Der Service der besser zuhause GmbH umfasst alles von der Beratung bis zur Umbaumaßnahme, etwa der Installation von Treppenliften. / Foto: Pixabay

  Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Crowd-Test

Im Test: Crowdinvesting von der besser zuhause GmbH mit 7 % Zins

Viele Menschen möchten auch im hohen Alter zu Hause wohnen bleiben. Um das zu ermöglichen, sind oftmals Umbaumaßnahmen erforderlich. Die besser zuhause GmbH bietet dafür einen sogenannten Rund-um-Service aus Beratung, Planung, Umsetzung und Abrechnung (zum Beispiel mit Pflegekassen) an.

Um das geplante Wachstum zu finanzieren, bietet das Unternehmen ab 250 Euro Nachrangdarlehen über die Plattform GLS Crowd an. Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 7,0 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von rund fünf Jahren. Zudem ist ein Bonuszins möglich.

Altersgerechtes Wohnen ist ein großer Markt, aber ist das Geschäftsmodell der besser zuhause GmbH langfristig wirtschaftlich tragfähig? Welche Risiken bestehen?

Anbieterin und Emittentin der Nachrangdarlehen ist die besser zuhause GmbH aus Hamburg. Gegründet wurde sie Mitte 2019, ihren operativen Betrieb hat sie im ersten Quartal 2020 aufgenommen. besser zuhause bietet einen Rund-um-Service für Maßnahmen an, um nach eigenen Angaben das Wohnumfeld zu verbessern.

Dazu gehören laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB, Stand: 28.3.2023) verschiedene Dienstleistungen, bestehend aus Wohnberatung (persönliche Beratung von eigenen Fachberatern im Wohnobjekt der Kunden), administrativer Prozessteuerung (Planung der geeigneten Maßnahmen, Angebotserstellung, Abstimmung mit dem jeweiligen Vermieter), Koordinierung und Organisation von finanziellen Zuschüssen der Kostenträger wie zum Beispiel Pflegekassen sowie der vollständigen Ausführung der erforderlichen baulichen Tätigkeiten mit eigenem Personal.

Die baulichen Tätigkeiten umfassen laut VIB wesentliche Eingriffe in die Bausubstanz der Wohnung, um die häusliche Pflegesituation für pflegebedürftige Menschen zu verbessern. Dies beinhaltet zum Beispiel Tür- und Raumverbreiterungen oder fest installierte Rampen und Treppenlifte, den Umbau des Badezimmers, den Ein- und Umbau von Mobiliar oder Smart-Home-Anwendungen.

Wozu dient das eingesammelte Kapital konkret?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Das Emissionsvolumen der Nachrangdarlehen beträgt bis zu 1,5 Millionen Euro. Die Nettoeinnahmen der Vermögensanlage von rund 1,4 Millionen Euro (bei Vollplatzierung) plant die Emittentin in folgende Bereiche zu investieren: Personalaufbau im Handwerk, Vertrieb- sowie Kundenservice (56 Prozent der Nettoeinnahmen), Vertrieb und Marketing (24 Prozent), Optimierung der eigenen Verwaltung (15 Prozent) und eine Liquiditätsreserve (5 Prozent).

Das Team Vertrieb, Handwerk und Kundenservice soll verstärkt werden, um in den einzelnen Regionen auch persönliche Präsenz zu zeigen und eine ausreichende Umsetzungskapazität für weitere Standorte zu schaffen. Neben Norddeutschland will die besser zuhause GmbH zukünftig auch in weiteren Regionen aktiv werden. Hierzu besteht laut VIB eine Planung für die Erweiterung des Tätigkeitsgebietes auf das Rheinland, Ruhrgebiet, Hessen, Bayern, Berlin und weitere Regionen bis 2028. In den einzelnen Gebieten sollen, wie bereits bei Bremen und in Hannover, jeweils eigene Standorte eröffnet werden.

