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Heliocentris stellt Insolvenzantrag – Aktie fast wertlos, Anleihenkurs unter Druck

Die auf Brennstoffzellentechnologie spezialisierte Heliocentris Energy Solutions AG ist insolvent. Sie hat beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Nachhaltige Investoren konnten in die Aktie und in eine Anleihe von Heliocentris investieren.

Die Sanierung von Heliocentris soll laut dem Antrag in Eigenregie erfolgen, wie das Unternehmen mitteilte. Hintergrund der Insolvenz sei ein Liquiditätsengpass, der aufgrund von "Planabweichungen bei der Umsatzrealisierung" entstanden sei. Offenbar konnte dieser Engpass nicht ausgeglichen werden, weshalb Heliocentris nun zahlungsunfähig ist.

Bereits 2015 hatte der Umsatz von Heliocentris unter verzögerten Auftragseingängen aus Myanmar und dem Mittleren Osten gelitten. Neben Brennstoffzellensystemen für Lehreinrichtungen hat sich die Gesellschaft insbesondere auf ökologische Stromversorgungslösungen für die Telekombranche in Asien, Afrika und dem Nahen Osten spezialisiert.

Für das Geschäftsjahr 2016 musste das Unternehmen seine Prognose sogar halbieren: So rechnete der Vorstand in diesem Jahr nur noch mit Umsatzerlösen in Höhe von 10 bis 12 Millionen Euro. Aufgrund der fehlenden Deckungsbeiträge bleibe das Ergebnis ungefähr auf Vorjahresniveau, hieß es Ende August 2016. Damals kündigte der Vorstand Maßnahmen an, um Liquidität und Eigenkapital zu stärken. Sie haben offenbar bislang nicht ausgereicht.

Insolvenz in Eigenregie: Heliocentris-Vorstand will weiterhin Einfluss nehmen

Die nun von Heliocentris beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung unterscheidet sich von der Regelinsolvenz durch die Verteilung der Verantwortlichkeiten. Bei einer Regelinsolvenz übernimmt ein vom Gericht bestellter Insolvenzverwalter die Geschäfte und trifft alle wesentlichen Entscheidungen. Der Vorstand von Heliocentris hätte dann kaum noch Einfluss. Bei der Insolvenz in Eigenregie behält die Unternehmensführung dagegen ihren Handlungsspielraum weitestgehend. Vom Gericht wird noch ein Sachwalter bestellt, der die Führung berät und begleitet. Fachlich besteht kein Unterschied zwischen einem Insolvenzverwalter und einem Sachwalter.

Die Heliocentris-Aktie ist schon länger im Kurskeller

Der Aktienkurs von Heliocentris brach nach der Insolvenz-Nachricht um 28 Prozent auf 0,10 Euro ein und hat damit auf Jahressicht 94 Prozent an Wert verloren. Bereits seit dem Frühjahr 2015 setzte der Kursverfall ein. Damals wurde die Aktie noch mit über sieben Euro gehandelt. Für die Aktionäre haben sich durch den Insolvenzantrag die Aussichten auf eine Kurserholung eher verbessert. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass Heliocentris unter Gläubigerschutz eine Wende des Abwärtstrends gelingt und die Aktie zumindest etwas zulegen kann.

Aussichten für Investoren der Heliocentris-Anleihe unklar

Mit einer 5-jährigen Wandelanleihe (ISIN DE000A1YC020) im Volumen von bis zu 13,9 Millionen Euro hatte sich Heliocentris 2014 Kapital von Investoren beschafft. Platziert wurde im Jahr 2014 ein Anleihe-Volumen von Höhe von 11,2 Millionen Euro. Der unbesicherte, nachrangige Bond mit einem Kupon von 4 Prozent wird an der Düsseldorfer Börse gehandelt. Der anfängliche Wandlungspreis betrug 8 Euro. Aktuell liegt der Kurs noch bei 90 Prozent (Stand: 12.10., 12:09 Uhr). Die nächste Zinszahlung wäre Mitte Januar 2017 fällig. Ob es dazu kommt, erscheint nun fraglich.

Wahrscheinlicher ist, dass das Unternehmen die Anleihebedingungen mit den Investoren neu verhandelt. Investoren einer Unternehmensanleihe zählen im Fall einer Insolvenz zu den sogenannten nachrangigen Gläubigern. Das bedeutet, dass zunächst die Ansprüche der kreditgebenden Banken aus der Insolvenzmasse bedient werden, wenn das Unternehmen nicht mehr zu retten ist.

Anleihe-Investoren müssen sich mit dem begnügen, was dann noch an Kapital übrig ist. Daher liegen die Quoten der Rückzahlung an Anleihe-Investoren bei einer Insolvenz häufig im einstelligen Prozent-Bereich. Angesichts dieser hohen Verlust-Gefahr ist die Verhandlungsposition der Anleger schwach, die in die Heliocentris-Anleihe investiert haben.

Heliocentris Energy Solutions AG: ISIN DE000A1MMHE3 / WKN A1MMHE
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