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"Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern und eine stabile Rendite" für den Investor - ECOreporter.de-Interview mit Edda Schröder, Wallberg Global Microfinance Fund

Was können Mikrofinanzfonds konkret bewirken? Wie kontrollieren sie, was mit dem Geld der Anleger vor Ort geschieht? Darüber und über weitere Fragen zum Wallberg Global Microfinance Fund hat ECOreporter.de mit Edda Schröder gesprochen. Sie ist Geschäftsführerin von Invest In Visions und Initiatorin des Fonds. Der Wallberg Global Microfinance Fund vergibt weltweit Darlehen an Mikrofinanzinstitute in Schwellenländern (per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu einem ECOreporter.de-Beitrag über den Fonds).

ECOreporter.de: Was kommt von dem gesamten Fondsvolumen des Wallberg Global Microfinance Fund wirklich bei den Mikrofinanzinstituten an und wie viel davon bei den Kreditnehmern? Können Sie Summen und Prozentsätze nennen? Wo bleibt der Rest?
Edda Schröder: Bis auf einen Cash-Bestand von ca. 10 Prozent wird das gesamte Fondsvolumen in Form von Krediten an die Mikrofinanzinstitute (MFIs) ausgegeben. Diese Kredite müssen auch in vollem Umfang an die Endkreditnehmer weitergegeben werden.

ECOreporter.de: Warum investiert der Wallberg Global Microfinance Fund in Mikrofinanzinstitute in bestimmten Ländern und in anderen nicht? Welche Auswahlkriterien gibt es dafür?
Edda Schröder: In erster Linie schauen wir nach den Mikrofinanzinstituten. Wenn wir uns für ein MFI entschieden haben, betrachten wir die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wir gehen nach dem so genannten „Bottom up“-Ansatz (aus dem Asset Management) vor.

ECOreporter.de: Nach welchen Kriterien werden die Mikrofinanzinstitute ausgesucht, denen der Fonds Geld zur Verfügung steht?
Edda Schröder: Hinter der Auswahl der MFI’s liegt ein ausgiebiger Analyseprozess. Die Institute müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllen, wie zum Beispiel sich einer externen Wirtschaftsprüfung unterziehen und mindestens die Teilbankenlizenz aufweisen. Darüber hinaus nimmt Symbiotics (das Fondsmanagement, die Red.) eine Prüfung vor Ort vor – meist über drei bis fünf Tage. Im Anschluss an die fundamentale, strategische und technische Analyse erfolgt ein Rating.

ECOreporter.de: Wie wird überprüft, wie diese die Mittel einsetzen?
Edda Schröder: Symbiotics ist in ständigem Kontakt mit den Instituten, telefonisch fast wöchentlich. Darüber hinaus liefern die MFI’s monatliche Zahlen, aus denen wir erkennen können, wie sie vor Ort arbeiten. Die Zusammenarbeit erfolgt aber auch auf Vertrauensbasis.

ECOreporter.de: Überprüft der Fonds nur, was ihm die Investments in die Mikrofinanzinstitute einbringt oder auch, was diese Mittel vor Ort konkret bewirken?
Edda Schröder: Wir können ermitteln, wie viele Männer bzw. Frauen wir mit den Geldern erreichen, in welchen Größenordnungen die Kredite vergeben wurden und welche Regionen – auf dem Land oder in der Stadt – erreicht wurden. Hierbei handelt es sich um die „soziale Performance“ des Fonds.

ECOreporter.de: Was will der Fonds konkret durch seine Investments bewirken?
Edda Schröder: Der Fonds strebt eine Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern durch Hilfe zur Selbsthilfe an und eine stabile Rendite für den Investor.

ECOreporter.de: Gibt es Vorgaben oder Empfehlungen, für welche Bereiche oder Bevölkerungsgruppen die Mittel vorrangig zu vergeben sind?
Edda Schröder: Für uns ist eine breite Streuung wichtig. Und die Höhe der Kredite muss „klein“ sein, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Um innerhalb des Fonds kein Klumpenrisiko zu entwickeln, ist es wichtig, dass eine Streuung z.B. zwischen Stadt, Land und verschiedenen Branchen erreicht wird.

ECOreporter.de: Inwiefern haben Mikrofinanzinstitute auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Kreditnehmern, insbesondere wenn sie die Rückzahlungen nicht leisten können und abzustürzen drohen?
Edda Schröder: Die Mikrofinanzinstitute haben neben der reinen Kreditvergabe auch die Aufgabe, die Kreditnehmer zu unterstützen, sei es fachlich oder  kaufmännisch. Da das gesamte Geschäft auf Vertrauen aufbaut, ist es ein Gegenseitiges. Es wird einiges besprochen, dem Kreditnehmer geholfen, bevor er in die Isolation verfällt.

ECOreporter.de: Es gibt Berichte über Selbsttötungen von Mikrokreditkunden, die Kredite nicht zurückzahlen konnten. Wie gehen die Mikrofinanzinstitute mit solchen Tragödien um, wie der Fonds?
Edda Schröder: So etwas ist noch nicht vorgekommen und liegt auch nicht in unserem Einflussbereich. Im dem Falle würde es jedoch zu einer stärkeren Kontrolle des MFI’s führen.

ECOreporter.de: Es wird auch berichtet, dass Mikrofinanzinstitute Schlägertrupps einsetzen, um die Rückzahlung von Krediten einzufordern. Inwiefern kann ihr Fonds solche Praktiken bei den Mikrofinanzinstituten ausschließen, in die er investiert?
Edda Schröder: Ganz ausschließen können wir so etwas nicht, aber durch engen Kontakt und Kontrolle versuchen zu verhindern. Wenn es sich herumspricht, dass ein Institut so etwas tut, erhält es keine Refinanzierungsmittel mehr: von keinem Investor, denn das spricht sich herum.

ECOreporter.de: Wächst die Gefahr schwarzer Schafe unter den Mikrofinanzinstituten, wenn immer mehr Mittel in den Sektor fließen? Bis zu welchem Investitionsvolumen kann noch wirksam kontrolliert werden, was mit dem bereit gestellten Kapital geschieht?

Edda Schröder: Wir können jederzeit durch gute Datenlieferungen der MFIs und engen Kontakt kontrollieren. Ganz ausschließen kann man auch hier nichts. Aber wie bereits erwähnt: Die Institute bekommen dann keine Refinanzierungsmöglichkeiten mehr.

ECOreporter.de: Wie kann der Wallberg Global Microfinance Fund dafür Gewähr leisten, dass er nicht in Konkurrenz zur Entwicklungshilfe und zu karitativen Organisationen gerät?
Edda Schröder: Der Auftrag der Entwicklungshilfe ist ein anderer. Entwicklungshelfer sind meistens diejenigen, die vor uns die MFIs aufbauen. Wir sorgen für die Beständigkeit der Kapitalflüsse.

ECOreporter.de: Frau Schröder, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Wallberg Global Microfinance Fund
Anteilsklasse P: WKN A0Q50C
Anteilsklasse I: WKN A0Q50D



Bildhinweis: Potentielle Kunden für Mikrofinanzinstitute: Marktfrauen in Kinshasa. / Quelle: ProCredit
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