Fonds / ETF

IIV Mikrofinanzfonds schwächelt – was steckt dahinter?

Der IIV Mikrofinanzfonds hat im Mai erneut eine vergleichsweise geringe Monatsrendite erwirtschaftet. ECOreporter.de hat bei der Fondsinitiatorin, der Visions GmbH aus Frankfurt, nach den Ursachen gefragt.

Der IIV Mikrofinanzfonds verfügte Ende Mai über ein Volumen von insgesamt rund 284 Millionen Euro. Er ist damit der größte in Deutschland zum Vertrieb an Privatanleger zugelassene Mikrofinanzfonds. Solche Fonds refinanzieren Kredite von Mikrofinanzinstitute an Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich damit als Kleinstunternehmer eine Existenz aufbauen können, etwa als Krämer oder als Schneiderin. Laut der aktuellen Monatsbilanz ist der Fonds derzeit mit rund 29 Prozent des Fondsvolumens in Asien investiert, mit über 22 Prozent in Lateinamerika sowie zu  rund 16 Prozent in Afrika und im Kaukasus. Etwa ein Drittel entfallen auf Liquidität.

Dr. Andrij Fetsun ist Senior Fondsmanager bei Invest in Visions. Ihm zufolge musste der IIV Mikrofinanzfonds im Mai Rückstellungen für Mikrofinanzinstitute in Armenien und in Aserbaidschan bilden. Das habe die Monatsbilanz belastet. Der Fonds erreichte im Mai nur ein Monatsplus von 0,12 Prozent. Ähnlich schwach hatte er sich bereits im Januar und im März entwickelt, als er jeweils nur 0,1 Prozent zulegte. So erreichte er nach den ersten fünf Monaten von 2016 insgesamt nur ein Plus von 0,86 Prozent. Im Schnitt verbessert sich der IIV Mikrofinanzfonds im Monat um 0,2 bis 0,3 Prozent. Seit dem Start des Fonds im Oktober 2011 hat er pro Jahr einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 2,45 Prozent erreicht. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,4 Prozent, die Gesamtkosten summieren sich auf 1,46 Prozent pro Jahr.

Wirtschaftskrise in Armenien belastet auch Mikrofinanzinstitute

Wie Fetsun gegenüber ECOreporter.de ausführte, leidet das Mikrofinanzinstitut in Armenien unter der wirtschaftlichen Krise des Landes. In der gesamten Kaukasusregion habe sich die wirtschaftliche Situation durch die Sanktionen gegen Russland verschlechtert. Hinzu komme der Einbruch bei Rohstoffpreisen. In einem solchen Umfeld erschwere sich auch das Geschäft mit Mikrokrediten an Kleinunternehmer. Daher müsse der IIV Mikrofinanzfonds Rückstellungen bilden für den Fall, dass das Mikrofinanzinstitut seine Verpflichtungen gegenüber dem Fonds nicht mehr erfüllen kann. Der Fondsmanager betonte, dass sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, dieses MFI könne durchaus die Krise mit Erfolg überstehen.

Erschwerte Rahmenbedingungen für Mikrofinanzinstitute in Aserbaidschan

Anders gestalten sich die Probleme des Fonds mit einem Mikrofinanzinstitut in Aserbaidschan, das sich in einem Konflikt mit Armenien über die von beiden beanspruchte Region Bergkarabach befindet. Fetsun erläuterte gegenüber ECOreporter.de, dass sich in Aserbaidschan die Rahmenbedingungen für die Vergabe von Mikrokrediten grundsätzlich verschlechtert hätten. Das diktatorische Regime kontrolliere dort den Bankensektor und betrachte die Geschäfte von Mikrofinanzinstitut offenbar mit Unbehagen, da hier ausländische Investoren aktiv seien. Derartige Einflüsse von außen bekämpfe das Regime nicht nur mit Druck auf Nicht-Regierungsorganisationen, auch im Bankensektor sei derartiges nun zu beobachten. Hier habe die Regierung die erlaubten Zinssätze so stark gekappt, dass es für Mikrofinanzinstitute kaum noch möglich sei, wirtschaftlich zu arbeiten. Denn sie würden Darlehen an Kunden vergeben, die sonst keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben, müssten dafür einen sehr hohen Bearbeitungsaufwand leisten, etwa durch intensive Kundenbetreuung, und entsprechend hohe Zinsen für Darlehen verlangen. Die herkömmlichen Banken des Landes, die sich nur auf sichere Kreditgeschäfte beschränken und nur geringen Aufwand betreiben, könnten sich dagegen mit den Zinsen begnügen, für die die Reguierung nun eine geringe Höchstgrenze gesetzt habe. Laut Fetsun musste der IIV Mikrofinanzfonds deshalb Rückstellungen für den Fall bilden, dass das Mikrofinanzinstitut in Aserbaidschan in Schieflage gerät. Das sei bislang nicht der Fall.
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