Eine Pflanzschule von Miller Forest in Paraguay. / Foto: Unternehmen

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Holzinvestments von Miller Forest: Grundstücke und Holz teurer, niedrige Temperaturen, hohe Anlagesummen – Interview

Miller Forest hat Ende November den von der BaFin gebilligten Fortführungsprospekt zu ihren Forstinvestments veröffentlicht. Welche Veränderungen gibt es im Vergleich zu Anfang 2017? Wie haben sich die Holz- und Grundstückspreise in Paraguay entwickelt?

Ist bei einem der vorherigen Angebote die für 2018 geplante Schlussernte erfolgt? Wie sollen die vereinzelt auf den Plantagen aufgetretenen Frostschäden künftig vermieden werden? Welche (indirekten) Auswirkungen können sich durch den neuen brasilianischen Präsidenten ergeben? Diese und weitere Fragen beantwortet Pierre Guttwein, Vertriebs- und Marketingleiter von Miller Forest, im ECOreporter-Interview. Es geht auch um Details zu dem geplanten Sägewerk, an dem sich voraussichtlich auch Anleger beteiligen können.

Die Miller Forest Investment AG bietet seit 2006 Holz-Direktinvestments an und forstet seither gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, dem paraguayischen Forstunternehmen Felber Forestal S.A., ehemalige Weide- und Brachlandflächen in Paraguay mit Energie- und Wertholz auf. Energieholz kann beispielsweise als Hackschnitzel energetisch verwertet werden, wogegen Wertholz beispielsweise für die Bau- und Möbelindustrie vorgesehen ist. Bisher sind nach Angaben des Unternehmens im Auftrag von mehr als 850 Anlegern über 12.000 Hektar aufgeforstet und dabei rund 12 Millionen Bäume gepflanzt worden. Die Aufforstung erfolgt hauptsächlich mit Eukalyptus- und Kiefernarten.

Mit dem aktuellen BaFin-Fortführungsprospekt bietet Miller Forest weiterhin drei Direktinvestment-Vermögensanlagen an. Bei Anlegern platziert sind bereits rund 10 Millionen Euro, sodass noch rund 5 Millionen Euro zur Zeichnung zur Verfügung stehen. Bei der Energieholz-Pachtvariante (Vermögensanlage 1) sind noch rund 0,76 Millionen Euro zu platzieren. Die Mindestanlagesumme beträgt für Anleger 967,50 Euro für 0,25 Hektar. Bei der Wertholz-Pachtvariante (Vermögensanlage 2) beläuft sich das ausstehende Zeichnungsvolumen auf rund 1,9 Millionen Euro bei einer Mindestanlage von 2.390 Euro für 0,25 Hektar.  Für die Kaufvarianten (Vermögensanlage 3) stehen noch rund 2,4 Millionen Euro zur Zeichnung zur Verfügung. Ein Kauf ist ab 47.525 Euro für ein 5 Hektar großes Grundstück möglich.

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Pierre Guttwein ist Vertriebs- und Marketingleiter von Miller Forest. / Foto: Unternehmen

ECOreporter: Gibt es im Fortführungsprospekt – im Vergleich zum Verkaufsprospekt vom Februar 2017 – Veränderungen der Konzepte der drei Vermögensanlagen, beispielsweise bei den Laufzeiten, planmäßigen Auszahlungszeitpunkten, Renditeprognosen, geplanten Aufforstungs-Verhältnissen Energieholz/Wertholz, Höhen der Pachten/Kaufpreise je Hektar?

Pierre Guttwein: Nein, es gibt keine Veränderungen der Konzepte unserer Vermögensanlagen. Es befinden sich noch die gleichen Estancias (Farmen) in der Vermarktung wie 2017, diese werden mit den gleichen Bäumen und entsprechend den gleichen Wachstumsvoraussichten wie 2017 bepflanzt.

Gibt es im Fortführungsprospekt Veränderungen der Vertragsinhalte (Musterverträge Aufforstung, Pacht, Grundstücksvermittlung) und der Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Vergleich zum Verkaufsprospekt vom Februar 2017?

Nein, es gibt keine Veränderungen der Vertragsinhalte. Es gab auch keine inhaltliche Änderung an den AGB. Es wurde lediglich im Zuge der Einreichung des Verkaufsprospekts Anfang des Jahres das Datum der AGB angepasst. 

Paraguay ist stark von der Entwicklung im großen Nachbarland Brasilien abhängig. Der neue brasilianische Präsident Bolsonaro plant laut Medienberichten, den Schutz des Regenwaldes deutlich zu verringern und große Teile zur wirtschaftlichen Verwertung freizugeben. Durch eine zunehmende Rodung des brasilianischen Regenwaldes könnte das Holzangebot in der Region deutlich steigen. Wie schätzt Miller Forest das Risiko ein, dass künftig durch zunehmende Holzexporte nach Paraguay die Preise für Brenn- und Wertholz in Paraguay – und damit die erzielbare Verkaufserlöse für die Anleger – sinken könnten?

