/24 ist die Aktie trotz der jüngsten Kurszuwächse noch moderat bewertet. Die erwartete Dividendenrendite liegt bei guten 3,1 Prozent. Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger können weiterhin mit einer kleinen Position einsteigen.

Fazit

Keine Aktiengesellschaft steht derzeit so sehr für das Thema KI wie Nvidia. Entsprechend teuer ist die Aktie. Kaufgelegenheiten sieht ECOreporter momentan eher bei den anderen vier Unternehmen, wobei die Aktien von Cisco und Siemens am günstigsten sind.

SAP, Cisco und Siemens sind ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Nachhaltige Dividendenkönige. Lesen Sie unseren Überblick Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen.

Welche Chip-Aktien derzeit die besten Aussichten haben, erfahren Sie hier.

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