Die Hannover Rück kann am Markt trotz Rekorddividende nicht überzeugen. / Foto: Unternehmen

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Hannover Rück zahlt Rekorddividende und sorgt für Enttäuschung

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück will nach einem Gewinnsprung im Geschäftsjahr 2021 deutlich mehr Geld an seine Aktionäre ausschütten. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz in Hannover mit. 2022 soll zudem wieder ein Rekordgewinn erwirtschaftet werden – auch wenn die Folgen des Ukraine-Kriegs und der Russland-Sanktionen noch schwer einzuschätzen sind.

An der Börse sorgte der Versicherer dennoch für Enttäuschung. Analysten zeigten sich mit der Rekorddividende unzufrieden – sie hatten auf eine noch höhere Ausschüttung spekuliert, zumal die Ausschüttung für 2021 im Gegensatz zum ersten Corona-Jahr 2020 wieder eine Sonderdividende enthält. Die Jahreszahlen 2021 und das Gewinnziel für 2022 waren zudem schon länger bekannt.

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Nach einem Gewinneinbruch 2020 lief es für die Hannover Rück 2021 wieder deutlich besser. Trotz hoher Belastungen sowohl in der Schaden- als auch der Personen-Rückversicherung stieg der Gewinn um 39 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro. Die Kapitalbedeckungsquote, welche die Risikotragfähigkeit der Hannover Rück misst, lag zum 31. Dezember 2021 bei 243,1 Prozent (Ende 2020: 235,2 Prozent) und damit weiter deutlich über dem Limit von 180 Prozent und dem von der Versicherung ausgegebenen internen Schwellenwert von 200 Prozent.

Die geplante Gewinnausschüttung umfasst nun eine unveränderte Basisdividende von 4,50 Euro und eine Sonderdividende von 1,25 Euro je Aktie. Für die Jahre 2015 bis 2019 hatte die Hannover Rück jeweils eine Sonderdividende von 1,50 Euro bezahlt. Für 2020 mussten sich die Aktionäre mit einer Basisdividende begnügen. Größter Nutznießer der Dividenden ist der Versicherungskonzern Talanx (HDI), dem gut die Hälfte der Hannover Rück-Aktien gehören.

Rekordgewinn im Blick

Im laufenden Jahr will der Rückversicherer 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro verdienen. Das wäre so viel wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens. Unterdessen blickt die Hannover Rück-Führung mit Sorge auf den Krieg in der Ukraine und mögliche größere Auswirkungen des Konflikts auf das Geschäft. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir dies noch nicht belastbar abschätzen", erklärte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz in einer Telefonkonferenz. "Auch wenn unsere Exponierung beispielsweise durch Kapitalanlagen in der betroffenen Region gering ist, gibt es eine Reihe von Unsicherheiten."

Dem Manager zufolge muss sein Unternehmen aus derzeitiger Sicht vor allem mit indirekten Folgen rechnen. Diese könnten sich etwa aus weiteren Beschränkungen des internationalen Zahlungsverkehrs durch den Swift-Ausschluss russischer Banken oder die Kriegssituation selbst ergeben. "All dies kann sich auf die eine oder andere Weise auf Versicherungsdeckungen auswirken", so Henchoz. Viele Geschäftsbeziehungen mit Kunden in Russland und Belarus seien "auf Hold gestellt".

Laut Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel ist das Anlagekapital der Hannover Rück in Russland vor allem in Staatsanleihen gebunden. Der Betrag liege "im zweistelligen Millionenbereich". Diese Summe sei im Verhältnis zur Gesamtsumme an Kapitalanlagen des Konzerns "völlig unwesentlich".

Risiken ergeben sich nach Einschätzung von Spezialversicherern auch aus möglichen Hackerangriffen. Ob solche Schäden im Kriegsfall durch Cyberpolicen gedeckt sind, müsse man stets individuell entscheiden, heißt es in Hannover: "Es ist immer eine Frage des Einzelfalls, ob das auf den Krieg zurückzuführen ist oder auf eine dritte Partei."

Keine Favoriten-Aktie mehr

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an: Nach Veröffentlichung der neuen Zahlen verlor die Hannover Rück-Aktie im gestrigen Xetra-Handel 5,7 Prozent an Wert. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Aktie rund 13 Prozent an Wert eingebüßt. Noch Anfang Februar war ihr Kurs in der Spitze bis auf 181,70 Euro gestiegen.

Aktuell ist die Aktie im Xetra-Handel 2,5 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 146,60 Euro (Stand: 11.3.2022, 11:05 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 16,3 Prozent an Wert verloren, im Jahresvergleich ist sie 5,1 Prozent im Minus.

ECOreporter hatte die Hannover Rück 2019 aus der Liste seiner Mittelklasse-Favoriten-Aktien entfernt, weil der Konzern sich nach Einschätzung der Redaktion zu langsam und inkonsequent aus der Versicherung von Kohleunternehmen zurückzieht. Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 ist die Aktie günstig bewertet. Am 21. März steigt die Hannover Rück vom MDax in den deutschen Leitindex Dax auf.

Lesen Sie auch unseren Überblick Langfristig eine gute Idee – bis 870 % Plus mit nachhaltigen Mittelklasse-Aktien

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