Das Risiko durch einen direkten Export des Rohstoffs Holz nach Paraguay besteht nicht, da die Transportwege zu lang sind und die Zollabwicklung für die Einfuhr zu kompliziert. Die Gefahr besteht eher durch Nachzugseffekte auf den Märkten. Das Holz würde nach der Rodung wahrscheinlich verkohlt oder für Tropenholzeinschnitt und Furnier verwendet werden. Die großen Unternehmen, z.B. im Bereich Stahl, Zellstoff etc., könnten es sich alleine aus Imagegründen nicht erlauben, Holz aus der Naturwaldrodung zu beziehen, zudem ist die Rohstoffqualität nicht homogen genug. Die größeren Abnehmer sind alle auf Eukalyptus eingestellt. Auf den Markt der kleinen Abnehmer könnte es Auswirkungen haben und als Folge daraus die Nachfrage nach Eukalyptusprodukten verringern. Prinzipiell hat die Wahl von Bolsonaro jedoch erst mal eine positive Stimmung in der Wirtschaft ausgelöst, wodurch viel wahrscheinlicher ist, dass die Kapazitäten wieder erhöht werden und der Holzpreis in Brasilien eher steigt.

Der Preis pro Schüttraummeter Hackschnitzel lag gemäß einer Erhebung von Miller Forest mit 20 US-Dollar auch 2017 weiterhin unter dem Niveau von 2013 (30 US-Dollar). Welche Entwicklung des Preises – und unter welchen Voraussetzungen/Annahmen – erwartet Miller Forest in den nächsten fünf Jahren? Haben sich Ende 2018 schon die Preise im Vergleich zu 2017 verändert?

Ja, die Preise für Hackschnitzel in Paraguay steigen seit etwa einem Jahr wieder an. Unser Forstunternehmen konnte in 2018 bereits wieder einen Holzabnahmevertrag mit bis zu 22 US-Dollar pro Schüttraummeter Hackschnitzel unterzeichnen, nachdem in 2016/2017 teilweise nur 17 US-Dollar erzielt werden konnten. Die zunehmende Verknappung hatte sich bereits in den Vorjahren angedeutet, sich aber noch nicht wieder in den Preisen widergespiegelt. Wir gehen davon aus, dass sich die Preise mittelfristig im Bereich von 24 bis 30 US-Dollar einpendeln werden – damit würden wir unsere Renditeprognosen erfüllen bzw. leicht übertreffen. Mit Hackschnitzelpreisen in der Größenordnung von 32 bis 36 US-Dollar, wie wir sie in 2014 schon erzielen konnten, rechnen wir in den nächsten Jahren nicht.


Aufforstungsflächen von Miller Forest in Paraguay. / Foto: Unternehmen

2018 stand bei den 2013 mit Energieholz bepflanzten Pachtflächen planmäßig die Schlussernte an. Ist diese Schlussernte bereits erfolgt? Oder ist vorgesehen, die Ernte zu verschieben, um eventuell höhere Verkaufspreise abzuwarten?

Nein, die Schlussernte der 2013 mit Energieholz bepflanzten Pachtflächen ist noch nicht erfolgt. Aufgrund der guten Holzqualität kann der untere Teil der Energieholzbäume nach Einschätzung der Förster als einfaches Sägeholz verwendet werden. Um mehr sägefähiges Holz zu erhalten, mit dem ein höherer Preis als mit reinen Hackschnitzeln erzielt werden kann, wird die Ernte um ein Jahr verschoben.

Laut Prospekt sind in Paraguay steigende Grundstückspreise für Kauf und Pacht zu verzeichnen, die die Rendite der Bewirtschaftung belasten. Werden die höheren Grundstückspreise schon im Rahmen der aktuellen Vermögensanlagen-Angebote an die Anleger weitergegeben? Oder sind die steigenden Grundstückspreise ein Punkt, der nur bei künftig aufzulegenden Vermögensanlagen-Angeboten eine Neukalkulation (höhere Kauf-/Pachtpreise für Anleger) erfordert?

Wie schon erwähnt, befinden sich derzeit noch die gleichen Estancias in der Vermarktung wie 2017. Diese Grundstücke sind entsprechend noch zu den 2017er Konditionen zu erwerben. Sobald wir neue Landflächen erwerben müssen und diese in die Vermarktung gehen, werden hierfür die Preise neu kalkuliert. Es ist davon auszugehen, dass wir neue Landflächen nur zu gestiegenen Preisen erwerben können und daher Ende 2019 der Einstieg in unser Waldinvestment auch nur noch zu höheren Preisen als aktuell möglich ist.

Die zum Ende des ersten Quartals 2017 geplante Gründung einer paraguayischen Tochtergesellschaft, über die Grundstücke in Paraguay erworben werden könnten, hat die Emittentin zugunsten der Investition in das Sägewerk zurückgestellt. Für wann ist die Gründung einer paraguayischen Tochtergesellschaft derzeit vorgesehen?

Die Gründung der paraguayischen Tochtergesellschaft hat für uns keine Dringlichkeit und wird daher voraussichtlich erst ab 2020 erfolgen.

Im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie Details zu der von Miller Forest geplanten Errichtung eines Sägewerks, an dem sich voraussichtlich auch Investoren beteiligen können. Zudem gehen wir unter anderem auf die aufgetretenen Frostschäden ein und fragen nach, wie die Emittentin den mehrmonatigen Vertriebsstopp in diesem Jahr wirtschaftlich verkraftet hat.

ECOreporter hatte 2017 einen Forstexperten nach Paraguay gesendet, um die Plantagen von Miller Forest zu begutachten und einen ECOanlagecheck zu erstellen. Hier können Sie die Ergebnisse nachlesen.

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