Laufzeit und Zins

Die Laufzeit der Nachrangdarlehen endet laut VIB am 30.6.2028. Die Emittentin kann aber jährlich ordentlich kündigen, erstmalig zum 31.12.2025. Im Falle einer Kündigung wird laut VIB eine pauschalierte Vorfälligkeitsentschädigung von 50 Prozent der Zinsansprüche, die über die restliche Laufzeit des Nachrangdarlehens angefallen wären, fällig. Der Zinssatz der Nachrangdarlehen beträgt 7,0 Prozent pro Jahr. Die Tilgung der Nachrangdarlehen erfolgt laut VIB in drei Raten von 25 Prozent am 30.6.2026, 25 Prozent am 30.6.2027 und 50 Prozent am 30.6.2028.

Zudem schuldet die Emittentin einen einmaligen, umsatzabhängigen Bonuszins, zahlbar zum 30.06.2028. Der Bonuszins auf den gezeichneten Nachrangdarlehensbetrag von 10 Prozent wird laut VIB gezahlt, falls die Summe der Netto-Umsätze der Emittentin in den Geschäftsjahren 2023 bis 2027 über 75 Millionen Euro liegen sollte. Laut Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) der Emittentin beliefen sich die Umsatzerlöse für das Geschäftsjahr 2022 auf rund 2,2 Millionen Euro. Bei einer ordentlichen Kündigung durch die Emittentin ist laut VIB eine Bonuszinszahlung von einmalig 5 Prozent des gezeichneten Nachrangdarlehensbetrages zum 30. Juni des Folgejahres nach Kündigung fällig.

Hohe Risiken

Bei der Vermögensanlage handelt es sich um Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt und vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre. Es liegt ein Risikokapitalinvestment vor. Bei der besser zuhause GmbH handelt es sich um ein Unternehmen in einer frühen Unternehmensphase.

Die Bilanzsumme der Emittentin beträgt laut Jahresabschluss zum 31.12.2022 rund 890.000 Euro (2021: rund 350.000 Euro). Die Emittentin verzeichnete laut Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2022 einen Jahresfehlbetrag von rund 1,21 Millionen Euro (2021: Jahresfehlbetrag von 560.000 Euro). Zum 31.12.2022 besteht bei der Emittentin ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von rund 230.000 Euro.

Der für die Emittentin relevante Markt ist laut VIB der Markt für altersgerechte Wohnungsumbaumaßnahmen in Deutschland. Es besteht das Risiko, dass die Emittentin den Geschäftsaufbau nicht wie geplant umsetzen kann und die Gewinnzone nicht erreicht. Mögliche Risiken sind unter anderem der Handwerker-Fachkräftemangel in Deutschland und steigende Materialkosten.

Zudem wird es in den Regionen, in denen die Emittentin aktiv ist beziehungsweise aktiv werden möchte, in der Regel bereits ortsansässige Handwerksbetriebe geben, die seit vielen Jahren aktiv und entsprechend vor Ort sehr bekannt und gut vernetzt sind. Diese benötigen oftmals keinen hohen Marketing- und Vertriebsaufwand, um Aufträge zu erlangen und profitabel zu arbeiten. Zudem gibt es für Interessenten an wohnumfeldverbessernden Maßnahmen auch die Möglichkeit, einen Berater (z.B. Pflegeberater) zu kontaktieren, der keine wirtschaftlichen Interessen an einer Auftragsvergabe hat.

Es ist möglich, dass die von der Emittentin angebotenen Produkte und Leistungen künftig nicht in dem von der Emittentin erwarteten Umfang nachgefragt werden. Es besteht das Risiko, dass der Emittenten in Zukunft nicht die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen, um die Zinsforderungen zu erfüllen und die Nachrangdarlehen zurückzuzahlen. Für Anlegerinnen und Anleger besteht ein erhebliches Risiko, dass sie ihr eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig verlieren.

Allgemeine Ratschläge zu Crowdinvestments bietet das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Crowd-Investments: Worauf Schwarm-Investoren achten sollten.

Verwandte Artikel

17.03.23
 >
14.03.23
 >
20.02.23
 >
24.07.23
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x